Rasputins Ermordung Ziele Folgen

Huh, das ist jetzt eine gute Frage. Da habe ich vielleicht etwas zu weit ausgeholt.

Ich habe einiges über Russland gelesen bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher, wo ich das gelesen habe. Ich glaube, ich habe es aus der Alexandra Biografie von Carolly Erickson. Ich bin aber sehr skeptisch bei dem Buch. Dort steht das Alexandra, in Folge eines Unfalls aus Kind (sie stürzte in eine Glasscheibe) Gehbehindert war und brauchte oft einen Rollstuhl, weil sie so starke Schmerzen hatte und nicht gehen konnte. Das habe ich nur dort gelesen. Ich habe immer mal versucht herauszufinden, ob das „stimmt“. Aber nie wurde es woanders erwähnt. Auch auf den Filmaufnahmen von ihr sieht man nichts von einem unrunden Gang.

Es kann aber auch aus Russland- die Tragödie eines Volkes von Orlando Figes. Bei aller sprachliches Wucht, des Buches habe ich auch da meine Zweifel. Vor allem am Ende als er behauptet das Kirow wirklich versuchte Stalin zu Stürzen wurde ich sehr skeptisch. Das hallte ich für eine Legende. Aber das ist ein anderes Thema.

Geschichte Russlands von Manfred Hildermeier habe ich auch gelesen. Ob es da war? Das habe ich aber als sehr gutes und glaubwürdiges Buch in Erinnerung. War aber mit über 1300 Seiten Text eine große Herausforderung.

Aber ich tippe jetzt als Erstes auf Erickson. Das ist aber eine fragwürdige Quelle. Ist jetzt keine wirklich gute Antwort. Aber alle zweifelten daran, dass Rasputin auf eine so „exzentrische“ Weiße starb wie Yusupow es beschrieb. Das mit dem Zyankali, der Flucht usw. halte ich für eine schwer zu glaubende Geschichte.
 
Ich wollte jetzt die Seite von Figes einblenden. Doch das funktioniert nicht. Jedenfalls wird der Mord auf Seite 314 und 315 in der Ausgabe vom Berlin Verlag von 2014 behandelt. Figes erzählt dort die Geschichte von Jusupow einfach nach. Das lässt für mich nochmehr Zweifel an dem Buch wachsen.

Wie soll Rasputin riesige Mengen an Zyankali gegessen haben? Dann noch eine Schusswunde einfach weggesteckt und auch noch eine ordentliche Tracht Prügel eingesteckt haben, um dann noch aus dem Palast zu entkommen?
 
Huh, das ist jetzt eine gute Frage
ich fragte deshalb, weil lt. Smith (S. 609) der Bericht der Gerichtsmedizin verschollen ist. "Der offizielle Autopsie-Bericht, zusammen gestellt von Kosorotov, verschwand wenige Jahre später aus einem Leningrader Archiv und wurde seither nicht wieder gesehen" (Übersetzung durch mich)
Was man noch hat sind Interviews des Kosorotov.

Was den Orlando Figes angeht, so schätze ich den sehr, und auch den Hildermeier.
Man wird ja die Geschichte nicht perfekt erzählen können, aber man muss es doch versuchen.
Und Skepsis ist auch bei den Großen angebracht.
Die Darstellung Figes (S. 314-315) zum Mord an Rasputin ist mindestens ungenau:).
Danke für den Hinweis.
So macht das Spaß.
 
Ich möchte nicht wissen was Rasputin bei der reichweite von Sozialen Medien heute hätte.Er wäre sicher heute Millionär und Weltbekannt.Um was anderes dürfte es diesem,ich nenne ihn Scharlatan,nie gegangen sein.Er starb,wenn man dem Glauben schenken kann,nicht an den Schüssen sondern soll ertrunken sein im Fluss.
Ich denke, dass man Rasputin schon als Scharlatan wird bezeichnen können. Solche "Heilungen" wie sie ihm nachgesagt wurden, könnte man heute bei fast jeden Camp-Meeting mit diesen marktschreierischen Predigern beobachten. Da hüpfen regelmäßig Leute aus dem Rollstuhl und es bezichtigen sich Leute Sünden, die sie nie begangen haben, die sie höchstens in ihrer Phantasie mal gerne begehen würden.
Den Effekt von Autosuggestion oder von Placebo-Effekten sollte man nicht unterschätzen, und Charisma muss Rasputin schon besessen haben.

Was man ihm aber, meiner Ansicht nach, kaum vorwerfen konnte, das war Scheinheiligkeit, Wasser predigen und Wein saufen, das war Rasputins Sache nicht, und auch Habgier zählte nicht unbedingt zu seinen negativen Eigenschaften. Rasputin hatte eine Reihe von hochgestellten Anhängern, die ihm teilweise sehr wertvolle Geschenke machten.

Rasputin hatte alle Möglichkeiten, ein wirklich reicher Mann zu werden. Von diesen Geschenken und Honoraren hat Rasputin nur einen kleinen Teil für sich selbst und seine Familie angenommen. Er schickte seiner Frau Geld nach Sibirien, um ein Elternhaus zu kaufen und für den Lebensunterhalt.

Große Reichtümer hat er jedenfalls nicht angehäuft, er behielt nur, was er für sich selbst und seine Familie brauchte, und es scheint, dass er einen Großteil seiner Einkünfte tatsächlich an Bedürftige verschenkte.
Leute, die seinen Rat suchten, hat Rasputin wohl alle ohne Ansehen der Person behandelt.
 
Diese Person faziniert und mehr noch der dilettantisch ausgeführte Mord an ihn.

Grigori Jefimowitsch Rasputin (*
in Pokrowskoja Gouvernement Tobolsk/Westsibierien - † 30.12.1916 Sankt Petersburg). Ein Stannik (Wanderprediger) der sich als auch Geistheiliger verstand. Aber er war nur ein Muschnik (leibeigener Bauer). Er war wohl auch Mitglied der Chlysten (russische Sekte).

Und er war mit der Familie des letzten russischen Zaren Nicolaus II. befreundet.

Die Freundschaft entstand, weil der Sohn vom Zar, der Zarewitsch (* 12.08.1904) an der Erbkrankheit „Hämophilie“ (Blutkrankheit – Steurung der Blutgerinnung) litt und die Ärzte dies nicht heilen konnten.

Wenn das stimmt was ich dazu gelesen habe, muss der Zarewitsch von Pfeifen von Ärzten behandelt worden sein, weil Rasputin bei seinem ersten Besuch nichts weiter tat als das ärztlich verabreichte Medikament „Aspirin“ abzusetzen. Aspirin ist ja auch gleichzeitig ein Blutverdünner.

Und so entstand bei der unwissenden Zarenfamilie eine Zuneigung, eine Freundschaft zu diesen „Muschnik“. Rasputin gab in Folge nicht nur medizinische Ratschläge, er gab auch Ratschläge die politischer Natur waren.
Das ging mit den Wanderprediker soweit das er mal sagte: „So lange ich lebe, wird auch die Dynastie leben.
Und er hatte sogar Recht!
Er wurde am 30.12.1916 ermordet. Seine Ermordung war mehr als stümerhaft/diletantisch organsiert.
Zwei Monate später...
Da hatten wir in Rusland (julianischer Kalender) die Februarrevolution (Beginn war ja am 25.02.1917).

Die Freundschaft die Rasputin mit der Zarenfamilie verband war einflussreichen Leuten in Sankt Petersburg ein Dorn im Auge und man überlegte wie man Rasputin beseitigen könnte.
Dies überlegten so einige und zur Tat schritten:
  • der Fürst Felix Jussupow,
  • der Großherzog Dmitri Pawlowitsch,
  • der Duma Abgeordnete Wladimir Purischkewitsch,
  • der Arzt Stanislaus Lasowert. Er war für das Gift verantwortlich und
  • General-Leutnant Sergej Suchotin.
Und das Ganze lief dann wohl so ab:
Rasputin wurde in den Fürstenpalast von Jussupow eingeladen. Angeblich hatte er eine Einladung der Frau Irina von Fürsten.
Dort erhielt er Kuchen und Wein der mit Kaliumcyanid vergiftet war.
Das Gift zeigte aber nicht die erhoffte Wirkung.
Fürst Jussupow verliest daraufhin das Zimmer und kam mit einen Revolver zurück. Soll wohl ein „.455 Webley“ gewesen sein.
Es kam zu einem Handgemenge zwisch Jussupow und Rasputin. Die genannten Verbündeten kamen hinzu und sie schossen alle mehrmals auf ihn.
Rasputin flüchtet auf den Hof, er wurde verfolgt, man schoss weiter auf ihn und man traf ihn dann tödlich. Er wurde gefesselt und man warf ihn in den Fluss Moika. Dieser Fluss entspringt vom Fluss Fontanka und mündet nach ca. 4,67 km in die Narva.
Diese Version – tödliches Gift - scheint aber nicht ganz stimmig zu sein.
War wohl eine Erfindung des Fürsten in Absprache mit den anderen Beteiligten.
Bekannt ist das sich der Arzt Stanislaus Lasowert dagegen verwahrte an einer Giftmischerei zu beteiligen.
Die Polizeiprotokolle sagten darüber auch nichts aus. Während den Vernehmungen ändert der Fürst wohl 5mal seine Darstellung.
Man war in panischer Angst gegenüber den Zar und seiner Familie.
Um zu beweisen, dass Rasputin eine Verkörperung des Teufels ist, ein in der Hölle geborener Ketzer, verbreitete Jussupow diese Geschichte mit dem Gift.

Die Fähigkeit, von Gift nicht zu sterben, wurde traditionell von der Orthodoxen Kirche den Magiern zugeschrieben.
So wollte Jussupow beweisen, dass Rasputin kein „heiliger Mann“ war, sondern genau das Gegenteil.

Forensiker fanden drei Wunden am Körper des Ermordeten, die sich alle als tödlich herausstellten:
* in der Leber,
* in der Niere und
* im Kopf.
Es ist nicht klar, wann genau und von wem Rasputin getötet wurde. Es ist auch höchst unwahrscheinlich, dass er noch rennen konnte. Normalerweise stirbt ein Mann an einer Leberwunde innerhalb von 20 Minuten.
Und Cyanit fand man auch nicht in seinen Magen.

Was ist nun aus den 5 Beteiligten geworden?
  • Fürst Felix Jussupow wurde in eines seiner Anwesen verbannt. Wiki schreibt, der Zar hätte gefordert, er müsse auf seinen Landsitz zurück. Sein Landsitz war in Archangelskoje, man nannte es auch das „Moskauer Versailles“. Archangelskoje (dt. Name Kurschen) liegt im Rajon Krasnosnamensk im jetzigen Oblast Kaliningrad und liegt an der Grenze zu Litauen. Diesen Ort gibt es wohl nicht mehr. Arschangelskoje geht wohl auf die Zarin Elisabeth, eine Tochter vom Zar Peter I. (der Große) und seiner Frau der Zarin Katharina I. zurück als sie im 7-jährigen Krieg Ostpreußen erobert hatte. Die Verwandschaft mit der Zarenfamilie -> Felix Jussupow war mit der Nichte des Zaren (Irina Alexandrowna Romanowa) verheiratet.
  • Der Großherzog Dmitri Pawlowitsch wurde an die Grenze zum Iran geschickt. Da befanden sich russischen Truppen.
  • Der Duma Abgeordnete Wladimir Purischkewitsch blieb im Amt, ihm passierte nichts.
  • Der Sanitätsarzt Stanislaus Lasowert. Über ihm finde ich im Netz nichts und ebenso über den General-Leutnant Sergej Suchotin.
Das solls dann von mir gewesen sein – ein kleiner Beitrag zu diesen Wanderprediger.
 
Was man aber nicht vergessen darf, die Bluterkrankheit des Zarewitsch war ein absolutes Staatsgeheimnis. Nicht nur die breite Bevölkerung auch der Großteil der Eliten wusste nichts. Es gab nicht einmal Gerüchte darüber, dass der Zarewitsch schwer krank sein könnte. Nach außen vermittelte man das Bild eines kerngesunden Jungen. Auch als er im Oktober 1912 im Sterben lag und ihn die Ärzte schon aufgegeben hatten, wurde nicht bekannt gemacht, woran er litt. Man kam zwar nicht umhin, die Bevölkerung auf das baldige Ableben des Thronfolgers vorzubereiten. Aber man erwähnte nicht warum, es hieß nur er hätte sehr hohes Fieber. Alexei war gestürzt, die Wunde wollte nicht heilen und das Bein schwoll immer mehr an. Er bekam sehr hohes Fieber fast 40 °C. Dann erhielt er ein Telegramm von Rasputin. Dieser war gerade bei seiner Familie in Sibirien. Das reichte schon, dass Alexei wieder gesundete. Dies ist wohl das größte „Wunder“ das Rasputin vollbrachte.

Doch weil eben die meisten Menschen nicht einmal ahnten, warum die Zarenfamilie Rasputin in ihrer Mitte akzeptierte, blühten die Gerüchte. Für viele war bald klar, er ist der Liebhaber der Zarin und der Zar ist entweder ein Vollidiot, dass er das duldet oder ein Voyeurist der auch noch gefallen daran findet, dass seine Frau mit einem anderen schläft. Das war Gift für das Ansehen der Zarenfamilie. Das Bild des fast gottgleichen Zaren kippte immer mehr in das einer Lächerlichen, gerade zu widerlichen Figur. Das war eine wichtige Grundlage für die widerstandslose Abwicklung der Monarchie 1917 in weiten Teilen der Bevölkerung wie der Eliten.
 
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