Reconquista und Conquista - Los Godos

und die Bevölkerung des ex-suebischen Gebiets musste zum Katholizismus konvertieren
Wobei zumindest die Handvoll Britonen höchstwahrscheinlich schon bei ihrer Einwanderung katholisch waren. Die Sueben hatten mit Ariamir einen katholischen König, der die Synode von Braga 561 einberief.
Aber ich gebe dir recht, das alles dürfte für Pizarro, Cortes und Kolumbus irrelevant gewesen sein.
 
Wenn aber beide Bevölkerungsgruppen sich nicht mischen durften, könnte innerhalb der gotischen Bevölkerung das Gotische noch gebraucht worden sein.

Ende 6.Jh. unter König Rekkared I, der zum Katholizismus übertrat (und mit ihm der Adel etc), endete der Gegensatz arianisch-katholisch.

Eventuell gibt es einen Zusammenhang zwischen Konfession und Sprache.

Im Zusammenhang mit Wulfilas Bibelübersetzung wurde offensichtlich auch eine Liturgie in gotischer Sprache geschaffen. Aus dem Wandalenreich ist da noch ein Hinweis erhalten: Die anonyme Schrift Collatio Augustini cum Pascentio, im ausgehenden 5. Jahrhundert im wandalischen Nordafrika entstanden, belegt eine gotisch-wandalische* Liturgieformel 'Froja arme' ("Herr, erbarme dich"). Die Stelle lautet:

Denn im Lateinischen sagen wir 'Domine miserere'. Darf also dieses Erbarmen vom einen Gott selbst, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist allein in hebräischer, griechischer oder zuletzt sogar in lateinischer Sprache erbeten werden, nicht aber auch in einer Barbarensprache? Denn wenn nicht nur die Barbaren in ihrer Sprache, sondern auch die Römer 'Froja arme' sagen dürfen, was die Übersetzung von 'Domine miserere' ist, warum hätte man dann nicht auf den Konzilien der Väter im Land der Griechen selbst, von wo aus das Glaubensbekenntnis überallhin seinen Ausgang nahm, in deren eigener Sprache das Homousion bekennen dürfen, das heißt die eine Substanz des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes?

Collatio Augustini cum Pascentio: Einleitung, Text, Übersetzung (Hrsg. Hildegund Müller, Dorothea Weber, Clemens Weidmann), Wien 2008, S. 115

Sehe ich das richtig? Die 'arianisch-gotischen' Gottesdienste wurden in gotischer Sprache gefeiert, und wenn ein Römer (freiwillig oder gezwungenermaßen) zum 'Arianismus' konvertierte, dann sprach er mit den anderen Mitfeiernden die Volksakklamationen in gotischer Sprache.

Wahrscheinlich hat es trotz der repressiven Religionspolitik der Wandalen nicht sehr viele Konversionen gegeben, aber es wird sie doch wohl gegeben haben.

Im erwähnten Band schreibt Hermann Reichert in einem eigenen Artikel Die Sprache der Wandalen in Afrika:

Die Versteifung der religiösen Fronten ist wohl so zu sehen: Die Wandalen legten auf Abstammungstraditionen größten Wert und waren vermutlich der Meinung, sie könnten sich nur durch Betonung religiöser Unterschiede von den Römern getrennt und ohne Mischehen erhalten; daher versteiften sie sich auf ihren Arianismus und hatten nichts dagegen, wenn die Römer Katholiken blieben, wenn sie sich nur außerhalb des wandalischen Kerngebietes ansiedelten. Da die Zustimmung der Bischöfe zu Ehen von Grundbesitzern in der frühen Kirche eine große Rolle spielte, war durch die Einsetzung arianischer Bischöfe für die Wandalen deren Weiterexistenz als Volk besser gesichert als durch Maßnahmen zugunsten der gotischen Sprache. Im Denken der altgermanischen Völker spielte die Beibehaltung der Sprache sicher eine geringere Rolle als die Abstammung; die Sprache erhielt die für die ethnische Selbstzuordnung wesentlichste Position erst rund um das 19. Jh.

Ich könnte mir folgendes vorstellen: Als im Lauf der Generationen die Goten und Wandalen im Alltag immer mehr vom Gotischen zum Lateinischen übergingen, wird das dazu geführt haben, dass der gotischsprachige Gottesdienst gegenüber der besser verständlichen lateinisch-katholischen Liturgie an Attraktivität verlor.



* Zwischen Wandalisch und Gotisch gab es, soweit sich das feststellen lässt, keine nennenswerten Unterschiede.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehe ich das richtig? Die 'arianisch-gotischen' Gottesdienste wurden in gotischer Sprache gefeiert, und wenn ein Römer (freiwillig oder gezwungenermaßen) zum 'Arianismus' konvertierte, dann sprach er mit den anderen Mitfeiernden die Volksakklamationen in gotischer Sprache.
(unausgegoren und nur auf die Schnelle) das ist eine sehr interessante Fragestellung: welche Sprache wurde in der wandalisch-alanischen, und er ostgotischen, in der westgotischen, jeweils anfangs (vor der Konversion) in den burgundischen, suebischen, langobardischen "Staatskirchen" verwendet - - darüber habe ich trotz großem Interesse an Goten & Co. bislang weder nachgedacht noch ist mir in Erinnerung, darüber beim lesen was bemerkt zu haben (klar, was es so an sprachlich interessanten Angelegenheiten im bibelgotisch gibt, das ist mir nicht unbekannt) - - ich vermute, dass eine auf gotisch abgehaltene Liturgie im 5. und evtl. teilweise im ersten Drittel des 6. Jh. noch üblich war. Warum sollen getrennten Ethnien und deren unterschiedlichen Rechten (leges barbarorum / römisches Recht) nicht auch verschiedene Sprachen in den streng getrennten "Konfessionen" verwendet worden sein? Gotisch im arkadisch-gotischen Gottesdienst erscheint plausibel.
Aber wir haben ja zuvor die Aufhebung des ethnischen Prinzips im toledanischen Gotenreich sowie die Aufhebung des Heiratsverbots besprochen, einschneidende Ereignisse in Spanien - lange nach dem Ende der nordafrikanisch-wandalischen und italisch-ostgotischen Kirche und Reiche. Und bei den Westgoten scheint (laut Wolfram) die gotische Sprache im 6. Jh. schon nicht mehr gebräuchlich gewesen zu sein.
(wenn ich am Freitag wieder daheim bin, schaue ich, ob ich bei Wolfram was dazu finde)
......jetzt sind wir aber noch weiter weg von Cortez & Co.....
 
Eventuell gibt es einen Zusammenhang zwischen Konfession und Sprache.

Im Zusammenhang mit Wulfilas Bibelübersetzung wurde offensichtlich auch eine Liturgie in gotischer Sprache geschaffen. Aus dem Wandalenreich ist da noch ein Hinweis erhalten: Die anonyme Schrift Collatio Augustini cum Pascentio, im ausgehenden 5. Jahrhundert im wandalischen Nordafrika entstanden, belegt eine gotisch-wandalische* Liturgieformel 'Froja arme' ("Herr, erbarme dich"). Die Stelle lautet:

Denn im Lateinischen sagen wir 'Domine miserere'. Darf also dieses Erbarmen vom einen Gott selbst, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist allein in hebräischer, griechischer oder zuletzt sogar in lateinischer Sprache erbeten werden, nicht aber auch in einer Barbarensprache? Denn wenn nicht nur die Barbaren in ihrer Sprache, sondern auch die Römer 'Froja arme' sagen dürfen, was die Übersetzung von 'Domine miserere' ist, warum hätte man dann nicht auf den Konzilien der Väter im Land der Griechen selbst, von wo aus das Glaubensbekenntnis überallhin seinen Ausgang nahm, in deren eigener Sprache das Homousion bekennen dürfen, das heißt die eine Substanz des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes?

Collatio Augustini cum Pascentio: Einleitung, Text, Übersetzung (Hrsg. Hildegund Müller, Dorothea Weber, Clemens Weidmann), Wien 2008, S. 115

Sehe ich das richtig? Die 'arianisch-gotischen' Gottesdienste wurden in gotischer Sprache gefeiert, und wenn ein Römer (freiwillig oder gezwungenermaßen) zum 'Arianismus' konvertierte, dann sprach er mit den anderen Mitfeiernden die Volksakklamationen in gotischer Sprache.
Victor von Vita/Victor Vitensis (5. Jhdt.) schreibt, dass Bischof Cyrila während arianisch-katholischer Disputationen seinen katholischen Gegnern ein nescio latine entgegengeschleudert habe: sie sollten mit ihm gefälligst Vandalisch sprechen, er spräche kein Latein.

*Zwischen Wandalisch und Gotisch gab es, soweit sich das feststellen lässt, keine nennenswerten Unterschiede.
Basiert diese Einschätzung nicht auf der Prokopstelle (6. Jhdt.), wo er sagt, dass die Vandalen Gotisch sprächen?
 
gotisch als Liturgiesprache
interessant, wenn auch sehr weit weg von den toledanischen Westgoten:
Die Inschriften zeigen, dass ein erstarrtes Bibelgotisch im 9./10. Jahrhundert in religiösen Kontexten noch verwendet wurde. Ein Beweis für ein kontinuierliches Fortleben des Gotischen als Volkssprache sind sie indes nicht.
aus Krimgotische Sprache – Wikipedia
Ob man um 900 bei den restlichen Krimgoten arianisch war?
 
Ob man um 900 bei den restlichen Krimgoten arianisch war?
Schon lange nicht mehr:

The Bishop of Gothia, John’s predecessor, whose name is unknown, participated in the meetings of the iconoclastic Council of 753-754 and gave his signature to its decrees; in recognition he was transferred by Constantine v from the Gothic borderland as metropolite to Heraclea of Thrace, near Constantinople. The Crimean Goths remained faithful to Orthodoxy and did not wish ‘to take part in the novelties of the lawless Council.’ Accordingly they elected John, and the election must have taken place soon after the Council of 753-754, i.e., about 755.​

The Goths in the Crimea : Alexander A. Vasiliev : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive

Die Inschriften zeigen, dass ein erstarrtes Bibelgotisch im 9./10. Jahrhundert in religiösen Kontexten noch verwendet wurde. Ein Beweis für ein kontinuierliches Fortleben des Gotischen als Volkssprache sind sie indes nicht.
aus Krimgotische Sprache – Wikipedia
Die Sache mit den Inschriften war mir neu. Gerade habe ich mich bei Maksim Korobov und Andrey Vinogradov, Gotische Graffito-Inschriften aus der Bergkrim, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 145/2 (2016) schlau gemacht. Einige Schlussfolgerungen, die die Autoren ziehen:
  • "Die gotische Sprache auf der Krim war eine Schriftsprache, derer man sich für unterschiedliche Zwecke bediente, sowohl für das Aufschreiben liturgischer Texte, als auch für private Invokationen und Kommemorationen."
  • "Die Kenntnis der gotischen Schrift war auf dem Mangup-Berg offenbar nicht nur unter Klerikern, sondern wohl auch unter Laien verbreitet, wofür die Erwähnung der 'Winzer' und ein auffallender paläographischer Unterschied zwischen den liturgischen und invokativen/kommemorativen Inschriften spricht."
  • "Die aufgefundenen Fragmente liturgischer Texte in den gotischen Inschriften aus Mangup postulieren die Existenz eines gotischsprachigen Gottesdienstes des byzantinischen Ritus auf der Krim, was in Einklang mit der einstigen Existenz des byzantinischen Erzbistums Gothia steht, dessen Kleriker Goten bzw. Sprecher der gotischen Sprache waren."
Die sprachliche Nähe zum Bibelgotisch überrascht mich. Umso merkwürdiger finde ich Busbecqs Wörterliste aus dem 16. Jahrhundert, die nur noch wenige gotische Züge (dafür sehr viel Westgermanisches) aufweist.
 
Die sprachliche Nähe zum Bibelgotisch überrascht mich.
Mich auch!
H. Wolfram meint, dass das wenige, was nach der Silberbibel an gotischen Fragmenten überliefert ist, die verwendete Sprache als quasi erstarrt erscheinen lässt: sie hat sich kaum gewandelt, sozusagen nicht "modernisiert", nicht weiterentwickelt. (es soll ein paar gotische Urkunden in Italien aus dem 8. oder 9. Jh. geben, die sozusagen auch im gotischen des 5. Jhs. abgefasst sind) Laut Wolfram ein Indiz, dass gotisch nicht mehr aktiv gesprochen wurde, sondern nur noch als Liturgiesprache (in der arianischen Kirche der Westgoten) und evtl Kanzleisprache (Urkunden) verwendet wurde (quasi wie das Latein in der Kirche) Die Graffitos von der Krim werden nicht erwähnt, die kannte er noch nicht, als er sein Gotenbuch schrieb.
 
@Sepiola
Die Goten
Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts
Entwurf einer historischen Ethnographie
Ch.Beck, München, 1979, 4.Auflage 2001
(hier finde ich in den Fußnoten nur einen Verweis auf L. Schmitt "die letzten Ostgoten" - Tante Wiki erwähnt "ostgotische Urkundenunterschriften aus dem 6. Jahrhundert." (Artikel gotische Sprache) - laut Wolfram integrierten sich ein paar ostgotische Reste in die Langobarden, spielten aber historisch keine Rolle mehr, weshalb er die Geschichte der Ostgoten mit Tejas Niederlage enden lässt; ich bin mir nicht sicher, ob ich da was mit Goten und Langobarden verwechsle: kann auch sein, dass es im Herzogtum Benevent aus der Zeit nach Desiderius Niederlage langobardische Namen in Urkunden gibt, ich weiß es nicht mehr. Wenn das ostgotische bei den Ostgoten bis zu ihrer Niederlage noch gesprochen wurde, dürften die "Restgoten" (Widerstandsnester) womöglich auch daran festgehalten haben(?))
 
Tante Wiki erwähnt "ostgotische Urkundenunterschriften aus dem 6. Jahrhundert." (Artikel gotische Sprache) - laut Wolfram integrierten sich ein paar ostgotische Reste in die Langobarden, spielten aber historisch keine Rolle mehr, weshalb er die Geschichte der Ostgoten mit Tejas Niederlage enden lässt; ich bin mir nicht sicher, ob ich da was mit Goten und Langobarden verwechsle: kann auch sein, dass es im Herzogtum Benevent aus der Zeit nach Desiderius Niederlage langobardische Namen in Urkunden gibt, ich weiß es nicht mehr.

Ich kann ja nicht ausschließen, dass es gotische Sprachzeugnisse gibt, von denen ich noch nie etwas gehört habe (die krimgotischen Graffiti waren mir wie gesagt neu), aber die Entdeckung von Urkunden in gotischer Sprache ("Urkunden in Italien aus dem 8. oder 9. Jh., die sozusagen auch im gotischen des 5. Jhs. abgefasst sind") würde ich ebenso wie die Entdeckung von Urkunden in langobardischer Sprache für eine Sensation halten - egal aus welchem Jahrhundert.

Etwas anderes sind Urkunden in lateinischer Sprache, unter die Personen mit germanischen Personennamen ihren Servus gesetzt haben. Das ist weit weniger sensationell; vermutlich wird man sogar im neuzeitlichen Spanien (um den Bogen wieder mal zum Anfang des Threads zu schlagen) Urkunden finden, auf denen sich Träger von Namen westgotischer Herkunft verewigt haben, etwa ein Alfonso, Fernando oder Rodrigo...

Spezifisch ostgermanische Personennamen belegen, z. B. in Galognano im toskanischen Arno-Tal mit den edlen Spenderinnen Sivegerna und Himnigilda Ende des sechsten Jahrhunderts, daß ostgermanische Gruppen den gotischen Untergang in Italien überlebten und im langobardischen Italien als Kirchenfundatoren auftreten konnten. Die bisher letzte, eindeutig sprachlich gotische Personengruppe begegnet a. 735 bei Piacenza mit einer Hosdeleva (‚Schatzerbin‘), deren Name eindeutig ostgermanischen Lautstand (huzd vs. ahd. hort) aufweist. Trotz eines Gatten mit dem wohl eher westgermanischen Namen *Geba-hari bewahrt der Sohn Gudoald im Erstelement seines Namen ostgermanischen Lautstand.​

http://hw.oeaw.ac.at/0xc1aa500e_0x0006a726.pdf
 
Die sprachliche Nähe zum Bibelgotisch überrascht mich. Umso merkwürdiger finde ich Busbecqs Wörterliste aus dem 16. Jahrhundert, die nur noch wenige gotische Züge (dafür sehr viel Westgermanisches) aufweist.

Busbecqe sprach Niederdeutsch. Wahrscheinlich konnte er sowohl fränkisches als auch sächsisches Niederdeutsch verstehen. Es ist anzunehmen, dass er die erfragten Vokabeln so aufschrieb, wie er sie "verstand", also eine Interpretation überlieferte.

Und er wendete die lateinische Schrift darauf an. Auch im Westfälischen, für das es keine Rechtschreibung gibt, wird etwa oft einfach ein hochdeutscher Vokal geschrieben, wo in Wirklichkeit etwas anderes gesprochen wird.

Einige gotische Charakteristika wie die Auslautverhärtung traten zudem später auch im Deutschen auf.

Schlussendlich ist die Frage, ob das Gotische tatsächlich so rein ostgermanisch war wie das Bibelgotische Wulfilas. Aber da kommen wir schnell an Kaffeesatzleserei, wenn wir über den Fakt hinausgehen, dass wir die Sprachgeschichte am Schwarzen Meer weder vor noch nach Wulfila kennen. Die Heruler können durchaus einen ingwäonischen (oder suebischen) Dialekt gesprochen haben. Dies kann theoretisch sogar der Fokus der Unterscheidung von Goten und Herulern am Schwarzen Meer gewesen sein. Wohlgemerkt, ich behaupte dies nicht so, sondern gebe eine Möglichkeit an, die schon als Möglichkeit aufzeigt, dass wir die Einflüsse am Schwarzen Meer nicht kennen. (Allerdings würde es ein paar Widersprüche in den gängigen Theorien zur Ethnogenese auflösen. Schließlich tauchen Herulergruppen vom Niederrhein über Bayern / Slowakei bis zum Asowschen Meer auf und eine andere Sprache erklärte die Beharrungskraft der Tradition.)

Wie das auch sein mag, können wir feststellen, dass das späte Krimgotische nach mehreren Quellen stark westgermanisch beeinflusst war und die erhaltene Wörterliste nicht von einem Sprachwissenschaftler festgehalten wurde. Das wäre nur dann seltsam, wenn ein Kontakt von Gotischen und Westgermanischen Dialekten sicher auszuschließen wäre, was, da die Vorgeschichte und Sprache der Heruler unbekannt ist, aber nicht der Fall ist.

Aber gehört die ganze Gotisch-Diskussion überhaupt noch in den Thread?
 
Busbecqe sprach Niederdeutsch. Wahrscheinlich konnte er sowohl fränkisches als auch sächsisches Niederdeutsch verstehen.
[...]
Schlussendlich ist die Frage, ob das Gotische tatsächlich so rein ostgermanisch war wie das Bibelgotische Wulfilas. Aber da kommen wir schnell an Kaffeesatzleserei, wenn wir über den Fakt hinausgehen, dass wir die Sprachgeschichte am Schwarzen Meer weder vor noch nach Wulfila kennen.
Ich behaupte, Busbeques Krimgoten sind eigentlich Siebenbürfener Sachsen.
 
Was heißt hier Quellen?
Die Siebenbürgener Sachsen sind die einzige mir bekannte deutschsprachige Gruppe, die zu dem fraglichen Zeitpunkt, an dem Busbecq hier vorbeikam, überhaupt in relativer Nähe siedelte. Durch türkische Einfälle in der Region, Verschleppung oder Vertreibung könnten Gruppen leicht die Krim erreicht haben.

Busbecqs Wortliste jedenfalls macht mir keinen zwingend gotischen Eindruck, es handelt sich um gemeingermanische Worte die wir problemlos mit Neuhochdeutsch verstehen und auch mit Englisch vergleichen können. Wir müssten aber feststellen, die Tür (Busbecq thurn, got. daura) und der Tag (got. daga) offensichtlich die hochdeutsche Lautverschiebung mitgemacht hätten. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass im isolierten Krimgotischen ein der Hochdeutschen Lautverschiebung ähnlicher Prozess stattgefunden hat. Oder schauen wir uns geen an: das gemahnt an das deutsche gehen [ge:ən] mehr als an got. gaggan
  • broe „panis (= Brot)“ < got. hlaiban (vgl. Laib Brot)
  • plut „sanguis (= Blut)“ - got. bloþ
  • hoef „caput (= Kopf [→ Haupt])“ - got. haubiþ
  • schieten „mittere sagittam (= schießen)“
  • knauen tag „bonus dies (= guten Tag)“ - daga
  • reghen „pluvia (= Regen)“
  • bruder „frater (= Bruder)“
  • schuuester „soror (= Schwester)“
  • alt „senex (= alt)“
  • wintch „ventus (= Wind)“
  • siluir „argentum (= Silber)“
  • goltz „aurum (= Gold)“
  • fisct „piscis (= Fisch)“
  • thurn „porta (= Tür)“ - got. daura
  • sune „sol (= Sonne)“
  • mine „luna (= Mond)“
  • bars „barba (= Bart)“
  • handa „manus (= Hand)“
  • boga „arcus (= Bogen)“
  • brunna „fons (= Brunnen)“
  • waghen „carrus (= Wagen)“
  • apel „pomum (= Apfel)“
  • schlipen „dormire (= schlafen)“
  • kommen „venire (= kommen)“
  • singhen „canere (= singen)“
  • lachen „ridere (= lachen)“
  • geen „ire (= gehen)“
  • oeghene „oculi (= Augen)“
  • stul „sedes (= Stuhl)“
  • hus „domus (= Haus)“
  • salt „sal (= Salz)“
 
Was heißt hier Quellen?
Die Siebenbürgener Sachsen sind die einzige mir bekannte deutschsprachige Gruppe, die zu dem fraglichen Zeitpunkt, an dem Busbecq hier vorbeikam, überhaupt in relativer Nähe siedelte. Durch türkische Einfälle in der Region, Verschleppung oder Vertreibung könnten Gruppen leicht die Krim erreicht haben.

de Busbecq war nicht auf der Krim selber, sondern er hat jemanden von der Krim in Konstantinopel um 1554 getroffen, der Kenntnisse im Gotischen (oder das, was es sein könnte) hatte.

Vielleicht hatte derjenige auch nur Kenntnisse des Hochdeutschen, die er irgendwo erworben hatte. Vielleicht aber auch Kenntnisse des noch gesprochenen Krimgotischen. Die Wortliste ist problematisch, weil de Busbecq Flämisch sprach, wahrscheinlich auch Kenntnisse des Hochdeutschen hatte oder es sogar sprach. Das könnte durchaus das beeinflußt haben, was er niederschrieb. Seine Briefe wurden erst später gedruckt, da könnte es auch zu "Verschlimmbesserungen" seines Originaltextes gekommen sein.


s. auch hier : GRIN - Morphologie des Krimgotischen

hier ist noch ein Wörterbuch zum Gotischen (vermutlich anhand der gotischen Bibel erstellt):

got_nhd
 
de Busbecq war nicht auf der Krim selber, sondern er hat jemanden von der Krim in Konstantinopel um 1554 getroffen, der Kenntnisse im Gotischen (oder das, was es sein könnte) hatte.

Vielleicht hatte derjenige auch nur Kenntnisse des Hochdeutschen, die er irgendwo erworben hatte. Vielleicht aber auch Kenntnisse des noch gesprochenen Krimgotischen. Die Wortliste ist problematisch, weil de Busbecq Flämisch sprach, wahrscheinlich auch Kenntnisse des Hochdeutschen hatte oder es sogar sprach. Das könnte durchaus das beeinflußt haben, was er niederschrieb. Seine Briefe wurden erst später gedruckt, da könnte es auch zu "Verschlimmbesserungen" seines Originaltextes gekommen sein.


s. auch hier : GRIN - Morphologie des Krimgotischen

hier ist noch ein Wörterbuch zum Gotischen (vermutlich anhand der gotischen Bibel erstellt):

got_nhd
Ich hab da so meine Zweifel. Z.B. ist in der verlinkten Seminararbeit von Rinck für Ring die Rede. Bei Wulfila finden wir den Ring im Gleichnis vom verlorenen Sohn als „Fingergold“ umschrieben:

qaþ þan sa atta du skalkam seinaim: sprauto bringiþ wastja þo frumiston jah gawasjiþ ina jah gibiþ figgragulþ inhandu is jah gaskohi ana fotuns is;​

Wobei ich nicht ausschließen will, dass dass figgragulþ nicht einfach eine Angleichung an die griechische Vorlage δακτύλιον (< δάκτυλος ‚Finger’) ist und somit für den Sprachgebrauch des Gotischen wenig aussagekräftig.

— εἶπεν δὲ ὁ πατὴρ πρὸς τοὺς δούλους αὐτοῦ, ταχὺ ἐξενέγκατε στολὴν τὴν πρώτην καὶ ἐνδύσατε αὐτόν, καὶ δότε δακτύλιον εἰς τὴν χεῖρα αὐτοῦ καὶ ὑποδήματα εἰς τοὺς πόδας​

Bzgl. des Wörterbuchs: ich benutze den Streitberg, der als Faksimileausgabe auf Wulfila.be zu finden ist.
 
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