Römerforschung in der DDR

Ich verstehe die Diskussion über den Krieg zwischen Arminius und Marbod nicht.

Die Cherusker saßen an der mittleren Weser, die Markomannen in Böhmen. Die Chatten gehörten zur Arminius Koalition. Die Hermunduren und wohl auch die elbgermanischen Semnonen zur Marbod Koalition.

Wer auch immer Anfang des 1ten Jhdts jetzt genau in welchem Teil von Thüringen siedelte, wo man wohl durchmarschiert ist, ist irrelevant. Es kann sich nur um Chatten, Hermunduren oder Semnonen gehandelt haben. Und die waren alle irgendwie alliert mit einer der Kriegsparteien.

Es gab also kein neutrales Gebiet zu durchqueren! Es sei denn wir erfinden einen neuen Stamm zwischen Chatten, Hermunduren und Semnonen.

Fakt ist, die beiden Armeen sind aufeinander geprallt. Und sie hatten wohl kein Problem da hin zu kommen.
 
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Fakt ist, die beiden Armeen sind aufeinander geprallt. Und sie hatten wohl kein Problem da hin zu kommen.

Neben den quartettartigen (@Riothamus :) ) Überlegungen ist aber schon sinnvoll sich Gedanken über Wege und Wegekenntnis in der Germania libera zu machen. Im Band Konflikt der dreigeteilten Ausstellung von 2009 machen sich zwei Autoren genau darüber Gedanken, ich habe den Artikel bereits hier im Forum zitiert, erinnere mich aber gerade an keine Namen, nur, dass die Autoren ein Deutscher und ein Tscheche waren.
 
Salve,
das sagt übrigens auch Helmut Raddatz in seinem Buch Veni-Vidi-Vici 2012. Der ehemalige Grenzschutzmann erklärt dort, dass an strategisch wahrscheinlichsten für einen Aufenthalt der römischen Armee der Großraum Hall gewesen ist. Auf der Nordharz-Route wäre man schnell in Richtung Nordrhein, auf der Südharz -Route Richtung Mainz gekommen. Man hätte Marbod in Sicht und die Versorgung hätte über Elbe-Saale laufen können.:fs:
In Vorbereitung dieser Versorgung war ja wohl auch das große Flottentreffen mit dem Landheer vorgesehen. Und dieses Treffen hätte nur dann seinen Zweck erfüllen können, wenn es nicht bei Bösenburg, sondern am Elbknick statt fand.
Die Befahrbarkeit der Saale soll bis zum Mittelalter infolge starker Holzansammlung nicht besonders gut gewesen sein.
Gruß
 
... ist aber schon sinnvoll sich Gedanken über Wege und Wegekenntnis in der Germania libera zu machen.

Ja klar. Ich konnte dem Thread ja auch ansonsten in weiten Teilen folgen.

Aber wo immer Arminius und Marbod rummarschiert sein könnten, es muß wohl durch das Gebiet von Kriegsparteien gewesen sein. Es sei denn Arminius umging alle Kriegsparteien großräumig und marschierte über Raetia und Noricum von Süden in Böhmen ein. Aber das hätte man sicher erwähnt. ;)

PS: Was Saturninus angeht, dachte ich immer, er wäre von Mainz aus über Marktbreit den Main entlang marschiert, um Böhmen von Westen anzugreifen. Jetzt fasst Marktbreit aber keine 6 Legionen plus Hilfstruppen. Also könnte er auch sonstwo marschiert sein, z.B. über die hoffentlich bekannte Elberoute. Andererseits ist recht gut analysiert, daß man mit mehr als 16-20.000 Mann erhebliche Marschprobleme bekommt. Ergo ist von mehreren Marschkolonnen auszugehen. Sowohl für Saturninus als auch für Tiberius.
 
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Guten Morgen,

@ Sepiola

dein Vergleich hinkt, denn es war von mir nie die Rede das die Hermunduren in Thüringen saßen. Das Kerngebiet der Hermunduren war stets die Saale-Elster-Region (Halle-Leipzig). Da befindet sich auch halt Profen. Somit ist dein Beispiel "Die Frühzeit der Thüringer" aus 2009 völlig sinnfrei. Das Werk hat noch so manch anderen "Schnitzer" parat - es lohnt sich nicht darüber zu diskutieren. Wo finden wir denn die Münzen des Germanicus-Horizont? Ein Blick genügt (siehe Anhang). Den entscheidenden Hinweis gibt dann Tacitus noch selbst:

"Unter den Konsuln Gaius Caecilius und Lucius Pomponius (17 n. Chr.) feierte Caesar Germanicus am 26. Mai seinen Triumph über die Cherusker, Chatten, und Angrivarier, samt den anderen Volksstämmen, die nach der Elbe hin wohnen."

@ ELQ

"Schon ist die Elbe näher als der Rhein ..." - es sei nochmal daran erinnert!

PS: In der Nähe von Stendal haben wir kürzlich 1 weiteres Lugdunum II-As bei Probegrabungen aufgefunden. Es ist in der Karte noch nicht berücksichtigt.
 

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dein Vergleich hinkt, denn es war von mir nie die Rede das die Hermunduren in Thüringen saßen.

Du hast geschrieben, die Hermunduren hätten "zwischen Saale und Weißer Elster" gesessen. Das beschriebene Gebiet gehört größtenteils zu Thüringen.

Das Kerngebiet der Hermunduren war stets die Saale-Elster-Region (Halle-Leipzig).
Wobei die Städte Halle und Leipzig selber nun gerade nicht "zwischen Saale und Weißer Elster" liegen.

Tatsache bleibt aber: Thürigen, Saale, Weiße Elster, Halle und Leipzig liegen alle links der Elbe.

Und an der Feststellung
"Keine Quelle versetzt die Ermunduren nach Thüringen. Faßbar werden sie rechts der Elbe und im Donauraum."
ist nicht zu rütteln.

Sie wird auch nicht dadurch widerlegt, dass Du nicht darüber diskutieren willst. Im Gegenteil.


Den entscheidenden Hinweis gibt dann Tacitus noch selbst:

"Unter den Konsuln Gaius Caecilius und Lucius Pomponius (17 n. Chr.) feierte Caesar Germanicus am 26. Mai seinen Triumph über die Cherusker, Chatten, und Angrivarier, samt den anderen Volksstämmen, die nach der Elbe hin wohnen."
Da werden die Hermunduren nicht erwähnt.

Wo Tacitus die Hermunduren verortet, wurde in diesem Thread oft genug erwähnt.
 
@ Sepiola

Das Ballungszentrum Halle-Leipzig gehört nicht zu Thüringen, sondern zu Sachsen-A. und Sachsen - soviel erst einmal zur Geografie. Halle liegt nun mal an der Saale und Leipzig am Zusammenfluss von Weißer Elster (Elistra um 1000), Parthe und Pleiße. Zusätzlich fließt die Luppe in die Elistra (Elster). Also ich kenne meine Heimat schon.

Das meinte ich mit dickem Bock - Zitat: ""Keine Quelle versetzt die Ermunduren nach Thüringen. Fassbar werden sie rechts der Elbe und im Donauraum."

Archäologisch völlig unhaltbar.

Da werden die Hermunduren nicht erwähnt.

Wo Tacitus die Hermunduren verortet, wurde in diesem Thread oft genug erwähnt.

Es ging mir ja auch wo die Chatten zu der Zeit saßen - nicht die Hermunduren. Die Chatten saßen links der Saale. Du musst schon lesen was ich schreibe.

@ ELQ,

als Dr. Becker vergangenen Jahres im Museum in Halle seinen Vortrag zu Waldgirmes und Germanicus präsentierte, konnte ich es mir leider nicht verkneifen nach den Münzfunden des Germanicus-Horizont zu fragen. Die Antwort blieb er mir leider schuldig. Ja warum nur ...

Im Band Konflikt der dreigeteilten Ausstellung von 2009 machen sich zwei Autoren genau darüber Gedanken, ich habe den Artikel bereits hier im Forum zitiert, erinnere mich aber gerade an keine Namen, nur, dass die Autoren ein Deutscher und ein Tscheche waren.
Es waren Jan Bemmann und Vladimir Salac - Mitteleuropa zur Zeit Marbods; 2009.

Grüße
 
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Das meinte ich mit dickem Bock - Zitat: ""Keine Quelle versetzt die Ermunduren nach Thüringen. Fassbar werden sie rechts der Elbe und im Donauraum."

Das ist kein "Bock", das sind die Tatsachen.

Nur die Quellen (Tacitus, Cassius Dio etc.) erwähnen die Hermunduren.

Gibt es archäologische Fundstücke, auf denen der Name der Hermunduren vermerkt ist?


Es ging mir ja auch wo die Chatten zu der Zeit saßen - nicht die Hermunduren. Die Chatten saßen links der Saale. Du musst schon lesen was ich schreibe.
Ich habe doch gelesen, was Du schreibst. Wie oft soll ich das noch zitieren? Der von mir beanstandete Satz lautet:

Wir wissen mittlerweile sogar ganz genau, dass rechts zwischen Saale und Weißer Elster einst Hermunduren saßen.

Wir diskutieren also nicht über die Chatten, sondern über die Hermunduren.

Wenn Du inzwischen Deine Meinung geändert hast und die Hermunduren nicht mehr zwischen Saale und Weißer Elster verortest, dann schreib das doch, und wir müssen nicht mehr über Kleinkram diskutieren.
 
@ Sepiola

"Gibt es archäologische Fundstücke, auf denen der Name der Hermunduren vermerkt ist?"

Soll ich jetzt darüber lachen oder weinen?

"Nicht in Frage kommt hier die Gruppe der Hermunduren, die nahe der rätischen Grenze siedelte."

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_zwischen_Hermunduren_und_Chatten_58_n._Chr.

Da die elbgermanischen Funde um 50/60 n. Chr. in Thüringen und Franken fehlen, fallen somit Fränkische Saale und Werra raus. Die Solequellen, welche seit der Bronzezeit genutzt wurden, befanden sich zwischen Halle und Weißenfels. Der einstige Leichenhügel bei Bad Dürrenberg, welchen Pflug auf Grund seiner immensen Größe als varianisch angesehen hatte, könnte auch von den Kämpfen zwischen Chatten und Hermunduren herrühren. Am Keuschberg wurden aus der frühen Kaiserzeit einst Waffenreste und Urnen gefunden. Die Waffen waren aus germanischer Produktion. Zur Untersuchung des einstigen Tumulus - siehe Anhang.

Die Verteilung der Briquetage-Funde hatte sich bis in die Kaiserzeit unwesentlich verändert. Bei Begehungen fanden sich neben diesen auch immer wieder mal römische Münzen. Der Salzfluss den Tacitus meint ist die Saale. Das Thüringer Becken hingegen ist fundleer (!) seit der späten Eisenzeit (siehe Anhang).

Hier mal ein altes Foto vom ehem. Tumulus bei Bad Dürrenberg. Heute ist so gut wie nichts mehr davon übrig, da die Laubenpieper die Erde für ihre Gärten genutzt haben.
 

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@ Sepiola

"Gibt es archäologische Fundstücke, auf denen der Name der Hermunduren vermerkt ist?"

Soll ich jetzt darüber lachen oder weinen?

Du könntest einfach die Frage beantworten. Scheint wohl schwierig zu sein.

Ich beantworte sie Dir aber gerne:

Nein, die gibt es nicht.

Daher kann die Frage "Wo siedelten die Hermunduren" nicht von der Archäologie beantwortet werden.

Wir bleiben auf die Quellen angewiesen.

Wo Tacitus die Chatten und Hermunduren ansiedelt, schreibt er in der "Germania":


(29,4) Non numeraverim inter Germaniae populos, quamquam trans Rhenum Danuviumque consederint, eos, qui Decumates agros exercent: levissimus quisque Gallorum et inopia audax dubiae possessionis solum occupavere; mox limite acto promotisque praesidiis sinus imperii et pars provinciae habentur.

(30,1) Ultra hos Chatti initium sedis ab Hercynio saltu incohant, non ita effusis ac palustribus locis ut ceterae civitates, in quas Germania patescit, durant siquidem colles, paulatim rarescunt, et Chattos suos saltus Hercynius prosequitur simul atque deponit.

...

(30,1) Den Chatten zunächst wohnen, wo der Rhein nunmehr in festem Bett fließt und zur Grenzscheide breit genug ist, die Usiper und Tenkterer.

...



(41,1) propior, ut, quo modo paulo ante Rhenum, sic nunc Danuvium sequar, Hermundurorum civitas, fida Romanis; eoque solis Germanorum non in ripa commercium, sed penitus atque in splendidissima Raetiae provinciae colonia.

(41,2) passim sine custode transeunt; et cum ceteris gentibus arma modo castraque nostra ostendamus, his domos villasque patefecimus non concupiscentibus. in Hermunduris Albis oritur, flumen inclutum et notum olim; nunc tantum auditur.




(29,4) Nicht zu den germanischen Völkern möchte ich, obwohl sie jenseits von Rhein und Donau ihre Wohnsitze aufgeschlagen haben, diejenigen zählen, die das Zehentland bebauen. Gerade die leichtfertigsten unter den Galliern haben, durch ihre Armut verwegen gemacht, diesen Boden bei unklaren Besitzverhältnissen eingenommen. Seitdem danach der Grenzwall gezogen und die Besatzungen weiter vorgeschoben wurden, gilt dieses Gebiet als Ausläufer unseres Reichs und als Teil unserer Provinz.

(30,1) Über diese (nach Norden) hinaus wohnen die Chatten. Ihre Wohnsitze beginnen mit dem herkynischen Wald und liegen nicht in so weit gedehnten Sumpfgebieten wie die (der) anderen Stämme, in die sich Germanien weithin ausdehnt, insofern ja Hügel da sind, allmählich seltener werden und der herkynische Wald seine Chatten begleitet und zugleich (in die Ebene) absetzt.

...

(32,1) Proximi Chattis certum iam alveo Rhenum quique terminus esse sufficiat Usipi ac Tencteri colunt.

...


(41,1) Näher an uns - um, wie vorhin dem Lauf des Rheins, so jetzt dem der Donau zu folgen - wohnt das Volk der Hermunduren. Sie sind den Römern ergeben und haben deshalb allein von allen Germanen nicht nur am Donauufer Handelsverkehr, sondern weit ins Innere und in der glänzenden Pflanzstadt der Provinz Rätien.

(41,2) An beliebigen Stellen kommen sie ohne Bewachung herüber; und während wir den anderen Völkern nur unsere Waffen und Feldlager zeigen, haben wir diesen unsere Stadt- und Landhäuser geöffnet, ohne dass sie darum bitten mussten. Im Hermundurenland entspringt die Elbe, ein ehemals berühmter und wohlbekannter Fluss; jetzt kennt man ihn nur vom Hörensagen.

Tacitus: Germania (1-5), Das Land der Germanen und ihre Geschichte (lateinisch, deutsch) usw.
 
@ Sepiola

ja das trifft aber nur auf die Donau-Hermunduren des 2. Jh. n. Chr. zu (siehe dazu auch K.P. Johne, S. 249). Dazu auch die Marcus-Vita. Als Tiberius im Jahre 5 n. Chr. an die Elbe (Flotte und Landheer) kam wurden diese von Paterculus genannt. Diese saßen aber nicht an der Donau. So ein Pech aber auch ...
 
@ Sepiola

ja das trifft aber nur auf die Donau-Hermunduren des 2. Jh. n. Chr. zu

Andere Hermunduren als die Donau-Hermunduren erwähnt Tacitus nicht.

Wenn wir Tacitus so interpretieren wollen, dass er von zwei verschiedenen Wohnsitzen spricht, dann könnten wir die Hermunduren an der rätischen Grenze von den Hermunduren an der Quelle der Elbe trennen. Die Quelle der Elbe kriegen wir aber auch beim besten Willen nicht zwischen Saale und Weiße Elster.



Als Tiberius im Jahre 5 n. Chr. an die Elbe (Flotte und Landheer) kam wurden diese von Paterculus genannt.
Und da gilt dann:
[FONT=sans-serif, Arial]
"... nach Velleius, der von 4 bis 6. n. Chr. unter Tiberius in Germanien gedient und die Elbe mit eigenen Augen gesehen hatte, befanden sich die Ermunduren nun einmal rechts des Flusses..."
[/FONT]



Zusammengefasst bleibt es dabei:


"Fassbar werden sie rechts der Elbe und im Donauraum."
 
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@ Sepiola,

Strabon sagt aber in I-7 das die Langobarden und Hermunduren beidseitig der Elbe mal gewohnt haben und diese jetzt sich auf die jenseitige Seite (rechts) geflüchtet haben. Das lässt sich für die Altmark (Langobarden) und für die Saale-Region in den Gräberfeldern sehr gut dokumentieren (um 15 n. Chr.). Ich finde aber weder im Spreewald noch in Meck-Pomm Hinterlassenschaften die ich mit denen an der Donau vergleichen kann. Jedoch kann ich dieses Material mit dem in Böhmen und Mähren verbinden. Sorry - was nicht geht, geht nicht ...

um 150 n. Chr. brechen die Gräberfelder der Hermunduren in Mitteldeutschland ab - aber nur um diese wieder an der Donau zu finden ... Da war zwar Tacitus schon ein Weilchen Tod, aber der Bevölkerungswechsel vollzog sich ja auch nicht binnen 1-2 Tagen.
 
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@ Sepiola,

Strabon sagt aber in I-7 das die Langobarden und Hermunduren beidseitig der Elbe mal gewohnt haben und diese jetzt sich auf die jenseitige Seite (rechts) geflüchtet haben.

Weiß ich doch.

Zu Strabons Zeit (er lebte von ca. 63 v. Chr. bis 23 n. Chr. oder wenig später) können die Hermunduren also nicht (mehr) links der Elbe gewohnt haben.
Dasselbe bestätigt Velleius Paterculus, der war ja 5 n. Chr. an der Elbe.

Sorry - was nicht geht, geht nicht ...
Ja, mit den bis jetzt genannten Quellen kriegen wir die Hermunduren des 1. Jahrhunderts nicht auf die linke Seite der Elbe.

Wie soll es dann gehen?
 
@ ELQ

"Schon ist die Elbe näher als der Rhein ..." - es sei nochmal daran erinnert!
Das mag ja sein, dass Germanicus das tatsächlich glaubte. Und wenn man knapp nördlich von Minden gerade die Weser überquert hat und nicht straight eastwards sondern nordöstlich marschiert dann ist die Elbe tatschlich näher als der Rhein. Aber obwohl man so argumentieren könte, wäre es naiv, die Stelle so zu lesen. Es handelt sich - wir hatten das bereits mehrfach besprochen - um eine Animationsrede Germanicus'. Wie eine Kabinenrede von Yogi, wenn es mal wieder gegen einen der schweren Gegner geht, Spanien oder Argentinien, wo eben ein Sieg nicht von vornherein feststeht und Yogi den Jungs Mut machen muss. Yogi oder Germanicus, es handelt sich um die gleiche Redefunktion.

PS: In der Nähe von Stendal haben wir kürzlich 1 weiteres Lugdunum II-As bei Probegrabungen aufgefunden. Es ist in der Karte noch nicht berücksichtigt.
Jaaaaaaa?
Was ein terminus post quem ist, ist dir klar? Ich erinnere so gerne an die polnischen Horfunde aus de 9. Jhdt. mit Münzen aus dem 2./3. Jhdt.


Das meinte ich mit dickem Bock - Zitat: ""Keine Quelle versetzt die Ermunduren nach Thüringen. Fassbar werden sie rechts der Elbe und im Donauraum."

Archäologisch völlig unhaltbar.
Du musst schon die literarischen Quellen und die Archäologie voneinander trennen. Im Grunde schlägt die Archäologie die literarischen Quellen, wenn sie zueinander im Widerspruch stehen, aber ist das hier tatsächlich und gesichert der Fall? Wie können wir denn sicher die Hermunduren fest machen? Du tust doch so als wäre das möglich, bringst daei aber gleichzeitig Gegenbeispiele die genau das Gegenteil zeigen (Fürstinnengrab), wohingegen Sepiola der ethnischen Zuweisung der Funde zu Recht Skepsis entgegenbringt.
als Dr. Becker vergangenen Jahres im Museum in Halle seinen Vortrag zu Waldgirmes und Germanicus präsentierte, konnte ich es mir leider nicht verkneifen nach den Münzfunden des Germanicus-Horizont zu fragen. Die Antwort blieb er mir leider schuldig. Ja warum nur ...
Weiß ich nicht, liegt auch nicht in meinem sondern allenfalls in Beckers Verntwortungsbereich. Vielleicht schlicht und ergreifend, weil er nicht jeden einzelnen Münzfund in Dtld. kennen muss. Sind wir jetzt wieder bei der Luftlandedivision des Germanicus?

Es waren Jan Bemmann und Vladimir Salac - Mitteleuropa zur Zeit Marbods; 2009.
Die waren's, Danke.
 
Ja, mit den bis jetzt genannten Quellen kriegen wir die Hermunduren des 1. Jahrhunderts nicht auf die linke Seite der Elbe.

Wie soll es dann gehen?

Köthen, Crüchern und Schkopau liegen z.B. auf der linken Seite der Elbe. Letzteres Gräberfeld, links der Saale, wurde wie Großromstedt um 15 n. Chr. aufgelassen.
 
@ ELQ,

wenn ich die Ems linksseitig liegen lasse, dann brauche ich keine Luftlandetruppen. Es kommt nur auf die Sichtweise an (von Rom aus gesehen). Ist dir noch nicht aufgefallen, dass bei den Geographen wie Strabon sogar der Lupias von Nord nach Süd verläuft?.

Grüße
 
@ Sepiola,

die Keramik ist entscheidend. Selbst zwischen elbgermanischen Semnonen, Langobarden und Hermunduren gibt es Unterschiede in der Keramik. So haben wir in Schkopau 7 chronologische Abfolgen bei den Situlen. Schkopau Stufe 7 findet man nicht im Havelgebiet (Semnonen) und der Altmark (Langobarden), jedoch in Unterfranken und Böhmen. In den böhmischen Gräberfeldern lässt sich für die Zeitenwende ein Belegungswechsel feststellen. Die Situlen mit schmalem Gefäßfuß (Schkopau 7) lassen sich auch in Stary Vestec, Biebelried und Baldersheim belegen. Die böhmischen Hermunduren verließen auf Druck der eingewanderten Markomannen, welche ihrerseits nach verlorenen Kämpfen mit den Römern ihr Land am Main verlassen mussten, ihr altes Siedlungsland in Böhmen über die Eger in Richtung Unterfranken. Den ankommenden böhmischen Hermunduren wurde von Ahenobarbus (Marktbreit) ein Teil des alten Siedlungslandes der Markomannen in Unterfranken zugewiesen. Nach B. Steidl macht Marktbreit zu Recht keinen Sinn für einen Böhmenfeldzug im Jahre 6 n. Chr., da es keine durchziehenden Legionen auf einem Feldzug hätte ernähren können. Es fehlte an Depots wie in Haltern oder Anreppen.
 
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@ Sepiola,

die Keramik ist entscheidend. Selbst zwischen elbgermanischen Semnonen, Langobarden und Hermunduren gibt es Unterschiede in der Keramik.

Auf den Keramikscherben steht doch nicht geschrieben "Ich gehöre einem Langobarden" oder "Ich gehöre einem Semnonen".

"Elbgermanisch" ist ein Etikett der Archäologen - in den historischen Quellen gibt es die Kategorie "Elbgermanen" gar nicht.

Wer Keramikschreben als "semnonisch" oder "hermundurisch" klassifiziert, muss sich darüber im Klaren sein, dass diese Zuschreibungen mehr oder weniger willkürlich sind.

Wenn Du Dich für Archäologie interessiert, müßtest Du doch irgendwann mal die methodologische Problematik zur Kenntnis genommen haben. Falls nicht, empfehle ich die Lektüre des Buchs Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie

Die böhmischen Hermunduren verließen auf Druck der eingewanderten Markomannen, welche ihrerseits nach verlorenen Kämpfen mit den Römern ihr Land am Main verlassen mussten, ihr altes Siedlungsland in Böhmen über die Eger in Richtung Unterfranken. Den ankommenden böhmischen Hermunduren wurde von Ahenobarbus (Marktbreit) ein Teil des alten Siedlungslandes der Markomannen in Unterfranken zugewiesen.
Was Du da erzählst, steht doch so in keiner Quelle. Das sind doch nichts als (z. T. mehr als umstrittene) Mutmaßungen.

Die Quelle ist hier Cassius Dio. Da ist von "böhmischen Hermunduren" nicht die Rede, von Unterfranken auch nicht, geschweige denn von Marktbreit. Und auch nicht vom "alten Siedlungsland" der Markomannen.

Was drin steht, ist, dass Ahenobarbus die Ansiedlung der Hermunduren vornahm, während er "Gebiete an der Donau" verwaltete.

Du hast doch oben Johne erwähnt - hast Du nicht gelesen, was er zu der Problematik auf S. 121-125 schreibt? Er stellt die verschiedenen Hypothesen zum Thema vor; die Marktbreit-Hypothese ist die schwächste und wurde laut Johne "überzeugend zurückgewiesen".
 
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