Massengrab in Simmering bei Wien - welches historisches Ereignis

Das betrifft dann aber i.d.R. Explosivgeschosse, die nicht auf Sichtweite abgeschossen werden.
Die Gefahr besteht wohl bei allen Formen von Fernwaffen. Es kann immer passieren, dass ein Geschoß nicht so (weit) fliegt wie geplant, z. B. wegen unzureichenden Krafteinsatzes oder auch wegen Witterungseinflüssen, insbesondere Wind. Oder es wird einfach schlecht gezielt.

Wenn ich mir vorstelle, dass z.B. vielleicht mit Torsionsgeschützen über die Köpfe der eigenen Truppen hinweg auf den Feind geschossen wurde, würde mich nicht wundern, wenn der eine oder andere Bolzen einen eigenen Kameraden traf.
 
Ich würde gerne fundiert widersprechen, aber ich kenne keine Quellen, welche beschreiben wo solche Schützen während der Schlacht positioniert waren und wann sie zum Einsatz kamen. Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass solche Fehlschüsse häufig vorkamen.
 
Ich würde gerne fundiert widersprechen, aber ich kenne keine Quellen, welche beschreiben wo solche Schützen während der Schlacht positioniert waren und wann sie zum Einsatz kamen. Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass solche Fehlschüsse häufig vorkamen.
Da gebe ich EQ recht, es würde keinen Sinn machen, Geschütze einzusetzen, wenn diese regelmäßig in den eigenen Reihen große Verluste verursachen. ich kann mich an keine Schlachtbeschreibung erinnern, in der davon die Rede ist.
 
Das ist ja auch nichts, worüber gerne berichtet wird (so wie Desertionen). Welcher auch nur einigermaßen nationalstolze römische Historiker würde schon schreiben: "Leider wurde ein Teil unserer tapferen Soldaten von den Pila, Pfeilen und Geschoßen unserer eigenen Truppen getötet. Schuld war teils die Unfähigkeit unserer Männer, teils die Dummheit des Feldherrn bei der Aufstellung der Truppen." Wenn schon gefallen, dann doch wenigstens im heroischen Kampf gegen den Feind und nicht durch unglückliche Treffer der eigenen Kameraden. Letzteres wäre den Angehörigen und generell den eigenen Bürgern kaum vermittelbar. Auch heute ist "friendly fire" noch ein eher tabuisiertes heikles Thema.
Mal abgesehen davon, ob nach einer Schlacht überhaupt versucht wurde, Verluste durch Eigenbeschuss festzustellen.

Sei es wie es sei: Wenn in der Pressemitteilung mit "Eisenbolzen von Distanzwaffen" als Verletzungsursache tatsächlich Geschoße von Geschützen gemeint sind und es sich nicht einfach um eine unglückliche Formulierung für "Speerspitzen" handelt, braucht es eine Erklärung. Allzu viele Möglichkeiten gibt es aber nicht:
- Die Germanen (oder Jazygen/Sarmaten - wer eben der Gegner war) hatten auch Geschütze. -> Dafür gibt es meines Wissens nicht den geringsten Anhaltspunkt, weder in den literarischen Quellen noch in bildlichen Darstellungen oder archäologisch.
- Es handelte sich tatsächlich um einen Kampf Römer gegen Römer. -> Dafür gibt es in den Quellen für die fragliche Zeit keinen Anhaltspunkt.
- Es wurden gefallene Römer und gefallene Feinde unterschiedslos zusammen bestattet.
- Die Verletzungen wurden falsch interpretiert.
- Oder es war eben Eigenbeschuss.
 
- Es handelte sich tatsächlich um einen Kampf Römer gegen Römer. -> Dafür gibt es in den Quellen für die fragliche Zeit keinen Anhaltspunkt.

Ich habe oben schon mehr spekuliert als vermutet, dass vielleicht doch Römer gegen Römer gekämpft haben.

Falls eine Datierung noch in das Vierkaiserjahr – Wikipedia (69 n. Chr.) passen würde, könnte ich mir einen Zusammenhang damit vorstellen. Möglicherweise gab es da ein Gefecht zwischen Truppen des Vitellius, die aus dem Rheinland auf dem Weg nach Rom waren, und Truppen des Vespasian.

Das ist natürlich alles nur Spekulation.
 
noch ein weiterer Bericht des Wien Museum (geht inhaltlich aber nicht über das bisher publizierte hinaus):

 
Unklar ist mir, woher eigentlich immer die (als feste Tatsache dargestellte) Datierung 92 n. Chr. für die Vernichtung der Legion kommt. Sueton, der sie erwähnt, macht keine Zeitangabe, und der grundsätzlich annalistisch schreibende Cassius Dio (der sie eventuell auch erwähnt haben wird) ist nicht im Original erhalten.
 
Dieses Jahr zieht sich wohl mindestens seit 100 Jahren durch die Literatur zur Zerstörung der XXI Rapax. Das findet sich schon so bei Bernard William Henderson.
Es wird dabei auch auf P. Papinius Statius und den Panegyricus (auf Trajan) von Plinius verwiesen. Aber die überzeugende Stelle habe ich auch noch nicht gefunden. Brian Jones in seiner Domitian-Biographie schreibt, dass Domitian im Mai 92 Rom verließ (S. 152), aber an die zugehörige Fußnote komme ich bei Google Books nicht heran.
Jones bezieht sich auf verschiedene Quellen: Plinius, Martial, Statius, Sueton, Cassius Dio, Tacitus...
 
Wann Domitian Rom verließ, sagt ohnehin nicht zwingend etwas darüber aus, wann die Legion vernichtet wurde.
 
Ich würde gerne fundiert widersprechen, aber ich kenne keine Quellen, welche beschreiben wo solche Schützen während der Schlacht positioniert waren und wann sie zum Einsatz kamen. Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass solche Fehlschüsse häufig vorkamen.
Im Gallischen Krieg schildert Cäsar ein Schlachtfeld mit dem Standpunkt der Geschütze (II, 8) erwähnt, allerdings ist das Schachtfeld besonders gestaltet, flach abfallender Hügel an der Front, an den Seiten steil abfallend. Die Geschütze wurden an den steilen Hügelflanken geschützt durch Graben und Schanzen an die Seiten der Flügel der Schlachtreihe gestellt - das römische Heer hatte sich defensiv aufgestellt.
 
Wann Domitian Rom verließ, sagt ohnehin nicht zwingend etwas darüber aus, wann die Legion vernichtet wurde.
Ich habe mal versucht, mich über den CIL zu nähern, aber viele Inschriften, welche die Rapax nennen (Rapax 83; Rapacis 118) UND datieren, einige gehen über das Jahr 92 hinaus, was aber nicht besagt, da hier Laufbahnstationen von Offizieren genannt werden. Die Datierung der Inschriften ist für mich teilweise nicht nachvollziehbar. Eigentlich immer nur dann, wenn der gerade regierende Kaiser mit seinen unterschiedlichen Amtszeiten genannt wird (oft Claudius)
 
In der Fußnote steht lediglich: "Gsell, 1894:225–7."
St. Gsell, ESSAI SUR LE RÈGNE DE L’EMPEREUR DOMITIEN, 1894
(Ich vermute, das ist die Stelle, da in meinem pdf die Seitenangaben fehlen)

Depuis 89 jusqu’à sa mort, Domitien ne reçut plus qu’une salutation impériale, la XXIIe, entre le 14 juin 92[389] et le 13 juillet 93[390]. C’est sans doute à l’expédition dont il s’agit qu’il faut la rapporter. Par conséquent, la guerre contre les Suèves et les Sarmates doit se placer soit entre le mois de mai 92 et le mois de janvier 93, soit entre le mois de mai 93 et le mois de janvier 94. Mais nous savons d’autre part que, dans la seconde moitié de 93, Domitien était eu Italie. Tacite dit qu’à l’époque de la mort d’Agricola, le 23 août 93, Messalinus insinuait ses perfides conseils au fond du palais d’Albano (Agricola, 45). Les procès de Rusticus Arulenus, d’Herennius Sénécion, etc., et l’expulsion des philosophes, faits qui eurent lieu à la fin de 93[391] ; supposent la présence de Domitien à Rome. Tacite nous apprend d’ailleurs (l. c.) que Domitien assista aux débats judiciaires. En outre, si l’empereur avait reçu sa XXIIe salutation entre le mois de mai et le 13 juillet 93, dés le début de ’expédition, il aurait dû, semble-t-il, en recevoir d’autres pendant le reste de la campagne, de juillet à décembre. Enfin, la chronologie des épigrammes de Martial s’établit mieux si l’on admet que la guerre suévosarmatique eut lieu en 92, non en 93[392]. L’expédition de Domitien commença donc en mai 92, et se termina en janvier 93.

wobei:
[389] C. I. L., III, p.858 : il était, à cette date, imperator XXI.
[390] C. I. L., III, p. 859, où il est qualifié d’imperator XXII.
[391] Voir chapitre IX.
[392] Voir, en particulier, ce qu’il dit de la publication de ses livres : X, 70.
 
Danke!

Gut, hier wird also (falls ich das richtig verstehe) aus Domitians letzter Proklamation zum „Imperator“ geschlossen, wann sein letzter Feldzug stattfand.
(Ganz nachvollziehbar ist das für mich aber nicht, da ein Kaiser auch zum Imperator proklamiert werden konnte, wenn er an einem Feldzug gar nicht teilnahm, sondern in Rom weilte und lediglich sein Feldherr siegte.)

Für die Frage der Datierung der Vernichtung der Legion hilft das aber ohnehin nicht weiter. Auch wenn Domitian im Mai 92 Rom verließ (und man davon ausgeht, dass dieser Feldzug die Reaktion auf die Vernichtung war), heißt das nicht unbedingt, dass die Legion (erst) Anfang 92 vernichtet wurde. Ein Feldzug braucht ohnehin eine gewisse Vorlaufzeit. (Zum Vergleich: Nach der Varusschlacht wurde auch nicht sofort groß zurückgeschlagen.)
 
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