manganite schrieb:
Muss man die Soazialgesetzgebung nicht dem zuschreiben, der sie umgesetzt hat? Sonst kommt man doch auf keinen gruenen Zweig. Wenn Bismark nur auf Druck der Sozialdemokraten gehandelt hat, muss doch beruecksichtigen, dass die nur Druck ausueben konnten, weil die sozialen Bedingungen schlecht waren. Sie haben also auch nur auf Druck von aussen gehandelt bzw. reagiert bzw. diesen Druck fuer ihre Interessen ausgenutzt. Und warum waren die sozialen Bedingungen schlecht? Das lag am kapitalitischen System, also den Arbeitgebern.
Die Ausbeutungspolitik der Kapitalisten fuehrte zu schlechten sozialen Bedingungen, das staerkt die Abrbeitmehmerbewegung, die Soazialdemokraten, das setzt die Regierung mit Bismark an der Spitze unter Druck und der fuehrt die Sozialgesetzgebung ein. Ergo, wem haben wir diese zu verdanken: Den Kapitalisten!
Nun, wenn Du so argumentieren willst, dann duerfte man aber nicht formulieren: "wem verdanken wir die Sozialgesetzgebung", sondern es mueßte heissen: "wer machte sie im Sinne einer sozial ruhigeren Situation notwendig". Die Kapitalisten.
Nicht zustimmen kann ich Deinen Aussagen 1. "die Arbeitnehmerbewegung, die Sozialdemokraten" und 2. "fuer ihre Ziele ausgenutzt".
1.em stimme ich nicht zu, weil es die Aufgaben verwischt. Die Arbeitnehmerbewegung sind Gewerkschaften, d.h. eine wirtschaftliche Interessenvereinigung. Die Sozialdemokraten sind hingegen eine politische Interessenvereinigung, sprich eine Partei. Auch wenn Gewerkschaften und Sozialdemokraten einiges verband/verbindet, so sind dies doch unterschiedliche Aufgabenbereiche im Kampf für soziale Gerechtigkeit/klassenlose Gesellschaft etc.
Der 2. Aussage stimme ich nicht zu, weil zumindest der Theorie nach das Ziel einer Partei nur sein kann, ihre Parteiinteressen zu erreichen. Und der Weg, durch Mobilisierung der Arbeiter deren Lage zu verbessern, sollte zum Ziel der Sozialdemokraten fuehren, zumindest damals (ueber die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges kann man streiten).
Was anderes waere es, wenn man mit Hilfe der propagierten Thesen das Gegenteil dessen zu erreichen versucht, was man sagt. Wenn also Kapitalisten, Großgrundbesitzer Sozialgesetzgebungen einfuehren, um nicht soziale Gerechtigkeit zu foerdern, sondern soziale Ungerechtigkeit zu festigen, dann würde ich sagen, "fuer ihre Ziele ausnutzen".
Zwei Aussagen zu diesem Thema: zu der preussischen Reformepoche ab 1806 (ich weiß nicht von wem): Aendern wir so viel, dass alles beim Alten bleibt.
Und 1861 bei der russischen Bauernbefreiung (Zar Alexander II.): Befreien wir die Bauern, bevor sie es selber tun.
Das ist, fuer ihre Ziele ausnutzen.