Nun ja, daß es in Kreta veschiedene entwicklungsperioden gab,die auch differenziert betrachtet werden müssen ist klar und das Knossos mit der Zeit ausgebaut wurde ist auch klar, aber daraus auf eine Stadtstaatentheorie zu schließen scheint mir zu gewagt.
Es geht nicht um eine "Stadtstaatentheorie", sondern um die Frage, wie sich die Kreter regiert haben. Und da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder existierte eine die ganze Insel überspannende Herrschaft oder es gab die autonome Herrschaft einzelner Regionen. Ferner erhebt sich die Frage, ob es sich um eine eher aristokratische oder monarchische Herrschaftsform handelte. Daran knüpfen sich dann verschiedene Hypothesen, die alle spekulativ bleiben, da die Quellelnlage kaum etwas hergibt.
Wir wissen nicht genau welche Funktion die "Paläste" tatsächlich hatten, insbesondere in den Fällen, in denen sie losgelöst von größeren städtischen Strukturen existierten .Was auffällt ist allerdings das Fehlen nennenswerter Befestigungen.Das spricht gegen die Stadtstaatentheorie und für die Funktion als Kultzentren.
Diese Logik leuchtet mir nicht ein. Das Fehlen von Befestigungen deutet lediglich darauf hin, dass die Minoer keine Invasion fürchteten. Über die Staatsform sagt das überhaupt nichts aus.
Was die so genannten "Paläste" betrifft, so wird mehrheitlich angenommen, dass sie sowohl kultische und herrschaftliche Zentren als auch wirtschaftliche Mittelpunkte waren.
Da Knossos dabei insbesonder nach dem grossen Erdbeben im 17Jhdt. stärker ausgebaut wurde als andere "Paläste" spricht hierbei für dessen zentrale Funktion.
Was auch auffällt ist,daß es ab der Palastzeit keine regional differenzierten Stile mehr gibt,wie dies in der Vorpalastzeit noch z.B. bei den Gräbern der Fall war .Ab der Altpalastzeit haben wir einheitliche Stilperioden für ganz Kreta Ebenso fehlen lokale Götterdarstellungen oer andere lokale Abgrenzungsmerkmale.-Auch das spricht m.E. gegen die Stadtstaatentheorie.
Dass Knossos seit der jüngeren Palastzeit ab etwa 1600 v. Chr. eine kulturell dominierende Stellung auf Kreta einnahm, habe ich weiter oben bereits gesagt. Ob damit auch eine machtpolitische Vorherrschaft verbunden war, lässt sich heute nicht mehr beantworten.
Solche personenbezogenen Bauwerke fehlen aber bei den Minoern ebenso wie Herrscherlisten.
Aus diesem Grund geht man nicht von einer dominierenden absoluten Monarchie auf Kreta aus, wie das bei den Ägyptern oder Babyloniern der Fall war, sondern eher von Stadtfürstentümern wie bei den östlich benachbarten Phöniziern.
Erwähnt wird immer nur Minos,wobei dies auch ein Titel und kein Name sein könnte.
Bis heute rätselt die Forschung, ob "Minos" Eigenname oder Herrschertitel ist. Da ist der Spekulation Tür und Tor geöffnet.
Was die Matriarchatsgeschichte betrifft stimme ich zu- zumal wir nicht wissen ,ob es sich bei den abgebildeten Damen um Priesterinnen oder Gottheiten handelt.
Darüber gehen die Meinungen in der Tat auseinander. Allerdings gibt es Skulpturen wie die berühmte Schlangengöttin, die ziemlich einstimmig als Erd-, Mutter- oder Fruchtbarkeitsgöttin identifiziert wird..