Diese These halte ich für ziemlich gewagt da die Rümpfe der Karavellen kaum Ähnlichkeit mit den verschiedenen Dautypen hatten. Sämtliche arabischen Fahrzeuge wie die Baghalla, Sambuke oder Bum haben eine Form mit dem stark angeschrägten, weit unter das Schiff reichenden Vordersteven ,die bei keinem europäischen Schiff je zu finden war. Auch die, für die Dau typischen Trapezsegel führten weder Portugiesen noch Spanier. Ich halte die Karavelle für eine Weiterentwicklung mittelalterlicher europäischer Schiffe wie der venezianischen Cocha. Mit diesen hat sie viel mehr gemeinsam als mit arabischen Schiffen.
Ob die Karavelle von der Dau abstammt, halte ich auch für diskutabel, wobei nicht alle Daus diesen stark geneigten Bug haben. Die "Doni" aus dem Indischen Ozean hat z.B. viel rundere und sanftere Formen, die einer Karavelle nicht unähnlich sind. Wir wissen zudem nicht genau, wie die Rümpfe der Daus vor tausend Jahren aussahen.
Die Venezianische Cocha entstand jedoch erst um 1300 unter dem Einfluss der Koggen aus dem Atlantik (
I giardini veneziani). Zur selben Zeit hat man auch in Katalunien und Valencia angefangen solche Schiffe zu bauen. Ein Frühes Beispiel ist die Coca von Mataró, ein Votivschiff aus einer Kirche.
In diesem Zusammenhang wird der Florentinische Chronist Giovanni Villani zitiert, der angeblich schrieb das im Jahr 1304 Koggen aus Bayonne im Mittelmeer auftauchten.
Die Kastilische Flotte hatte jedoch auch schon "runde" Schiffe in Form der Naos aus Nordspanien bei der Eroberung der Atlantischen Küste vor Gibraltar und der Einnahme Sevillas 1248 verwendet.
Und aus islamischer Zeit im frühen Mittelalter sind schon Darstellung von Karavellenartigen Fahrzeugen aus der Südlichen Iberischen Halbinsel und Nordafrika erhalten.
Koggen und Naos waren jedoch Rahsegler, die Karavellen führten jedoch überwiegend Lateinersegel und diesem Punkt ähneln sie stark die Riggs der Daus. Die Rümpfe der Westeutopäischen Schiffe waren zudem Klinkerbeplankt, die Karavelle wie die Daus (oder die Schiffe allgemein im Mittelmeer) waren Kraweelbeplankt (Begriff der überhaupt von "Karavelle" kommen soll).
Die Karavelle mag Nordeuropäischen Einfluss in der Rumpfform bekommen haben. Spätere Exemplare auch in der Rahbesegelung. Die Urmutter der Karavelle stammt in Konstruktion und Rigg m.E. jedoch eher aus dem arabischen Bereich.