Marine von Binnenstaaten

Aktuell hat die "Schweizer Marine" 10 Patrullienboote vom Typ P-80. 4 auf dem Bodensee, 4 auf dem Genfersee und 2 auf den Tessiner Seen. 7 Mann Besatzung und mit zwei 12,7mm Maschienengewehren bewaffnet.

Die Geschichte der Schweizer Marine ist sehr abwechslungsreich und manchmal auch etwas skurril. Und fast vergessen...

Würde mich freuen mehr davon zu erfahren. Das ist nun wirklich ein Kapitel, das nicht jeder kennt (mich eingeschlossen).

Übrigens noch eine kleine Anekdote: Im Auto- und Technikmuseum Sinsheim steht ein Motor eines österreichischen U-Bootes, der nach dem WK I über verschlungene Wege Südamerika erreichte (ich meine Bolivien, bin mir aber nicht mehr sicher) und dort bis in die 80er Jahre seinen Dienst als Entwässerungspumpe in einem Bergewerk tat. Über verschlungene Wege erreichte das gute Stück dann das Museum, in dem es heute noch bestaunt werden kann. Die meisten Besucher stutzen schon bei der Beschreibung, dass der Motor von einem österreichischen U-Boot stammt. Den meisten ist schlicht nicht bewusst, dass Österreich respektive die k.u.k. Monarchie einen Seezugang hatte. (Eventuelle Erinnerungslücken zu den Details möge man mir verzeihen oder berichtigen, ist schon ein bißchen her, dass ich das letzte mal da war.)
 
[...] Die meisten Besucher stutzen schon bei der Beschreibung, dass der Motor von einem österreichischen U-Boot stammt. Den meisten ist schlicht nicht bewusst, dass Österreich respektive die k.u.k. Monarchie einen Seezugang hatte.

Eigendlich kommt es seekriegs-historisch noch schlimmer, denn im 19. Jahrhundert, spiezell ab der Seeschlacht von Lissa 1866, prägte die Rammtaktik durch die Österreicher, die mehr Zufälllig zum Erfolg führte, für mindesten 50ig Jahre den konstruktiven Kriegsschiffbau. Der Rammsporn oder Rammbug hielt noch bis zum 1.WK bei der Konstruktion von Kriegsschiffen fest ...
 
Dazu ein paar Details:

http://www.gmv-lindenberg.de/Nr.49-2 Lindenberg 1809_02.pdf

Die Vorarlberger erbeuteten auch 6 Kanonen, die ihnen sehr gelegen kamen, da sie fast nicht über Artillerie verfügten.
Die kleine badische Besatzung von Konstanz ist übrigens nicht geflüchtet, sie hat kapituliert.
Der Vorarlberger Landsturm war es allerdings nicht allein, der die Aktion gegen Konstanz durchgeführt hat. Er war von 150 Mann regulärer Truppen des Regiments Lusignan unter dem Befehl des Leutnants Festenburg begleitet.

Den württemberfischen König dürfte die Plünderung seines Schlosses in Friedrichshafen sicher mehr geärgert haben als die Aktion gegen Konstanz.


Natürlich, ich hatte übersehen, dass Du hier als regionaler Sachkenner bist.
Die Landoperationen hatte ich absichtlich weggelassen.
Buchhorn/Hofen, das spätere Friedrichshafen wurden über Land geplündert, keine Seeräuberei:cool: wobei ich iM nicht weiß, ob Friedrich in Hofen zdZ schon ein Domizil hatte. Ich denke aber eher nicht.

OT:
Noch aus der Hand: Württemberg hatte zu der Zeit das Problem, dass das eigentliche Kriegsheer mit den Franzosen schon bei Salzburg stand, Marschrichtung Wien, und sich etwa gleichzeitig eine Bedrohung im Norden von Böhmen über Nürnberg und von Süden die Vorarlberger den schwarz-roten Grenzpfählen näherte. Es wurden alle möglichen Formationen neu aufgestellt, und Reservetruppenteile aufgefüllt, um die Grenzen schützen zu können. Nachdem die Bedrohung im Norden weggefallen war, entwickelte sich ein lebhafter Bewegungskrieg im Allgäu und Oberschwaben mit den Vorarlbergern. Bei Interesse kann ich gerne etliches dazu schreiben, aber hier ist es OT.
 
Der Rammsporn oder Rammbug hielt noch bis zum 1.WK bei der Konstruktion von Kriegsschiffen fest ...

Frage dazu:

Beherrschendes Kriegsschiff war ja ueber viele Jahrzehnte das (Segel-)Linienschiff.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass z.B. Nelson bei Trafalgar notfalls auch durch "Rammen" sich den Durchbruch durch die spanisch-franzøsischen Linien verschaffen wollte.
Aber ist denn der Bug der Linienschiffe dieser Zeit auch als "Rammbug" zu bezeichnen? Ich hætte das verneint. Oder gab es konstruktive Verænderungen/Verstærkungen im Bugbereich in dieser Epoche?

Oder sprichst du von der Zeit danach, weil du auch speziell die Seeschlacht von Lissa angesprochen hast?

Dann wære die Frage, wann kam das auf, Rammsporn und -bug zu konstruieren? Wer fing damit an?

Gruss, muheijo
 
Dann wære die Frage, wann kam das auf, Rammsporn und -bug zu konstruieren? Wer fing damit an?

Ist hier zwar OT und ich laufe der Gefahr auf, das Brisso nachharkt, weil es nicht zu Thema passt ...:friends:

Grundsätzlich gab es den Gedanken des Rammsporn sehr, sehr früh in der Seekriegsgeschichte, siehe bei den Römern oder noch früher ...

Aber als die Takelage der Kriegsschiffe umfangreicher wurde, die auch den Bugspriet umfasste, war ein Rammen, um eine Schiff zu versenken unvorteilhaft, weil 1. das eigene Schiff schweren Schaden nahm und 2. in der Segelkriegsschiffzeit, die Taktik des Entern vorherrschend war. Es war als wichtiger ein Schiff zu erobern, anstatt es zu versenken.

Das änderte sich mit der Einführung des Dampfantriebs, der die Bewegungsfreiheit der Schiffe enorm erweiterte, da nicht mehr von Wind und Windrichtung abhängig zu sein.
Hinzukam die neuerung der Panzerung eines Schiffes, vor allem im Wasserlinienbereich, doch reichte die Panzerung nicht über das gesamte Unterwasserschiff, was es hier am anfälligsten gegen Waffen machte, was wiederum neue Taktiken , wie die Mine oder den Torpedo oder eben das Rammen auf die Tagesordnung rief.

Das Rammen von Schiffen wurde sogar schon vor 1866, im amerikanischen Bürgerkrieg als Waffe entwickelt, als Schiffstyp kam das Widderschiff auf, das speziell am Vorschiff konstruktiver schwerer gebaut war, um dem Rammstoß auszuhalten. Das setzte sich nach kleinen erfolgen nach den 1860iger Jahren durch und bekam seinen absoluten Durchbruch mit der Seeschlacht bei Lissa, als die Österreicher über die überlegenen Italiener siegten, durch einen zufällig erfolgten Rammstoß und der Versenkung eines italienischen Panzerschiffes.

Dannach herhielt die Taktik des Rammens eine neue Blühte in der e´ unklaren Taktik mit all seinen Neuerungen in der Schiffspanzerung, Artillerie und Dampfantiebs in der Zeit von 1860 bis 1880. Erst als die Gefechtsenferung der Geschütze immer größer wurde, war auch das Rammen kein Thema mehr, doch konnte sich die Bugform mit dem Rammsporn noch bis in die 1910 Jahre halten, warum auch immer ...

Angesprochen wird das Thema des Rammsporns bei Panzerschiffen ab des 19.Jahrhunderts in all diesen Themen:

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.... wobei ich iM nicht weiß, ob Friedrich in Hofen zdZ schon ein Domizil hatte. Ich denke aber eher nicht.
Nein, hatte er nicht. Kloster Hofen kam nach Sakularisation an Oranien-Nassau, dann an Österreich, dann an Württemberg, 1810 zur Hofdomänenkammer, außer der Kirche, die ev. Gemeindekirche wurde, erst ab 1824 wurde es Sommeresidenz.
 
Nein, hatte er nicht. Kloster Hofen kam nach Sakularisation an Oranien-Nassau, dann an Österreich, dann an Württemberg, 1810 zur Hofdomänenkammer, außer der Kirche, die ev. Gemeindekirche wurde, erst ab 1824 wurde es Sommeresidenz.

ich habe auch gegoogelt
1810 dann durch den Pariser Vertrag an Württemberg, das von König Friedrich regiert wurde. Am 16. Juli 1811 besichtigte er Buchhorn und die umliegenden Städte. Einen Tag später verkündete er die Vereinigung von Buchhorn und Hofen zu Schloss und Stadt Friedrichshafen. Die erste amtliche Bekanntmachung über den Zusammenschluss wurde im Königlich-Württembergischen Staats- und Regierungsblatt Nr. 25 vom 27. Juli 1811 veröffentlicht.

es gehörte ihm noch nicht einmal.
Aber die Absicht aus dem Kloster ein Schloss zu machen hatte er wohl sofort nach Besichtigung 1811,
 
Württ. Bodenseeflottillie 1809

Die württ. Bodenseeflottillie entstand als Reaktion auf dei erfolgreichen Beutezüge der Vorarlberger am 12. Mai 1809nach Sernatingen (Ludwigshafen) und und 15. Mai nach Buchhorn (Friedrichshafen).
Diese Überfälle waren möglich geworden, weil das einzige württ. Regiment in Oberschwaben (v. Fraquemont) auf franz. Befehl zur Deckung deren Nachschublinien nach Kempten vorgezogen wurde. Wodurch Oberschwaben ungeschützt blieb.

In großer Hast wurde an Truppen alles zusammengekratzt was greifbar war. Insbesondere die "Landbataillone" (vergleichbar mit dem Landsturm 1914)
Es entwickelte sich ein lebhafter Bewegungskrieg zw. Wangen und Dornbirn hin und her. Wobei die Insel Lindau von 3 württ. Kompagnien besetzt wurde die von den Vorarlbergern regelrecht belagert mit mehreren Sturmversuchen.
Bei der Versorgung dieser Truppen und der ins Auge gefassten Evakuierung wurde die Flottillie erstmals eingesetzt.
Am 29. Juni überfielen die Vorarlberger über See Konstanz. Der bad. Oberst Stockhorn wollte mit der württ. Flottillie in Buchhorn den VAlern den Weg abschneiden. Was aber an Kompetenzstreitigkeiten scheiterte, bis die Schiffe ausliefen, waren die VAler dem Südufer des Sees entlang entkommen.
Inzwischen war König Friedrich mit weiteren Truppen und der kgl. Garde nach Weingarten gekommen, und übernahm den Rheinbündischen Oberbefehl am Bodensee und Allgäu.
Am 3. Juli liefen 6 württ. Schiffe zu einer "Demonstrationsfahrt" aus, um den Österreichern das vorhandensein dieser Seemacht zu verdeutlichen.
Bei verschiedenen Ausfahrten der nächsten Wochen kam es zu keiner Konfrontation mit Vorarlberger Schiffen. Und zu keinen Aktionen gegen deren Territorium.
In der Nacht vom 5. zum 6. August sollte die gesamte "Kriegsflotte" auslaufen und Bregenz mit Brandgranaten beschießen. Wegen widriger Winde konnte dieses Unternehmen nicht ausgeführt werden.
Am 6. August ergab sich Bregenz den württ. Truppen.
Womit die württ. Seekriegsgeschichte zu Ende ging.

Keine großen kriegerischen Ereignisse, aber doch als Fussnote bemerkenswert.

Quelle: J.F. Ebert Die Württemberger in den napoleonischen Feldzügen 1792 - 1815
 
Seekrieg auf dem Bodensee 1799/1800

In den Jahren 1799/1800 fand auf dem Bodensee ein veritabler Seekrieg statt, einschließlich amphibischer Operationen. Das ist kaum bekannt und es gibt auch nicht viele Quellen. Eine aber ist gut zugänglich auf der Website der Scharfschützenkompanie Vorderland.

Scharfschtzenkompanie Vorderland

Der Seekrieg wird detailliert beschrieben in Kapiteln

6. "Der Kampf ums Montafon, Bodensee, Liechtenstein, Graubünden, Zürich, 1796 - 1799"
7. "Der Kampf um Bregenz - Bodensee Mai 1799 bis 1800
8. "Kampf um Bregenz´erwald Mai - Juni 1800 "

Ich wollte ein Exzerpt einstellen, dass nur den Seekrieg umfasst, aber das geht wohl aus Copyright-Gründen nicht. Die Aktionen liegen zwischen dem 24. März 1799 und Mai 1800, das als Leseerleichterung.
 
In den Jahren 1799/1800 fand auf dem Bodensee ein veritabler Seekrieg statt, einschließlich amphibischer Operationen. Das ist kaum bekannt und es gibt auch nicht viele Quellen. Eine aber ist gut zugänglich auf der Website der Scharfschützenkompanie Vorderland.

Scharfschtzenkompanie Vorderland

Der Seekrieg wird detailliert beschrieben in Kapiteln

6. "Der Kampf ums Montafon, Bodensee, Liechtenstein, Graubünden, Zürich, 1796 - 1799"
7. "Der Kampf um Bregenz - Bodensee Mai 1799 bis 1800
8. "Kampf um Bregenz´erwald Mai - Juni 1800 "

Ich wollte ein Exzerpt einstellen, dass nur den Seekrieg umfasst, aber das geht wohl aus Copyright-Gründen nicht. Die Aktionen liegen zwischen dem 24. März 1799 und Mai 1800, das als Leseerleichterung.



Da staunt der Laie, :fs:

es gab eine britische Bodenseeflotte.

Ich danke Dir sehr für die Info.
 
Nachdem uns @kwschaefer von dem, jedenfalls für mich, überraschenden Fakt erzählt hat, dass die Briten eine Bodenseeflotte unterhalten haben, ist mir eingefallen, die Römer ja auch.
Solang der Bodensee Reichsgrenze war, ca. 250 nChr bis zum Ende des römischen Reiches unterhielten die Römer Kriegsschiffe auf dem Bodensee.

Aber schon bei der Eroberung des nördl. Alpenvorlandes 15 vChr lieferten die Vindeliker
dem Tiberius eine Seeschlacht
auf dem Bodensee.
 
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