Mundart - Hochdeutsch: Verarmung der Sprache?

pelzer

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Grüezi

Als ich heute im Mundart-Lexikon meiner Region etwas nachschlug, las ich, dass es für das Wort "gehen" etwas über 50 Mundartausdrücke gibt. Und für "laufen" gibt es zusätzlich noch einmal eine Handvoll Ausdrücke.

Nun frage ich mich; bewirken das Hochdeutsch, resp. die Standart-Dialekte eine Verarmung der Sprache?

Ist Hochdeutsch (in der Schweiz nennen wir sie Standartsprache) eine Einfach-Sprache, die die bunte Vielfalt der Mundart bedrängt und verdrängt? Und das meine ich nicht bloss auf die Schweiz bezogen. Nein, auf den gesamten deutschsprachigen Raum.


Gruss Pelzer

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Grüezi

Als ich heute im Mundart-Lexikon meiner Region etwas nachschlug, las ich, dass es für das Wort "gehen" etwas über 50 Mundartausdrücke gibt. Und für "laufen" gibt es zusätzlich noch einmal eine Handvoll Ausdrücke.

Nun frage ich mich; bewirken das Hochdeutsch, resp. die Standart-Dialekte eine Verarmung der Sprache?

Ist Hochdeutsch (in der Schweiz nennen wir sie Standartsprache) eine Einfach-Sprache, die die bunte Vielfalt der Mundart bedrängt und verdrängt? Und das meine ich nicht bloss auf die Schweiz bezogen. Nein, auf den gesamten deutschsprachigen Raum.


Gruss Pelzer

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Hm, also rein vom Gefühl her muss ich sagen ja. Ich komme ursprünglich aus dem ländlichen Bayern und auch wenn da immer noch die überwegende Mehrheit Bayerisch spricht so merkt man doch, dass dieses sich mehr und mehr dem Hochdeutschen annähert. Das Bayerisch, das die Älteren sprechen ist deutlich ausgeprägter als das der Jüngeren. Ein Grund dafür mag sein, dass in der Schule Hochdeutsch-Pflicht während des Unterrichts besteht. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Vereine zum Erhalt und zur Förderung der bayerischen Mundart. Ich denke über einen langen Zeitraum werden die Mundarten vielleicht nicht direkt verschwinden, aber sich dem Hochdeutschen sehr stark annähern. Also, ja das ist eine Verarmung der Sprache und damit in gewissem Maße auch eine kulturelle Verarmung - Verlust der Mundart-Literatur, Theater, Musik, usw.

Die Frage ist nun ob das etwas schlechtes ist oder nicht. Diese Frage kann aber jeder nur für sich beantworten. Wenn man die Mundart als Teil der Identität sieht, dann ist das sicher ein Verlust. Wenn nicht, dann nicht. Ist aber eine ähnliche Diskussion, wie die Diskussion um das "Aussterben" der Deutschen aufgrund der geringen Geburtenrate beim gleichzeitigen Zuwandern "Fremder". Ich persönlich halte das für eine natürliche Entwicklung. Meine Großeltern haben mir erzählt, dass man früher hören konnte aus welchem Ort jemand kam. Heute hört man nur noch die Region.
 
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Da sich unsere Sprache über die Jahrhunderte immer gewandelt hat, ist es ja nur folgerichtig, dass sich unsere Dialekte ändern.
Als Verarmung würde ich nur die meiner Ansicht nach vorhandene „Sprachlosigkeit“ unsere Jungend sehen. Der es ja eigentümlicherweise nichts ausmacht ein verballhorntes Englisch zu sprechen anstatt ihrer doch so ausdrucksgewaltigen Muttersprache.<o:p></o:p>


Gruß
Heino
<o:p></o:p>
<!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]--><o:p></o:p>
 
Grüezi

Meine Frage bezieht sich nicht so sehr auf die stetige Veränderung der Sprache. Viel mehr geht es mir um die Vielfalt der Sprache.

Am Beispiel von "gehen": Wenn ich dafür in der Mundart 50 verschiedene Wörter habe, so heisst das doch auch, dass ich 50 verschiedene Arten von "gehen" unterscheiden und benennen kann. Im Hochdeutsch kann ich aber bloss etwa zehn Arten von "gehen" unterscheiden. Somit ist Hochdeutsch eine vereinfachte Sprache. Ich kann demnach problemlos Hochdeutsch in Mundart übersetzen, aber umgekehrt ist das (mangels Wörter) nur mit Abstrichen (Vereinfachung) möglich.

Gruss pelzer

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Verarmung? Nein.
Auch die Standardsprache kennt viele Differenzierungen, die regionalen Dialekte sind eine zusätzliche Bereicherung.

gehen, laufen
maschieren, wandern, schreiten, wandeln, spazieren, schlendern, rennen, bewegen, kriechen, krabbeln, schleichen, flitzen, sausen, rasen, stolzieren, marschieren, trotten, waten, bummeln, pirschen, sprinten, hetzen, schlurfen, eilen, latschen, trödeln, torkeln, spurten, traben, sputen, springen, hüpfen, stürmen, hasten, humpeln, promenieren, hoppeln, düsen, stöckeln, tänzeln...
 
Verarmung? Nein.
Auch die Standardsprache kennt viele Differenzierungen, die regionalen Dialekte sind eine zusätzliche Bereicherung.

gehen, laufen
maschieren, wandern, schreiten, wandeln, spazieren, schlendern, rennen, bewegen, kriechen, krabbeln, schleichen, flitzen, sausen, rasen, stolzieren, marschieren, trotten, waten, bummeln, pirschen, sprinten, hetzen, schlurfen, eilen, latschen, trödeln, torkeln, spurten, traben, sputen, springen, hüpfen, stürmen, hasten, humpeln, promenieren, hoppeln, düsen, stöckeln, tänzeln...


In der Schülerzeitung haben wir mal über 30 schwäbische Ausdrücke für Urinieren "veröffentlicht".
Gab einen Anschiss beim Chef, der, selber Schwabe, sich das Grinsen nicht "verheben" konnte.
Vorlesung über Unterschiede zwischen "sprachlich" und "schriftlich".
War ein kluger Mann, der Herr Oberstudiendirektor.
 
Das Wort heben ist bei Euch im Ländle sowieso ganz seltsam gebraucht.

Das stimmt.
Als Schüler sind wir nach dem Nachmittagsunterricht noch gern "einen Heben" gegangen. Heißt: Ein Glas mit Gerstensaft so hochgehoben, dass der Inhalt durch die Gurgel gluckern konnte.

Sass ich mal zivilrechtlich im Gericht, die Sache war eigentlich gewonnen, hat die Gegenseite aus Frust noch ein paar Unverschämtheiten gesagt, bin ich aufgesprungen, dem die Meinung geigen. Sagt mein Anwalt: "Verhebs"
Was ich getan hab.
 
Das stimmt.
Als Schüler sind wir nach dem Nachmittagsunterricht noch gern "einen Heben" gegangen. Heißt: Ein Glas mit Gerstensaft so hochgehoben, dass der Inhalt durch die Gurgel gluckern konnte.

Dieses heben ist eigentlich weit verbreitet.

Sass ich mal zivilrechtlich im Gericht, die Sache war eigentlich gewonnen, hat die Gegenseite aus Frust noch ein paar Unverschämtheiten gesagt, bin ich aufgesprungen, dem die Meinung geigen. Sagt mein Anwalt: "Verhebs"
Was ich getan hab.

Ja, dieses heben scheint doch eine schwäbische Eigenheit zu sein, genauso wie "heb' das mal", statt "halt das mal". Als Nichtschwabe denkt man da ratlos: "Wieso heben? Es liegt doch gar nicht mehr!?!?!?"
 
Dieses heben ist eigentlich weit verbreitet.



Ja, dieses heben scheint doch eine schwäbische Eigenheit zu sein, genauso wie "heb' das mal", statt "halt das mal". Als Nichtschwabe denkt man da ratlos: "Wieso heben? Es liegt doch gar nicht mehr!?!?!?"
heben ...da sind sich die Schwaben und die Schweizer ein weiteres mal sehr ähnlich! Und mit Schwaben meine ich auch nur die Schwaben (bei "uns" werden ja gerne alle Deutsche als Schwaben bezeichnet).

Gruss pelzer

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hoppeln?
Sorry, die Sachsen meinen damit etwas anderes...

was denn?

Bei uns in Norddeutschland hoppeln nur die Hasen aber vielleicht hoppeln die Schwaben, wenn sie "einen gehoben" haben, aber dann heißt´s "Verhebs".......

Vielleicht machen Anglizismen das doch eindeutiger, die Jugend hat schon recht :confused:
 
Nun frage ich mich; bewirken das Hochdeutsch, resp. die Standart-Dialekte eine Verarmung der Sprache?

Ist Hochdeutsch (in der Schweiz nennen wir sie Standartsprache) eine Einfach-Sprache, die die bunte Vielfalt der Mundart bedrängt und verdrängt?

Hochdeutsch ist die gegenwärtige Dudensprache. So wie jede Sprache eine "saubere" Sprache - eine Amtssprache - für inländische Dialekte wie für Übersetzungen oder Sprachenlernen von Ausländern hat.
 
Bei uns in Norddeutschland hoppeln nur die Hasen aber vielleicht hoppeln die Schwaben, ...

Ich kenn das als Norddeutscher in anderem Zusammenhang: da Frauen auch Häschen genannt werden, kann es passieren das Männchen auch mal rüberhoppelt...
 
Und mit Schwaben meine ich auch nur die Schwaben (bei "uns" werden ja gerne alle Deutsche als Schwaben bezeichnet).

Steh ich mal an einem späteren Vormittag, kurz vor 9, an der Talstation einer Bergbahn im Berner Oberland, und mache meinen Damen klar, dass, weil sie wieder nicht vom Spiegel weggekommen sind, da oben jetzt schon jede Menge Leute sind.
Bemerkt ein Schweizer, "und auch noch das meiste Schwaben."
Was mich zur Bemerkung veranlasste, dass dies weniger schlimm wäre, derweil wir ja auch welche wären.
Meinst der Schweizer: "Damit meine ich doch nicht sie, sie gehören ja fast zu uns."

Was in dem Moment sicher mehr wert war als jedes Adelsprädikat.
 
hoppeln?


was denn?

Bei uns in Norddeutschland hoppeln nur die Hasen aber vielleicht hoppeln die Schwaben, wenn sie "einen gehoben" haben, aber dann heißt´s "Verhebs".......

Vielleicht machen Anglizismen das doch eindeutiger, die Jugend hat schon recht :confused:


Bei uns hoppeln nur die Kaninchen...........

Gruß
 
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