Luther war nicht gegen den Ablasshandel

Oder mit den bayrischen Mäxchen verwechselt.
Mäxchen I von Bayern hatte eine tiefe Aversion gegen die Protestanten ... :winke:
 
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Ich würde sagen, dass mit einem jungen "Maximilian" nur Karl (V.) gemeint sein kann. Friedrich der Weise (1463-1525) war ja in der Tat schon recht betagt, als Karl V. (1500-1558) 1520 gewählt wurde. Kurz gerechnet war Friedrich da 57, während Karl bsw. schon mit etwa 58 starb.

Ich habe ein bisschen über die Wettiner gelesen, aber ich glaube nicht, dass ich mir solche Urteile wie die hiesigen über Friedrich III. den Weisen erlauben würde. Fakt ist, dass er einige recht rege Reichspolitik betrieb und dabei ganz im Sinne des Ausbaus der Position der Reichsfürsten gegenüber dem Kaiser arbeitete. Auch wenn sich die Ernestiner und Albertiner mit der Leipziger Teilung von 1485 (da lebte ja Friedrich III. schon) entgültig getrennt hatten, gab es doch immer wieder Anknüpfungspunkte und die Wettiner an sich spielten eine bedeutende Rolle im Reich, wenn sie denn Kurfürsten an der Spitze ihrer Territorien hatten, welche das ökonomische und machtpolitische Gewicht derselben auszunutzen verstanden. Vor allem die noch immer gemeinsam von Ernerstinern und Albertinern genutzten Erträge der Bergwerke dürfte dafür eine ordentliche Grundlage gelegt haben.

Die Ursachen und Folgen des Kampfes der Reichsfürsten für die so oft und gern postulierte deutsche "Libertät" würde hier ja auch den Rahmen sprengen. Freilich war dazu der Konfessionalismus zu einem gewissen Teil ein gutes Vehikel.

Ich glaube hier wird das reichspolitische Lavieren und der Kurs des sächsischen Kurfürsten etwas falsch eingeschätzt, wenn es so klingen will, als habe er Luther vorgespannt, um seine Ziele zu verfolgen. Zum Teil wird da natürlich auch das Ergebnis der Handlungen Luthers, nämlich die konfessionelle Spaltung, als Ziel gesetzt, welches aber 1518 und 1521 noch garnicht absehbar war. Ja, 1525, zum Zeitpunkt von Friedrichs Tod, war ja noch nicht ganz klar der Ausgang der Reformen Luthers sichtbar. Da sehe ich gerade 1525 und in der Folge die Tendenz, dass sich eine Reihe von Landesherren des neuen Weges annahmen und diesen auf einer dauerhaftere Basis stellten.
 
Auseinandersetzung mit dem Rest des Beitrags folgt Anfang nächster Woche.
Da wünsche ich aber großes Durchhaltevermögen...

Allein die Bezeichnung Luthers als "sehr mittelalterlichen, einfach gestrickten, dicken Mönch" lässt mich differenzierten Umgang mit der Thematik vergeblich suchen. :lupe:

Mittelalterlich lasse ich gelten.
Luther war ein zutiefst theologisch denkender und handelnder Mensch und ein Kind seiner Zeit, einer Zeit, in der- wenn überhaupt- theologisches Disputieren und nicht überwiegend von der Ratio bestimmtes aufklärerisches Denken im Vordergrund standen.

Luthers Handeln entsprang einer großen Verantwortung dem Wort Gottes gegenüber mit all den Irrungen und Wirrungen, die einem Menschen (zumal in der Zeit) unterlaufen.
Er wollte mE kein politischer Mensch sein und handelte auch nicht politisch, auch wenn sein Handeln teilweise enorme Auswirkungen auf die Politik hatte.
 
Zum Glück haben die Vorredner schon auf viele Probleme aufmerksam gemacht: anscheinend fehlende Kompetenz; die problematische moralische Wertung vergangener Zeit aus heutiger Sicht; die Annahme, das Ziel eines geschichtlichen Prozesses als vermeintliches Handlungs-Ziel der historischen Personen).

Deshalb möchte ich an dieser Stelle nicht mehr viel inhaltliches zu Luther sagen, aber doch wenigstens Hulda beipflichten, wenn sie von Luther als einem Kind seiner Zeit spricht. Genau so ist es!
Gleich welchen "Helden" man aus der Geschichte nimmt, er war immer auch in einigen Dingen problematisch, auch wenn er in anderen Dingen seiner Zeit voraus war. Und hier ist es gleich, ob man Reformer, Schriftsteller, Philosophen, Staatsmänner etc. betrachtet. Haben sie jedoch große Verdienste, so kann ich sie ihnen nicht absprechen, weil sie doch Kinder ihrer Zeit und (menschlich normal) fehlerhaft waren.

Zudem kann man doch nicht Luther zur Last legen, was seine Ideen später ausgelöst haben. Dann könnte man soeben Aufklärern die Greuel der französischen Revolution und der folgenden Terrorherrschaft vorwerfen. (OT: Viele hatten vorher erkannt, was eine solche Revolution bringen würde und davor gewarnt, vgl. Kant, Schiller etc.)
 
Ich selbst schrieb:
(OT: Viele hatten vorher erkannt, was eine solche Revolution bringen würde und davor gewarnt, vgl. Kant, Schiller etc.)

Wie ich gerade durch meine Gute-Nacht-Lektüre herausgefunden habe, stimmt das nicht ganz, also diesen OT bitte vergessen. ;)
 
...Deshalb möchte ich an dieser Stelle nicht mehr viel inhaltliches zu Luther sagen, aber doch wenigstens Hulda beipflichten, wenn sie von Luther als einem Kind seiner Zeit spricht. Genau so ist es!
Gleich welchen "Helden" man aus der Geschichte nimmt, er war immer auch in einigen Dingen problematisch, auch wenn er in anderen Dingen seiner Zeit voraus war. Und hier ist es gleich, ob man Reformer, Schriftsteller, Philosophen, Staatsmänner etc. betrachtet. Haben sie jedoch große Verdienste, so kann ich sie ihnen nicht absprechen, weil sie doch Kinder ihrer Zeit und (menschlich normal) fehlerhaft waren.
Gerade der letzte Punkt trifft es. Kein Mensch ist unfehlbar und ohne Schwächen oder seine "Leiche im Keller". Selbst bei einem Heiliggesprochenen wird man Angriffspunkte finden.

Zudem fällt es uns gerade durch die zeitliche und gesellschaftliche Distanz leicht, mit dem Finger auf manche historische Person zu zeigen, weil wir viele Entscheidungen aus heutiger Sicht schlecht nachvollziehen können.

Und dann noch der nette Spruch "viele Wege führen nach Rom", der sich auf sämtliche Problemlösungen und Entscheidungen anwenden lässt. Man/Luther musste sich zu einer Entscheidung, einem Weg durchringen, aber er konnte im vorhinein nicht wissen (Wer kann das schon?), was daraus würde. Im Moment der Entscheidung tun wir das, hoffe ich, nach bestem Wissen und Gewissen, obwohl wir dabei nie sicher sein können, die rechte Wahl getroffen zu haben.
 
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