Ganz kurz dazu:
Hier ist eine Auflistung der historischen Römischen Legionen:
Die erste Tabelle behandelt diejenigen Legionen, die bereits zu Augusteischer Zeit bestanden.
Liste der römischen Legionen – Wikipedia
Wenn es um die reine Anzal an römischen Truppen geht, die dabei verolren gingen, war die Varussschlacht ein Ereignis von zu vernachlässigender Tragweite.
Wenn wir von einer nummerischen Stärke bei irgendwas zwischen 4.000 und 6.000 (das eine Legion auf dem Papier existierte bedeutete nicht, dass sie auch immer ihre Sollstärke hatte) Mann ausgehen und mal großzügig den absoluten Totalverlust von 3 Legionen plus Auxiliartruppen annehmen (so viel wird es aber nicht gewesen sein, es gab ja durchaus Versprengte Veteranen, die sich bis in den römischen Machtbereich zurück durchschlugen, bdeutete das einen Verlust von 12.000-18.000 Legionären plus Auxiliartruppen.
Nehmen wir da vielleicht über den Daumen mal irgendwas zwischen 20.000 und 30.000 Mann Verlust an.
Das war für das Römische Reich auf dem Zenit seiner Macht absolut verschmerzbar.
Wenn man der Überlieferung folgt, waren die römischen Verluste (inklusive Bundesgenossen) allein in der Schlacht von Cannae 2 bis 3 mal so hoch.
Das Problem dürfte nicht gewesen sein, dass keine Truppen mehr vorhanden waren, sondern dass es seine Zeit brauchte an anderer Stelle stationierte Legionen in Marsch zu setzen und an den Rhein zu verlegen.
Hinzu kommt vor allen Dingen auch das Rom parallel in einem Konflikt mit dem Makromannenreich/Marbodreich in Böhmen befand, bzw. man dort gerade Frieden geschlossen hatte, von dem man aber nicht wissen konnte, wie haltbar der sein würde und das man kurz vor der Varusschlacht in Pannonien und Dalmation mit Aufständen zu tun hatte, die natürlich jederzeit wieder aufflammen konnten.
Das alles band natürlich Truppen und es bestand die Gefahr, dass sich diese Konfliktherde miteinander verbinden könnten.
Wenn Sich Augustus/Tiberius besorgt darüber zeigten, ob genügend Truppen zur Verfügung standen um Gegebenenfalls Italien zu schützen, ist das nicht mit Bezug speziell auf die Varusschlacht, sondern auf die Gesamtlage zu sehen, in der die Lage im nördlichen Germanien das geringste Problem darstellte.
Im Hinblick auf die Möglichkeit Truppen zu verlegen, ist da natürlich auch einfach der Zeitfaktor zu sehen.
Dabei ist zu berücksichtigen, signifikant mehr als 40 Km am Tag schaffte eine römische Legion auch unter guten Bedingungen nicht über einen längeren Zeitraum.
Bei solchen Strecken kann man sich ausrechnen, wie lange etwa die Verlegung einer Legion von der Iberischen Halbinsel an den Rhein dauerte, zumal die natürlich auch erst einmal benachrichtigt werden und die Verlegung logistisch vorbereiten musste.
Die Entfernung Taragona Köln z.B. beträgt so an die 1.200 Km Luftlinie. Bedenkt man das schwierige Gelände in den Pyrenäen und den Umstand, dass die römischen Straßen nicht in Luftlinie verliefen, werden es dann eher 1.500-1.600 Km gewesen sein.
Wenn man jetzt also annimmt, dass man eine in Katalonien stehende Legion an den Rhein verlegen wollte, bei einer durchschnittlichen Marschleistung von 40 Km pro Tag, wobei die wahrscheinlich auf einigen Etappen unterschritten wird, bekommt man so eine ungefähre Vorstellung von er Zeit die das dann gedauert hätte.
Allein der Marsch dorthin hätte an die 40-50 Tage (Eine solche Strecke würde auch ein paar Ruhetage erfordert haben und die Pyrenäen hätten das Tempo sicherlich ausgebremst) gedauert, wenn dieses Tempo zu halten gewesen wäre, dann gegebenenfalls noch mal 1-2 Wochen um die Anordnung der Verlegung von Rom überhaupt dorthin zu bringen, und gegebenenfalls noch mal 1-2 Wochen um die im Gebiet verstreut stehenden Truppenteile einzusammeln und den Abmarsch logistisch vorzubereiten.
Und dann ist da natürlich noch der Umstand, dass die Nachricht vom Untergang der Legionen des Varus Rom selbst erstmal ereichen musste, was sicherlich auch noch mal 1-2 Wochen dauerte.
Addiert man das auf ist klar, dass wenn man in Reaktion auf die Varus-Schlacht etwa eine Legion von der iberischen Halbinsel an den Rhein verlegen wollte, man mit einer Zeit von 2,5 bis 3 Monaten durchaus rechnen musste, bis diese dort einsatzbereit sein konnte.
Und je nachdem, wo man gerade Kräfte frei hatte, die man zu verschieben gedachte, konnte das noch deutlich länger dauern.
Ausheben funktionierte auch nicht so schnell, die Stärke der römischen Legionen war ja gerade das Kämpfen im großverband und das benötigte ein gewisses Maß an Dril, das erstmal über Monate und Jahre eingeschliffen werden musste.
Insofern konnte man sicherlich zackig Truppen ausheben, aber deren Gefechtswert ohne Drill wäre dann eben gegen Null tendiert, weil man eben Zivilisten Waffen in die Hand gedrückt hätte, aber dadurch werden daraus keine Soldaten, außer eben auf dem Papier.
In einer Zeit von mehreren Monaten, die man dadurch handlungsunfähig sein würde, zumal man ja auch nicht wusste was im germanischen Gebiet weiter passierte, konnte man sich durchaus Sorgen um die Sicherheit der Kernprovinz machen, zumal vor dem Hintergrund der Gesamtlage.
Das allerdings einzig an der Varusschlacht, den Verlusten und potentiell vorhandenen Kräften festmachen zu wollen, funktioniert so nicht.