Mauritius/Moritz der Heilige Mohr der Deutschen

Zwar nicht Mauritius, aber ein anderer berühmter "heiliger Mohr" ist der "Caspar" der Heiligen Drei Könige. Alle 3 wurden verehrt, falls sie denn je existierten, falls sie zu dritt waren, falls sie überhaupt Könige waren und darüber hinaus diese Namen hatten. Wie dem auch sei: ich habe nie gehört, dass man Caspar aufgrund seiner Hautfarbe irgendwie anders als die beiden anderen behandelt hätte.
Weder gab es Rassismus im Römischen Reich (Septimius Severus und Philip Arabs waren dunkel), noch im früheren Christentum bis etwa frühe Neuzeit. (Dass man mit Verachtung auf die "Barbaren" geblickt hatte, sprich Germanen, Goten, Skythen, Hunnen etc, hat mit Rassismus nichts zu tun.)
 
Parzifals gemischtrassiger Halbbruder Feirefiz ist heute aber mehr oder weniger vergessen. Dieser "bunte" Ritter in Elsterscheckung kommt in Wagners Oper einfach nicht vor. Richard Wagner hat den "elsterfarbenen" Feirefiz und seine "rabenschwarze" Mutter die Mohrenkönigin Belakane in der Parzifal-Geschichte einfach gecancelt. Die Beschreibung der Hautfarbe mit Vogelvergleichen stammt direkt von Wolfram von Eschenbach.

Es ist jedenfalls ersichtlich, dass die positiv besetzen Mohren der mittelalterlichen Sagenwelt, in der Neuzeit nicht mehr erwünscht waren und bei der Mittelalter-Romantik des 19. Jahrhunderts unter den Teppich gekehrt wurden.
Ist denn sicher, dass das rassistische Motive hatte und Feirefiz nicht einfach als Nebenfigur der Notwendigkeit, ein 25.000-Verse-Epos zu einer (wenngleich sehr) abendfüllenden Oper zusammenzustutzen, zum Opfer fiel? Zumal sich Wagner ansonsten auch nicht sonderlich eng an seine Vorlage hielt.
 
Ist denn sicher, dass das rassistische Motive hatte und Feirefiz nicht einfach als Nebenfigur der Notwendigkeit, ein 25.000-Verse-Epos zu einer (wenngleich sehr) abendfüllenden Oper zusammenzustutzen, zum Opfer fiel? Zumal sich Wagner ansonsten auch nicht sonderlich eng an seine Vorlage hielt.
Die Änderungen an mittelalterlichen Stoffen scheinen doch einem klaren Schema zu folgen. Es wird immer nordischer!
Es ist bekannt, dass Richard Wagner ein Vordenker eines deutsch-völkischen Nationalismus war und hat sich auch schon mit dem Thema Rassereinheit befasst.
Wagner hat keine Opern über Feirefiz, Mauritius oder den Priesterkönig Johannes geschrieben und das sicherlich mit Absicht.

Emil Engelmann veröffentliche 1888 ein illustriertes Buch über Feirefiz. Er wird dort als schwarzer Mohr abgebildet, aber die Geschichte seiner gemischtrassigen Herkunft wird ausgelassen.
vgl. https://blackcentraleurope.com/quel...tellung-von-feirefiz-im-kaiserzeitalter-1888/

Die Figur Feirefiz ist nochmal eine besondere Provakation für das 19. und 20. Jahrhundert und die Oper Parsifal wäre sicherlich nicht für Adolf Hitler zur "Schlüsseloper" geworden, wenn es auf der Bühne eine Versöhnung Parsifals mit seinem gemischtrassigen Halbbruder Feirefiz gegeben hätte.
Und "Der Ring der Nibelungen" bliebe auch ganz anders in Erinnerung, wenn der blonde Siegfried als Finale in der Gruft von St. Maurice bestattet worden wäre.
 
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Das Trachtenbuch des Christoph Weiditz - Wikimedia Commons kann für diesen Faden vielleicht etwas beitragen.

Das Bild 7 kann allenfalls zum Vergleich mit dunkelhäutigen Wappenfiguren und vermeintlichen Mauritius-Darstellungen herangezogen werden.
Die Bilder 22, 66 und 74 zeigen Afrikaner in ihrer spanischen Umgebung um 1530.
In den Bildern 96-108 werden Morisken in ihren Trachten dargestellt.

Das Manuskript erscheint mir einigermaßen wertneutral.

Vor wenigen Tagen in Schaffhausen zum ersten Mal zur Kenntnis genommen und für das GF sogleich exklusiv abgelichtet:
schaffhausen1.jpg

Die Figur stammt wahrscheinlich vom Ende 15. Jh./ Anfang 16. Jh. und wurde von einem Stadtchronisten im 19. Jh. als jener, von @Eumolp bereits erwähnte, Kaspar, einer der Heiligen Drei Könige, interpretiert, wobei man anmerken kann, dass je nach Region und Tradition schon jedem der Drei die dunkle Hautfarbe zugeschrieben wurde.
Obwohl einige Attribute (Gefäß, vornehme Kleidung) stimmen, kamen bei der Restaurierung 1975 Zweifel auf.
Bei mir auch, doch will ich dem hohen Haus meine laienhaften Spekulationen nicht zumuten.
 
Das klingt irgendwie verdächtig... gilt dieser diffuse Verdacht auch für fliegende Holländer, Tristan & Isolde? :(
In den Opern Richard Wagners finden sich keine expliziten Hinweise auf Rassismus oder Antisemitismus. Das hilft ihm aber nicht, wenn erstmal sorgfältig durchdekliniert wird, wie viele positiv gezeichnete außereuropäische Bühnenfiguren der Meister mutwillig NICHT geschaffen hat.
 
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@Maglor du merkst das mit vorwurfsvollem Unterton an --- ja stell dir mal vor, ausgerechnet der hätte einen lächerlich "schachbrettigen" und seine Mutti auf die Bühne gebracht, was gäbe es da heuer für ein Wutgeheule...

Na, im Blackface wär das wirklich peinlich, aber heutzutage könnte man bestimmt wen für so ne Rolle finden...denk immer an Feirefiz oder so nen ähnlichen Charakter wenn jemand mal wieder wegen "Blackwashing" nen Aufstand macht, obwohl das beim Theater längst akzeptiert ist.

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