Ritter überspezialisiert?

Dieses Thema im Forum "Rittertum und Kreuzzüge" wurde erstellt von Witege, 21. August 2009.

  1. timotheus

    timotheus Aktives Mitglied

    Das ist eine interessante Herleitung, aber leider falsch: ein Pferd würde unter zwei schwergerüsteten Männern - zur Verdeutlichung: selbst wenn beide ausgesprochene Leichtgewichte sind (60 kg Lebendgewicht), wären sie in Vollkette samt Helmen (je Ritter ca. 25 kg) zusammen bereits ca. 170 kg schwer - alsbald schon zusammenbrechen. Dies läßt sich umso mehr nachvollziehen, wenn wir bedenken, daß ein Ritter gewöhnlich ein zweites Kriegspferd (egal, ob nun ein wirkliches Streitroß oder ein Alltagsreitpferd, welches auch im Kampf eingesetzt wurde) mitführen ließ, welches nicht nur dann zum Einsatz kam, wenn das erste Kriegspferd starb o. dgl., sondern auch, wenn dieses ermüdete bzw. erschöpft war.
    Vgl. dazu z.B. Martin Bauer "Die Tempelritter - Mythos und Wahrheit" - Heyne - München 1997, S. 71

    Diese Darstellung ist allegorisch gemeint, um die Brüderlichkeit und Einigkeit der Ordensritter zu verdeutlichen - siehe dazu auch Templer - Tempelritter - Tempelherren - Arme Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel
     
  2. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Wenn man es genauer betrachtet (um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen) war der "Ritter" bzw. der ritterartig ausgerüstete geharnischte Kämpfer zwischen Spätantike und Früher Neuzeit einer der flexibelsten und erfolgreichsten Modelle der Geschichte: Ob (in bevorzugter Variante) zu Pferde auf dem Schlachtfeld, oder (widerwillig) zu Fuß in Feldbefestigung, Burg oder Stadmauer, auf einem Langboot, Kogge oder Galeere, vom Lechfeld und Hastings bis Tenochtitlan und Pavía, von Sluis bis Lepanto, der Geharnischte Kämpfer beherschte über Jahrhunderte die Schlachtfelder gegen die verschiedensten Gegner. Von Überspezialisierung keine Spur.
     
  3. Legat

    Legat Aktives Mitglied

    So gesehen würde ich eher den (Bogen-/Armbrust-/ect)schützen bzw den einfachen Fußkämpfer als überspezialisiert definieren. Ersterer konnte nur auf Entfernung wirksam sein, war der Gegner erst einmal heran war es aus und vorbei. Letzterer spielte in den meisten Schlachten wohl eher nur als "Poller" eine Rolle um den Gegner festzunageln, bis die Reiterei eintraf.
    Das hat sich mit der Zeit natürlich verändert.
     
  4. Nicole H.

    Nicole H. Gast



    Ich muss leider feststellen, dass du „Willi will´s wissen- Wie lebten die Ritter“ nicht aufmerksam gelesen bzw. nicht verinnerlicht hast. Dort steht:“Als Ritterpferde eigneten sich besonders Kaltblüter, kräftige und robuste Pferde.“ Berühmt-berüchtigt sind die „Shire horses“, die in Englnad eigens dafür gezüchtet wurden und spielend 250 kg tragen können. Wenn du also zu Hause auf einem Ponyhof ein Pferdchen siehst, dann hat dieses wenig gemein mit den Schlachtrössern des Mittelalters. :winke:
     
  5. ursi

    ursi Moderatorin Mitarbeiter

    Anhänge:

  6. Brissotin

    Brissotin Aktives Mitglied

    Und wie schwer war nun das Marschgepäck 1916?

    In den Napoleonischen Kriegen wurden meines Wissens die Tornister z.B. nicht vor der Schlacht abgelegt. Schon das Reglement war auf das Tragen der Tornister im Ernstfall ausgelegt.
     
  7. Legat

    Legat Aktives Mitglied

    Zuletzt bearbeitet: 3. September 2009
  8. Witege

    Witege Aktives Mitglied

    Oje, dann lies einmal den Thread von Timo dazu, der bestimmt mehr Ahnung von der Materie hat als ein Kinderbuchautor...
    (Bald zitiere ich aus einem Kinderbuch, dass die Varusschlacht bei Kalkriese stattfand...)

    http://www.geschichtsforum.de/f77/das-pferd-im-mittelalter-westliches-europa-9789/

    Besonders:
     
  9. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Das musste so sein, da aus der Schlacht ja sich meistens ein weiteres Vorrücken bzw. ein schnelles Zurückgehen hervorging und man dann nicht die Tornister erst wieder zurückholen konnte. Und ohne diese konnte die Truppe nicht kochen, nur schlecht essen und musste nachts frieren, was zu einem schnellen Verschleiss der Truppe führte.
    Trotzdem liest man in den Erinnerungen aus der Zeit gelegentlich, dass vor einigen Gefechten befehl gegeben wurde, die Tornister abzulegen.

    Laut Ortenburg trug übrigens zu Napolens Zeiten ein Infanterist durchschnittlich 25 Kg.
     
  10. querdenkerSZ2

    querdenkerSZ2 Aktives Mitglied

    Der erste Weltkrieg sprengt ja wohl etwas den Zeitrahmen .
    Ich habe hier eine Seite gefunden über das Gepäck des Legionärs , das fällt zwar auch aus dem Zeitrahmen und höchstwahrscheinlich haben die Legionäre ihr Gepäck auch vor der Schlacht abgelegt , aber die Zahlen sind ganz interessant .
    imperium-romanum.com - Heer - Ausrüstung
     
  11. ursi

    ursi Moderatorin Mitarbeiter

    Ich ergänze noch aus meinem Link:

    Zur Erlärung was ein Percheron ist. Dies ist eine Kaltblutpferderasse aus Frankreich, genauer aus der Normandie. Die heutige Rasse hat ein Stockmass von 1,55 bis 1,72 m.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. September 2009
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  12. Brissotin

    Brissotin Aktives Mitglied

    Dem würde ich mich anschließen. 25 bis 30 Kilo wäre mal meine Annahme, wobei wohl vieles was wir heute dabei haben tendenziell schwerer ist als damals.

    Worum es geht ist doch, dass man sich mit hochmittelalterlicher Rüstung sowohl zu Pferd als auch zu Fuß gut bewegen kann. Und natürlich passten sich die Ritter dem Fußkampf, wenn er im Spätmittelalter praktiziert wurde auch mit ihrer Ausrüstung an oder sie war sowieso dafür geeignet. Ging es nicht darum?:grübel:
     
  13. florian17160

    florian17160 unvergessen

    Ich bin sehr schlank. Bei der NVA mussten wir mindestens dreissig kilo tragen.
    Da gab es eine Art Hosenträger, die am Koppel eingehängt wurden, wo dann hinten auch das Gepäck befestigt wurde. Tragegestell nannte sich das.
    Mir ist bei 30 kilo jedesmal der Koppel bis zum Hals hochgerutscht.
    Also, will damit sagen, mehr geht wirklich nicht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. September 2009
  14. timotheus

    timotheus Aktives Mitglied

    Auch wenn dies bereits gerade gerückt wurde, erlaube ich mir dennoch einige weitere Anmerkungen dazu...

    Du irrst Dich; das kenne ich durchaus sehr gut. Allerdings bevorzuge ich bzgl. aktuellem Forschungsstand die entsprechende Fachliteratur - hier insbesondere John Clark (Editor) "The Medieval Horse and its Equipment: c.1150-c.1450" - Museum of London/The Boydell Press, 2. Aufl. 2004. Das kann man übrigens inzwischen auch bei Google Books einsehen (nicht vom leeren Umschlagsblatt - Seite 1 der Vorschau - irritieren lassen)...

    Auch da liegst Du desweiteren nicht richtig: die Schulterhöhen mittelalterlicher Pferde lagen bei großen Pferden etwa um die 150 cm - vgl. dazu den bereits von Witege verlinkten Thread bzw. die angeführte Fachliteratur.



    Allgemein darf ich mich hier jedoch Bdaian anschließen, daß wir zum ursprünglichen Thema (Spezialisierung bzw. Überspezialisierung) zurückkehren könnten...
     
  15. querdenkerSZ2

    querdenkerSZ2 Aktives Mitglied

    florian17160,
    meinen Link oben nachgesehen ?
    Der römische Legionär muste bei maximal gepäck 69 kg schleppen und wenn ich mich richtig erinnere hat der US-Marine so ca. 45 kg auf dem Buckel .
     
  16. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Deswegen nannte man ja auch die armen Kerle die"Maulesel des Marius."
     
  17. Brissotin

    Brissotin Aktives Mitglied

    Ich glaube mich aber zu entsinnen, dass Junkelmann auch selber zu dem Gewicht, das er rechnerisch zusammen bekommt sagt, dass es in der Realität wohl kaum getragen wurde. Also nicht, dass es nur selten getragen wurde, sondern dass er es grundsätzlich für unrealistisch hält, dass die Männer das Gewicht über längere Strecken schleppen konnten und das auch taten.
    Ist genauso wie bei dem Inhalt unserer Tornister (Napoleonik), theoretisch sollte damit ein Haufen befördert werden, v.a. wenn sowas wie Kniebundhose für Parade dazu kam, aber praktisch passt das garnicht in den Tornister rein und man muss logischerweise Abstriche machen.
     
  18. Brissotin

    Brissotin Aktives Mitglied

    @ timotheus

    Ich finde allerdings, dass das Pferdematerial und die Spezialisierung der Ritter durchaus direkt zusammen gehört.

    Das mit den gewaltig großen Schlachtrössern muss allerdings schon seit langem ein alter Hut sein, denn das hatte selbst der alte Funcken zu Rüstungen und Waffen damals schon besagt.:pfeif:
     
  19. querdenkerSZ2

    querdenkerSZ2 Aktives Mitglied

    Brissotin,
    unten auf der Tabelle steht auch Junkelmanns Durchschnittgewicht von 47,9 kg .
     
  20. Brissotin

    Brissotin Aktives Mitglied

    Stimmt.

    Ist aber auch noch sehr viel. Arme Kerle. Wobei es natürlich darauf ankommt wie verteilt das Gewicht ist, wie breit die Riemen sind etc..

    Führt hier aber wirklich eher weg, weil die Römer ja im Kampf eben nicht das Schanz- oder Kochzeug mit sich rumschleppten, die Ritter des Mittelalters aber ihre Rüstung etc. schon.:winke:
     

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