Mordfall Tutanchamun

Zur Streitwagentheorie:
Es wird behauptet, Tut-ankh-Amun habe sich verheddert und sei von seinem eigenen Streitwagen überrollt worden.

Nehmen wir an, das stimme: Das besagt nicht, dass er selbst gefahren ist.

Nun ist aber das Problem das des Nachweises. Es gehört nicht zum Normalfall, dass einem Mediziner oder Pathologen ein Patient oder eine Leiche unter die Finger kommt, die von einem Rad eines Pferdewagens überrollt wurde. Sprich, die wenigsten Mediziner dürften in der Lage sein, ein typisches Verletzungsbild dieser Unfallart zu erkennen und es dürfte auch in der Literatur nicht allzu weit verbreitet sein. (Ich lasse mich hierin aber gerne vom Ggt. überzeugen.)
Fürderhin wäre nicht zu erkennen, in welchem Rahmen dieser Unfall stattgefunden hätte: Wagenrennen, Jagd, Kriegszug, Spazierfahrt. Insofern ist - todesursächliche Verletzungen richtig erkannt hin oder her - es reine Spekulation zu behaupten, Tut sei von einem Wagen oder gar in einer ganz konkreten Situation überrollt worden.

Die todesursächliche Beinverletzung ist nach Ansicht der Forscher durch einen Wagenunfall verursacht worden. Die Forscher (Pathologen, Mediziner) haben mit Sicherheit ähnlich gelagerte Fälle zu rate gezogen.Ob nun die Beinverletzung tatsächlich durch einen Wagenunfall passiert ist kann natürlich keiner mit Sicherheit sagen.Es gibt ja schließlich keinen Augenzeugen
 
Die Forscher (Pathologen, Mediziner) haben mit Sicherheit ähnlich gelagerte Fälle zu Rate gezogen.

Und genau an dieser Stelle habe ich, wie oben beschrieben, ein Problem: Wir erleben es äußert selten, dass jemand von einem Pferdewagen überfahren wird. Zumal mit relativ schmalen Speichenrädern aus Holz, evtl. mit einem Bronzereifen versehen. Selbst dort, wo noch Gespanne üblich sind (und das sind keine Streitwagen), verwendet man heute moderne Gummibereifung.
 
Und genau an dieser Stelle habe ich, wie oben beschrieben, ein Problem: Wir erleben es äußert selten, dass jemand von einem Pferdewagen überfahren wird. Zumal mit relativ schmalen Speichenrädern aus Holz, evtl. mit einem Bronzereifen versehen. Selbst dort, wo noch Gespanne üblich sind (und das sind keine Streitwagen), verwendet man heute moderne Gummibereifung.

Ich habe ja auch nicht behauptet,dass die Beinverletzung durch überrollen eines Rades verursacht wurde. Die Verletzung konnte ja auch durch einen Sturz von einem Streitwagen gekommen sein.Bei dem es dann zu einem komplizierten Bruch des Beines gekommen ist. Die medizinische Versorgung einer solch schweren Verletzung zur damaligen Zeit, kann man deshalb auch Medizinisch nicht mit den heutigen Maßstäben messen. Wie ich schon vorher gesagt habe war niemand dabei, und es gibt darüber auch keine Aufzeichnungen.
 
Und wie wollen die Wissenschaftler erkennen dass er von einem Wagen gestürzt ist und nicht über die Kellertreppe?
 
Das allerdings ist das Ggt. von Wissenschaft. In der Wissenschaft geht es nicht darum, etwas ex cathedra zu behaupten sondern den Beleg zu erbringen.

Den Beleg dafür kann keiner bringen.Die Wissenschaftler gehen aber anhand der Beinverletzung, und nach eingehenden Untersuchungen an der Mumie davon aus, dass die schwere Verletzung " wahrscheinlich" bei einem Wagenunfall passiert sein könnte. Ich glaube zu diesem Thema ist nun genug geschrieben worden.Sonst geht es noch ins Uferlose.
 
Den Beleg dafür kann keiner bringen.Die Wissenschaftler gehen aber anhand der Beinverletzung, und nach eingehenden Untersuchungen an der Mumie davon aus, dass die schwere Verletzung " wahrscheinlich" bei einem Wagenunfall passiert sein könnte. Ich glaube zu diesem Thema ist nun genug geschrieben worden.Sonst geht es noch ins Uferlose.

Das sehe ich anders, es ist doch schön wenn sich eine Diskussion entwickelt. Vielleicht hat auch jemand einen Link zu veröffentlichten Forschungsergebnissen oder ein Buch indem darauf näher eingegangen wird. Denn dann könnte man sich nochmal selber ein Bild davon machen.
 
Das sehe ich anders, es ist doch schön wenn sich eine Diskussion entwickelt. Vielleicht hat auch jemand einen Link zu veröffentlichten Forschungsergebnissen oder ein Buch indem darauf näher eingegangen wird. Denn dann könnte man sich nochmal selber ein Bild davon machen.

Sicherlich könnte man hier noch weiter Diskutieren. Leider gibt es zu diesem Thema aber keine neueren Forschungsergebnisse.
 
Sicherlich könnte man hier noch weiter Diskutieren. Leider gibt es zu diesem Thema aber keine neueren Forschungsergebnisse.

Anlass für den oben verlinkten aktuellen Spiegel Online-Artikel waren neuere Untersuchungen an Tutenchamuns Mumie für eine BBC Dokumentation ("Tutankhamun: the Truth Uncovered").

Wie nicht anders zu erwarten, gibt es für die Doku eine neue Hypothese, wie Tut zu Tode kam: ein Unfall aufgrund eines epileptischen Anfalls.

It transpires that Tutankhamun was the epileptic son of incestuous siblings who did not, as was long believed, die falling from a speeding chariot. Nor, as has also been suggested, was he murdered. No, Tutankhamun died from an accident caused by an epileptic fit. Oh, and he had a club foot and a bone-wasting disease as well.
http://www.telegraph.co.uk/culture/...e-Truth-Uncovered-Review-Dallas-Campbell.html

The truth of Tutankhamun uncovered in new BBC documentary | Article | History Revealed
 
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Den Beleg dafür kann keiner bringen.Die Wissenschaftler gehen aber anhand der Beinverletzung, und nach eingehenden Untersuchungen an der Mumie davon aus, dass die schwere Verletzung " wahrscheinlich" bei einem Wagenunfall passiert sein könnte.
Das liest sich schon etwas anders als in Deinem ersten Beitrag in diesem Thread, als Du den Tod infolge eines Unfalls bei einem Wagenrennen noch als Faktum hingestellt hast.
Möglich ist vieles. Ich bezweifle aber, dass jemals tatsächlich Klarheit bestehen wird. Mag sein, dass man irgendwann sicher weiß, was die Todesursache war - aber wie er sich eine allfällige tödliche Verletzung zugezogen hat, wird wohl eher trotzdem ungewiss bleiben.
 
Man kann auch päpstlicher sein als der Papst. Bei meinem ersten Beitrag mag das vieleicht so rüber gekommen sein. Wenn du aber meine weiteren Beiträge zu diesem Thema gelesen hättest, habe ich immer darauf hingewiesen,dass nach Ansicht der Wissenschaftler "höchstwarscheinlich" ein Wagenunfall für die schwere Beinverletzung verantwortlich,und damit zu seinem Tod geführt haben könnte.
 
Ich bin doch etwas irritiert, dass in einem Geschichtsforum oft nur vage von "Wissenschaftlern" oder "anerkannten Wissenschaftlern" gesprochen wird. (Anerkannt - von wem bitte? Soll vermutlich ausdrücken, dass die einen echten Universitätsabschluß des Fachbereichs haben, aber das verifiziert nicht automatisch alle ihre Aussagen. Die widersprechen sich oft genug, es zieht sich z.b. in den Göttinger Miszellen über mehrere Ausgaben ein Streit zwischen Helck und Edel. Gerade Ägypten und vor allem diese Zeit bieten Anlass zu Forschungskontroversen.)

Und warum mache ich mir eigentlich die Mühe, Sekundär- und Primärquellen zu benennen, wenn ich einen Beitrag schreibe, ich doofe Nudel? :grübel:


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Aber ebenso seltsam ist es, dass die Untersuchungsergebnisse nur in einer Fernsehdokumentation und sich darauf beziehenden Zeitungsartikeln publiziert werden.

Ich hätte von der entsprechenden Redaktion der Egypt Exploration Society eigentlich erwartet, dass sie zumindest einen kurzen Artikel zu einer so prestigeträchtigen und wichtigen Untersuchung ihres Direktors im JEA unterbringt.
Auch das beteiligte forensische Institut hat keinerlei Artikel oder sonstige Informationen auf der Homepage.


Allerdings war Dr. Naunton wohl selbst unzufrieden damit, dass es keine unverfälschte Verschriftlichung der Ergebnisse zu finden gibt: auf der Plattform academia.eu hat er einen Artikel eingestellt, den er für das BBC History Magazine geschrieben hat.

Also für alle, die wie ich die Ausstrahlung der originalen Dokumentation ebenso wie deren Lizenzkäufe verpasst haben, hier nochmal das vermutlich Wichtigste zum Nachlesen:
https://www.academia.edu/8581778/What_Killed_Tutankhamun
 
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Vor kurzem hatte ich Gelegenheit am Vortrag einer Ägyptologin teilzunehmen, u.a. gab sie auch bekannt, was die Untersuchung der Mumie Tutenchamuns ergab.

Zahlreiche Knochenbrüche an den Beinen.
Schwere Malaria.
Klumpfuß links.
Plattfuß rechts.
Gaumenspalte.
Rückgradverkrümmung (Skoliose), hatten übrigens auch schon die meisten seiner Vorgänger.
Schmerzhafte Knochenmarkserkrankung an einem Fuß, ( Morbus Köhler II )

Außerdem sind die Ägyptologen der Meinung, daß der im Grab aufgefundene Prunkstreitwagen ein Wagenrennen oder eine Jagdfahrt niemals ausgehalten hätte, dazu ist er viel zu filigran.
Allenfalls eine Fahrt im schritttempo auf optimal hergerichteter Fahrbahn wäre evtl. möglich gewesen.
Aber mit diesen Krankheiten, scheint es fraglich ob der Pharao überhaupt auf einem Streitwagen hätte stehen können.
 
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Ist denn sicher, dass die Brüche und die Verkrümmungen schon zu Lebzeiten bestanden und nicht erst an der Mumie auftraten?
 
Keine Ahnung, sicher weiß ich nur von all die anderen Krankheiten.
Auf die Knochenbrüche wurde nicht detailiert eingegangen, der Tod des Pharaos war nicht Schwerpunkt des Vortrags.
Es wurde nur festgestellt, daß der Pharao bei all seinen Leiden, ohne weiteres auch ohne äußere Gewalt hätte sterben können.
Aber nach all dem, was die Mumie seit ihrer Entdeckung schon alles durchmachen mußte, würde es mich nicht wundern, wenn die Brüche Post mortem entstanden wären.
In dem Vortrag wurde auch berichtet, daß während des WK II nochmals Grabräuber ins Grab eindrangen, den Bruskorb des Pharaos mit einer Säge öffneten und Schmuckstücke die in Binden eingewickelt waren, sowie einen Teil des Brustkorbes entwendeten.
 
Die Verkrümmungen an der Wirbelsäule bestanden mit Sicherheit schon zu Lebzeiten des Pharaos.
Wahrscheinlich seit Geburt, sie wurden auch bei Echnaton und Amenhotep III festgestellt, also erblich.
 
Außerdem sind die Ägyptologen der Meinung, daß der im Grab aufgefundene Prunkstreitwagen ein Wagenrennen oder eine Jagdfahrt niemals ausgehalten hätte, dazu ist er viel zu filigran
Grabbeigaben wurden in der Regel extra für das Grab angefertigt. Deswegen kann man von der mangelnden Fahrtüchtigkeit des Streitwagens keine Rückschlüsse auf die körperliche Leistungsstärke von Tutenchamun ziehen.
 
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