Mutmaßl. und tatsächl. röm. Streckenverläufe/Fundplätze n.d. 9-/10-Leugen-Hypothese

Nach der aktuellen Version der "Theorie" hast Du doch gestern schon gefragt.

Die Frage wurde von Divico ignoriert. Offensichtlich will er sich da nicht festlegen.

Ganz genau. Divico will sich nicht festlegen.

Er will nämlich keine neue Religion vom Berge herunter verkünden, sondern vielmehr ergebnisoffen herauszufinden versuchen, wer und was hinter den häufig gemessenen sehr exakten Distanzen steckt.

Warum dieses Thema derart kontrovers wirkt, ist mir schleierhaft. Schriebe ich hier im Forum, die Römer hätten ihre (Hoch-)Bauwerke exakt vermessen, wäre die einzige Antwort vielleicht ein müdes 'Was Du nicht sagst' und ein unsichtbares Achselzucken.

Divicos Methode ist immer noch die alte:
Er misst solange, bis er irgendwas gefunden hat, das 20,0 km oder 22,2 km voneinander entfernt ist.
Und das wird dann jeweils als "Etappe" definiert.
Was als Zeithorizont definiert wird, hängt auch immer von den gerade aktuellen "Fundstücken" ab.

Vielleicht kannst Du die 20 km zwischen den irgendwas-Stationen Vitudurum und Ad Fines auf der römischen irgendwas-Straße einmal in diesem Lichte kommentieren.
  • Warum handelt es sich bei Pfyn nicht um eine Etappe auf dem Weg nach Arbor felix und weiter nach Brigantium?
  • Was behagt an dem sehr breiten Zeithorizont von Vitudurum und Ad fines nicht?*
*) Beide sind augusteische Gründungen, die in der Spätantike zu Kastellen ausgebaut wurden. Der Name Ad Fines bezieht sich auf die alte Grenze zwischen Gallien und Rätien, die in der Spätantike längst nicht mehr existierte.

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Vom spätantiken Kastell Vitudurum zum spätantiken Kastell Ad fines sind es ungefähr 20 km.


Von Arbon ging es weiter nach Bregenz, das kann man den einschlägigen Itineraren entnehmen.

Im Wiki-Artikel zu Arbon wird Pfyn als 'nächstgelegenes Kastell' genannt. Luftlinie fast 37 km, das sind weder 8 noch 9 noch 10 Leugen.

Ach was, jetzt interessieren plötzlich Luftlinien? Welche schnurgeraden Römerstraßen in der Schweiz kennst Du denn?

Schweizer Archäologen gehen nebenbei davon aus, dass die Römer hier zum überwiegenden Teil die bestehenden keltischen Straßen nutzen und ausbauten.

Und worüber willst Du diskutieren?
Geht es um Kastelle oder Zivilsiedlungen?

Nur am Limes lagen Kastelle im 20/22-km-Abstand. Im weniger gefährdeten Hinterland sind die Stationen oft eher ziviler Natur, zumal in der archäologisch viel besser dokumentierten Blütezeit.

Im aktuellen Fall Vitudurum–Ad fines geht es um zwei recht gut dokumentierte spätantike Kastelle, die an einer alten Straße an frühkaiserzeitlichen römischen Standorten errichtet wurden.

Bei Ad fines verweist schon allein der Name eindeutig auf die frühe Kaiserzeit, als es hier noch eine Grenze zwischen Gallien und Rätien gegeben hat.

Und um welche Zeit? Frühkaiserzeitlich oder spätantik?

Entscheidend ist immer die Zeit, zu der die jeweilige Straße geplant und gebaut wurde. Damit ist im römischen Sinne auch gemeint, wann eine schon bestehende Straße an römische Bedürfnisse angepasst wurde, also etwa mit regelmäßigen Stationen ausgestattet wurde.

À propos regelmäßige Stationen und wo wir gerade bei Winterthur sind, da hätte ich noch ein paar, grob gemessen auf der jeweils kürzesten heutigen Fußstrecke sind die alle 20 km ± 2% von Vitudurum entfernt gelegen:
  • Oberwinterthur–Pfyn *
  • Oberwinterthur–Irgenhausen *
  • Oberwinterthur–Eschenz *
  • Oberwinterthur–Bülach **
  • Oberwinterthur–Marthalen **
* (spätantike) Kastelle an älteren römischen (keltischen?) Standorten
** römische Straßenstationen
 
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Und das nennt man wohl Gegenbeispiel.

Ernsthafte Frage: was meinst Du damit?

Doch nicht etwa den zusammengeschluderten bunten Unfug da oben – die Luftlinie zwischen Augst und Windisch?! Bin ich im Kaspertheater?

Zwischen Augst und Windisch liegen, das hat @Sepiola fein bemerkt, ~42 km.

Nach genau 20 km (9 Leugen) gelangt man von Augst aus allerdings erst einmal nach Münchwilen:

Einzelne Funde wie die 1963 entdeckten Ruinen eines Gebäudekomplexes lassen darauf schliessen, dass die Gegend um das heutige Dorf bereits von den Römern besiedelt war. Die Anlage besass einen Innenhof und Badeanlagen, möglicherweise handelte es sich um eine Raststätte (mansio) an der Strasse zwischen Vindonissa und Augusta Raurica.
[Wikipedia]

Von Münchwilen sind es dann gut 22 km (10 Leugen) nach Windisch/Vindonissa.

[Edit] Westlich von Ad Fines befinden wir uns in offiziellem Leugenland, das nur nebenbei.
 
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Aha, jetzt gilt also wieder alles, was römisch ist, die datierung ist auch egal. Es muss such nur an der richtigen stelle befinden.


Mal so, mal anders. Man misst also nicht die Distanzen zwischen vergleichbaren bauten aus ähnlicher Zeit. Man sucht mit vorgegebenem Ergebnis die bauten zusammen, damit man das Ergebnis erhält, das man haben will.

Ergebnisoffenheit sieht anders aus!
 
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Römische Leuge und Meile

Das Umrechnungsverhältnis Meile zu Leuge von 1,5:1 ist neben Schriftquellen durch mehrere Meilensteinfunde gesichert und wird deshalb in einschlägigen Werken allseits mit 2222 m angegeben. Besonders bemerkenswert sind hier zwei Steine aus Mainz-Kastel, von denen der ältere die Entfernung nach Wiesbaden (Aquae Mattiacorum) mit sechs Meilen, der jüngere die gleiche Entfernung mit vier Leugen angibt. Ebenso nennt ein bei Bingen gefundener Stein aus hadrianischer Zeit die Entfernung von Augusta Treverorum mit 72 Meilen, während der an derselben Stelle gefundene Stein für Septimius Severus und seine Söhne eine Entfernung von 48 Leugen angibt.


https://de.wikipedia.org/wiki/Leuge


Römische Leuge und römische Meile stehen also in Relation zueinander, und da die römische Meile älter ist als die römische Leuge basiert die Leuge auf der Meile. Warum wurde das Verhältnis aber gerade mit 1,5:1 definiert?
Anthropologisch bedingt rechnen Menschen besonders einfach auf der Basis von 10, für nicht ganz abwegig halte ich es daher dass eine römische Leuge als ein Zehntel einer wichtigen Distanz definiert wurde zwecks Vereinfachung der alltäglichen Berechnung derselben, und diese wichtige Distanz muss dann ja 15 römische Meilen betragen haben.

Eine wichtige Distanz war ein Tagesmarsch, und 15 Meilen entsprechen auch der Größenordnung eines Tagesmarsches.
Was man sich jetzt mal überlegen könnte ist ob 15 Meilen bzw. 22,22 km auf einer gut ausgebauten Straße evtl. eine Tagesmarschdistanz sind, bei der das Verhältnis von Geschwindigkeit zu Kalorienverbrauch pro Kilometer bei Mensch und Maultier besonders günstig ist, so dass eine Straßenstation alle 22,22 km als Standardfall und nach 90% = 20 km als Standard Rückfalloption bei schwierigem Gelände Sinn gemacht hätte.
 
Aha, jetzt gilt also wieder alles, was römisch ist. Es muss such nur an der richtigen stelle befinden.

Ergebnisoffenheit?

Kastelle, und die genau zwischen diesen in Tagesmarschabstand befindlichen Straßenstationen als "alles, was römisch ist" zu bezeichnen, das ist schon sehr speziell.

Aber vermutlich hängst Du @Sepiolas Brutalo-These an, nach der Legionäre und Zug-/Lasttiere überall dort gleich zwei Tagesmärsche an einem Tag ableisten mussten, wo in ihrem Zeithorizont keine Zwischenstationen heute eindeutig nachgewiesen sind, wie etwa zwischen Bitburg und Jünkerath oder zwischen Vetera und Gelduba.

[Edit] Ach ja, dass ein römischer Standort "such nur an der richtigen stelle befinden" muss, ist ja gerade der Witz. So kam ich überhaupt nur darauf: indem zwischen den richtigen Stellen (und auch vielen falschen) gemessen wurde – mit ganz neuen technischen Möglichkeiten, die früheren Forschern im Traum nicht zur Verfügung standen.
 
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Er will nämlich keine neue Religion vom Berge herunter verkünden, sondern vielmehr ergebnisoffen herauszufinden versuchen, wer und was hinter den häufig gemessenen sehr exakten Distanzen steckt.

Ich frage mich, was da eigentlich exakt gemessen wird, und bekomme nie eine exakte Antwort darauf.

Die zivile Siedlung Vitudurum ist nicht deckungsgleich mit dem spätantiken Kastell. Wo ist der "exakte" Messpunkt? Noch weiter auseinander geht es bei Arbor felix - die frühere Siedlung und das spätere Kastell liegen einen halben Kilometer auseinander.
Kürzlich hatten wir das Beispiel Bonn, da ziehen sich die Siedlungsspuren über vier Kilometer hin.

Solange hier Beliebigkeit waltet, gibt es keine "exakten Distanzen", über die es sich zu diskutieren lohnt.


Warum handelt es sich bei Pfyn nicht um eine Etappe auf dem Weg nach Arbor felix und weiter nach Brigantium?
Erst einmal wäre zu fragen, ob Pfyn wirklich genau auf der Straße Vitudurum - Arbor felix liegt. Die Straße macht hier einen Haken - war das wirklich die Haupttrasse oder eine Abzweigung? Andererseits gab es bei Bussnang eine Brücke über die Thur:"Die Brücke über die Thur in Bussnang ist nach 124 n. Chr. entstanden; sie könnte zur Strasse von Gallien nach Bregenz gehören, die in den Itinerarien erwähnt ist."
http://www.ivs.admin.ch/fileadmin/user_upload/pdf/Kantonshefte/tg_kantonsheft.pdf


Was behagt an dem sehr breiten Zeithorizont von Vitudurum und Ad fines nicht?
Ich habe nichts gegen den sehr breiten Zeithorizont. Ich möchte nur gern wissen, worüber wir diskutieren:
Geht es um Kastelle oder Zivilsiedlungen?
Und um welche Zeit? Frühkaiserzeitlich oder spätantik?
Oder geht es jetzt wieder um Straßenstationen? Dazu gibt es ja eine Menge Material, das auch schon ausgewertet wurde, aber keine Häufung im 20-22-km-Bereich ergeben hat.


Ach was, jetzt interessieren plötzlich Luftlinien?
Die Luftlinie zeigt die Minimaldistanz an, damit hast Du doch selber schon argumentiert:
Aber wie hätten sie den Fimmel auf der Strecke zwischen den Kastellen von Remagen und Andernach befriedigen sollen, wenn doch die Luftlinie schon fast 20 km, also rund 9 Leugen lang ist?

Sicher ist, dass die Distanz zwischen Pfyn und Arbon deutlich mehr als 9 oder 10 Leugen beträgt.


Nur am Limes lagen Kastelle im 20/22-km-Abstand.
Limesstraßen hatten wir doch schon, ich kann mich an die Donausüdstraße und den Alblimes erinnern. Die Zahlen sind sicher nochmal zu überprüfen (bei einer Distanz steckt ein Rechenfehler drin), aber Kastelle im 20/22-km-Abstand sind mir da nicht gehäuft aufgefallen.
 
Doch nicht etwa den zusammengeschluderten bunten Unfug da oben – die Luftlinie zwischen Augst und Windisch?! Bin ich im Kaspertheater?

Ich möchte Dich bitten,
a) Deinen Tonfall zu mäßigen
und
b) inhaltlich zur Sache zu kommen.

- Die Stationen (= Kastelle) habe ich nicht "zusammengeschludert", sondern der neuesten verfügbaren Literatur entnommen; die Literaturbelege sind angegeben und teilweise im Zitat wiedergegeben.
- Wo wir Stationen mit nicht ganz eindeutigem Zeithorizont haben, sind Distanzen in Klammern angegeben.
- Luftlinien-Distanzen sind auch nicht "zusammengeschludert", sondern ergeben nun mal die Minimal-Distanz.
- Moderne Fußwege, wie Du weißt, ergeben einen groben Anhaltspunkt, mehr nicht.

Wenn Du an der Liste sachliche Korrekturen anzubringen hast, dann bring bitte sachliche Korrekturen.
 
Sepiolas Brutalo-These an, nach der Legionäre und Zug-/Lasttiere überall dort gleich zwei Tagesmärsche an einem Tag ableisten mussten, wo in ihrem Zeithorizont keine Zwischenstationen heute eindeutig nachgewiesen sind, wie etwa zwischen Bitburg und Jünkerath oder zwischen Vetera und Gelduba.

Also zunächst einmal muss festgehalten werden, dass die römische Armee äußerst brutal auch mit den eigenen Leuten vorgegangen ist. Das Wort dezimieren kommt beispielsweise daher, dass man bei Verfehlungen jeden zehnten Mann einer Einheit erschlug.

Sepiolas These allerdings gehört sicher nicht zu den Brutalitäten der Legionen. 40 km sind sowohl für Maultiere als auch für Menschen als Tagesmarschleistung zu schaffen. Insbesondere dann, wenn man über die notwendige Infrastruktur verfügt.
 
Eine wichtige Distanz war ein Tagesmarsch, und 15 Meilen entsprechen auch der Größenordnung eines Tagesmarsches.
Was man sich jetzt mal überlegen könnte ist ob 15 Meilen bzw. 22,22 km auf einer gut ausgebauten Straße evtl. eine Tagesmarschdistanz sind, bei der das Verhältnis von Geschwindigkeit zu Kalorienverbrauch pro Kilometer bei Mensch und Maultier besonders günstig ist

Das hatten wir doch alles schon:

Wenn man die antiken Quellen auswertet, sind die ca. 20 km so nicht haltbar, zumindest nicht, wenn wir von ausgebauten Straßen ausgehen.

Bei Expeditionen in Gegenden mit kaum vorhandenen Infrastruktur werden in der Literatur öfters mal 20 km als Tagesetappe genannt, manchmal 18, manchmal nur 15. Wobei auch das nur Durchschnittswerte sein können (im Fall von 20 km vielleicht Maximalwerte), denn die tatsächliche Tagesleistung war natürlich sehr vom Gelände abhängig.

Wenn wir von gut ausgebauten Straßen ausgehen, "... zeigen die Quellen, dass mansiones in der Regel im Abstand einer Tagesreise (im Schnitt 25 Meilen = 37 km) voneinander entfernt lagen, hingegen mutationes zumeist in sehr viel kürzeren Intervallen (zwischen 6 und 12 Meilen = rund 9-18 km) anzutreffen waren. Dabei waren die Abstände auch von der jeweiligen Geographie des Geländes abhängig." (Kolb, S. 213)

Siehe auch: http://www.geschichtsforum.de/760178-post326.html

Bei Gaius (Jurist des 2. Jh.) findet sich die Bestimmung "Vicena milia passuum in singulos dies dinumerari praetor iubet" - d. h. wenn jemand vor Gericht zu erscheinen hatte, wurden die Fristen in Tagesetappen von 30 km (20 m. p.) pro Tag berechnet.

Außerdem verweise ich nochmals auf die experimentelle Bestätigung durch Junkelmann. Die Gruppe war - ohne spezielles Training - mit schwerem Gepäck über die Alpen unterwegs und schaffte durchschnittlich 27 km pro Marschtag:
http://www.geschichtsforum.de/759731-post255.html
 
Aber vermutlich hängst Du @Sepiolas Brutalo-These an, nach der Legionäre und Zug-/Lasttiere überall dort gleich zwei Tagesmärsche an einem Tag ableisten mussten, wo in ihrem Zeithorizont keine Zwischenstationen heute eindeutig nachgewiesen sind

Wie schon einmal gesagt:
Diese These habe ich so nirgends geäußert.

Ich bitte nochmals darum, zu einer sachlichen Diskussion zurückzukehren.
 
Aber vermutlich hängst Du @Sepiolas Brutalo-These an, nach der Legionäre und Zug-/Lasttiere überall dort gleich zwei Tagesmärsche an einem Tag ableisten mussten, wo in ihrem Zeithorizont keine Zwischenstationen heute eindeutig nachgewiesen sind, wie etwa zwischen Bitburg und Jünkerath oder zwischen Vetera und Gelduba.

Wieso sollten da Zwischenstationen sein. Das ergäbe kaum Hilfe für den Lagerbau. Oder bist Du der Meinung, dass Römisches Militär ohne Hilfe keine Lager aufbauen konnte?

Solche Zwischenstationen waren keine Notwendigkeit.

Oder wie stellst Du Dir das in Feindesland vor?

Etwa so: "Herr Arminius, der Feldherr Germanicus schickt mich, einen Waffenstillstand und Hilfe zum Lagerbau auszuhandeln. Bezahlung wie sonst auch, Waffenstillstand endet wie immer nach erfolgtem Bezug des Lagers."

Oder an einem Kohortenkastell am Rhein, das mit, sagen wir 400 einsatzfähigen Streitern belegt ist: "Mir ist egal, wieviele sie sind. Das Lager für meine 40.000 ist in einer Stunde fertig!"
 
Kastelle, und die genau zwischen diesen in Tagesmarschabstand befindlichen Straßenstationen als "alles, was römisch ist" zu bezeichnen, das ist schon sehr speziell.

Falsch, eine Beschreibung deines Tuns seit Jahren. Im Zweifelsfall nimmst du alles her, was passt oder passend gemacht werden kann bis hin zu hypothetischen nicht nachgewiesenen Standorten. Im Prinzip ist dir vollkommen egal, was sich am richtigen Punkt finden lässt. Es muss nur römisch sein. Die Datierung ist vollkommen egal, passt sie nicht, dann wird eben postuliert, dass es Vorgängerbauten gegeben haben muss. Nachweis? Egal! Es ist egal, ob es sich um eine militärische Anlage handelt oder um etwas ziviles. Auch ein einfacher Bauernhof oder eine Inschrift wird es im Zweifelsfall tun.
Aber vermutlich hängst Du @Sepiolas Brutalo-These an, nach der Legionäre und Zug-/Lasttiere überall dort gleich zwei Tagesmärsche an einem Tag ableisten mussten, wo in ihrem Zeithorizont keine Zwischenstationen heute eindeutig nachgewiesen sind, wie etwa zwischen Bitburg und Jünkerath oder zwischen Vetera und Gelduba.

Wo hat sie diese These geäußert? Beleg dafür bitte!

Auf jeden Fall bin ich nicht der Meinung, dass man mit Wunschzwischenstationen, wo keine Zwischenstationen nachgewiesen sind, keine These beweisen kann!
 
Ich frage mich, was da eigentlich exakt gemessen wird, und bekomme nie eine exakte Antwort darauf.

Das frage ich mich auch.


Solange hier Beliebigkeit waltet, gibt es keine "exakten Distanzen", über die es sich zu diskutieren lohnt.
Das ist doch das wunderbare bei der These. Da es keine festgelegten Meßpunkte gibt, kann man die Meßpunkte immer schön so verschieben, dass man zu den Ergebnissen kommen kann, die man haben will.

Da man zudem alles als Bezugspunkt hernehmen kann, was man will, hat man - wie zumindest bewiesen wird - keine Probleme unter den vielen römischen Strukturen die zu finden, die im gewünschten Abstand voneinander liegen.

Eigentlich ist es Zufall, dass Divico sich auf 9 und 10 Leugen eingeschossen hat. Hätte er zu Beginn seiner Untersuchungen gehäuft Abstände von 7 und 8 oder 10 und 11 Leugen gefunden, dann würden wir eben über solche Abstände diskutieren.

Es ist genau so, wie du es bei den Autobahnausfahrten gezeigt hast. Die sind natürlich nicht nur im Abstand von 9 Leugen, aber man kann unter den vielen Ausfahren genügend finden, die diesen Abstand voneinander haben. Nicht anders ist es bei den vielen römischen Bauten, wenn man alles mixen und als Beweis hernehmen kann - sowohl die Art des römischen Bauwerks/Überrestes als auch die Datierung bis hin zu nicht nachweisbaren Bauwerken!
 
Nach genau 20 km (9 Leugen) gelangt man von Augst aus allerdings erst einmal nach Münchwilen:

Einzelne Funde wie die 1963 entdeckten Ruinen eines Gebäudekomplexes lassen darauf schliessen, dass die Gegend um das heutige Dorf bereits von den Römern besiedelt war. Die Anlage besass einen Innenhof und Badeanlagen, möglicherweise handelte es sich um eine Raststätte (mansio) an der Strasse zwischen Vindonissa und Augusta Raurica.
[Wikipedia]

Von Münchwilen sind es dann gut 22 km (10 Leugen) nach Windisch/Vindonissa.

Allerdings finden wir auch exakt 25,4 km von Augst entfernt den Ort Frick.

Dazu aus dem Buch Die Römer in der Schweiz:

Im O-Teil des Dorfes, rund 250 m NO des Kirchhügels, beim Hotel Engel und in dessen nächster Umgebung, entdeckte man 1843 sowie 1920 und 1940 weitläufige Mauerreste sowie zahlreiche römische Ziegel-, Keramik- und Metallfunde und 17 Münzen; neun des 1./2. Jh., acht der Zeit zwischen 222 und 353. Da recht viele Werkzeuge und Pferdegeschirrteile vorliegen, drängt sich die Annahme auf, dass an dieser wichtigen Verzweigungsstelle eine Herberge mit Pferdewechselstation (mansio) unterhalten wurde.

Die Datierung ist besser, immerhin könnten die Münzen auf das 1. Jh. hinweisen. Auch sonst scheint mir über die übrigen Funde eine Mansio besser zu belegen als in Münchwiler. Aber selbst, wenn es sich bei beiden Anlagen um eine Mansio handelt, was genau macht das mit deiner Theorie der genormten und unter allen Umständen sowie gegen jede Vernunft einzuhaltenden Abstände?

Sollten beide Stationen aus der gleichen Zeit stammen, dann belegt das doch, dass die Römer ihre Straßenstationen eher nach sinnvollen Kriterien angelegt haben (wichtige Verzweigungsstelle!) als nach sturem und starrem Muster ("wir sind 9 Leugen marschiert, lasst uns eine Straßenstation oder etwas anderes bauen - irgendwas, egal was. Hauptsache, wir haben etwas 9 Leugen von Augst entfernt etwas gebaut!")!
 
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Hinweis der Moderation

Doch nicht etwa den zusammengeschluderten bunten Unfug da oben – die Luftlinie zwischen Augst und Windisch?! Bin ich im Kaspertheater?

Die Moderation ruft dringend dazu auf, die Contenance zu bewahren. Wenn das nicht klappt, müssen wir gegebenenfalls ein paar Tage Urlaub gewähren.

Bitte sachlich weiterdiskutieren.
 
À propos regelmäßige Stationen und wo wir gerade bei Winterthur sind, da hätte ich noch ein paar, grob gemessen auf der jeweils kürzesten heutigen Fußstrecke sind die alle 20 km ± 2% von Vitudurum entfernt gelegen:
  • Oberwinterthur–Pfyn *
  • Oberwinterthur–Irgenhausen *
  • Oberwinterthur–Eschenz *
  • Oberwinterthur–Bülach **
  • Oberwinterthur–Marthalen **
* (spätantike) Kastelle an älteren römischen (keltischen?) Standorten
** römische Straßenstationen
Hab mir jetzt mal nur beispielshalber Marthalen angesehen.
Der moderne Fußweg, den Google mir anzeigt, entspricht nicht dem Verlauf der Römerstraße.

Diese wird wie folgt beschrieben:

[FONT=arial, helvetica, tahoma, sans-serif]Eine römische Strasse durchzog auch unsere Gegend. Sie begann beim römischen Kastell Vitodurum, dem heutigen Oberwinterthur, führte über Seuzach, Rutschwil, Dägerlen gegen die Thur beim Werdhof, von da gegen Oerlingen an den Rhein und nach Schaffhausen. In unserem Gemeindegebiet, im Unterwil, wurde bereits im 17. Jahrhundert eine römische Niederlassung angegraben. [/FONT]
[FONT=arial, helvetica, tahoma, sans-serif][SIZE=-1]
Marthalen Online: Geschichte
Hab dann kurz mal eine Route auf der Landkarte durch die angegebenen Orte "konstruiert", und siehe da: 17,80 km = exakt 8 Leugen!!!

[/SIZE][/FONT]
 

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Oberwinterthur–Bülach **
Da muss ich doch auch noch einhaken:
Wo hast Du das denn das her mit der Straßenstation Bülach?
Den modernen Fußweg können wir hier gleich vergessen, oder hast Du da einen antiken Straßenverlauf zu bieten?

Bülach lag zu römischer Zeit an der Nebenstrecke Eglisau-Kloten-Zürich.

Der Verkehrsknotenpunkt war Kloten, da führte die Hauptstrecke durch, und da haben wir alles, was Du willst: Siedlung, spätantikes Kastell, Straßenkreuzung und wahrscheinlich sogar eine Straßenstation:

"In der Römerzeit lag K. an der Kreuzung der Hauptachse von Vindonissa (Windisch) nach Brigantium (Bregenz) und einer Strasse von Turicum (Zürich) in den süddt. Raum. 1990 wurden neben der ref. Kirche Überreste einer röm. Siedlung (1.-3. Jh.) und eines Kastells (4. Jh.) entdeckt. Im Aalbühl lagen ein grosser Gutshof (1.-4. Jh.) sowie evtl. eine Mansio."

Kloten

Siehe auch: http://www.adad.ch/bauforschung/kloten.pdf

Der hier zitierte Carl Peter Ehrensperger schreibt zu den Befunden im Aalbühl: "... die nach Art der Ausstattung eher an ein römisches Gasthaus mit Pferdewechsel- und Übernachtungsgelegenheit (mansio) denken lassen, als an einen Gutshof"
Die Lage unmittelbar an der von Ehrensperger aufgezeigten Straße würde wohl auch eher für eine mansio sprechen.

Kloten - Oberwinterthur auf modernen Fußwegen 17,6 km, fast genau 8 Leugen!!!
 
In 'Carl Hauptmann: Das römische Bonn' werden Überlegungen, dass 10 Leugen = 22,22 km die militärische Standard-Tagesmarschdistanz waren, und dass die Römer ihre Straßen auch ziemlich genau in 10 Leugen Abschnitte einteilten, gestützt:

Der Grund lag an militärischen Erwägungen. Die Strecke Cöln — Mainz von 178 Kilometer Länge war in acht Teile von je 10 Leugen = 1 Tagesmarsch = 22,2 Kilometer geteilt. Jedoch sowohl Andernach wie Remagen konnten wegen des Gebirges nicht mehr nach Norden gelegt werden, wie es bei gleichmäßiger Einteilung nötig gewesen wäre, beide liegen deshalb etwas weiter, Remagen statt 44.4 Km. 48,1 und Andernach 68,5 statt 66,6 und deshalb das Bonner Lager 24,5 Km. von Cöln statt 22,2. Dadurch kam das Lager nicht an den Talweg des Flusses, ebenso wie die ganze Stadt und deshalb war der Bonner Hafen am äußersten Südende angebracht und die erste Fährgasse außerhalb der Stadt an der Coblenzer Straße.


https://books.google.de/books?id=Cd...OzAG#v=onepage&q=22,22 km tagesmarsch&f=false


Gemäß Hauptmann haben die Römer das Bonner Lager also lieber auf etwas ungünstigerem Terrain errichtet als von ihren Prinzipien abzuweichen. Finde ich super, das hat Stil :)
 
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