"Römertürme"

Mich würde interessieren, welche "Römertürme" ihre Bezeichnungen schon vor dem 19. Jahrhundert getragen haben.
Ich hätte da noch eine namentliche Erwähnung eines Römerturms (bzw. Römer-Thurns) vor dem 19. Jh.. Er hat bloß ein Manko: es gibt ihn heute nicht mehr.
Falls es trotzdem interessiert:
In Wien gab es bis 1656 beim Schottentor einen Turm, der vom Wiener Geschichtsschreiber Matthias Fuhrmann (1697-1773) anfangs 18. Jh. als Römer-Thurn bezeichnet wurde.
Von diesem Thor (Salztor) gieng nun weiters die Aussenmauer hinauf zum Werder- jetzo Neu-Thor, weiter zum Römer-Thurn im heutigen Arsenal: von dar weiters fort auf die jetzige Schotten- oder Elend-Pastey zum Römischen Juden-Thurn, von dannen zum Schotten-Thor....
Alt- und Neues Wien...Chronologisch- und Historische Beschreibung ..., Band 1, Mathias Fuhrmann, 1738, Seite 476 und in der Abbildung auf Seite 442 mit der Nr. 20 als Römer-Thurn beschriftet.
dann:
An. 1656 hat König Leopoldus die Böhmische Cron empfangen.
In diesem Jahr ist das innere Schotten-Thor, ausser den Römer-Thurn, auf Zuthun des Kaysers, in vollkommenen Stand gesetzt worden..

Alt- und neues Wien: Von den mittleren bis auf gegenwärtige Zeiten, Band 2, Mathias Fuhrmann, 1739, S. 934
 
Nicht viel anders sieht es mit den "Römerschanzen" aus:

Von den bei Wiki aufgelisteten "Römerschanzen" wurde nach keine einzige nachweislich von den Römern errichtet. (Am Ort der Grünwalder Römerschanze befand sich zwar eine römische Station, die Wallanlage stammt aber erst aus dem 10. Jahrhundert.)

Soweit feststellbar, gehen die Bezeichnungen alle auf das 19. Jahrhundert zurück.

In einem Aufsatz über die bayerischen Schanzen, die im Spanischen Erbfolgekrieg (1702-1714) angelegt wurden, schreibt der Historiker Joseph Rudolph Schuegraf 1845:

"In der That, solcher neueren Schanzen sind in der obern Pfalz und im bayerischen Walde genug. Der Landmann zeigt dem Forscher die Spuren solcher Werke, und nennt sie, je nachdem die Ueberbleibsel dieser Verschanzungen in bloßen Schanzen oder in Redouten bestehen, bald Hussiten-, bald Schwedenschanzen, und ist das Werk von außerordentlicher Festigkeit, großem Umfange und auffallender Regelmäßigkeit, auch Römerschanze, wie dieß der Fall mit der oberhalb Traitsching (1/2 Stunde von Cham) befindlichen Schanze ist. Es fehlt ihm die Kenntniß sowohl der Zeit, wann sie, als auch des Volkes, von dem sie angelegt wurde, und die Geschichte des Krieges, der in seiner Gegend Spuren des Elendes zurückließ."

Das heißt, schon wenige Generationen nach dem Krieg hatte die ortsansässige Bevölkerung keine Ahnung mehr über den Ursprung der Schanzen und verlegte ihn in frühere Jahrhunderte, bis zurück zur Römerzeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hätte noch ein Fundament eines Römerturm in Frankfurt-Nied im Angebot.

5,50 m i. Q. mit Reste einer gepflasterten Straße zwischen Turm und Nidda. Mitte 19. Jh. entdeckt, seit ca. 1870 bis heute in der Bodendenkmalliste und von Wolff ergraben. Funktion ungeklärt, er könnte eine Niddabrücke abgesichert haben.

Georg Wolff: Die südliche Wetterau in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Ravenstein. Frankfurt a. M. 1913. Seite 148

Der bei Wolff genannte Geometer Jost meldete noch einen weiteren römischen Turm, an der Straße vom römischen Nied nach Höchst. "Gemauertes Fundament mit konischen Boden". Nach dem ungenauen Fundort dürfte er im Werkstattbereich der römischen Ziegelei/Töpferei gelegen haben und es sich um die Reste eines Ofen gehandelt haben.
 
Zurück
Oben