Waren denn die Ritter um 1400 noch derart wirksame bestens ausgebildete "Kampfmaschinen"? Oder hatte quasi berufsmäßiges Fußvolk (u.a. auch die Bogenschützen) da "fachlich" einiges aufgeholt?
Ja, hatte es. Bzw: Die Hussiten hatten (wie die Engländer ua vorher) ein Fußvolk, das
unter bestimmten Umständen ein ritterliches Heer besiegen konnte, ohne selbst über eine starke Panzereiterei zu verfügen. (Einige hatten die Hussiten natürlich auch, aber nicht genug, um sich mit den Reichsheeren erfolgreich schlagen zu können.)
Aber, und das ist mein Punkt: Nur unter bestimmten Umständen. Da ist einmal die soziale Basis, die sich (zwar aus anderen Gründen als bei den Langbogenschützen, aber fürs rein militärische dennoch vergleichbar) nicht einfach repoduzieren ließ; da hat Shinigami sicher recht.
Da sind aber auch die rein technischen Kniffe & Techniken, die theoretisch problemlos reproduzierbar wären; bspw "Feldbefestigungen" wie Pfähle oder Wagenburgen. Diese hatten in manchen Situationen sicher ihre Erfolge und damit auch ihre Berechtigung, aber es waren keine militärisch revolutionären Geschichten, die auf lange Sicht das Kriegswesen beeinflussten. Das tat erst eine Infanterie, die ohne solche Kinkerlitzchen einem Angriff von Panzerreitern widerstehen konnte, und nicht auf unsichere (bleib ich bei
) und einschränkende Methoden angewiesen war. Das ist mE militärhistorisch der Untschied zwischen Schweizern & Hussiten.
Hatte der Langobgen, der zwar von Feldverschanzungen profitierte, aber nicht auf sie angewiesen war, da mehr Potential? I-wo schon, aber der große Aufwand, den es brauchte, um einen Langbogenschützen auszubilden, machte es recht unattraktiv. Vielleicht va, weil es sich nur sehr schwierig in das bestehende Feudalsystem integrieren ließ.
Mal ne andere Frage: Der Unterschied Langbogen vs Ritter ist für mich va ein schön plakatives Bild aus den paar großen Schlachten des 100-jährigen Krieges. Da hatdas mE auch seine Berechtigung, der taktische Unterschied ist nicht von der Hand zu weisen, aber der "Kriegsalltag" wurde ja viel mehr von kleineren Gefechten und unzähligen Belagerungen geprägt. Gibt es hier ähnliche, in Wehrverfassung & Bewaffnung begründete Unterschiede im englischen & französischen Vorgehen? Weiß ich viel weniger drüber. Taktisch-militärisch dürften sich da viele Unterschiede nivelliert haben, aber vielleicht lieg ich da auch falsch.