Römerlager in NRW

Das Lager wird als Marschlager angesprochen, da würde mich interessieren, wo der Marsch hinführen sollte. Wo kamen die Römer her und wo wollten sie hin?

Wollten sie dort über den Kamm des Osning oder marschierten sie südwärts des Kamms, also eher in westöstlicher Richtung?

Südlich des Lagers, ja praktisch direkt am Lager vorbei, führt in westöstlicher Richtung der Senner Hellweg (die auf jchatts Karte verzeichneten Senner Hellwege sind nicht der Hauptweg, sondern Stichstraßen). Der Senner Hellweg führt(e) von Bielefeld nach Paderborn (ist aber erst seit dem Mittelalter nachgewiesen lt. Wikipedia).
 
Mich würde mal die Größe des Hügelgrabes (Tumulus) dort interessieren !
Der Durchmesser beträgt etwa 10 m.

Das in Deiner Karte verzeichnete Hügelgrab liegt knapp außerhalb des Walles. Ein weiterer Hügel etwa gleicher Größe liegt 130 m nordöstlich, und somit innerhalb des Lagers. Leider konnte ich keine Fotos finden.

grabhuegel.jpg
 
@Divico
Hast du auch so ein Geländemodel von dem vernachlässigten Römer Wachposten? als ich nämlich vor Ort war ,habe unweit vom Hotel drei Furchen neben der Strasse bemerkt .Daneben lagen ab und an Betonreste könnte also vlt. Neuzeit sein.
 
Ist nicht auf dem Ausschnitt drauf.
Es ist ca.100m vom Posten entfernt ,neben der Strasse zum Osning hin.
 
Ist nicht auf dem Ausschnitt drauf.
Es ist ca.100m vom Posten entfernt ,neben der Strasse zum Osning hin.
Na dann, hier noch ein größerer Ausschnitt (inklusive Anleitung zum selber Suchen):

sparenberger_egge_2.jpg

[Edit] Es ist ratsam, das Bild per Rechtsklick in einem neuen Tab zu öffnen, um die volle Auflösung zu erhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oops. Das ist uns als Geschichtsforum und deren Mitglieder wirklich durchgerutscht.
:(
Es gibt zu dem Fund eine WIKI-Seite https://de.wikipedia.org/wiki/Römerlager_Bielefeld
Dort sind aktuell drei Web-Links angegeben. Einer führt zur Seite von Herrn Andeas Otte. Diese Seite gibt an, dass am 11.03.2019 Frau Dr. Tremmel auf der LWL Jahrestagung für Archäologie 2019 einen Vortrag zu dem Fund gehalten hat. Bereits im September 2018 habe man per Suchschnitt das Objekt als römisches Marschlager identifiziert. Datiert wurde dies laut genannter Webseite mit 4/5 uZ bis 15 uZ. Sollte sich dies so festigen, scheidet Drusus aus. Dann dürfte sich auch die Frage nach dem Hügelgrab erledigt haben, falls man hier auf den Drususaltar abzielt.

Und kein Mitglied des Geschichtsforums hat diesen Vortrag mitbekommen?
:eek:
 
Die Lage dieses Marschlagers ist natürlich spannend. Gerade am Samstag Abend wurde Bielefeld in einem WDR-Beitrag als auf halber Wegstrecke zwischen Köln und Bremen gelegen bezeichnet. Durch diese günstige Lage war Bielefeld wohl ab dem Mittelalter eine reiche Handelsstadt.

Das Marschlager Sennestadt könnte daher sowohl mit Wilkenburg in Verbindung ( = immensum bellum) stehen als auch das Lager des Varus auf dem regulären Heimweg vor seinem Abstecher ins Verderben gewesen sein. Auf der Landkarte sind sowohl Wilkenburg als auch Kalkriese realistisch.
 
Oops. Das ist uns als Geschichtsforum und deren Mitglieder wirklich durchgerutscht.
Seien wir doch froh. Ansonsten hätten wir bis zur Verkündung neuer Erkenntnisse am morgigen Mittwoch viel zu lange warten müssen. ;)
Die Lage dieses Marschlagers ist natürlich spannend. Gerade am Samstag Abend wurde Bielefeld in einem WDR-Beitrag als auf halber Wegstrecke zwischen Köln und Bremen gelegen bezeichnet.
Zunächst einmal fällt auf, dass das neue Lager ziemlich genau auf dem Weg von Anreppen nach Barkhausen liegt. Ein weiterer Lagerplatz sollte dann bei Salzuflen gelegen haben.
Das Marschlager Sennestadt könnte daher sowohl mit Wilkenburg in Verbindung ( = immensum bellum) stehen als auch das Lager des Varus auf dem regulären Heimweg vor seinem Abstecher ins Verderben gewesen sein.
Letzterer Gedanke ist natürlich verführerisch, zumal die Größe des Lagers passen würde.

Mittlerweile habe ich mir mal die Gegend westlich von Barkhausen genauer angeschaut und dabei schon wieder etwas gefunden, das offenbar bislang noch nicht beschrieben wurde. Einen Tagesmarsch von Barkhausen, bei Lübbecke, liegt mitten im Wald eine ganze Ansammlung sehr kleiner rechteckig-abgerundeter Wallanlagen nahe einer größeren Wallburg:

y.jpg

Hier kommen natürlich zunächst die Sachsenkriege in den Sinn (karolingische Belagerer einer Sachsenburg?) — aber die Nähe zu Kalkriese könnte möglicherweise auch für versprengte römische Truppen sprechen...
 
Aha, danke! Leider konnte ich online keine Karte finden, auf der der Name des Hügels, geschweige denn das Bodendenkmal als solches verzeichnet gewesen wäre, und bei einer Suche nach Wallanlage/-burg + Lübbecke gab es nur Treffer, die auf die nahe gelegene Babilonie verwiesen.

In dem Wikipedia-Artikel werden keinerlei archäologische Aktivitäten erwähnt. Offenbar scheint man sich mit den beiden sich widersprechenden Schriftquellen zu begnügen. Dafür werden illegale Sondengänger wohl ihre klammheimliche Freude haben. :(
 
Aha, danke! Leider konnte ich online keine Karte finden, auf der der Name des Hügels, geschweige denn das Bodendenkmal als solches verzeichnet gewesen wäre, und bei einer Suche nach Wallanlage/-burg + Lübbecke gab es nur Treffer, die auf die nahe gelegene Babilonie verwiesen.

In dem Wikipedia-Artikel werden keinerlei archäologische Aktivitäten erwähnt. Offenbar scheint man sich mit den beiden sich widersprechenden Schriftquellen zu begnügen. Dafür werden illegale Sondengänger wohl ihre klammheimliche Freude haben. :(
Du kannst ja mal bei Zenon nachschauen, ob du unter Reineburg etwas findest.
 
Du kannst ja mal bei Zenon nachschauen, ob du unter Reineburg etwas findest.
Da scheint es einen Treffer zu geben, der jedoch als Einziger nicht verlinkt ist.

Welche Schriftquellen meinst Du, und inwieweit widersprechen diese sich?
In dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel zur Reineburg heißt es:

"Die Anfänge der Landesburg Reineberg verlieren sich in der Sage. Nach den Bischofchroniken der Stadt Minden geht die Gründung der Burg auf den Bischof Konrad I. von Rüdenberg (1209–1237) zurück. Osnabrücker Quellen berichten hingegen, dass der Osnabrücker Bischof Adolf von Tecklenburg (1216–1224) Miterbauer war."

Und damit ist ja auch nur der Bau der tatsächlichen Burg(-gebäude) im hochmittelalterlichen Sinne gemeint. Ob dort zuvor schon eine eisenzeitliche oder frühmittelalterliche Wallanlage bestanden hätte, wie man sie in der Gegend im Dutzend findet, wäre den Chronisten wohl kaum der Erwähnung wert gewesen.
 
In dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel zur Reineburg heißt es:

"Die Anfänge der Landesburg Reineberg verlieren sich in der Sage. Nach den Bischofchroniken der Stadt Minden geht die Gründung der Burg auf den Bischof Konrad I. von Rüdenberg (1209–1237) zurück. Osnabrücker Quellen berichten hingegen, dass der Osnabrücker Bischof Adolf von Tecklenburg (1216–1224) Miterbauer war."
Und inwieweit widersprechen sich die schriftlichen Quellen?
Der Bischöf von Minden besaß zwei Drittel, der Bischöf von Osnabrück ein Drittel des Reineberges.
Die Burg wurde um 1220 gebaut.
 
Und inwieweit widersprechen sich die schriftlichen Quellen?
Der Bischöf von Minden besaß zwei Drittel, der Bischöf von Osnabrück ein Drittel des Reineberges.
Die Burg wurde um 1220 gebaut.
Nun gut. Aber: "Die Anfänge der Landesburg Reineberg verlieren sich in der Sage."

Befriedigender wäre es doch, einmal nachgeschaut zu haben.

Überhaupt wundert mich etwas, wie wenig die vielen latènezeitlichen Wallburgen, denen wohl die Gegend ihren römischen Namen saltus teutoburgensis verdankt, in die Überlegungen zum Hergang der Varusschlacht einfließen.
 
Nun gut. Aber: "Die Anfänge der Landesburg Reineberg verlieren sich in der Sage."
Wie das bei vielen alten Burgen so ist. Aber eine schriftliche Quelle ist das nun nicht gerade...

Überhaupt wundert mich etwas, wie wenig die vielen latènezeitlichen Wallburgen, denen wohl die Gegend ihren römischen Namen saltus teutoburgensis verdankt, in die Überlegungen zum Hergang der Varusschlacht einfließen.

Inwiefern soll die Herkunft eines Toponyms, ob das Waterloo (kommt sicher von dem vielen Wasser) oder Tannenberg (kommt sicher von den vielen Tannen) oder saltus teutoburgiensis lautet, den Hergang einer Schlacht erhellen können?
 
Von Anreppen bis Bielefeld(-Sennestadt) sind es 24 km Luftlinie. Das ist schon recht weit für einen Tagesmarsch. Falls die Römer sich auf einem hypothetisch bereits existierenden Senner Hellweg bewegt haben, wäre der Weg sogar ca. 1,5 * 24 km = 36 km. Dazu hätten sie zuerst von Anreppen aus (durch den Norden des heutigen Paderborn) bis Bad Lippspringe marschieren müssen, wo der Hellweg beginnt bzw. endet, und dann immer am West- bzw. Südrand des Osning entlang auf einem nach Westen geöffneten Halbkreis (deswegen der Faktor 1,5).
 
Inwiefern soll die Herkunft eines Toponyms, ob das Waterloo (kommt sicher von dem vielen Wasser) oder Tannenberg (kommt sicher von den vielen Tannen) oder saltus teutoburgiensis lautet, den Hergang einer Schlacht erhellen können?
Nicht das Toponym, aber die Wallanlagen selbst könnten doch eventuell zur Erhellung beitragen. Schließlich waren diese dazumal gerade einmal knapp 300 Jahre alten und wahrscheinlich schon wieder etwas zugewachsenen aber dennoch meist noch recht gut erhaltenen Befestigungen dafür prädestiniert, von den einheimischen Aufständischen als Sammelplätze genutzt zu werden.

Um wieder zum neuen Lager Sennestadt zurück zu kommen: Von höher gelegenen Bereichen des Lagers, zumal von einem Turm, hatte man einen Blick auf die rund 4 km entfernte eisenzeitliche Wallburg auf dem Tönsberg, jedoch konnte man vom Tönsberg aus die Größe des römischen Lagers kaum erahnen. Das könnte Zufall sein oder auch nicht.
 
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