"Und zwar trugen die am Anfang einen weißen Mantel mit schwarzen Kreuz, aber ein Schwarzes sonstiges Gewand denn es heißt, daß die Ordenskämpfer das Obergewand der Johanniter bis auf den Mantel übernommen hätten."
Davon steht nichts in der Regel, schon gar nicht von irgendwelchen Farben, die vom Johannes übernommen wurden. Im Originalwortlaut heißt es:
"Regel 11. Wie unde wâmite man die brûdere mac cleiden unde waz zu ir bettegewande gehôret. [...]
Andere cleidere, die sî ûzwendic tragent, sulen sîn von geistlicher varwe.
Die ritterbrûdere sûlen wîze mentele tragen zu eine zeichene ritterschefte, doch sulen sie an anderen cleideren vor anderen brûderen niht sîn gescheiden. Wir setzen, daz igelich brûder an mentelen, an cappen, an wâpenrocken ein swarz crûze trage, damit er ûzwendic bezûge, daz er sie ein sunderlich gelit dises ordenes. [...]"
PERLBACH, Max: „Die Statuten des Deutschen Ordens nach den ältesten Handschriften.“; Max Niemeyer Verlag, Halle a.S. 1890, S. 38
"Dann gab es neben den Ritterbrüdern mit dem weißen Mantel mit schwarzem Kreuz die Sariantbrüder, die am Anfang noch vollwertige Kämpfer waren. Die trugen einen schwarzen Mantel auf dem das schwarze Kreuz weiß umrandet war(so wie bei der BW z.B.)
Die oft erwähnten Graumäntler sind nun aber nicht die Sariantbrüder sondern die Halbbrüder, die trugen einen grauen (manchmal auch braunen)Mantel mit schwarzem Halbkreuz."
Die Sariantbrüder, in der Regel als die "anderen Brüder" bezeichnet, waren, solange es sie gab, IMMER Ordenskrieger, nur halt keine Ritterbrüder, wir kennen sie auch als Sariantbrüder. Im Deutschen Orden hatten sie den Spitznamen "Graumäntler", eben wegen ihres grauen Mantelstoffes, auf dem ein volles, schwarzes Kreuz auf der linken Seite prangte.
Halbbrüder waren keine "Sariantbrüder"!
"Mit Zunahme des Besitzes ergaben sich Probleme, die der Orden wie andere Mönchsorden auch löste. Er nahm solche Personen, die ihm Güter übertragen wollten, aber aus irgendwelchen Gründen auch immer nicht als Ritter- oder Priesterbruder oder Graumäntler eintreten wollten oder konnten, zu Halbbrüdern auf.
Eine solche Gruppe wird es kaum schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts gegeben haben.
(Fußnote: Die Überlegungen Tumlers, S. 384, treffen nicht zu. Nach Sterns soll das Institut der Halbbrüder aus angestellten Knechten hervorgegangen sein, die schließlich im Orden Aufnahme gefunden hätten; Arnold, Statuten, S.150. Ob das zutrifft, ist ungewiß.)
Denn in den älteren Teilen der Statuten ist von ihnen noch keine Rede. Erst in den Sogenannten „Gesetzen über Meer“, Zusätzen nach der Mitte des 13. Jahrhunderts, wird die Aufnahme von Halbbrüdern erwähnt. Der Hochmeister Burchard von Schwanden bestimmte 1289 in einem Kapitel in Mainz, daß die Halbbrüder zu Arbeiten bei Ackerbau und Viehzucht angenommen werden und sich zu Keuschheit, Armut und Gehorsam verpflichten sollten. Ihre Kleidung bestand aus einem langen Rock (beffe), über den sie zur Arbeit einen kürzeren Umhang (schaprûn) mit weiten Ärmeln und einem halben Kreuz tragen sollten.“
MILITZER, Klaus: „Von Akkon zur Marienburg – Verfassung, Verwaltung und Sozialstruktur des Deutschen Ordens 1190 – 1309.“; Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens Band 56, sowie Veröffentlichungen der internationalen historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens Band 9, N.G. Elwert Verlag, Marburg 1999, S. 70 f.
Ergo überhaupt kein Mantel für die Halbbrüder.
Allerdings würde mich die Quelle der Behauptung „Die trugen einen schwarzen Mantel auf dem das schwarze Kreuz weiß umrandet war(so wie bei der BW z.B.)“ interessieren. Und wenn ich Quelle sage, meine ich´s auch so, ich lasse mich nicht mit irgendeiner Sekundärliteratur abspeisen!
„Erst in Preußen wurde dann das Obergewand unter dem Mantel weiß und dann auch mit Halbkreuz (wie diese T Form eines Kreuzes hieß weiß ich nicht) oder ganzem Kreuz versehen.
Ein weißes Obergewand trugen die aber nur im Krieg, im Frieden trugen sie über einem weißen Gewand weiter ein Schwarzes daß ein bißchen kürzer war so daß das Weiße Untergewand etwas herausschaute und darüber dann den weißen Mantel.“
Leider vergißt man zu erwähnen, WANN in Preußen ... zumal Tumler weiße „Obergewänder“ generell ausschließt:
„Über Kleid und Abzeichen des Ordens können mit Sicherheit nur einige Angaben gemacht werden. Die Brüder werden sich von Anfang an der klösterlichen Tracht anbequemt haben. Ordensfarben waren Weiß, Schwarz, Braun oder Grau. Weiße Kleider hatte der Deutsche Orden nicht, ob schwarze oder braune für alle Mitglieder oder für die eine oder andere Gruppe, kann mit Sicherheit nicht gesagt werden.“
TUMLER Marian: „Der Deutsche Orden – Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart.“; 5. überarbeitete Auflage, Bad Münstereifel 1992, S. 27 f.
Mich stört auch der Begriff „Obergewänder“. Da sollte man sich doch präziser ausdrücken, wofür gibt´s die nette Palette an Bezeichnungen für die diversen Kleidungsstücke? Meint man nun „Cotten“, „Surcôtes“, „Cappas“ etc.??? Fragen über Fragen …
Auch hier meine Frage: woher bezieht man diese Aussagen?
Ich kann mir vorstellen, daß man mit den weißen „Kriegsoberkleidern“ Waffenröcke meint, allerdings woher man genau weiß, wie lang die diversen „Friedenskleider“ waren, stimmt mich hoffnungsvoll. Dann wäre endlich jemand gefunden, der mehr weiß, als in der Regel steht. Denn auch diesbezüglich sind die Statuten klar und deutlich:
„Des sulen ouch die vlîzeclîche nehmen ware, die dâ pflegent der cleidere unde des geschûhes, daz man sî sô geistlîche und sô gezemelîche den brûderen bereite, daz sie igelicheme ze mâze sîn noch zu lanc, noch zu kurz, noch zu enge, noch zu wît, doch alsô, daz igelicher von im selber âne mûwesalûz unde ane muge tûn sîne cleider unde sîne schûhe.“
PERLBACH, Max: a.a.O., S. 39
Also auf gut deutsch: diejenigen, die die Kleider herstellen, sollen sie so fertigen, daß sie nicht zu lang, nicht zu kurz, nicht zu eng oder zu weit wären, damit der Träger sie ohne Mühsal alleine an- und ausziehen kann.
Was das sog. „Untergewand“ betrifft, meint man sicherlich ein Leibhemd, welches aber nicht so lang geschnitten war, daß es unter der Cotte hervorlugte. Dieses sollte ferner aus Leinen sein, ohne daß die Regel eine Farbbestimmung vorsieht, es dürfte im Normalfall also Leinengrau gewesen sein, bis es vom Waschen sich Weiß entfärbte.
„Die Sariantbrüder fielen dagegen dann weg und die gab es dann nicht mehr, die Halbbrüder waren dann die Graumäntler. Sariantbrüder und Halbbrüder waren aber eben nicht das gleiche.“
Hieß es nicht einige Sätze vorher, daß die Graumäntler NICHT die Sariantbrüder waren??? „Die oft erwähnten Graumäntler sind nun aber nicht die Sariantbrüder sondern die Halbbrüder, [...]“ Also was denn nun?!
Aber zurück zu dieser Behauptung. Sie ist nur teilweise wahr. Noch 1480 finden sich Quellbelege für die Existenz der Graumäntler. Das Problem der Annäherung von Sariant- und Halbbrüdern kann man bei Militzer nachlesen:
„Wie in Friesland (wo es aufgrund der andersartigen Sozialstruktur kaum einen Ritterstand oder Dienstadel gab, und man die Halbbrüder dort „Laienbrüder“ nannte, was wiederum von MOL, J.A.: „De friese huizen van de Duitse Orde“; Ljouwert 1991, S. 83 ff. angezweifelt wird, er hält sie eher für Graumäntler, Anmerkung Kai) mag es auch anderswo Angleichungsprozesse gegeben haben. Lokale Bedingungen könnten von den Statuten vorgegebene Unterscheidungen verwischt haben. Was in dern friesischen Kommenden auf Grund andersartiger sozial-geschichtlicher Gegebenheiten zu beobachten ist, trifft in Grundzügen auch auf die Kommenden in den Balleien außerhalb Frieslands zu. Das zeigt sich allein schon daran, daß in den Rechenschaftsberichten der Deutschmeister an den Hochmeister nie Graumäntler oder Halbbrüder genannt sind, obwohl der Auftrag anders gelautet hatte. 1394 beispielsweise sollte der Deutschmeister Johann von Ketz unter anderem die Zahl der brüder mit dem crütze, halb bruder, halb swester, phründner angeben. Mitgeteilt hat der Deutschmeister aber nur die Zahl der brüder mit dem crütze, der halbschwestern, der Pfründner, der weltlichen Kapläne und der Schulmeister, obwohl es Graumäntler und Halbbrüder gegeben haben muß.
Die vom Hochmeister ausgesandten Visitierer haben 1451 Graumäntler notiert, die deutschmeisterlichen Visitierer dagegen haben zur gleichen Zeit solche Ordensangehörige zu den Ritterbrüdern gezählt. Wenn die hochmeisterlichen Visitierer keine Halbbrüder ausgemacht haben, könnte es daran gelegen haben, daß sie aus Preußen solche Brüder nicht kannten und sie möglicherweise zu den ihnen vertrauten Graumäntlern machten. Aus ihrer Sicht konnten sie sich im Recht fühlen, weil damals die scharfen Unterschiede eingeebnet wurden.
Halbbrüder und Sariantbrüder waren ursprünglich jedenfalls nicht identische Gruppen. Halbbrüder wurden in der Güterverwaltung in den untergeordneten Positionen vor allem in den Balleien eingesetzt. Sie waren keine vollberechtigten Brüder im Konvent. Im Unterschied zu den vollberechtigten Graumäntlern (vollberechtigt aus dem Grund, weil sie das volle Kreuz trugen, und unter den 13 Wahlmännern zur Hochmeisterwahl, stellen sie mit vier Stimmen die zweitgrößte Fraktion, neben acht Ritterbrüdern und nur einem Priesterbruder) zählten sie auch nie zur kämpfenden Truppe.“
MILITZER, Klaus: a.a.O., S. 72 f.