Wie Brissotin bereits geschrieben hat, wurde erst in napoleonischer Zeit eine qualifizierte ausgebildete Gendamerie ins Leben gerufen. Streifkommandos wurden meist von Militär übernommen. Daran erinnern ja noch die begriffe Gendarm (Gens d´armes= schwere Kavallerie) bzw. Carabinieri. Eigentlich hätte eine organisierte Truppe aus Militär und örtlichen Bauern durchaus Chancen haben können, doch in der Praxis sah es dann so aus, dass die Landbevölkerung gezwungen wurde an der Gaunerjagd teilzunehmen und dafür keinerlei Aufwandsentschädigung erhielt. Meist wurden Räuber und Gauner gewarnt und setzten sich rechtzeitig ab. Dazu wurden Streifkommandos angehalten, auf die Wildbanne achtzugeben, um das geliebte herrschaftliche Schalenwild nicht zu beunruhigen!
Oft genug rekrutierten sich Landreiter aus recht fragwürdigen Existenzen. So fand der berüchtigte Räuber anthoine La Grave, genannt der "Große Galantho" Unterschlupf als Landleutnant in kurmainzischen Diensten, ehe er schließlich enttarnt und um 1720 in Darmstadt exekutiert wurde. Eine Besonderheit war die Verwendung sogenannter "Fleischmänner", Polizeispitzel, die pardoniert wurden und dafür ehemalige Kollegen ans Messer lieferte. Dem schwäbischen Banditen Konstanzer Hans bot man einen Job als Hatschier an, was er allerdings ablehnte, da er sich die nötige Härte nicht mehr zutraute. Friedrich Schwan, genannt Sonnenwirtle, der Schiller zu seiner Erzählung "Der Verbrecher aus verlorener Ehre inspirierte, erhoffte sich Gnade und wollte sich stellen, wenn man ihm einen solchen Job verschaffte, es wurde allerdings nichts daraus. Um 1811 konnte die Bande des Räubers Philipp Lang, alias Hölzerlips nicht verfolgt werden, da nur ein einziger, alter Husar mit einem alten Klepper zur Verfügung stand. Der Räuber Adrian Bosbeck sollte nach Holland ausgeliefert werden, wo ihn die Todesstrafe erwartete, doch konnte er fliehen, da einer seiner Bewacher ein ehemaliger Kollege war. Auch der Bandit Adam Grasmann konnte dank der Unterstützung der Bewacher fliehen, und sein Patensohn Johan adam Heusner setzte noch einen drauf. Als die Bewacher ihr Pulver auf den flüchtigen Grasmann verschossen, schlug er sich ebenfalls seitwärts in die Büsche. Das kurioseste Beispiel war allerdings ein Räuber namens Holzapfel. Nach seiner festnahme in Hanau sollte er nach Buseck in Franken transportiert werden. auf einer der Zwischenstationen gelang es dem Schultheis nicht, auch nur einen Bauern als Bewacher zu mobilisieren. Schließlich fand man nur eine alte Frau, die den Räuber bewachen sollte. Der Fußmarsch war aber zu anstrengend, worauf sie ihren zehnjährigen Enkel damit
betraute. Der begleitete den Gauner einige Kilometer auf der Landstraße und sagte dann, Holzapfel, er solle bis zum nächsten Ort laufen und sich dann beim Schulzen einen neuen Bewacher geben lassen. Natürlich dachte Holzapfel nicht daran und schlug sich in die Büsche.