Paris-Geschütz

Die M 107 wurde genauso eingesetzt wie die M 110 .
Bei der Bundeswehr ursprünglich bei den 2. und 3. Batterien der Feldartillerie.
Das Kaliber war etwas geringer und damit die Granate leichter aber die Reichweite erheblich grösser (32.700 m ) .
Nach der Artilleriestruktur 85 bekamen die 4. und 5. Batterie M110 statt FH 70 und pro Zug eine M 107 .
Dazu ein weiteres Rohr Kaliber 175 mm .
Bei Übungen konnte jeder Zug also 2 M 107 benutzen für die es noch reichlich Muntion gab .
Der Hauptunterschied zwischen Haubitze und Kanone ist die Rohrlänge .Leider weiss ich nicht mehr wo die Grenzen liegen .
 
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Der Hauptunterschied zwischen Haubitze und Kanone ist die Rohrlänge .Leider weiss ich nicht mehr wo die Grenzen liegen .

Die Definition von Solwac ist schon richtig. Der Unterschied ist die Verwendung, nicht die Rohrlänge. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges erwartete man, dass Kanonen auf sichtbare Ziele feuern würden und Mörser auf verdeckte, während Haubitzen beide Rollen erfüllen könnten.
Kanonen hatten damals noch keine Visierung für indirektes Schiessen.
Weder bei der Franzosischen 75mm Mle 98 Feldkanone noch bei der deutschen 7,7 cm C 96 wurde die tatsächliche Reichweite ausgeschöpft, man beschränkte sich auf die Ziele die noch optisch erfasst werden konnten. Durch die Erfahrungen auf dem Schlachtfeld und die dadurch praktische Erweiterung der Schussweiten wurde diese Differenzierung hinfällig, da auch die Feldkanonen relativ weit hinten in verdeckter Aufstellung verwendet wurden (auch wenn diese oft nur aus einer Bodenwelle bestand, über deren Rand man knapp hinweg feuerte). Erst mit dem Auftauchen des Tanks wurden einige wieder nach vorne zum direkten Schiessen auf diese verlegt.

Seltsamerweise ging man in den deutschen Heeren mit der Bezeichnung danach recht eigenwillig um.

Z.B. wurde im 2 WK bei der Schweren Artillerie des Heeres der von mir oben erwähnte 21 cm Mörser 18 L/31 verwendet (http://de.wikipedia.org/wiki/21-cm-M%C3%B6rser_18). Dieser hatte zwar eine Lafette, die eine recht steile Schussbahn erlaubte (70°), aber auch einen für einen Mörser sehr langen Lauf.
Da die Reichweite relativ kurz war, ergänzte man diese Waffe durch die 17 cm Kanone 18 (L/50), (http://de.wikipedia.org/wiki/17-cm-Kanone_18) die zwar einen längeren Lauf hatte, aber genau dieselbe Lafette. Diese konnte durch den längeren Lauf nur bis 50° erhöht werden, was aber immer noch deutlich im Bereich steilfeuer liegt. Beide Geschütze hätte man in anderen Armeen eindeutig als Haubitzen definiert.

P.S.: Ich kann mir vorstellen, dass es aus reiner Tradition so ist. Die Fußartillerie hatte schon vor den 1 WK einen kurzen 21 cm Mörser M99, der während dieses Krieges durch ein längeres Modell mit Rohrrücklauf ersetzt wurde (http://de.wikipedia.org/wiki/21-cm-Mörser_16). Der aus dem 2 WK ist der direkte Nachfolger und wurde, trotz der anderen Bauweise, eben auch als Mörser bezeichnet.

Der M 109 hat einen Kaliber von 175 mm, also grob denselben wie die 17 cm Kanone 18 aus dem 2 WK. Also behielt man auch diese Bezeichnung bei.
 
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Eines der Probleme bei solchen Weitschüssen war die Beobachtung der Wirkung. Auf eine Distanz von mehr als 100 Kilometer waren weder eine wirksame Aufklärung, noch die erforderlich Kommunikation vorhanden.
Man schoss in Richtung Paris und keiner wusste, wo der Treffer lag. Oder erst viele Stunden später. Also mehr ein Propaganda-Gerät, als eine Waffe …

Gruss Pelzer
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Eines der Probleme bei solchen Weitschüssen war die Beobachtung der Wirkung. Auf eine Distanz von mehr als 100 Kilometer waren weder eine wirksame Aufklärung, noch die erforderlich Kommunikation vorhanden.
Man schoss in Richtung Paris und keiner wusste, wo der Treffer lag. Oder erst viele Stunden später. Also mehr ein Propaganda-Gerät, als eine Waffe …

Gruss Pelzer
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Das ist richtig. Und es ist erstaunlich welchen Aufwand man für eine solch militärisch wirkungslose Waffe betrieb.

Im 2 WK hat die Wehrmacht in Italien eine 17 oder 15 cm Kanone mit unendlichen Mühen auf einen Berg nahe Cassino geschafft. Die Granaten wurden einzeln von Soldaten hochgetragen. Die Schussrate war entsprechend gering, dank des hohen Standortes jedoch die Reichweite sehr groß.
Die angerichteten Schäden waren, bedingt durch die mangelnde Möglichkeiten der Beobachtung und Feuerleitung, relativ gering. Man schoss einfach auf bekannte Anmarschwege und Knotenpunkte. Trotzdem war dieses Geschütz für die Alliierten für einige Zeit ein permanentes Ärgernis mit erheblicher psychologischer Wirkung.
 
Zunächst einmal vielen Dank für Deine immer wieder interessanten Beiträge.:winke:

... Beide Geschütze hätte man in anderen Armeen eindeutig als Haubitzen definiert.

In Bezug auf den 21cm-Mörser stimme ich Dir zu, auch die Vnull von nur 550 m / sec spricht für eine Einstufung als Haubitze, vgl. auch das amerikanische Gegenstück.

Bei der 17cm K 18 handelt es sich aber mit einer Vnull von 925 m / sec um eine Kanone und entsprechend wäre sie sicher genauso eingestuft worden, wie die amerikanische M1 155 mm.

Einen weiteren Unterschied zwischen Haubitze und Kanone liegt in der Anzahl der Treibladungen. Bei Haubitzen wird zur Reichweitenregulierung mit einer unterschiedlichen Anzahl (bspw. 1 bis 6) Treibladungen geschossen.

Bei Kanonen erfolgte eine Teilung nur aus Gewichtsgründen bspw. in eine Vor- und eine Hauptkartusche, die aber nicht einzeln verwendet wurden.
 
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Einen weiteren Unterschied zwischen Haubitze und Kanone liegt in der Anzahl der Treibladungen. Bei Haubitzen wird zur Reichweitenregulierung mit einer unterschiedlichen Anzahl (bspw. 1 bis 6) Treibladungen geschossen.

Bei Kanonen erfolgte eine Teilung nur aus Gewichtsgründen bspw. in eine Vor- und eine Hauptkartusche, die aber nicht einzeln verwendet wurden.

Bei der 17 cm Kanone waren es vier Ladungen.
 
Hoi zäme

Ich kenne folgende Definitionen (bei der gezogenen Artillerie):
Mörser –schiesst ausschliesslich in der oberen Winkelgruppe
Haubitze – vorwiegend obere Winkelgruppe
Kanone – vorwiegend untere Winkelgruppe und/oder Direktschuss

Die Bezeichnungen sind aber je nach Region verschieden und haben sich über die Jahrhunderte verändert.

Gruss Pelzer
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Das trifft alles aber nicht auf die M 107 zu die hatte die gleichen Treibladungen wie die M 110 und dazu eine Rohrerhöhung von bis zu 65 Grad .
Übrigens hiess sie in Englisch auch M 107 selfpropelled Gun , also Kanone während die 110 selfpropelles howitzer ist .
 
Übrigens wurden die englischen Mark V Eisenbahnhaubitzen fast ausschliesslich in der unteren Winkelgruppe eingesetzt bis 20 Grad Rohrerhöhung .
Wie ich lese, hätte sie schon höher gekonnt, wäre dabei aber vom Geleise gekippt - und das wäre irgendwie suboptimal! :D

Viele Haubitzen haben theoretisch auch höher schiessen können, aber dabei hat sich der Verschluss beim Rohrrücklauf in den Boden gerammt. Um das zu verhindern, wurde manchmal hinter dem Geschütz eine Grube gegraben. Die behinderte die Geschützmannschaft - und bei Regen entstand bei jedem Schuss eine Schlammfontäne. Auch suboptimal...

Gruss Pelzer
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Konstruktionsmässig wären max 40 Grad möglich gewesen und die liegen immer noch in der unteren Gruppe.
Laut deinem Link 45°. Und das war früher die feste Neigung vieler Mörser, deren Reichweite lediglich über die Treibladung geregelt wurde (siehe Bild unten).

Ich denke jedoch was aus dieser Diskussion hervor geht, ist dass man sich geschichtlich bei den Bezeichnungen der Geschütze nicht streng an die Definitionen gehalten hat. Im 19 Jahrhundert war ein weiteres Kriterium, dass Haubitzen Hohlgeschosse verschiessen konnten und eine abgesetzte Kammer hatten. Mit der Einführung der Bombenkanone ist jedoch auch dieser Unterschied flöten gegangen.
 

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Von daher stellt sich doch die Frage, ob Fehlkonstruktion oder Kompromiß für die Mobilität, was jedenfalls der verlinkte Beitrag andeutet.
Naja, der Lafettenaufbau ist natürlich nicht unbedingt im kompletten Richtbereich optimiert. Bei einem Seitenrichtbereich von 120° wird es sicher auch Winkel mit einem höheren und sicheren Richtbereich gegeben haben. Die 240° in der deutschen Wiki müssen falsch sein, ich glaube nicht, dass über das Wagenende hinaus gerichtet werden konnte. Beim Rückstoß wäre das andere Wagenende im Weg gewesen.
 
Naja, der Lafettenaufbau ist natürlich nicht unbedingt im kompletten Richtbereich optimiert. Bei einem Seitenrichtbereich von 120° wird es sicher auch Winkel mit einem höheren und sicheren Richtbereich gegeben haben. Die 240° in der deutschen Wiki müssen falsch sein, ich glaube nicht, dass über das Wagenende hinaus gerichtet werden konnte. Beim Rückstoß wäre das andere Wagenende im Weg gewesen.

Schau mal auf die englische Seite. Vermutlich sind die 120 zu beiden Seiten addiert worden, was dann missverständlich ist.

Die mobilen Mk. III und V sind bis zum Zweiten Weltkrieg verwendet worden, weil man mit dem konstruktiven Kompromiss, anders als bei der Mk. I zufrieden war.
 
Bilder aus der WTS zum Paris-Geschütz

Abweichend von #8, stelle ich die Bilder aus der WTS hier ein, um sie kommentieren zu können:

Zunächst einmal die Beschreibung in der Ausstellung mit technischen Daten und der Geschichte:
 

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Bilder aus der WTS zum Paris-Geschütz

und hier die Bilder des Dioramas, leider spiegelten die Glasscheiben entsetzlich:
 

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Schöne Bilder trotz Spiegelung. Für solche Zwecke hatte ich mal ein Polarisationsfilter. Leider passte es nicht mehr als ich von Analog auf Digital umstieg. Muss mir gelegentlich ein neues beschaffen.
 
M107 / M110 - Selbstfahrlafetten

Die Entwicklungsgeschichte der Selbstfahrlafetten M107 / M110 verdeutlicht sehr schön die Entwicklung zum Einheitsgeschütz in der modernen Artillerie.

Ab 1961 erhielt zunächst die US Army die M110, bewaffnet mit der M2A2 203-mm / L25 Feldhaubitze, und etwas später die M107 mit der M113 175-mm / L60 Feldkanone. Beide Geschütze wurden auf das gleiche Grundfahrzeug und die gleiche, hydraulisch betätigte Lafette montiert, die eine Rohrerhöhung von 65° erlaubten.

Die M107 verschoss ca. 65 kg schwere Sprenggranaten (HE M437A1 u. A2) über eine maximale Entfernung von rund 33 km. Der Preis für die hohe Mündungsgeschwindigkeit von über 900 m/sec war eine kurze Lebensdauer des Rohres von zunächst nur 300 Schuss, die auf 700 - 1.200 Schuss gesteigert wurde.

Die Treibladung M86 bestand aus 3 Teilladungen, die zusammen ca. 26 kg wogen und insgesamt ca. 1,25 m lang waren. Auf der Seite von military-today.com findet sich ein Video, das insbesondere den Ladevorgang darstellt.

Die militärische Karriere bei der US Army endete mit der Einführung der M110 A1 im Jahr 1977. Diese löste sowohl die M107 als auch die bisherige Version der M110 ab. Diese hatte 91 kg schwere Geschosse mit einer aus bis zu 7 Teilladungen bestehenden Treibladung ca. 17 km weit verschossen. Zum Einsatz kamen die Sprenggranate M106 und die Granate M404, die jeweils 104 M43A1 Granaten enthielt (Streumunition).

Um die Reichweite zu verbessern, ging man mit der M110 A1 auf die M201 203-mm / L37 Feldhaubitze über. Durch das um ca. 2,50 m längere Geschützrohr und das Hinzufügen einer 8. Teilladung konnten nun rund 23 km erreicht werden.

Bereits 3 Jahre später versah man das Geschützrohr mit einer Mündungsbremse und führte die 9. Teilladung ein. Ferner kam "verbesserte" Munition, die M509A1, die nun 180 Subgeschosse aufnahm und die M650, eine Sprenggranate mit reichweitensteigerndem Raketen-Treibsatz zum Einsatz. Mit letzterem Geschoss konnte in Verbindung mit der 9. Treibladung eine Reichweite von 30 km erreicht werden. (Video M110).

Nachteilig blieben die relativ geringe Feuergeschwindigkeit und der fehlende Schutz für die Bedienung.
 
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