Mir sind in der neuen Boot-Staffel zwei sehr fragwürdige Themen aufgefallen.
1.) Mr Greenwood
Ein amerikanischer Banker, bzw. Bankerssohn, der in den 30er Jahren in die NS-Rüstung investiert und dabei angeblich die Baupläne eines deutschen U-Boots zu Gesicht bekommt. Wie realistisch ist es, dass ein ausländischer Banker solche Pläne sieht? Wie realistisch ist die Darstellung, dass US-Kapital die NS Vorkriegsrüstung massiv mitfinanzierte? So weit ich weiß, galt doch ab Juni 1933 ein Schuldenmoratorium des NS Regimes, bei dem ausländische Kredite nicht mehr bedient wurden und demzufolge auch kaum neue Auslandsschulden aufgenommen werden konnten.
Sven Felix Kellerhoff nennt diese Darstellung "
Geschichtsklitterung".
2.) Das "kyrillische Geisterschiff"
U 612 trifft auf dem Nordatlantik auf ein Schiff scheinbar ohne Besatzung und mit kyrillischem Namen, das zur Auffrischung der beinahe leeren Dieselvorräte als Prise ausgewählt wird. Nach Durchsuchung stellt sich heraus, dass es eine Mannschaft gibt, die teilweise leidlich deutsch spricht und dass es ein Deck mit Passagieren aus der UdSSR gibt, die fast alle tot sind. Fast alle bis auf die Eltern eines gefesselten und vermutlich vergewaltigten Mädchens auf einem Oberdeck, die dann auch noch von der einzigen "Ubootjungfrau" ein weiteres Mal vergewaltigt wird.
Wie realistisch war es im Nordatlantik auf Schiffe zu treffen, die vor Stalin "Richtung Kanada" fliehen wollten? Welchen Kurs hätte ein solches Schiff nehmen müssen? Aus dem eingeschlossenen Leningrad durch die von den Achsenmächte kontrollierte Ostsee? Über Archangelsk (da musste man erst mal hinkommen) und das Weiße Meer? Durch das Schwarze Meer, den Bosporus, das Mittelmeer und dann in den Nordatlantik?
Insofern war es für mich eine spannende Serie mit teilweise sehr zweifelhafter Geschichte.