NSDAP profitierte von Nichtwählern?

Dieses Thema im Forum "Das Dritte Reich" wurde erstellt von treppenwitz, 8. März 2009.

  1. treppenwitz

    treppenwitz Neues Mitglied

    Wenn ich die Ergebisse der letzten Reichtstagswahlen (Deutscher Bundestag: Infoblätter ) analysiere, so erscheint mir, dass die NSDAP:
    - den Nichtwählern
    - und den Wählern der sonstigen Parteien
    ....die meisten Stimmen verdankt.

    Seht ihr das ähnlich? Denn die anderen großen PArteien (SPD/Zentrum/etc.) bleiebn über die Jahre relativ konstant.
     
  2. Hurvinek

    Hurvinek Gast

    Viele Wähler der kleineren stark rechtsgerichteten Parteien wählten ab 1929 die NSDAP. Ein natürlicher Vorgang. Wenn Bürger was bewegen will sucht er sich die potenteste, lauteste, direkte Partei im eigenen Gesinnungshorizont. Kleinstparteien mit wenig Chancen auf politischen Einfluss wählen dann nur Familienangehörige dieser Parteimitglieder.
    Deshalb sanken die Prozente ab 1930 bei den "sonstigen" zugunsten der NSDAP.
    Aber auch SPD und KPD verloren viele Wähler an die NSDAP. Wichtig ist der politische Grundgedanke, durch eine neue, andere Partei die Politik zu ändern. Auch hier gilt wieder plausible, laute, direkte und potente Parteipolitik als Maßstab.
    Nichtwähler spielen keine Rolle bei Wahlen. Da man nicht weiss, wen sie gewählt hätten.
     
  3. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Dann frag mal die Parteien, warum die vor Wahlen gezielt versuchen, ihre Stammwähler zum wählen zu bewegen. Die haben keine Angst darum, dass die Stammwähler die Konkurrenz wählen, sondern vielmehr, dass diese gar nicht wählen.
     
  4. Hurvinek

    Hurvinek Gast

    Noch eine Anmerkung zu den Verlusten der KPD.
    Ab 1927/28 hat sich der stalintreue Flügel der KPD parteiintern durchgesetzt und propagierte nun ein sozialistisches Deutschland nach sowjetischem Vorbild. Desweiteren wurde von der KPD als politischer Hauptfeind die SPD auserkoren (Sozialfaschismus). Und ein Teil der ausgebooteten Flügel innerhalb der KPD wurden ausgeschlossen oder gründeten von allein eine neue Partei (Leninbund).
     
  5. Hurvinek

    Hurvinek Gast

    Bei Wahlbeteiligungen von über 80 Prozent spielen Nichtwähler keine Rolle. Es geht um die Nichtwähler die sowieso selten oder gar nicht wählen gehen. Stammwähler gehen wählen, egal was.
     
  6. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Auf die Gefahr hin, dass ich Dich jetzt schlicht missverstanden habe und die Klarstellung überflüssig ist: Stammwähler sind nicht Leute, die zu jeder Wahl gehen, sondern Leute, die "ihrer" Partei treu sind.
     
  7. treppenwitz

    treppenwitz Neues Mitglied


    Wieso sollte es bei einer Wahlbeteiligung von über 80% egal wieviel Nichtwähler es gibt?
    Das leuchtet mir wirklich überhaupt nicht ein!
     
  8. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Je höher die Wahlbeteiligung, desto weniger fallen radikale und extremistische Gruppen ins Gewicht.
     
  9. Hurvinek

    Hurvinek Gast

    Das ist nett gemeint von dir. Aber ich lege die Wahlbeteiligungszahlen der angefragten Zeit zugrunde. Und da sie über 80 Prozent waren haben Stammwähler, wie auch sonstige Wähler gewählt. Es gibt immer einen Schwund von Nichtwählern. Dass diese im Fall der NSDAP das Zünglein an der Waage gewesen seien sollen...
    Zumal - und das habe ich schon geschrieben - keiner weiss, wie die Nichtwähler gestimmt hätten.
     
  10. treppenwitz

    treppenwitz Neues Mitglied

    Richtig! zumindest in einer gefestigten Demokratie!

    Aber in der Weimarer Republik steigen die Ergebnisse der NSDAP mit der Wahlbeteiligung an!
     
  11. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Daraus ist aber nach diversen Recherchen keine Kausalität ableitbar.

    Nimmt man regional bezogene, detaillierte Ursachenanalysen zur Hand, wie zum Beispiel ...

    Hans Hüls: Wähler und Wählerverhalten in Lippe während der Weimarer Republik oder
    Strauß, Heinrich: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung

    ... haben weniger die Nichtwähler, als vielmehr die auch oben schon angesprochenen Veränderungen im Verhalten der engagierten Wähler die Bedeutung für die Wahlausgänge.
     
  12. Hurvinek

    Hurvinek Gast

    Richtig, und deshalb sind nicht die Nichtwähler schuld an den NSDAP-Wahlerfolgen. Du widerlegst El Quichote.

    Du unterliegst einem neuzeitlichem Irrtum (was wird eigentlich in der Schule gelehrt über Demokratie oder schlafen da die Schüler?), was Demokratie angeht.
    Demokratie ? Wikipedia
    Viele denken, es müsse nicht demokratisch zugehen, wenn Anti-Demokraten die Macht durch demokratische Wahlen erringen. Demokratiedefizite sind es kaum, weil die Wähler der Anti-Demokraten wissen und es wollen, dass sie eine starke Hand/Führung bzw. großes Maul wählen.
     
  13. treppenwitz

    treppenwitz Neues Mitglied


    Meinst Du mich?

    Natürlich ist es auch demokratisch wenn man die Demokratie demokratisch auflöst.

    Die Menschen der Weimarer Republik wussten was sie wählten und sie wussten, dass die Parteien die sie wählten (NSDAP, DNVP; KPD) das System zerstören wollten!


    Interessant ist: von 1928 bis 1933:
    - stieg die Anzahl der Wähler von 75,6% auf 88,7%
    - der NSDAP von 2,6% auf 43,9&
    - sank die Zahl der Sonstigen Parteien von 13.9% auf 1,6%


    Mir scheint, dass diese beiden Faktoren - Rückgang der Splitterwahlwähler und Anstieg der Wahlbeteiligung - den Aufsteig der NSDAP stark begünstigten. Natürlich gab es weitere Faktoren!
     
    Zuletzt bearbeitet: 10. März 2009
  14. Brecht

    Brecht Neues Mitglied

    Naja sie wußten, dass sie keine Demokratie wollten, aber sie wußten nicht was sie konkret wollten....Ist ein kleiner, aber wichtiger Unterschied ;)
     
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  15. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Kennst Du die Wählerbewegungen?

    Ich verweise nochmal auf die zahlreichen Regionalstudien (siehe #11), die den Abschnitt bis zur Machtübernahme darstellen. Hier sind Details zu den Wahlergebnissen dargestellt.
     
  16. Hurvinek

    Hurvinek Gast

    "Hätte ich Hitler nur nicht gewählt" wird eine verschwindend kleine Minderheit ab 1933 die nächsten 6-8 Jahre gesagt haben.
     
  17. Brecht

    Brecht Neues Mitglied

    Ne aber nach 12 ;)
     
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  18. Köbis17

    Köbis17 Gast

    Hier eine Aufstellung zu den Wahlbeteiligungen in einem ähnlichen Thread:

     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 11. März 2009
  19. belisarius

    belisarius Neues Mitglied

    Die Deutschen waren also mit einer klaren Mehrheit für diesen neuen Reichskanzler Hitler. Interessant auch, dass ihm die konservativen wilhelminischen Kräfte schlussendlich an die Macht brachten. Hindenburg selbst hatte die Situation wohl unterschätzt oder den "Volkstribun" Hitler bewusst in Kauf genommen. Allerdings ist es wohl schwer zu beurteilen, wie viele Menschen nach den Wahlen noch als Mitläufer und/oder Überzeugte hinter der Partei standen. Ist es eigentlich gesichert, dass Hitler stets eine Volksmehrheit hinter sich hatte? Es ist wohl schwer anzunehmen...

    Gesichert ist aber wohl, dass es auf keinen Fall die Nichtwähler waren, die der NSDAP zur Macht verhalfen.
     

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