Wieso fühlst du dich angesprochen?
Weil du mich zitiert hast?
Meinst du, das weiß ich nicht?? Vor dem Ausbruch des Weltkrieges stand allerdings ein Krieg zwischen Athen und Konstantinopel im Raum.
Ja schon richtig, aber wenn, dann hätte Konstantinopel den begonnen um sich die ägäischen Inseln zurück zu holen und nicht Athen.
Insofern verhagelte die Zurückhaltung der Auslieferung der Schlachtschiffe seitens Großbritannien Konstantinopel villeicht die Möglichkeit loszuschlagen.
Es sorgte aber nicht für eine ernsthafte Bedrohung des Osmanischen Reiches.
Es wird wohl einen Grund für die Bestellung der Großkampfschiffe gegeben haben.
Natürlich wird es den gegeben haben.
Nur ich darf darauf hinweisen, dass das Osmanische Reich an mehr als ein Meer grenzte?
Simple Frage an dich:
Würdest du ausgerechnet in der Ägäis gestützt auf schwerfällige, für Torpedos unterhalb der Wasserlinie massiv anfällige Dreadnaughts setzen, wo sich was-weiß ich, wie viele Inseln befinden, die sich als Basen für Schnellbote mit Torpedobestückung eignen?
Oder hältst du es möglicherweise für denkbar, dass man bei der Bestellung der Schlachtschiffe eher an das Schwarze Meer und die Verteidigung der Meerengen nach Norden hin dachte oder an das östliche Mittelmeer, was als Einsatzkonzept für diese Schiffstypen wirklich wesentlich sinnvoller war?
Ich hätte mir ja anstelle der Osmanischen Entscheidungsträger in erster Linie mal Sorgen um die maritimen Kapazitäten Russlands und dessen Ambitionenn wegen der Meerengen gemacht, weniger wegen Griechenland, dass mit einem Krieg gar nicht so viel erreichen konnte.
Die Bestellung erfolgte vor dem Weltkrieg und die wurde nicht ohne Grund getätigt. Die Osmanen sind ja nach dem Ersten Balkankrieg gründlich gerupft worden, aber das ist dir ja bekannt.
Die Bestellung erfolgte übrigens auch bereits vor dem 1. Balkankrieg, nämlich 1911, so dass man darin keine Reaktion auf das Ergebnis des Balkankrieges sehen kann.
Viel mehr wird man sie als Reaktion auf den Krieg mit Italien betrachten können, in dem sich das Osmanische Reich gerade befand, und in diesem Kontext machte es ja auch durchaus Sinn, wenn man bedenkt, dass die afrikanische und vorderasiatische Peripherie des Reichs durch Italiens Seestreitkräfte bedroht waren.
Da das Osmanische Reich, damals noch über seine europäischen Territorien und eine direkte Landgrenze zu Griechenland verfügte, wäre es zu diesem Zeitpunkt wenig sinnvoll gewesen in Sachen gegen Griechenland gerichtete Rüstung übermäßig auf die Marine zu setzen.
Griechenland wäre zu diesem Zeitpunkt eher eine Aufgabe für die Landstreitkräfte gewesen.
Hatte das Osmanische Reich eigentlich die Alternative einer tatsächlichen Neutralität besessen?
In sehr theoretischen Szenarien.
Man hätte sich mit der Entente auf ein Prozedere einigen können, nachdem das Osmanische Reich den Nachschub für Russland hätte aufkaufen und dann später selbst nach Russland reexportieren können.
An- und Verkauf von Kriegsmaterial von und an Kriegsparteien, ist ja mit einem neutralen Status durchaus vereibar, nur dass Durchschleusen von Truppen und Nachschub einer anderen kriegsführenden Partei durch das eigene Gebiet für direkte Kriegszwecke nicht.
Und theoretisch hätte die Entente ein solches Arrangement natürlich auch mit Bulgarien treffen können, dass ja damals auch noch einen Zugang zur Ägäis besaß, dann wäre das Osmanische Reich natürlich aus dem Schneider gewesen.
Oder man hätte die Meerengen und das Marmarermeer zu internationalen Gewässern erklären, jeden Hoheits- und Kontrollanspruch darauf aufgeben und die Regelung des Seeverkehrs in die Hände einer von den Großmächten zu beschickenden internationalen Kommission legen können, um sich der politischen Verantwortung für dieses Frage zu entzienen.
Über die praktische Durchführbarkeit und die politischen wie diplomatischen Hindernisse, wird man sich nicht länger auslassen müssen, das liegt auf der Hand.
Was man wohl praktisch hätte tun können, wäre gewesen zu versuchen auf Zeit zu spielen.
Sicherlich hätte man ein paar Aspekte gefunden, die Raum für juristische Streitfälle geboten hätten und damit hätte man das internationale Gericht in Den Haag als Schiedsinstanz anrufen und bis zu dessen Entscheidung darauf beharren können, die Meerengen grundsätzlich offen zu lassen, aber jedes einzelne Schiff zu durchsuchen und Kriegsmaterial herauszuziehen und zu internieren.
Praktisch hätte ein solches Lavieren allerdings wahrscheinlich dazu geführt, dass man es sich mit beiden Blöcken verdorben hätte.
Ich sehe eigentlich nur 2 Szenarien, in denen das Osmanische Reich tatsächlich hätte neutral bleiben können.
- Eine schnelle Entscheidung des Krieges, bei der die Frage der Materialversorgung Russlands und damit der Meerengen irrelevant geworden wäre.
- Wenn es der Entente gelungen wäre in den ersten Wochen des Krieges die deutsche Flotte oder ihren Löwenanteil zur Schlacht zu stellen und zu versenken oder schwer zu beschädigen, so dass sich für Dänemark die ernsthafte Option eines Anschlusses an die Entente geboten hätte und die Ententemächte damit die Möglichkeit gehabt hätten auch in der Ostsee zu operieren und Russland auf diesem Weg zu versorgen, so dass man auf die Durchfahrt durch die Meerengen hätte verzichten können.
Aber das hatte Konstantinopel natürlich nicht in der Hand.