Ortsnamenkunde

Zumindest gibt es eine Deklinationsendung im Polnischen, die auf -ach endet. Z.B. Mapa (Karte, Plan) > Mapach. Auch bei Ortsnamen Słubice > Słubicach. Aber Polnisch habe ich früh aufgegeben, das ist zu kompliziert für mich.
Im Normalfall wird aber bei Ortsnmane nicht die Deklinationsendung irgendeines Falles aus dem Slawischen übernommen, sondern der Nominativ - sonst würden die ganzen -itz-Orte in Ostdtld. nicht auf -ice zurückgehen, sondern auf -icach.
 
Es gibt da eine Dokumentation des BR über Ortsnamen (Flurnamen: Bayerns heimliches Gedächtnis in Gefahr?), in der Goldkronach vorkommt, dort wird der Ortsname - bzw. der Teil Kronach - als aus dem Slawischen kommend als 'dunkler Wald' gedeutet. Allerdings im Konjunktiv. Der erste Teil soll sprechend sein, nach der Beschreibung der Dokumentation hat man dort in den Bächen sekundäre Goldseifen gewaschen. Primäre Goldseifen wurden seit dem ausgehenden MA im naheliegenden Goldberg abgebaut.

In den nordslawischen Sprachen finde ich für Wald las bzw. les aber im Slowenischen und Bulgarischen finde ich gozd und gora. Da bin ich wieder bei der saltus-Debatte, denn das dem Bulgarischen gora ('Wald) ähnelnde góra ist im polnischen der Berg, ich bin also wieder bei Bergwald ;)
 
Es gibt da eine Dokumentation des BR über Ortsnamen (Flurnamen: Bayerns heimliches Gedächtnis in Gefahr?), in der Goldkronach vorkommt, dort wird der Ortsname - bzw. der Teil Kronach - als aus dem Slawischen kommend als 'dunkler Wald' gedeutet.

Stuss bleibt Stuss.
Wie @Heine schon richtig bemerkt hat, ist der Siedlungsname vom Namen des Flusses Kronach abgeleitet, die Deutung des Gewässernamens als 'dunkler Wald' ist per se abwegig.

In den nordslawischen Sprachen finde ich für Wald las bzw. les aber im Slowenischen und Bulgarischen finde ich gozd und gora.

Im Sorbischen gibt es außerdem ein Waldwort góla bzw. hola noch erhalten, mit gewissen Bedeutungsverschiebungen:

Obersorbisch: lěs 'Wald', hola 'Heide', 'Heidewald'
Niedersorbisch: lěs 'Laubwald', góla 'Wald', 'Nadelwald'


Aber nichts davon führt lautgeschichtlich nachvollziehbar zum Orts- bzw. Gewässernamen Kronach.
 
Ergänzend bin ich dem Zitat in der Wikipedia zu Johann Georg Dürrschmidts Buch gefolgt. Auf der zitierten Seite 48 steht, der Ortsname sei "vermuthlich" slawischen Ursprungs. Weiter oben ab S. 43 diskutiert der Autor mehrere Herleitungen des Ortsnamens, wie von den Kronen im Wappen, von einem Goldbergwerk oder vom Fluss, die er verwirft. Schließlich kommt er zur slawischen Herkunft des Namens. Zum Einen diskutiert er eine Herleitung vom Wort Kron, Krona, das deutsch Festung, Burg heißen soll, wobei er es für unwahrscheinlich hält, dass es dort eine Burg gab. Zum Anderen vom slawischen Wort Gran (dt. Ecke, Winkel) als "Ort zwischen Bergen an einem Bach".
 
Ich bin nun wirklich nicht namenskundlich beschlagen. Trotzdem ist erkennbarer Unsinn Unsinn.
Gerade bei Ort und Fluss Kronach ist es doch nicht so schwer den Namen abzuleiten.

Zitat wiki:
"Diese Siedlung, die ihren Namen vermutlich von dem daran vorbeifließenden Gewässer übernommen hatte,[4] wurde wahrscheinlich bereits im Jahr 772 in einer für das Kloster Fulda ausgestellten Schenkungsurkunde als „villa cranaha“ erstmals namentlich erwähnt."

Und Cranaha passt doch wunderbar in die lange Reihe tausender von Fluss- und Ortsnamen auf "-aha" oder "-ach" in Deutschland.

Der berühmteste Sohn der oberfränkischen Stadt Kronach ist Lucas Cranach der Ältere – Wikipedia
Seine Selbstbezeichnung Cranach verweist auf einen Sprachgebrauch, der mit Burg oder Krone nichts zu tun hat.

Das hier erscheint eher möglich:
Zum Anderen vom slawischen Wort Gran (dt. Ecke, Winkel) als "Ort zwischen Bergen an einem Bach".
 
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Das hier erscheint eher möglich:

Wohl kaum.
Der Ortsname wird in allen alten Urkunden regelmäßig mit hartem Anlaut (K- bzw. C(h)-) geschrieben.

Goldkronach:
1332-1340 dorf Kranach
1398 Goltkranach
1403 Goltkrönach
1408 Goltkronach
1532 Goldkronach

Kronach:
1012-1018 zu 1003 Crana
1180 Chranaha
1194 Kranach
1260 (Kopie 1298) Cronach
1383 Cronach
1410 (Kopie) Statkronach
1430 Cronach ... Kranach
1478 Kronach
Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein, Lexikon fränkischer Ortsnamen (München 2009)

Für ein ursprüngliches g- gibt es also nicht den leisesten Anhaltspunkt. (Die fränggische Lenisierung ist neueren Datums.)


Zum Anderen vom slawischen Wort Gran (dt. Ecke, Winkel) als "Ort zwischen Bergen an einem Bach".
Auch hier wird der Gewässername ignoriert. Das polnische Wort entspricht eher dem deutschen "Grat", für ein Gewässer wäre das ein denkbar ungeeigneter Begriff:
Google-Übersetzer:
"1. ein scharfer, felsiger Bergrücken mit einer Kante, an der steile Hänge zusammenlaufen"
"2. eine scharf definierte Linie, wo zwei Wände aufeinandertreffen"
 
Kronach:
1012-1018 zu 1003 Crana
Und bedeutet dieses lateinische Crana etwas?

Fest scheint zu stehen, dass es in Oberfranken sehr viele Ortsnamen gibt, die slawischen oder deutsch-slawischen Ursprungs sind:

Slawische_Siedlungen_in_Nordostbayern.jpg


Hier könnte uns vielleicht das Buch von Eichler, Ernst; Greule, Albrecht; Janka, Wolfgang; Schuh, Robert: Beiträge zur slavisch-deutschen Sprachkontaktforschung. Band 1: Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bamberg. Heidelberg: Universitätsvertag C. Winter, 2001, weiter helfen. Ich habe dazu nur Rezensionen finden können, die sich alle positiv äußerten, nicht aber das Buch selbst.

PS: Ich melde mich hier zur Wort nur, weil ich eine persönliche Beziehung zu Oberfranken und besonders zu 2 Orten im Landkreis Kronach habe.
 
Und bedeutet dieses lateinische Crana etwas?
Wie kommst Du auf "lateinisch"? Hat hier jemand versucht, den Namen lateinisch zu erklären?


Fest scheint zu stehen, dass es in Oberfranken sehr viele Ortsnamen gibt, die slawischen oder deutsch-slawischen Ursprungs sind
Das steht zweifelsfrei fest. Fest steht auch, dass es sehr viele Ortsnamen gibt, die deutschen Ursprungs sind. Um festzustellen, welche Namen zu welcher Gruppe gehört, wird linguistisches Rüstzeug benötigt.

Hier könnte uns vielleicht das Buch von Eichler, Ernst; Greule, Albrecht; Janka, Wolfgang; Schuh, Robert: Beiträge zur slavisch-deutschen Sprachkontaktforschung. Band 1: Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bamberg. Heidelberg: Universitätsvertag C. Winter, 2001, weiter helfen. Ich habe dazu nur Rezensionen finden können, die sich alle positiv äußerten, nicht aber das Buch selbst.
Weiterhelfen worin? Zum Namen Kronach? Albrecht Greule, Spezialist für Gewässernamenforschung, hat sich eindeutig positioniert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da einen Forschungsdissens gibt.
 
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Das sind aber eher die Ausnahmen. Das gilt übrigens für Nemetae (Speyer) genauso.

Mir würden da recht viele Ausnahmen einfallen, was im Fall Salzburgs aber ziemlich einzigartig sein dürfte, ist, dass auch der (etymologisch zusammenhängende) Fluss ebenfalls seinen Namen gewechselt hat, im Thread "Flussnamen" war schon mal die Rede davon:

Auf die Zeit um 798/800 geht eine Notiz zurück, wo es heißt: "ad fluvium Iuvarum, qui alio nomine dicitur Salzaha" - "beim Fluss Iuvarus, der mit anderem Namen Salzach genannt wird". Damals waren zeitgleich die alte romanische (ursprünglich wohl keltische) Bezeichnung und die moderne althochdeutsche Bezeichnung in Gebrauch.
Die Umbenennung betraf auch die Stadt Iuvavum, heute Salzburg genannt.
 
Das sind aber eher die Ausnahmen. Das gilt übrigens für Nemetae (Speyer) genauso.
Das ist aber ein problematisches Beispiel.

Die in der Römerzeit erfolgte Gründung hieß NOVIOMAGUS. Dieser Name ist sehr häufig bei den Römern zu finden und bedeutet NEUMARKT oder auch NEUFELD. Zur Unterscheidung wurde daher der Ort von den Römern auch als NOVIOMAGUS NEMETUM bezeichnet, also "Neumarkt im Lande der Nemeter". Um 300 uZ wird der Ort dann von Ammianus Marcellinus als NEMETAE bezeichnet.

Jedoch ist der Stadtname Speyer sehr wohl aus der Römerzeit stammend. Aus gefundenen Inschriften lässt sich ableiten, dass der "Stadtteil" SPICA in NOVIOMAGUS eigene Weihungen vornimmt. Warum das so war, keine Ahnung. In der Zeit nach 300 uZ verdrängt der Name SPICA das bisherige NOVIOMAGUS/NEMETAE. Und dann wird SPICA zu Speyer.
 
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Die in der Römerzeit erfolgte Gründung hieß NOVIOMAGUS. Dieser Name ist sehr häufig bei den Römern zu finden und bedeutet NEUMARKT oder auch NEUFELD. Zur Unterscheidung wurde daher der Ort von den Römern auch als NOVIOMAGUS NEMETUM bezeichnet, also "Neumarkt im Lande der Nemeter". Um 300 uZ wird der Ort dann von Ammianus Marcellinus als NEMETAE bezeichnet.
Spontan fallen mir drei weitere Römerstädte namens Noviomagus ein: Neumagen, Nimwegen und Noyon, die alle ihren keltisch-lateinischen Namen behalten haben, auch wenn dieser sich gewandelt hat. Die allmähliche Umbenennung von Städten nach ihrem Stammesgebiet gab es häufiger, das Lutetia im Gebiet der Pariser (Lutetia Parisiorum) wurde zu Paris. Ähnliches gab es bei Tours, Metz und Reims. Ich meine, wir hatten das Thema vor einiger Zeit in einem anderen Thread schon gehabt.

Jedoch ist der Stadtname Speyer sehr wohl aus der Römerzeit stammend. Aus gefundenen Inschriften lässt sich ableiten, dass der "Stadtteil" SPICA in NOVIOMAGUS eigene Weihungen vornimmt. Warum das so war, keine Ahnung. In der Zeit nach 300 uZ verdrängt der Name SPICA das bisherige NOVIOMAGUS/NEMETAE. Und dann wird SPICA zu Speyer.

Gibt es denn eine Quelle zu Spica?
Läßt sich denn ein Wandel Spira < Spica sprachlich erklären?

Aus der Merowingerzeit gibt es Münzen mit der Inschrift "Spira".

Wiki schreibt:

Erstmals wurde der von den Alamannen eingeführte Name Spira im 6. Jahrhundert in der Notitia Galliarum erwähnt, obwohl er bereits 496/509 verwendet wurde.​


Leider fehlt eine Quelle für die erste Erwähnung von 496/509. Während bei Straßburg und Salzburg die Herleitung der Namen aus dem Althochdeutschen bzw. Germanischen offensichtlich ist, ist das bei Spira nicht so einfach. Läßt sich denn dieser Name aus dem Althochdeutschen/Germanischen bzw. Alemannischen herleiten? Oder ist das ein verballhornter, lateinischer Begriff?

Nachtrag:

Nach 400 brach die römische Herrschaft zusammen, Alemannen siedelten am Germansberg und im heutigen Bereich Bahnhof/Friedhof, Franken folgten. Im sechsten Jahrhundert trat der Name „Spira“ neben die alten Bezeichnungen. In Urkunden wurden bis ins zehnte Jahrhundert alte und neue Namen parallel verwendet: „in civitate Nemetense seu Spirense“, hieß es etwa. Es war ein Prozess: „940 wurde erstmals Spira allein erwähnt. 1084 kommt Nemetensis letztmals vor“, heißt es im Stadtarchiv. Das „Spira“ kommt vom germanischen Namen des in Speyer in den Rhein mündenden Speyerbachs. Hintergrund: Am Ufer dieses Gewässers – und nicht etwa am Rhein – entstand im fünften Jahrhundert eine neue Siedlung, die später über ältere Trümmer wuchs. Dadurch gerieten mit der Zeit die früheren Namen in Vergessenheit. Der Speyerbach ist also nicht nach der Stadt benannt, sondern es ist umgekehrt. Sein Name ist wohl mit dem einstigen Adjektiv für „spritzend, speiend“ verwandt, ebenso wie „Speichel“. Erklärung der Forscher: Mit diesen Worten sei einst die Quelle des Bachs in Speyerbrunn im Pfälzerwald bezeichnet worden, bei der es ein wenig so aussieht, als werde das Wasser stoßweiße ausgespuckt. Daraus folgte die Bezeichnung des Bachs und letztlich auch der Siedlung nahe dessen Mündung, die sich bis hin zum heutigen „Speyer“ veränderte.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Der historische Verein Speyer (Dr. Karl Rudolf Müller, 2005) zum Stadtnamen:

Namensverwirrung
Die spätrömische Bischofsstadt Nemata hatte von dem rheinabwärts im Norden gelegenen Fischerdorf Spire an der Speyermündung seit
500 n.Chr. allmählich den Namen übernommen ("Nemeta vel Spira”).
Nach 1100 heißt unsere Stadt dann nur noch Spira, zu deutsch Speyer. Das Dorf nannte man zur Unterscheidung Altspeyer oder Dorf Speyer (villa Spira), später die nördliche Vorstadt vor dem Weidentor Vorstadt Altspeyer; die Speyer aber ist der Speyerbach.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es denn eine Quelle zu Spica?
Läßt sich denn ein Wandel Spira < Spica sprachlich erklären?



Wiki schreibt:

Erstmals wurde der von den Alamannen eingeführte Name Spira im 6. Jahrhundert in der Notitia Galliarum erwähnt, obwohl er bereits 496/509 verwendet wurde.​


Leider fehlt eine Quelle für die erste Erwähnung von 496/509. Während bei Straßburg und Salzburg die Herleitung der Namen aus dem Althochdeutschen bzw. Germanischen offensichtlich ist, ist das bei Spira nicht so einfach. Läßt sich denn dieser Name aus dem Althochdeutschen/Germanischen bzw. Alemannischen herleiten? Oder ist das ein verballhornter, lateinischer Begriff?

Nachtrag:

Nach 400 brach die römische Herrschaft zusammen, Alemannen siedelten am Germansberg und im heutigen Bereich Bahnhof/Friedhof, Franken folgten. Im sechsten Jahrhundert trat der Name „Spira“ neben die alten Bezeichnungen. In Urkunden wurden bis ins zehnte Jahrhundert alte und neue Namen parallel verwendet: „in civitate Nemetense seu Spirense“, hieß es etwa. Es war ein Prozess: „940 wurde erstmals Spira allein erwähnt. 1084 kommt Nemetensis letztmals vor“, heißt es im Stadtarchiv. Das „Spira“ kommt vom germanischen Namen des in Speyer in den Rhein mündenden Speyerbachs. Hintergrund: Am Ufer dieses Gewässers – und nicht etwa am Rhein – entstand im fünften Jahrhundert eine neue Siedlung, die später über ältere Trümmer wuchs. Dadurch gerieten mit der Zeit die früheren Namen in Vergessenheit. Der Speyerbach ist also nicht nach der Stadt benannt, sondern es ist umgekehrt. Sein Name ist wohl mit dem einstigen Adjektiv für „spritzend, speiend“ verwandt, ebenso wie „Speichel“. Erklärung der Forscher: Mit diesen Worten sei einst die Quelle des Bachs in Speyerbrunn im Pfälzerwald bezeichnet worden, bei der es ein wenig so aussieht, als werde das Wasser stoßweiße ausgespuckt. Daraus folgte die Bezeichnung des Bachs und letztlich auch der Siedlung nahe dessen Mündung, die sich bis hin zum heutigen „Speyer“ veränderte.​
Ganz offensichtlich habe ich mich da falsch erinnert. In der Nähe des Gasthofes "Zum Halbmond" am Speyerbach ist eine Metalltafel angebracht, welche die Geschichte von Speyer wiedergibt. Es ist dann wohl so, dass ich mich bei SPICA vertan habe und dort dann sicherlich SPIRA steht. Wenn aber SPIRA eine germanische Gründung ist, dann hat CAROLUS mit Speyer als Beispiel richtig gelegen. Um 500 uZ hat auch in dieser Region sicherlich niemand mehr Weihungen vorgenommen.
 
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