Liz Taylor und Kleopatra

Ich glaube Ihr macht den Fehler ,die Taylor deshalb als "die Cleopatra " anzusehen,weil sie im letzten großen und einzigen farbigen Film über das Thema spielte.
Wenn man die Filme in ihrer Gesamtheit betrachtet, so wiederholen sich bestimmte Szenen und Interpretationen der Figur aber schon von Anfang an. Deshalb hat Liz Taylor die Rolle auch nicht geprägt,sie war lediglich die letzte und aus den o.a. Gründen vielen präsenteste Darstellerin in einer Reihe.
Stilbildend waren aber zumindest zwei Vorgängerfilme
Im Film von 1917 von J.G.Edwards , dem bis dahin teuersten Film seiner Zeit, hat, soweit man das aus den erhaltenen Fragmenten sagen kann,Theda Bara bereits die wesentlichen Grundzüge der Cleopatra-Ikonographie angelegt
Und der Film von 1934 von Cecil B.DeMille hat etliche Oskars eingeheimst .Claudette Colberts Darstellung war damals durchaus stilbildend, allerdings schwarz-weiss

Liz Taylor hat diese Rolleninterpretationen streng genommen nur aufgenommen und in Technicolor wiederholt.
 
Ich glaube Ihr macht den Fehler ,die Taylor deshalb als "die Cleopatra " anzusehen,weil sie im letzten großen und einzigen farbigen Film über das Thema spielte.

Es gab später noch eine Kleopatraverfilmung. Die Hauptrollen sind mit Timothy Dalton als Cäsar und Leonor Varela als Kleopatra besetzt worden.
 
Trotz seiner Bekanntheit konnte der Film die Filmkosten nicht einspielen und war für das Filmstudio ein sehr teures Vergnügen.
 
Es gab später noch eine Kleopatraverfilmung. Die Hauptrollen sind mit Timothy Dalton als Cäsar und Leonor Varela als Kleopatra besetzt worden.

Cleopatra-DVD_cover.jpg


Hat aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Jedenfalls nicht bei mir.
 
Trotz seiner Bekanntheit konnte der Film die Filmkosten nicht einspielen und war für das Filmstudio ein sehr teures Vergnügen.

Stimmt nicht ganz.

Darf ich hierzu Wiki zitieren? (Hervorhebung von mir):

Aufgrund dieser Probleme stieg das anfangs auf 2 Mio Dollar veranschlagte Budget um ein Vielfaches an. Der Film galt mit Produktionskosten von 44 Millionen Dollar – inflationsbereinigt 300 Millionen US-Dollar (2009) – bis zur Erscheinung des Films Avatar im Jahre 2009 als der teuerste Spielfilm aller Zeiten. Diese immensen Kosten, die durch Einspielerlöse erst im Jahre 1966 ausgeglichen werden konnten, trieben die Produktionsfirma 20th Century Fox an den Rand des finanziellen Ruins. Bis heute hat der Film jedoch insgesamt 430 Mio Dollar (inflationsbereinigt) eingespielt und ist damit immer noch einer der profitabelsten Filme aller Zeiten.
 
Ich bringe Kleopatra nicht mit Liz Taylor in Verbindung - und das, obwohl ich keinen anderen Kleopatra-Film (außer dem Asterix-Zeichentrickfilm und die "Rom"-Serie) gesehen habe. Vielleicht liegt das daran, dass ich ihn erst in meinen 20ern gesehen habe, als ich bereits viel über die reale Kleopatra wusste, und dem Film beim Anschauen sehr skeptisch gegenüberstand, oder daran, dass ich weder von Liz Taylor noch von Kleopatra ein Fan bin. (Es ist allerdings leider nicht so, dass ich generell dagegen gefeit wäre, dass sich bestimmte Schauspieler in meinem Kopf festsetzen. Seit "Troja" bekomme ich Brad Pitt als Achilles nicht mehr aus dem Kopf ...)

Plus ein nicht zu vernachlässigender Faktor: Macht.
Eher Reichtum und der sinnlich-orientalische Lebensstil. Immerhin stand Ägypten seit einiger Zeit massiv unter ägyptischem Einfluss, und es hatte bereits in den 50ern Überlegungen gegeben, das Land als Provinz einzuziehen - und Mark Anton war an den damaligen Aktivitäten in Ägypten beteiligt gewesen, kannte also die Zustände im Land.

Man sollte Kleopatras Einfluss auf ihre Männer auch nicht überschätzen. Caesar ignorierte sie und seinen möglichen Sohn Caesarion komplett in seinem Testament. (Dass er ihn nicht zum politischen Erben machen konnte, war klar, aber er hätte ihm wenigstens ein paar Vermögenswerte hinterlassen können.) Auch Mark Anton verfiel ihr keineswegs sofort komplett - und das, obwohl sie bei ihm anfangs leichtes Spiel hatte, denn als er seine erste Affäre mit ihr hatte, war er noch mit Fulvia verheiratet, von der es hieß, sie habe außer ihrem Namen nichts Weibliches an sich gehabt. Trotzdem löste er sich wieder von Kleopatra und blieb nach seiner Hochzeit mit Octavia erstmal bei seiner Frau. Erst als er und Kleopatra endgültig ein Paar wurden, verfiel er ihr zunehmend.
 
vielleicht auch am Asterix. Habt ihr euch dort die Kleopatra mal angesehen? Eindeutig die Gesichtszüge von Liz Taylor.

Und das Cover des Asterix-Bandes zu Kleopatra ist sehr stark angelehnt an das Filmplakat des Cleopatra-Films mit Liz Taylor.

Ich denke aber auch, dass diese Filme sehr stark prägen können. Und das nicht nur interessierte - oder auch nicht-interessierte - Laien. Wie Jacobum schreibt. Denke ich an Nero, dann sehe ich Peter Ustinov. Auch wenn ich genügend Nero-Büsten kenne.

Zu dem Nero noch eine Andekdote (aus wiki): Für Peter Ustinov war die Darstellung des Nero der Beginn einer glanzvollen Karriere. Dabei hatte MGM trotz überzeugender Probeaufnahmen ein Jahr gezögert, ihm die Rolle zu geben. Der 30-jährige schien zu jung zu sein. „Wenn ihr noch länger wartet, bin ich zu alt. Nero starb nämlich mit 31 Jahren“, soll er dem Produzenten Sam Zimbalist geschrieben haben.
 
Oftmals ist es ja gerade so dass Frauen die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen die Kunst beherrschen durch ihren Blick, durch ihre Gestik und Mimik einen Mann um den Finger zu wickeln. Eben weil sie im Teenageralter ansonsten gegen die bildschöne Konkurrenz keinen Treffer landen können.

Kleopatra scheint diese Kunst der Verführung ja wohl beherrscht zu haben sonst hätte sie nicht auch nicht im nicht mehr so ganz taufrischen Alter die Männer verzaubern können.

Plus ein nicht zu vernachlässigender Faktor: Macht.



Die Verbindung zwischen Macht und Erotik, die wir in Kleopatra so finden, ist m. E. auch die Erklärung für ihr Nachwirken durch zwei Millenien. Welche weibliche Herrscherin in der Geschichte kann damit noch mithalten? Elizabeth I (die Virgin Queen) oder Kaiserin Victoria wären hinsichtlich Erotik geradezu die Antipole zu Kleopatra.

Diese beiden Aspekte Kleopatras finden sich auch in der Darstellung Kleopatras in der Kunst wieder. In der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts wird sie zunehmend nackt dargestellt. Einige Filme, in denen Kleopatra vorkommt, sind dem pornographischen Genre zuzuweisen. Einen guten Überblick über Kleopatras Nachleben bietet der Wiki-Artikel Kleopatra-Rezeption ? Wikipedia .

Zur Frage, ob Elizabeth Taylor die klassische Kleopatra ist, möchte ich den Beiträgen beipflichten, daß die Taylor'sche Kleopatraverkörperung zwar eine der bekannteren ist, aber nur eine von vielen. Im übrigen bezweifele ich, daß viele der heute unter 30- oder 40-jährigen die Verfilmung mit Taylor kennen (geschweige denn andere Filme mit Taylor). Auf die schnelle habe ich (erfolglos) versucht herauszufinden, wann der Film Cleopatra mit Taylor zum letzten Mal im deutschsprachigen TV gezeigt worden ist. Es ist mir leider nicht gelungen. Ich glaube, daß ich ihn irgendwann Mitte der 80er Jahre oder so im Fernsehen gesehen habe.
 
Diese beiden Aspekte Kleopatras finden sich auch in der Darstellung Kleopatras in der Kunst wieder. In der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts wird sie zunehmend nackt dargestellt.
Das ist allerdings nicht nur der Fantasie der Maler des 19. Jhdts. zu verdanken. Plutarch schrieb in seiner Antonius-Biographie, dass Kleopatra, als sie den Marcus Antonius in Tarsos auf einer Barke empfing und letztlich verführte, gekleidet gewesen sei, wie Aphrodite in der Kunst dargestellt werde, also im Klartext mehr oder weniger nackt.
 
Offen gestanden würde ich eine Prägung des Geschichtsbildes durch derartige Kitschstreifen nicht unterschätzen. Ich kann mich noch sehr gut erinnern wie enttäuscht ich war als ich feststellte dass die "Sissi" der Filme nicht die "Sisi" ist über die ich in den Büchern lesen konnte. Ebenso verhält es sich mit anderen Filmen die man in seiner Kindheit und der Zeit seiner Adoleszenz so konsumiert.
Ich neige eher dazu, von einer Überschätzung der Wirkung abzuraten
Man darf aber nicht vergessen, dass gerade diese kolossalen Filme des goldenen Zeitalters Hollywoods -und weniger die neueren Produktionen Historiker immer wieder dazu anregen sich daran abzuarbeiten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass diese Filme und die durch sie verbreiteten Bilder und Vorstellungen nur deshalb eine gute Folie bieten, weil sie so stark verbreitet wurden.
Ich glaube nicht, dass sich durch solche Filme gleich ein Geschichtsbild, eine allgemeine Vorstellung a la "aha, so waren die also, so sahen die aus" geprägt hatte, sondern eher gelegentliche Illustrationen - manche von diesen blieben eine Weile beliebt (wobei diese Beliebtheit sich weniger auf das vermeintliche Geschichtsbild bezieht, als eher auf Handlungen und Darsteller)

Die Kleopatra in Asterix und Obelix weist m.E. nicht ganz zufällig bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit Liz Taylor auf
ist das nicht ein parodistisches Spiel?

Könnte Deine nicht unberechtigte Kritik an der Korrektheit der Darstellungen nicht auch darauf beruhen, dass sich der filmische Zeitgeschmack heute verändert hat? Ist eine Kleopatra beispielsweise in der Serie Rom "echter" als die 60-er Jahre Ausgabe?
ich glaube nicht, dass möglichst authentische Darstellung des historischen Stoffs ein Anliegen der Monumentalfilme war, gleichgültig ob Ben Hur, Cleopatra oder (ein stets gut gekämmter :)) Kirk Douglas als Spartacus - drehten nicht auch Pasolini und Fellini in den 60ern Filme üer historisches?

Interessant aber ist Cleopatra aus mehreren Gründen: die Anzüglichkeit der Thematik (femme fatale in der Antike, Flauberts Salambo nicht unähnlich), die Vermischung von Bildern (röm. Kaiser - ägyptische "Pharaonin" (wen interessiert da, wer oder was die Ptolemäer waren?)) - und eine Illustration zur "Schlagzeile" Cleopatra ist Liz Taylor auf jeden Fall. Bzgl. der Verbreitung/Bekanntheit des Films: sonderlich bekannt oder geschätzt und folglich rezipiert ist er wohl seit geraumer Zeit nicht mehr, und sollte er mal wieder ausgestrahlt werden, dann wegen Liz Taylor und Richard Burton. Und die zwei sind in "Wer hat Angst vor Virginia Woolfe" viel besser!!:):)
 
Ich denke, schon die Besetzung der Kleopatra im Film hat ihre Ursache im Kleopatra-Bild der letzen Jahrhunderte. Die Taylor galt schon vor dem Film als eine der erotischten Frauen im Kino. Sie hat dem bereits vorhandenen Kleopatra-Bild nur Nuancen hinzugefügt.
Dabei ist die Vorstellung der Kleopatra als mächtige erotische Verführerin vielleicht die eigentliche Überschätzung. Sicher haben Caesar und Kleopatra eine Affäre gehabt, aber Caesar hatte an der Beziehung zu Kleopatra mindestens soviel Interesse wie die Ägypterin und das nicht nur, weil er angeblich mit so gut wie jeder attraktiven Frau schlief, die ihm in den Weg kam. Ägypten war die Kornkammer Roms und von existentieller Bedeutung für den Herrscher Roms. Da war es ganz gut, wenn man mit der ersten Frau Ägyptens sexuelle Beziehungen hatte, zumal Caesar seine Ahnenreihe ja auf Venus zurückführte ;-). Das war eben seine Art, Verträge zu machen - die Römer waren für heutige Zeiten unnachvollziehbar abergläubisch.
 
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Sicher haben Caesar und Kleopatra eine Affäre gehabt, aber Caesar hatte an der Beziehung zu Kleopatra mindestens soviel Interesse wie die Ägypterin und das nicht nur, weil er angeblich mit so gut wie jeder attraktiven Frau schlief, die ihm in den Weg kam. Ägypten war die Kornkammer Roms und von existentieller Bedeutung für den Herrscher Roms.
Schon richtig, allerdings hätte Caesar Ägypten auch einfach als Provinz kassieren können, wie es bereits in den 50ern angedacht worden war, oder er hätte einen anderen Ptolemäer als Klientelkönig einsetzen können. Nicht nur Kleopatra, sondern schon ihr Vater Ptolemaios XII. verdankten den ägyptischen Thron den Römern. Kleopatra war also eindeutig mehr auf Caesar angewiesen als umgekehrt.

Da war es ganz gut, wenn man mit der ersten Frau Ägyptens sexuelle Beziehungen hatte, zumal Caesar seine Ahnenreihe ja auf Venus zurückführte ;-). Das war eben seine Art, Verträge zu machen - die Römer waren für heutige Zeiten unnachvollziehbar abergläubisch.
So ganz verstehe ich Deine Ausführungen nicht. Was haben Aberglaube und Abstammungsmythen mit der Affäre zwischen Caesar und Kleopatra zu tun?
 
Schon richtig, allerdings hätte Caesar Ägypten auch einfach als Provinz kassieren können, wie es bereits in den 50ern angedacht worden war, oder er hätte einen anderen Ptolemäer als Klientelkönig einsetzen können. Nicht nur Kleopatra, sondern schon ihr Vater Ptolemaios XII. verdankten den ägyptischen Thron den Römern. Kleopatra war also eindeutig mehr auf Caesar angewiesen als umgekehrt.


So ganz verstehe ich Deine Ausführungen nicht. Was haben Aberglaube und Abstammungsmythen mit der Affäre zwischen Caesar und Kleopatra zu tun?

Wen hätte Cäsar denn besser einsetzen können als Kleopatra ? Die beiden hatten offenbar die selben Interessen. Und weil Caesar sich selbst als Abkömmling der Liebesgöttin sah, hatte er vielleicht den Eindruck, er könne sie besser kontrollieren. Das auch Römer von der ägyptischen Mythologie stark beeinflusst wurden, sieht man daran, dass der Isis-Kult es zu dieser Zeit schon bis nach Rom geschafft hatte. Man opferte in Rom der Isis. Und Kleopatra war ihr nahe wenn nicht sogar die Verkörperung der Isis selbst- da bin ich mir nicht ganz sicher, wie man das damals sah. Jedenfalls hatte Caesar mit einer Kleopatra im Bett gute Kontakte zu den ägyptischen Göttern.
Ich denke, wir sehen den Mann heute viel zu sehr als kalt rational denkenden Mann - er war ein Römer, aufgewachsen in seiner Götterwelt.
 
Was Du über Caesar schreibst, passt besser zu Marcus Antonius, der machte auf "neuer Dionysos", da spielte dann Isis tatsächlich eine gewisse Rolle. Caesar war doch nüchterner.
 
@Ravenik: Schon richtig, allerdings hätte Caesar Ägypten auch einfach als Provinz kassieren können...
Ganz so einfach ging das nicht. Auch die Römer überfielen nicht so einfach ein Gebiet, ohne sich zumindest formaljuristisch einen casus belli zurechtzubiegen. Sei es eine (oft angebliche) Provokation oder der "Hilferuf" eines zu kurz gekommenen romfreundlichen Thronanwärters im Orient...
 
Kein Problem: Gerüchteweise soll Ptolemaios X. oder XI. Ägypten testamentarisch den Römern vermacht haben.
 
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