Minimumfaktor Mensch

Ich glaube ich verstehe jetzt, was du sagen wolltest. Damit sich eine technische Innovation durchsetzt, muss es eine sinnvolle, zeitsparende und vermutlich auch kostengünstige Anwendungsmöglichkeit geben.

Dem stimme ich zu und möchte noch einen weiteren Faktor hinzufügen, den ich noch nicht bezeichnen kann und der vielleicht schon im Attribut sinnvoll steckt.
Am Wochenende konnte ich mir die Handvariante von Repos Bandwebstuhl ansehen Brettchenweben und Kammweben, was ist der Unterschied? und zwar die östlich verbreitete Kammvariante.
Der Vorteil dieses kleinen handlichen Hilfsmittels zur Bandweberei lag in der ständigen Verfügbarkeit. Man kann diese Geräte wie Strick- und Häkelnadeln mit sich herumtragen und überall damit tätig sein.
Die Bänder wurden fast automatisch überall gewoben, während Menschen miteinander kommunizierten. Es gab weitere ähnliche Tätigkeiten für die abendliche Runde wie das Schnitzen.
Um solche Beschäftigung der nimmermüden Hände an eine Maschine abzutreten, muß der Bedarf an Bändern so gross geworden sein, dass die Brettchen- oder Kammweberei in Arbeit ausartete, die für den Lebensunterhalt notwendig war. Und dafür muß Mensch ein Stück Freizügigkeit aufgeben, aus Einsicht in die Zwangsnotwendigkeit.
 
Ich glaube ich verstehe jetzt, was du sagen wolltest. Damit sich eine technische Innovation durchsetzt, muss es eine sinnvolle, zeitsparende und vermutlich auch kostengünstige Anwendungsmöglichkeit geben.
Zustimmung.
Das ist aber lediglich die Hälfte der Miete.
Für die genannte Bandmühle hat das alles zugetroffen, aber trotzdem 200 Jahre Fehlanzeige.

Graf Oxenstierna schreibt in seinem Vorwort zur "Enzyklopädie der Technikgeschichte" Stgt. 1967 "es wäre viel verwunderlicher was alles wann noch nicht erfunden wurde, als was wann schon erfunden wurde"
 
Dem stimme ich zu und möchte noch einen weiteren Faktor hinzufügen, den ich noch nicht bezeichnen kann und der vielleicht schon im Attribut sinnvoll steckt.
Am Wochenende konnte ich mir die Handvariante von Repos Bandwebstuhl ansehen Brettchenweben und Kammweben, was ist der Unterschied? und zwar die östlich verbreitete Kammvariante.
Der Vorteil dieses kleinen handlichen Hilfsmittels zur Bandweberei lag in der ständigen Verfügbarkeit. Man kann diese Geräte wie Strick- und Häkelnadeln mit sich herumtragen und überall damit tätig sein.
Die Bänder wurden fast automatisch überall gewoben, während Menschen miteinander kommunizierten. Es gab weitere ähnliche Tätigkeiten für die abendliche Runde wie das Schnitzen.
Um solche Beschäftigung der nimmermüden Hände an eine Maschine abzutreten, muß der Bedarf an Bändern so gross geworden sein, dass die Brettchen- oder Kammweberei in Arbeit ausartete, die für den Lebensunterhalt notwendig war. Und dafür muß Mensch ein Stück Freizügigkeit aufgeben, aus Einsicht in die Zwangsnotwendigkeit.


Das ist aber die Handarbeitsvariante.

Bänder wurden seit dem Hochmittelalter auf dem Webstuhl gewoben. Die Posamentierer oder Bortenmacher gründeten auch schon früh Zünfte. Mit Beginn der Neuzeit ist der Bedarf an Bändern anscheinend stark angestiegen. Und mit der Bandmühle konnten etliche Bänder gleichzeitig gewoben werden. Das war das wirklich neue.

OT: Als Hobby-Mensch hole ich mir meine Anregungen vielfach aus dem eigenen Umfeld, so hat eine Linie meiner Vorfahren seit ca. 1800 bis 1912, dem Tod meines Urgroßvaters Band gewoben.

TT: Die Rolle der Bandmühle als Vorreiter der Industrialisierung ist in der Literatur des 19. Jahrhunderts vielfach dokumentiert, sogar Karl Marx hat darüber geschrieben.

Und gleich nochmals TT, am Sonntag ist mir (unterwegs wie Rena)
einer dieser einachsigen Karren untergekommen, mit ca, 1m großen Rädern, mit denen Handwerker noch in meiner Jugend vereinzelt ihr Material transportierten.
Wenn ich diesen Karren anschau, für den es nun absolut keine Wege oder sonst etwas braucht, mit dem eine Person recht große Lasten ohne weiteres transportieren kann,

verweise ich alle Erklärungsversuche für die Neue Welt in Bezug auf fehlende Zugtieren, fehlende Straßen usw. weit von mir.
Das hat da offensichtlich keine Rolle gespielt.
Minimumfaktor Mensch würde ich annehmen.
 
Ich habe mal heute Nacht den "Vocke, Geschichte der Handwerksberufe" konsultiert;)
Bei den Werkzeugmachern wird zur Drehbank genau dieses Verhaltensmuster ebenfalls über ca. 2 Jahrhunderte beschrieben.
Verhindern, verbieten, zerstören durch Obrigkeit und Zünfte
und als Gegenstrategie der "Tüftler" geheimhalten lediglich in der eigenen Handwerkerfamilie weitergeben.
 
Letzte Nacht habe ich die Prophyläen Technikgeschichte konsultiert.

Da ist von der "Ökonomisierung des Denkens" die Rede, das sich mit der Frühaufklärung entwickelt hätte.

Die empirisch entwickelten Verbesserungen an Vorrichtungen und "Maschinen" sind demnach typisch für die Protoindustrialisierung.
Von den Empirikern wären im 18. Jahrhundert keine Basisinnovationen gekommen.
Diese wären durch die "Ökonomisierung des Denkens" in der Zusammenarbeit der "Mechaniker" und der Wissenschaftler möglich geworden.
 
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