Ritter gegen Schnecken?

Wer schon einmal erlebt hat, wie schnell Schnecken ein Beet verwüsten können, kann verstehen, warum Schnecken schreckliche Ungeheuer sind.

Vor ein paar Jahren habe ich einen ganzen Eimer Schnecken aus einem Beet gesammelt. Natürlich war es zu spät für die Pflanzen. Solche Vorkommnisse mögen fleißig gärtnernde Mönche beeindruckt haben.

Irgendwer hatte das so ähnlich glaub' ich schon gepostet.
 
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In "Monty Python and The Holy Grail" wird aber deutlich dass eher Katzen die tierischen Feindbilder des Mittelalters waren. Und Kaninchen.
 
Wer schon einmal erlebt hat, wie schnell Schnecken ein Beet verwüsten können, kann verstehen, warum Schnecken schreckliche Ungeheuer sind.

Vor ein paar Jahren habe ich einen ganzen Eimer Schnecken aus einem Beet gesammelt. Natürlich war es zu spät für die Pflanzen. Solche Vorkommnisse mögen fleißig gärtnernde Mönche beeindruckt haben.
Gehäuseschnecken fressen in erster Linie abgestorbenes oder verrottendes Pflanzenmaterial und fallen als Schädlinge kaum ins Gewicht. Auch haben sie in Vögeln , Kröten und Igeln genügend natürliche Feinde um nicht überhand zu nehmen. Die Schnecken, die Deinen Garten verwüstet haben, dürften Nacktschnecken gewesen sein. Besonders die, im 20. Jh. eingeschleppte, braune spanische Wegschnecke ist ein großer Fresser und hat bei uns kaum natürliche Feinde. Mit diesen Biestern dürften die Bauern oder Mönche des mittelalterlichen Mittel-und Nordeuropa keine Bekanntschaft gemacht haben.
 
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=)

Ich dachte eher an Spott gegen eine konkrete Person, etwa einen konkreten Ritter. Die Handschrift könnte dann vielleicht anderen als Inspiration gedient haben?
Du meinst einen Ritter, der ein richtiger Schleimer war. Schon möglich;)
Ich könnte mir eher vorstellen, dass es sich wirklich nur um eine Verballhornung von Rittern handelt, die von Kämpfen mit Ungeheuern, in fernen Ländern prahlten. Ich Wirklichkeit hatte der "Recke" nur gegen die Harmlosigkeit in Person, die langsame und gemütliche Schnecke gefochten. Man könnte auch sagen :" der hat aus einer Mücke einen Elefanten, B.z.W. aus einer Schnecke einen Drachen gemacht"
 
Gehäuseschnecken fressen in erster Linie abgestorbenes oder verrottendes Pflanzenmaterial und fallen als Schädlinge kaum ins Gewicht. Auch haben sie in Vögeln , Kröten und Igeln genügend natürliche Feinde um nicht überhand zu nehmen. Die Schnecken, die Deinen Garten verwüstet haben, dürften Nacktschnecken gewesen sein. Besonders die, im 20. Jh. eingeschleppte, braune spanische Wegschnecke ist ein großer Fresser und hat bei uns kaum natürliche Feinde. Mit diesen Biestern dürften die Bauern oder Mönche des mittelalterlichen Mittel-und Nordeuropa keine Bekanntschaft gemacht haben.

Gegen Nacktschnecken hilft Kaffee. Zwar habe ich schon so einige eingesammelt, aber nie so viele. Und sie sind hier, wenn überhaupt, nur in einem feuchten Sommer ein Problem. Jedenfalls auf Sandboden. Die, die hier auf anderem Boden oder näher an den Feuchtgebieten wohnen, haben natürlich mehr davon. (Traditionell ließen Kinder/Jugendliche sie im Nachbarort oder in Gärten unbeliebter Zeitgenossen frei. Großen Effekt erzielen sie auch in den Zimmern kleiner oder großer Schwestern. Habe ich gehört. Heute werden sie meist in der Feldflur oder in der Biotonne freigelassen.)

Ich dachte, eine der beiden roten Arten seien eingewandert, die braunen und schwarzen einheimisch.

Nun, ich versichere hiermit feierlich, ein Schneckengehäuse zu erkennen, wenn ich es sehe. Ich habe sie auch schon beim Fressen erwischt und versichere weiterhin, dass sie Salat und Petunien nicht verschmähen.
 
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Ich dachte, eine der beiden roten Arten seien eingewandert, die braunen und schwarzen einheimisch.
Die Braune ist eingeschleppt (in meiner Kindheit gab es die noch nicht bei uns) und hat unsere einheimische schwarze Nacktschnecke, die auch genügend natürliche Feinde hat, in manchen Gebieten fast völlig verdrängt. Ich habe früher Reptilien gehalten und die fraßen sehr gerne Schnecken aller Art, ob mit oder ohne Gehäuse aber die Braunen wurden nicht angerührt. Die tarnen sich offenbar als ein Stück Hundesch... und sind damit sehr erfolgreich.
Nun, ich versichere hiermit feierlich, ein Schneckengehäuse zu erkennen, wenn ich es sehe. Ich habe sie auch schon beim Fressen erwischt und versichere weiterhin, dass sie Salat und Petunien nicht verschmähen.
:rofl:Ich wollte Deine Sehfähigkeit keinesfalls anzweifeln aber da Gehäuseschnecken verrottende Pflanzen bevorzugen, stellt sich die Frage, ob Dein Salat und die Blumen noch in so einem tadellosen Zustand waren, als als die Schnecken sich darüber hermachten.:grübel: Vielleicht möchten die einheimischen Schnecken nur bei der Bekämpfung der, aus Südamerika eingeschleppten Petunie helfen.
 
:D Gerades liebe ich die Vorstellung, dass die Schnecken bei mir auf Salat und Petunien ausweichen, weil ich meinen Garten so sauber halte. :D aus Nur leider würde mir das niemand glauben.
 
Du meinst einen Ritter, der ein richtiger Schleimer war. Schon möglich;)
Ich könnte mir eher vorstellen, dass es sich wirklich nur um eine Verballhornung von Rittern handelt, die von Kämpfen mit Ungeheuern, in fernen Ländern prahlten. Ich Wirklichkeit hatte der "Recke" nur gegen die Harmlosigkeit in Person, die langsame und gemütliche Schnecke gefochten. Man könnte auch sagen :" der hat aus einer Mücke einen Elefanten, B.z.W. aus einer Schnecke einen Drachen gemacht"

Ja, ich dachte in diese Richtung. Also ein Ritter, der sich irgendwie durch übertriebene Heldenreden hervortat und vielleicht noch aufgrund seines Aussehens oder einer anderen Besonderheit einen Spitznamen trug, der mit den Schnecken in irgendeine Verbindung gebracht wurde, was ein schelmischer Mönch dann genutzt haben könnte. Irgendeine Handschrift dürfte ja dieses Detail zuerst beinhaltet haben.


In dem Fall wäre es denkbar, dass andere Illustratoren die Schnecken übernahmen, ohne genau zu wissen, was sich dahinter verbarg. In dem Fall wäre es auch heute vermutlich nicht mehr herauszufinden, weil entsprechende, zutreffende Informationen ja nur aus einer einzigen Quelle stammen könnten.
 
Im Perceval des Chrétien de Troyes heißt es im Vers 5949 : "Nicht einmal bei den Lombarden gab es je solch einen Tumult, wenn sie sich wagemutig aufmachen, das Schnecklein in seinem Haus zu töten" (Übersetzung nach Reclam 1991). In der betreffenden Szene macht sich der Autor über ein Aufgebot von Bauern und Stadtbewohnern lustig, die sich zum Kampf gegen Gawain/Gauvain rüsten. Es könnte sich demnach tatsächlich um einen relativ weit verbreiteten Scherz handeln.
LG
 
(Übersetzung nach Reclam 1991).
Moin, die Ausgabe ist doch sicher zweisprachig, oder? Kannst du das altfrz. Original auch eben liefern? Das wäre nett. Ich finde den Text erstaunlicherweise nicht online. Weder in der Biblioteca Augustana noch anderswo. Bei Wikisource befindet sich ein Text, der ist aber viel zu kurz, um vollständig sein zu können.
 
Moin,

jo klar, dass Zitat lautet im Original:

5946 Onques por tüer la limace

5947 N´ot en Lombardie tel noise;

5948 N´i a si malvais qui n´i voise

5949 Et qui alcune arm e n´i port.

In den Anmerkungen des Reclam-Bandes stehen noch einige interessante Zusatzinformationen (Anmerkungen S. 615):

„Die historisch auf die Langobardenkriege zurückgehende Feigheit der Langobarden ist ein äußerst häufiges Klischee der Heldenepen der Mitte des 13. Jhs. Chrétien spielt hier auf die in lateinischen Districhen verfasste Fabel De Langobarde et limaca an: ein Langobardus rusticus besucht sein Feld und entdeckt dort voll Entsetzen ein bewaffnetes monstrum mit Schild und Hörnern, eine Schnecke. Er wagt es nicht, inermis gegen den grimmen armatus anzutreten. So befragt er Gattin und Götter. Letztere verheißen ihm den Sieg, erstere setzt seine Kühnheit über die eines Herkules oder Achill. Schließlich gelingt es dem wackeren Mann das monstrum monstrorum, die perniciosa lues zu töten; vgl. F. Novati, Il Lombardo e la lumaca. In: F. N., Attraverso il medio evo (Bari 1905) 117–139. Vgl. auch H. Krauss, Ritter und Bürger – Feudalheer und Volksheer. Zum Problem der feigen Lombarden in der altfranzösischen und frankoitalienischen Epik. ZrP 87, 1971, 209–222.
LG
 
Wenn ich mir diesen Thread durchlese, stelle ich mir vor, wie in 1000 Jahren eine Gruppe geschichtsbegeisterter über die philosophischen Ebenen der Chuck-Norris-Witze resümieren ^^.
 
Der Artikel enthält aber zumindest einige interessante weiterführende Links.
Apropos Links, letzthin zufällig entdeckt: Hase (Angst) kämpft gegen Schnecke (Vergänglichkeit/Zeit), getragen von Affen (Instinkthaftes/Triebhaftes): “The Froissart Harley: Caricature on the Margins?”, Medieval Studies Research Blog, University of Notre Dame, Indiana, 2015.
Noch viel rätselhafter aber weiter unten: ein Schwein mit Brautschleier auf Stelzen, das auf einer Harfe spielt. :cool:
 
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Hier ein neuer Artikel zum Thema: Historiker kämpfen seit Jahrzehnten mit einem Rätsel: Was bedeuten die riesigen Kriegerschnecken des Mittelalters?
[Ich bin mir nicht sicher, ob die Verlinkung einer Webseite eines Computer(spiele)magazins gestattet ist. Der Artikel enthält aber zumindest einige interessante weiterführende Links.]
Aus dem Artikel:
Kaum zu glauben, aber trotz der harten Lebensumstände des Mittelalters konnte die damalige Bevölkerung wohl lachen.

Um einen historischen Kontext zu liefern: Das war eine Zeit, in der die Gesellschaft fiktive Duelle zwischen Schnecke und Mensch offenkundig mehr akzeptierte als kräuterkundige Frauen.
Oh um Gottes willen.
 
Oh um Gottes willen.
Bei Satz 1 würde ich fast vermuten, dass da ein Wort vergessen wurde (zumindest wünscht man sich das):

Vorschlag:
Kaum zu glauben, aber trotz der harten Lebensumstände des Mittelalters konnte die damalige Bevölkerung wohl DARÜBER lachen.

Satz 2 ist natürlich eine dumme Wiederholung einer zwar populären aber dennoch dummen Legende, da gibt es nix zu deuteln.
 
Ich könnte mir vorstellen der Kampf der Ritter gegen die Weinbergschnecken hat eher symbolischen Charakter.
Hier sollte man sich vielleicht mit der „Tiersymbolik“ beschäftigen bzw. vertraut machen.

Weinbergschnecke:

* im 13. Jahrhundert deutete man wohl die Weinbergschnecke als Symbol der „Trägheit“ oder auch „Feigheit“.

* im 15. Jahrhundert wandelte sich diese Auffassung grundlegend.
Da stand die Weinbergschnecke für:
  • Zufriedenheit,
  • Besinnung,
  • Selbsterkenntnis,
  • Klugheit.
Weil sie die Eigenart hat nach dem Winterschlaf im verdeckten, geschützten Gehäuse wieder zum Leben zu erwachen, wurde sie plötzlich ein Symbol der Auferstehung Christi verbunden mit der Hoffnung der Wiedererweckung.

Ich beziehe mich mal auf das Markus-Evangeliuim.

Im Markus-Evangelium Kapitel 15-16 wird ja berichtet, dass Joseph aus Arimathäa von Pilatus den Leichnam Jesu erbat und ihn in eine Gruft legte. Vor den Eingang wälzte er einen großen Stein. Als die Frauen, die den Toten salben wollten, an das Grab kamen, sahen sie, dass der Stein fort und das Grab leer war. In Anlehnung an das Neue Testament wurde die Weinbergschnecke zum Symbol der Auferstehung Christi und zur Hoffnung auf die eigene Auferstehung.

Deswegen wurde bei den gläubigen Christen die Weinbergschnecke ein Ostersymbol.
Siehe hierzu auch die Trägerfiguren der Sebaldusgrab in Nürnberg.
12 Weinbergschnecken tragen das Grabmonument des Heiligen Sebaldus von Nürnberg.
Anmerkung: Der Heilige Sebaldus von Nürnberg, ein Einsiedler der wohl im 8. Jahrhundert in der Gegend von Nürnberg gelebt hat
 
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Vorschlag:
Kaum zu glauben, aber trotz der harten Lebensumstände des Mittelalters konnte die damalige Bevölkerung wohl DARÜBER lachen.
Wobei auch hier die Zielgruppe der Symbolik nicht unbedingt der Durchschnittsbürger gewesen sein muss. Ebenfalls zweifelhaft, ob solche Darstellungen in erster Linie für die Unterhaltung gedacht waren, als die Belehrung mit moralisierenden Bildern zur Aufgabe der Bildenden Künste gehörte.
Wie dem auch sei, die Schnecke dürfte damals als Symbol der Zeit und der Vergänglichkeit weit bekannt gewesen sein, zumal auf Vanitas-Stillleben häufig durch die Szenerie kriechend. Und hier noch ein Bsp. eines Gemäldes mit Schnecke: Francesco del Cossa, Die Verkündigung, 1472. (@ Wikimedia Commons) Die Schnecke verweist hier entweder auf den Zeitsprung im unteren Bild, oder aber auf die Vergänglichkeit, d.h. auf die Sterblichkeit Mariae, bzw. Jesu.

Noch viel rätselhafter aber weiter unten: ein Schwein mit Brautschleier auf Stelzen, das auf einer Harfe spielt. :cool:
Was ich zuvor bei meinem vorigen Beitrag überhaupt nicht bedacht habe, dass es sich um eine antijudaistische Darstellung des Spätmittelalters handeln könnte. Demzufolge wenig »rätselhaft« und schon gar nicht »:cool:« …
 
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