Römische Aktivitäten ausserhalb des Limes

Lathyrus

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Guten Morgen,

ich interessiere mich momentan für das Grenzgebiet der röm. Provinz Obergermaniens zum freien Germanien in der Zeit nach dem Chattenkrieg.
Der Limes galt ja nicht als Verteidigungsstellung, sondern als eine Art Demarkationslinie und die Römer übten ihren Einfluss auch weit im Vorfeld dieser Anlage aus. Ich suche nach Hinweisen auf Einrichtungen, die die Römer während des Bestehens des Limes im freien Germanien unterhalten haben, z.B. habe ich schon gehört, daß Wasser von ausserhalb des Limes in irgendein Grenzkastell geleitet wurde und das es landwirtschaftliche Nutzflächen und Steinbrüche (z.B. Iustinusstein im Aartal) gegeben hat/haben soll.
Wer weiß genaueres oder hat noch Beispiele.

Danke!
 
Es gibt die Theorie, dass die Vorverlegung des Limes auf die Linie Miltenberg - Osterburken - Lorch mit der Erschließung neuer Holzquellen im dann neuen Vorfeld des Limes mitbedingt gewesen sein könnte.
 
Vielleicht noch was im kleineren Stil:

D. Baats beschreibt in "Die Römer in Hessen", daß das Kohortenkastell bei Marköbel das Wasser für seine Badeanlage aus einer Quelle ca 2km ausserhalb des Limes bezog. Die Wasserleitung hierzu wurde aus Tonrohren hergestellt.

Ausserdem besaßen die Römer wohl östlich des östlichen Wetteraulimes
Tongruben und einen Steinbruch für Sandstein, der so um die zehn Kilometer ausserhalb der Provinzgrenze gelegen haben muß.

Mein Gott ist das spät geworden heute!
Gute Nacht
 
Lathyrus schrieb:
Der Limes galt ja nicht als Verteidigungsstellung, sondern als eine Art Demarkationslinie und die Römer übten ihren Einfluss auch weit im Vorfeld dieser Anlage aus.

Insgesamt halte ich die Spuren für römische Aktivitäten jenseits des Limes für sehr spärlich. Ein bißchen was gibts schon, wie die besagte Wasserleitung in Marköbel. Aber eigentlich gibt es doch bisher fast keine Hinweise für römische Bauten im Vorfeld des Limes - eine einzige Ausnahme mag die so genannte Ohrnberger Schanze bei Miltenberg darstellen, die ein kleines Vorpostenkastell am Odenwaldlimes gewesen sein könnte, allerdings bisher undatiert ist.
Die Römer haben zudem - dass sieht man in besonderer Deutlichkeit beim Wetteraulimes - bei der Anlage des Grenzwalls die fruchtbaren Siedlungskammern erschlossen. Jenseits davon gab es wenig interessantes, und nach heutigem Forschungsstand war das Limesvorfeld, dass ohnehin sehr oft aus Mittelgebirgen bestand, bis auf zwei Regionen unbesiedelt (Gießener Becken, Hohenloher Land).
So dürften sich die Aktivitäten jenseits des Limes auf ein Minimum beschränkt haben.
Ganz anders als Vergleich z.B. der Hadrianswall: Dort gab es eine Handvoll dauerhafter Lager, die zum Teil etliche Kilometer nördlich des Walles angelegt wurden. Mit Burnswark besaßen die römischen Truppen jenseits des Walles zudem einen regelrechten Manöverplatz.
 
Hallo zusammen,

ich habe dazu eine Frage, betrifft aber den raet. Limes. Hoffe das ist okay wenn ich das hier darstelle.

Gibt/gab es Kastelle ausserhalb/nördlich des Limes dort? Ist da was bekannt?
Mir ist da jetzt ein Kastell bei Stödtlen untergekommen, das ich aber bisher nur über das ba-wü-Vermessungsamt ausfindig machen konnte (liegt in einem kleinen Waldstück). Sonst fehlen mir da weitere Informationen.
Weiß da Jemand mehr? Würde mich ziemlich - ganz arg sogar - freuen.
Kann mir nicht vorstellen daß da ein Irrtum vorliegt, und bis ich wieder in der Gegend bin wachsen mir graue Haare wenn ich darüber nichts herausfinden kann.
 
Hab mich nochmal schlau gemacht und habe jetzt kein Kastell ausserhalb des raet. Limes finden können, ich lasse mich da aber gerne belehren.
Außer diesem Stödtlen-Kastell, liegt ca. 1,2 km ausserhalb des raet. Limes. Irgendwie komme ich momentan auf keinen grünen Zweig.
 
Ave Zusammen,

Mit dem Limes kenne ich mich zwar nicht so gut aus, aber das Grenzvorfeld im allgemeinen scheint doch häufig von Rom beansprucht und genutzt worden zu sein.

So sind mir hier aus meiner Gegend nördlich des Limes wenigstens zwei Stellen bekannt, wo jenseits der Rheingrenze römische Aktivitäten nachgewiesen sind: einmal die rechtsrheinischen Wiesen bei St. Augustin /Siegburg die von den Bonner Legionären als Schafweide genutzt wurden, hier fand sich ein römischer Grenzstein der genau das besagte. Ausserdem fällt mir noch das Bleibergwerk bei Overath/Steinenbrück ein, dass auch römische Nutzung aufweist und schon recht weit rechtsrheinisch im Bergischen liegt.

Zumindest in der Köln-Bonner Bucht scheint es wohl so, dass praktisch das einsehbare flache Gebiet rechts des Rheines von Rom als Sicherheitszone und Wirtschaftsraum beansprucht wurde.

Beste Grüsse, Trajan.
 
Danke Trajan.

Ich machs jetzt anders, morgen gehen zwei mails raus an die Limesorganisation und nach Stödtlen, dann schaun wir mal was bei rauskommt.
 
Ave Traian,

weißt Du zufällig etwas näheres über den Grenzstein, würde mich interessieren, z.B. Datierung (-sversuche).


Ave Caecilia,

verfolge Deine Suche schon seit einiger Zeit, leider ohne helfen zu können. Sagst uns doch Bescheid, wenn Du was Neues rausgefunden hast?

Danke im Voraus
 
Zuletzt bearbeitet:
Lathyrus, werde mich melden.
Die Limesorganisation wird mir schon die neuesten Infos geben (hoffe ich).
 
Nur mal als Anregung: Wie siehts denn eigentlich im Gebiet zwischen Odenwaldlimes und letzter Ausbaustufe Miltenberg-Lorch aus. Gibts in dem Gebiet Funde, die man in die Zeit vor dem letzten Vorschieben des Limes datieren muss? Wäre dann ja auch ein Indiz für römische Aktivität - im Vorfeld früherer Limeslinien.
 
Auch wenn es mit dem Thema "Limes" nicht direkt zu tun hatte, erlaube ich mir, die Aussage von Trajan mit einem weiteren Beispiel zu untermauern...

So sind mir hier aus meiner Gegend nördlich des Limes wenigstens zwei Stellen bekannt, wo jenseits der Rheingrenze römische Aktivitäten nachgewiesen sind: einmal die rechtsrheinischen Wiesen bei St. Augustin /Siegburg die von den Bonner Legionären als Schafweide genutzt wurden, hier fand sich ein römischer Grenzstein der genau das besagte. Ausserdem fällt mir noch das Bleibergwerk bei Overath/Steinenbrück ein, dass auch römische Nutzung aufweist und schon recht weit rechtsrheinisch im Bergischen liegt.

Zumindest in der Köln-Bonner Bucht scheint es wohl so, dass praktisch das einsehbare flache Gebiet rechts des Rheines von Rom als Sicherheitszone und Wirtschaftsraum beansprucht wurde.

In diesem Raum ist dabei gerade auch das Kastell Divitia zur Sicherung der Kölner Rheinbrücke nicht zu vergessen, welches ebenfalls rechtsrheinisch gelegen war (also auf der heute sogenannten Schäl Sick) - auf dem Gebiet des heutigen Köln-Deutz (der Stadtteil, wo sich heute u.a. die Kölnarena befindet).
Vgl. dazu Köln-Deutz - Wikipedia
Quelle zur Untermauerung: Schaubild der Rekonstruktion CCAA des RGM Köln
Das Schaubild kann online ebenfalls bei Wikipedia abgerufen werden: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2b/Roman_Cologne,_reconstruction.JPG

Sorry für das leichte Off Topic...
 
Zuletzt bearbeitet:
So, hier die neuesten Infos.
Klasse Service, innerhalb von nur ein paar Minuten wurden mir beide mails beantwortet.

Also, es handelt sich tatsächlich um einen fehlerhaften Eintrag in den Karten des Landes-Vermessungsamtes Baden-Württemberg. (Limeskommission).

Zur Gemeinde Stödtlen, sie haben beantragt daß dieses nichtexistierende Kastell aus der Karte gestrichen wird. Dort befand sich mal eine Burg. (Gemeinde Stödtlen).
 
Ave Lathyrus,

...weißt Du zufällig etwas näheres über den Grenzstein, würde mich interessieren, z.B. Datierung (-sversuche)....


Die Stadt St.Augustin schreibt dazu:

Stadtinformation Sankt Augustin - meinestadt.de Sankt Augustin

"Ob es allerdings jemals eine römische Siedlung auf Sankt Augustiner Boden gegeben hat, konnte bis heute noch nicht geklärt werden. Ein im Jahr 1969 im Stadtteil Menden am Ufersaum der Sieg gefundener Grenzstein beweist lediglich, dass das Sankt Augustiner Gebiet von den römischen Garnisonen als Weideland genutzt wurde. Eine Nachbildung dieses Grenzsteines kann heute im Stadtteil Menden am Marktplatz besichtigt werden. Das Original befindet sich im Rheinischen Landesmuseum Bonn."

Und weiter zur Inschrift auf

Der Ortsteil Menden

"Beim Bau einer Wasserleitung des Wahnbachtalsperrenverbandes im Jahre 1969 wurde in der Gemarkung Nieder-Menden am Lauf der Sieg ein Grenzstein mit der Inschrift „Die I. Legion ‘Minerva pia fidelis’ hat das Aurelianische Weideland vergrößert" gefunden. "

Dort findet sich auch ein Bild.

Zur Datierung müsste ich mal schauen, ob ich da noch irgendein paper habe. Aurelius war häufiger Namenszusatz bei Kaisern, möglicherweise ist Mark Aurel gemeint (121-180); also zweite Hälfte 2. Jhd.



Beste Grüsse, Trajan.
 
Ave Trajan,

vielen Dank für Deine Antworten.

Ich habe leider auch keine näheren Informationen über den Stein finden können.
Die Legio I Minerva PF ist für die Datierung auch keine große Hilfe, da diese Einheit, soweit ich weiß, von Anfang bis Ende ihres Daseins im Köln-Bonner Raum stationiert war. Vielleicht wende ich mich mal direkt an das Museum in Bonn, wenn ich etwas Zeit habe.

Viele Grüße Lathyrus
 
Ave Caecilia,

vielen Dank auch Dir.

Das erklärt einiges, ne Burg ist kein Kastell. Interessant wäre jetzt, ob die den Fehler schon gekannt haben, oder ob Du sie erst darauf aufmerksam gemacht hast.

Viele Grüße Lathyrus
 
Hallo Lathyrus,

also wenn ich die mail richtig interpretiert habe (die aus Stödtlen selber) dann weiß das Vermessungsamt eigentlich schon Bescheid.
 
In diesem Raum ist dabei gerade auch das Kastell Divitia zur Sicherung der Kölner Rheinbrücke nicht zu vergessen, welches ebenfalls rechtsrheinisch gelegen war (also auf der heute sogenannten Schäl Sick) - auf dem Gebiet des heutigen Köln-Deutz (der Stadtteil, wo sich heute u.a. die Kölnarena befindet).
Vgl. dazu Köln-Deutz - Wikipedia
Quelle zur Untermauerung: Schaubild der Rekonstruktion CCAA des RGM Köln
Das Schaubild kann online ebenfalls bei Wikipedia abgerufen werden: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2b/Roman_Cologne,_reconstruction.JPG

Sorry für das leichte Off Topic...

Das Castrum Divitia wurde ja unter Kaiser Konstantin um 310 nChr. gemeinsam mit der Rheinbrücke errichtet.

Ich erlaube mir hierzu, auch "leicht off topic", ein paar Ergänzungen für die Zeit nach 260 nChr. (Limesfall) für den Bereich des Rhein Main Gebietes zu machen, als der Rhein der Limes des römischen Reiches war und die Römer trotzdem immer noch größere rechtsrheinische Gebiete kontrollieren konnten.

-Unter Kaiser Konstantin nutzten die Römer Steinbrüche im Odenwald. Der bekannteste ist der auf dem sog. Felsberg bei Lautertal. Hier wurden unter anderem Steine für die großen Trierer Kaiserbauten gewonnen, eine Säule von hier liegt bis heute vor dem Trierer Dom.

-Die römische Siedlung in Aquae Mattiacorum (Wiesbaden) bestand wohl mit einer Unterbrechung zwischen 260-280 nChr. bis ins 4.Jahrhundert.

-Der Mainzer Brückenkopf bei Kastel ist wohl während fast der gesamten römischen Präsenz am Rhein besetzt gewesen. Von hier stammt ein Schatzfund aus dem Anfang des 5. Jahrhunderts, der letzte röm. Fund auf hessischem Boden.

-Die Römer besaßen mainaufwärts einen vorgeschobenen Brückenkopf im heutigen Flörsheim (von Mainz aus ca. 10 km mainaufwärts).

-Im Zuge der Befestigung der Rheingrenze durch Kaiser Valentinian (364-375 n Chr.) wurden auf der rechten Rheinseite sog Burgi errichtet. Das waren befestigte Schiffslandeplätze, jeweils von einer kleinen turmartigen Festung gesichert, von der ausgehend durch Verteidigungsmauern ein rechteckiger Uferbereich eingefaßt wurde. Mir sind Burgi im hessischen Biblis, bei Wiesbaden und in der Nähe von Koblenz bekannt. Sicherlich gab es noch mehr.

-In Mainz sind ja vor einigen Jahren mehrere spätantike römische Rheinschiffe geborgen und aufwändig restauriert, bzw. auch in Originalgröße nachgebaut worden. Sie wurden Anfang des 5. Jh beim Germaneneinfall über den Rhein versenkt. Unter den Wracks befinden sich auch Militärschiffe, die man als "Truppentransporter" für kleine Einheiten bezeichnen könnte, mit denen die Römer ihren Einfluß auf der anderen Rheinseite geltend gemacht haben werden.
 
Mir sind Burgi im hessischen Biblis
meinst Du die nachmalige Burg Stein/Zullestein an der Weschnitzmündung ?
In diesem Zusammenhang fällt mir auch die alte Römerstrasse ein,die von Ladenburg/Lopodum nach Worms/Borbetomagnus quer durch das südhessische Ried ging.Nach allerdings sehr vagen ,ortsgeschichtlichen Angaben soll sich zu deren Sicherung auch bei Lampertheim ein Burgus befunden haben.
 
In "Abenteuer Archäologie - Dossier, Leben im Alten Rom" findet sich ein Artikel über eine kleine zivile Siedlung an der Lahn bei Waldgirmes.

Diese wurde zwar schon um 9n.Chr. aufgegeben, also weit vor der Errichtung des Limes, aber sie lag schon damals tief in germanischem Gebiet.
 
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