Mentalität der 80er Jahre in der BRD

Geniale Musik wie Falcos "Ganz Wien" oder "Helden von heute", von Punk Rock zu New Wave - da war schon geniales dabei!
Also musikalisch sind die 80'er meines Erachtens das schlechteste Jahrzehnt, das die Rockmusik gesehen hat. Viele Bands, die seit den 60/70'er Jahren Musik machen, haben in den 80'er Jahren die schlechteste Arbeit ihrer Karriere vorgelegt. So z.B. Neil Young, Eric Clapton, Pink Floyd, Grateful Dead, Genesis. Bei allen (Ausnahme Genesis) waren die 90'er Jahre dann wieder um einiges besser. Dazu kommen die neuen musikalischen Richtungen ab Beginn der 90'er Jahre mit Grunge und den Jambands.
 
Als Ska-Fan möchte ich doch mal eine Lanze für die Skinhead-Bewegung brechen! Nicht jeder Skinhead ist ein Bonehead (Bezeichnung für Nazis in der nichtfaschistischen Skinheadszene).
 
Hätte man mich in den 80ern selbst das gefragt, wie ich diese Zeit sehe, wäre mir wohl Nichts aufgefallen. Aber hinterher ist man immer schlauer. Ich bin Jg. 72, befand mich in den 80ern also theoretisch in einem Alter, in dem etwas mehr geerdete Kinder soetwas wie ein politisches / gesellschaftliches Bewußtsein entwickeln. An mir ist das meiste vorbeigerauscht. NDW? Keine Ahnung, in der Schule gab es "Theater der Schulen" das waren Opern- und Theaterkarten zum Schleuderpreis (7,50DM), davon habe ich reichlich Gebrauch gemacht. Meine tendenziell eher linke Einstellung beschränkte sich auf den sichtbaren Protest gegen den äußeren Schein. So ging ich grundsätzlich in Jeans und Turnschuhen in die Oper und nahm mir für die Pause was zu Futtern von zu Hause mit, Berlin ist ohnehin nicht gerade für Eleganz berühmt. Diesen Auftritt verteidigte ich stets mit dem Satz "Ich gehe dahin, um zu sehen, nicht um gesehen zu werden".
Mein Bruder war aktiv bei den Falken, sein Gruppenleiter war zeitweilig mein Freund, aber trotzdem blieb ich nahezu politikresistent.
Meine Eltern sind ebenfalls weitgehend unpolitisch, ich bin mir bis heute nicht sicher, was die wählen. Handschmeichler und Stillgruppen sind mir erst im Nachhinein Begriffe geworden.
Besonders die von Survivor erwähnte Dekadenz ist mir in guter Erinnerung, da meine Mutter darin sehr geübt war. An materieller Zuwendung hat es bei uns selten gefehlt, an den Folgen laboriert jeder auf seine Art noch heute.
Meine Geschwister machten so früh wie möglich ihre Führerscheine, selbstverständlich lernten sie im VW Golf, weswegen man wohl auch von der Generation Golf spricht. Das ist mir so eingepflanzt, daß ich heute noch oft überrascht bin, wenn ich ein anderes Fabrikat mit der Aufschrift "Fahrschule" sehe.
Soweit ich mich erinnern kann, waren meine Eltern nicht halb sosehr ins Schulgeschehen einbezogen, wie das heute notgedrungen der Fall ist. (Ich empfehle hier "Das Lehrerhasserbuch"). Es gab Elternabende, an der Oberschule einen Elternsprechtag und das wars. Jedenfalls an der durchschnittlichen staatlichen Schule, also noch ganz so wie in den Jahrzehnten zuvor auch. Heute habe ich eher den Eindruck, ich müßte mit meinen Kindern zusammen nocheinmal die Schulbank drücken. Man ist kostenloser Nachhilfelehrer, wird zu routinemäßigen Gesprächen vorgeladen, soll spenden und mitmachen wo es nur geht.

Daß die 80er wirklich vorbei sind, merkt man vor allem daran, daß man in Naturkostläden wieder Gesiezt wird....

Soweit meine Erinnerungen. Jetzt muß ich mein kleines Töchterchen stillen. Allein!!

LG Kassia
 
Wo Kassia es gerade erwähnt: Die Jeans und die Turnschuhe wurden zu dieser Zeit gesellschaftsfähig!
Wobei ich mich erinnere, dass die Turnschuhe schon zu meiner Schulzeit, in den siebzigern "in" waren. Damals noch in Kombination mit Bundeswehrparkas.
Modisch empfand ich ein grosses Aufatmen darüber, dass eben jene Parkas gepaart mit den schwarz-weissen Palästinensertüchern ins Abseits gerieten..

Anmerkung:
Ganz ernstlich habe ich diese Zeit als die "Betroffenheitszeit" in Erinnerung.
Wir engagierten uns für Nicaragua, Fair-trade, bessere soziale Bedingungen in Südkorea. Es war die Zeit, für Frieden, gegen Atomkraft und die Hochschulreform in riesigen Aufmärschen zu demonstrieren.
Auch im Bereich der Musik waren solche "betroffenen" Lieder samt Liedermachern in. Später wurde das dann extrem kommerzialisiert und damit eigentlich eine Parodie seiner selbst.
Aber das war eigentlich alles nur in der Jugendbewegung.
Und die wandte sich bewusst gegen das vorherrschende Stimmungsbild der spiessbürgerlichen Zurückgezogenheit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Turnschuhen muß ich immer auch an Joschkas Fischers Vereidigung als erster grüner (Umwelt) Minister in der BRD denken. Die rot-grüne Koalition in Hessen hielt allerdings nur knapp zwei Jahre.
 
Penseo: Als gesellschaftsfähig würde ich Turnschuhe noch nicht wirklich bezeichnen. Zwar trugen diverse Youngsters damals diese Treter, allen voran einen gewissen "Allround" von Adidas und dann diese Botten mit den Streifen zum Selberbemalen, aber man wurde ziemlich schräg angesehen. Rückblickend würde ich sagen, daß die Turnschuhträger diejenigen waren, die nicht so wirklich angepaßt sein wollten, aber nicht so extrem wie die Herrschaften in Roots. Die gehören doch zu den 80ern wie Fönwelle und Karottenhose.
Die Demonstrationen scheinen damals mehr und härter gewesen zu sein. Wenn ich an die Startbahn West denke und den heutigen Protest gegen den neuerlichen Flughafenausbau, hat sich doch manches gewandelt. Überhaupt haben sich einige Extrempositionen im Laufe der Jahre abgeschliffen. Der Protest gegen alles was irgendwie "von oben" kam, z.B. auch in den Kirchen (sogar in der kath.) ist einem souveränen Umgang gewichen. In den 80ern wäre es unmöglich gewesen, ein Bild vom Petersplatz auf das Titelblatt eines kath. Hochschulmagazins zu bringen. Heute titelt die Blöd "Wir sind Papst":yes: (Etwas extrem, aber es spricht für sich).

Und wenn ich heute einen Jaguar S-Type in dunkelblau sehe, mit diesem "schicken" Chromstreifen an der Seite, fühle ich mich so unangenehm berührt und muß an diese grauenhaften Trainigshosen denken: Vollplastik, brandgefährlich und mit einer weißen Biese an der Seite. Yeah!!
 
Und wenn ich heute einen Jaguar S-Type in dunkelblau sehe, mit diesem "schicken" Chromstreifen an der Seite, fühle ich mich so unangenehm berührt und muß an diese grauenhaften Trainigshosen denken: Vollplastik, brandgefährlich und mit einer weißen Biese an der Seite. Yeah!!
Stimmt, an die erinnere ich mich auch noch.(Die waren furchtbar!)
Allerdings gehörten die mehr zu dem Umfeld Vo-Ku-Hi-La und Miniplissee, vom Fernsehgeschmack eher Dallas und Denver bzw. die öffentlich-rechtliche deutsche Antwort darauf: Die Lindenstrasse!
Im Studentenmilieu herrschten dann aber doch Öko-, Friedens- und Haubesetzerbewegung vor (auch in Verbindung mit Birkenstocksandalen).
Und nicht umsonst sprach man schon damals von der sog. "Turnschuhgeneration". Heute gehört der Alltags"sneaker" zum ganz normalen Schuhwerk, damals eben noch nicht.
Aber mir fällt aufgrund der geografischen Nähe noch eine Jugendbewegung ein: die Popper!
Schick, edel, teuer und unpolitisch!
(Für jeden echten Öko waren die natürlich wie ein rotes Tuch).
 
Herrlich wars ein Popper zu sein! Falco war ein Abgott und die geheime Hymne Helden von heute wurde zwar total verkannt (vor allem ihres eigentlich zutiefst ironischen Impetus entkleidet) war aber egal. :cool: Über den Fanatismus mit dem man "Budapester Schuhe" (und nix andres wär denkbar gewesen) trug kann ich heut nur noch lächeln. Wurscht, jung war ich, blöd war ich, herrlich wars!:yes:

PS: Die Turnschuh & Jute- Partie wurde als höchst seltsam beäugt - das Misstrauen beruhte auf totaler Gegenseitigkeit:D
 
Herrlich wars ein Popper zu sein! Falco war ein Abgott und die geheime Hymne Helden von heute wurde zwar total verkannt (vor allem ihres eigentlich zutiefst ironischen Impetus entkleidet) war aber egal. :cool: Über den Fanatismus mit dem man "Budapester Schuhe" (und nix andres wär denkbar gewesen) trug kann ich heut nur noch lächeln. Wurscht, jung war ich, blöd war ich, herrlich wars!:yes:

PS: Die Turnschuh & Jute- Partie wurde als höchst seltsam beäugt - das Misstrauen beruhte auf totaler Gegenseitigkeit:D

Öko-Turnschuhe bitte, nix Jute, das waren die Fanatiker!

Was mich wundert ist, wie der Hamburger Poppelsdorfer Popper sich nach Österreich ausbreiten konnte!
 
Herrlich wars ein Popper zu sein! Falco war ein Abgott und die geheime Hymne Helden von heute wurde zwar total verkannt (vor allem ihres eigentlich zutiefst ironischen Impetus entkleidet) war aber egal. :cool: Über den Fanatismus mit dem man "Budapester Schuhe" (und nix andres wär denkbar gewesen) trug kann ich heut nur noch lächeln. Wurscht, jung war ich, blöd war ich, herrlich wars!:yes:

PS: Die Turnschuh & Jute- Partie wurde als höchst seltsam beäugt - das Misstrauen beruhte auf totaler Gegenseitigkeit:D

Ich muss gleich meine Falco-Platten wieder auflegen. :yes:

Du warst ein Popper :eek: :friends:

Ich ging nie raus ohne meine Adidas Turnschuhe, natürlich Adidas Rom ;)
 
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Ein Öko war ich jedenfalls nicht!
Schon ein bissl ein Popper - Haartolle bis runter zum Kinn, niemals Turnschuhe - ausser beim Sport (das einzige was bis heute geblieben ist, Tolle wegen partiellen Haarausfalls inzwischen gänzlich unmöglich)...
War aber eh kein ganz arger Popper (ein bissl halt).

Aber die guten Schuhe (und Socken!!!) waren schon wichtig gewesen.
Heut lach ich nur drüber.....
 
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noch was anderes: welche Bücher gehören eigentlich typischerweise in die 80er? Bei den 90ern würde ich spontan sagen Harry Potter. Ob man ihn nun liebt oder haßt oder einfach neutral dazu steht, diese Reihe hat Wellen geschlagen.
Aber ein Pendant für die 80er?? Belletristik, Krimi, Sachbuch... fällt euch was ein? Bei mir war das noch die Marion Zimmer Bradley Phase :still:
In Amerika setzten sich mehrere Autoren mit Szenarien in Folge des kalten Krieges auseinander, biologische und chemische Kriegführung, aber die sind in Europa nicht so wirklich populär geworden.
 
welche Bücher gehören eigentlich typischerweise in die 80er?
Die 80er Jahre waren ja wohl die große Zeit der kritisch-pessimistischen Jugendbücher - mir fallen sofort spontan Momo, Die Wolke, Nach dem großen Glitsch oder Die Kinder von Schevenborn ein - viele davon in der Rotfuchs-Reihe von rororo mit meist ganz gelungenen Cartoons hinten drauf.
Von diesen Apokalypse-Büchern gefiel mir persönlich aber immer am besten die "Birne"-Reihe ("Birne brennt durch" etc.), die sehr phantastisch war.
Nicht ganz so pessimistisch, aber auch sehr beliebt waren natürlich "Die unendliche Geschichte" und "Die Möwe Jonathan", an die ich mich noch so erinnere. In dieser Zeit entstanden weiter die bekanntesten Bücher von Janosch wie "O wie schön ist Panama".
Gerade auch in etwas alternativer angehauchten Elternkreisen waren die Kinder- und Jugendbücher der Österreicherin Christine Nöstlinger beliebt (am bekanntesten wohl das auch verfilmte "Konrad aus der Konservenbüchse").
Wie man sieht, sind das alles eher Jugend- und Kinderbücher, weil ich die am unmittelbarsten mitbekommen habe. Mir fällt schon schwerer nachzuvollziehen, welche populären Bücher Erwachsene hatten. Günter Wallraff war auf jeden Fall dabei, auch die drei (oder zwei?) Bücher von Otto Waalkes fanden sich in vielen Haushalten. Und natürlich die "Kinder vom Bahnhof Zoo".

Was die "hohe Literatur" betrifft, so scheinen mir die 80er dagegen kein besonders erfolgreiches Jahrzehnt gewesen zu sein. Auch ein Comic, den man unbedingt mit den 80er Jahren verbinden müsste, will mir nicht einfallen - populäre Serien wie Asterix, Clever & Smart, Lucky Luke, Gaston etc. und sogar die Schlümpfe, die sich in den frühen 80ern auf dem Zenit ihres Erfolges befanden, sind alle schon viel früher entstanden.
 
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Den gab es zwar schon in den Siebzigern, aber Janosch fand ich Kult. An ein Buch von Max von der Grün denke ich gerne zurück. Es wurde auch verfilmt: "Die Vorstadtkrokodile". Mit einem Behinderten als Helden.

An ein kritisches Sachbuch das im wesentlichen die heute schon eruptiv sichtbaren Folgen einer kommenden Umweltkatastrophe und der Chance, ihr noch einmal davonzukommen sehr sachlich prognostizierte: Hoimar von Ditfurth "So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen". Seine Tochter Jutta spielte unter dem Fundiflügel der Grünen eine Zeitlang eine große Rolle.
 
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