1) ... sicherlich diese Antwort hier:
Wendehals ? Wikipedia
Im Zusammenhang mit Talleyrand ist der Begriff "Wetterfahne" - im Sinne von instiktivem Erkennen des Endes eines Regimes - gebräuchlich. Dies hat aber nichts mit der Änderung seiner politischen Ansichten zu tun.
2) Mit dem Abschluss von Verträgen war es üblich, den beteiligten Ministern, Diplomaten ... ein Geschenk vom jeweils anderen Monarchen zu machen. Das waren sehr oft wertvolle Tabakdosen (Wert entsprechend dem Rang) Napoleon belohnte sehr oft sehr gute Leistungen mit Gratifikationen. Dies bedeutet also nur, dass er mit der Arbeit von Barbé-Marbois sehr zufrieden war.
3) Wie du schon richtig sagst, dürfte der Geldfluss kaum nachzuvollziehen sein, zumal sich N. Kriegskasse aus verschiedenen Quellen speiste. Also nur fruchtlose Spekulation. Nicht nachvollziehen kann ich, warum es für dich augenscheinlich einen Unterschied macht, ob das Geld gegen England oder gegen das HRDDN verwendet wurde.
4) Jetzt bin ich total
. Diesen Gedanken erkläre mir bitte einmal näher.
Grüße
excideuil
1) Auch wenn Herr T. (bzw. seine Neigung, die Hand aufzuhalten) Ausgangspunkt des eigentl. Themas ist, möchte ich nicht noch eine "Nebendiskussion" eröffnen.
Vielleicht kann ja einer der Fachleute zum Thema Französ. Revol. bzw. exponierte Persönlichkeiten in der Zeit 1789 - 1814/15 ff. diese Diskussion gesondert aufnehmen - ich bezeichne mich nicht als Fachmann für diesen Fragekomplex.
2) Ich habe zu dieser "Sondergratifikation" von N. an seinen Finanzminister auch nichts Gegenteiliges behauptet.
Aber interessant ist es doch, wenn der gezahlte Betrag umgerechnet bzw. ins Verhältnis gesetzt wird.
Die gen. 152.000 franc dürften je nach Umrechnungskurs ca. 400. bis 500.000 Eur entsprechen. Fragen wir mal Herrn Schäuble, was der an offiz. Beamtenbesoldung im Jahr erhält ?
Deutlich weniger als die Hälfte. Jetzt wird wahrscheinlich eine Neiddebatte entfacht...
3) Zum Thema "Geldfluss" bzw. staatl. Haushaltsrechnung s. vorige Beiträge.
Da es nunmal keine in sich geschlossenen Haushaltsansätze - wie es heute üblich ist - gegeben hat, bewege ich mich bei meiner Überlegung auf dünnem Eis - was aber nicht an der Überlegung an sich, sondern am Eis liegt
. Mehr unter 4).
Und natürlich kann man aus der Perspektive des Jahres 1814 sagen, völlig egal, wofür N. seine Kriegskasse verwendet hat (bzw. wodurch sie gefüllt wurde) - weg ist weg !
Aber aus der Sicht der Jahre 1803/04 ff. ist es mit Sicherheit nicht uninteresant, womit bzw. wie die napoleonische Kriegsmaschinerie gespeist wurde. Und welche Gelder wofür verwendet wurden.
4) Last but not least:
Die Rolle der USA.
Zugegeben, ich hatte am Sonntag Abend nicht mehr die nötige Zeit, diesen Gedanken etwas ausführlicher zu erläutern (ich schrieb ja "zugespitzt formuliert").
a) Es wurde in den vorherigen Beiträgen mehrfach ausdrücklich auf die "Finanznot" der US-Bundesreg. damals hingewiesen.
Erstaunlich ist dann schon, wenn eine klamme Reg. eigentlich nur einen relativ kleinen Landstrich aus polit./ökonomischen Erwägungen erwerben möchte - dann am Ende der Verkaufsverhandlungen aber ca. zehnmal mehr Land und entspr. höheren Kaufpreis zu zahlen hat.
b) Frankreich hatte spiegelbildlich auch hohe Staatsausgaben (Krieg spielen kostet Geld). Gleichzeitig war die betr. Kolonie nicht nur etwas weit weg vom Schuss, sondern barg weitere unkalkulierbare Risiken - militär. und finanziell - was hätte denn der Spass gekostet, hätte Frankreich eine ausreichende "Kolonialarmee" im Süden bzw. auch mittl. Westen der heutigen USA unterhalten müssen ?
Also aus damaliger Sicht war das Geschäft, so wie es zustande gekommen ist, für Frankreich ein Glücksfall. An wen hätte es denn sonst zu diesem Preis und der finanztechnischen Abwicklung diese riesige Landmasse abstoßen können ? An Preußen ?? =)
An Russland ... wäre aus heutiger Sicht natürlich der Knaller !
Also realistisch betrachtet blieben nur die USA.
c) Jetzt stellt sich über die rein ökonomische Frage noch die nach der "gemeinsamen Geschäftsgrundlage", soll heißen: gab es über das rein finanzielle Arrangement noch weitere Motive ?
Da fallen mir sofort die gemeinsamen "Werte" und Ziele ein, sprich 1776 - 1789 - Erklärung der Menschenrechte und US-Verfassung etc.
Man macht halt lieber Geschäfte mit Leuten, die man mag...
Und man wird davon ausgehen können, dass die Jefferson-Administration genau ahnte, wofür die "geistigen" Brüder aus Frankreich den Verkaufserlös brauchten (egal ob zur See oder auf dem Kontinent).
Beide Parteien haben ihre Vorteile gezogen - win/win.
d) Wenn daher die USA (obwohl rein zahlungstechnisch) klamm waren, dann aber doch ca. zehnmal mehr zahlten und wussten, dass diese Gelder zur Kriegsführung verwendet werden (von einem franz. Sozialprogramm für Witwen und Waisen war 1803/04 nichts bekannt oder ?) - nenne ich sowas "eine Art" Subvention.
Wenn eine solche "Art" Subvention Auswirkungen auf Kriege u. Politk in der alten Welt hat (wird ja jetzt wohl keiner ernsthaft abstreiten), dann beteiligt sich die neue Welt mit dieser Art von Finanzierung mindestens passiv an den Ereignissen, die letztlich zu den Gesamtverhandlungen 1815ff. führten. In Wien ging es ja über die "deutsche" Frage hinaus auch um die europäische "Gestaltung".
Soviel in der gebotenen Kürze zur Erläuterung meines Gedankens v. Sonntag. Lässt sich trefflich diskutieren - ist mir klar.
Aber betrachtet man die Konferenzen der letzten Jahrzehnte im Zusammenhang mit Kriegen aller Art (auch reinen Bürgerkriegen), dann haben an den verschiedenen Konferenztischen auch immer die Staaten gesessen, die im Hintergrund agierten.
Daher "Ballsaal"
Götz zum Gruß