Römische Minen in der Germania Magna

ich bin heute zufällig auf einen Artikel aufmerksam geworden, in dem es um eine römische Silbermine in der Nähe von Bad Ems geht:


Es gibt auch einen nicht inhaltsgleichen Artikel auf Deutsch zu dem Thema (Pech beim Silber-Bergbau in Germanien? ), aber der oben verlinkte Artikel von National Geographic auf Englisch bietet anschaulichere Graphiken zum Abbau selber und auch die Lager bekannter Minen im Römischen Reich bzw. römisch kontrollierbren Territorium (wie auch hier). Die römischen Befunde und Funde passen auch zu einer Stelle in den Annalen von Tacitus:

Ich hatte zwar schon vonr längerer Zeit einen Artikel zu den entdeckten Marschlagern gelesen, aber nicht die Bedeutung erkannt. Das war nicht nur ein Marschlager für eine oder zwei Nächte. Die Anlage der Mine dürfte schon einige Zeit gedauert haben. Man hatte nur das Pech, dass die bedeutenden Silvervorkommen knapp verfehlt wurden.

Hier noch der Wiki-Artikel zu dem Römerlager: Römisches Militärlager „Auf dem Ehrlich“ – Wikipedia
Durch Zufall heute gefunden: nach Ausgrabungen im Hauptort der Civitas Taunensium Nida (bei Frankfurt) in den 1960er Jahren wurde mittels Röntgenfluoreszensanalyse,der Spektralanalyse und der Elektronenstrahlmikroanalyse Silber aus Schmelztiegeln einem damals unbekannten römischen Silberbergwerk bei Bad Ems zugeordnet. In Nida gefundene Blei- und Kupfererze wurden einer Mine in Braubach zugewiesen.
Ein wenig verrückt, dass mehr als sechzig Jahre später das zugehörige Bergwerk gefunden wurde...
Quelle: Fischer, U., Grabungen im römischen vicus von Nida- Heddernheim 1961- 1962. In: Schriften des Museums für Vor- und Frühgeschichte 14, 1998, Seiten 315-316, 324
 
Die Geschichte ist doch weitaus besser: Nida wurde erst in Vespasianischer Zeit begründet. Das veranschaulicht, dass es römischen Bergbau jenseits des Limes auch nach 16 n. Chr. gab.

Das Gleiche haben wir doch in Wetzlar-Dalheim: Terra sigillata und römische Schmelzöfen auch nach 16 n. Chr., und vor dem Ausbau des Wetterau-Limes.
 
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Die Geschichte ist doch weitaus besser: Nida wurde erst in Vespasianischer Zeit begründet. Das veranschaulicht, dass es römischen Bergbau jenseits des Limes auch nach 16 n. Chr. gab.

Das Gleiche haben wir doch in Wetzlar-Dalheim: Terra sigillata und römische Schmelzöfen auch nach 16 n. Chr., und vor dem Ausbau des Wetterau-Limes.
Bad Ems lag noch innerhalb des Limes, genau wie Braubach. Nur, kann es sein, dass es in Bad Ems noch ein unentdecktes Bergwerk gibt?
@Carolus hat eingangs oben Tacitus Annalen 11,20 zitiert, Curtius Rufus Quintus Curtius Rufus (Suffektkonsul) – Wikipedia suchte wahrscheinlich ca. 47 n. Cr. erfolglos nach Silber - und richtig, Nida wurde erst in den 70er Jahren des 1.Jhdt. n.Chr. gegründet. Es muss später im 1.Jhdt. oder 2.Jhdt. AD (Nida, und der rechtsrheinische Limes wurden 260 n. Chr. aufgegeben) Silberbergbau in Bad Ems gegeben haben.

Ich habe die Information nur in einer Diplomarbeit zitiert gefunden, vielleicht schaffe ich es am Wochenende die Veröffentlichung von 1998 des Museums auszuleihen, um mehr von einer zeitlichen Einordnung des Metallfunde zu erfahren.
 
Weiter interessant: nach Untersuchungen an spätlatènezeitlichen Radamuletten* im treverischen Gebiet (Martberg, Wallendorf) korrelieren in Wallendorf die Bleiisotopenwerte gut mit lokalen Bleierzen, was für einen schon vorrömischen Bleierzabbau z.B. in der Eifel spricht. In Martberg allerdings mit Blei aus der Toskana oder Carthago Nova in Südostspanien (ähnliche Befunde gab es in Manching). Schwab vermutet Bleihandel schon im Spätlatène! Auch das Kupfer aus den Bronzen vom treverischen Martberg zeugen von lokalen/regionalen Kupferabbau. Schwab vermutet, weil der Bleierzabbau nach der römischen Eroberung sehr schnell einsetzt, und der metallurgisch versierte Einsatz von Blei im Silberrecycling umgesetzt wird, dass es bereits vor der römischen Okkupation einen lokalen Blei - und Silberbergbau gegeben hat. Dafür sprechen auch die Funde von Braubach am Rhein. Roman lead mining in Germany: its origin and development through time deduced from lead isotope provenance studies
Ausführlicher in englisch: Roman lead mining in Germany: its origin and development through time deduced from lead isotope provenance studies.
Unter dem Thema Gusstiegel zur Bronzeherstellung in einem einfachen Gehöft der Eisenzeit. War das normal? hatte ich aus einem Text von Roland Schwab den o.g. Abschnitt zum Bleierzbergbau und Untersuchungen an 240 Bleiartefakten eingestellt, deutscher Titel der hier verlinkten Studie ist: Römischer Bleibergbau in Deutschland: Ursprung und Entwicklung im Laufe der Zeit, abgeleitet aus Bleiisotopen-Herkunftsstudien, 2007, von Soodabeh Durali-Mueller, Gerhard Peter Brey ,David Wigg-Wolf , Yann Laha

Ich habe mir dann vorhin eine Zusammenfassung einer Dissertation von Soodabeh Durali-Müller auf der Seite der Goethe-Universität angeschaut*. Zitat:
"Die Bleiisotopenverhältnisse wurden an 240 Blei-Artefakten von Wallendorf (2. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr), Dangstetten (15-8 v. Ch.), Waldgirmes (1-10 n. Ch.), Mainz (1-300 n. Ch.), Martberg (1. bis 4. Jh. n. Ch.) und Trier (3. bis 4. Jh. n. Ch.) gemessen. Beim Vergleich der Bleiisotopenverhältnisse der Bleiartefakte und der deutschen Lagerstätten wird deutlich, dass die Römer zur Herstellung der Artefakte bis zu 85% Blei aus den Eifel – Erzlagerstätten verwendet haben, dass aber auch Blei aus dem südlichen Zentralmassiv und aus Großbritannien dafür importiert wurde...."
Making sure you're not a bot!


In der oben verlinkten Zusammenfassung des Artikels wird weiter unten vermerkt: " Der Bleiabbau in der Römerzeit ist aus Mechernich und Gressenich östlich von Aachen in der Nordeifel (Bayley, 1990), aus der Nähe von Bad Ems bei Blaeskopf und Braubach an der unteren Lahn, aus Wiesloch bei Heidelberg (Hildebrandt, 1989) und aus Südbaden (Maus, 1977) belegt. Im weiteren Verlauf des Textes wird deutlich, dass drei Bergwerke in der Eifel – Silberberg, Bleialf und Glückstal – während der Römerzeit bedeutende Bleilieferanten waren."

Im Artikel / Vortrag von Hans Markus von Kaenel Münze, Geld und Wirtschaft auf der weiter oben genannten Konferenz Die Römer im Rhein-Main-Gebiet, 2011 schreibt er unter Erschließung natürlicher Ressourcen ( im Tagungsband S.160), dass Bleirohre aus Mainz aus Blei von den oben genannten Eifeler Bergwerken Silberberg, Bleialf und Glückstal hergestellt worden sind. Aber auch in Waldgirmes, und sogar in Dangstetten am Oberrhein, so von Kaenel, wurde Blei aus der Eifel verwendet. Das finde ich doch sehr überraschend, der Abbau setzt doch sehr früh ein, und die Frage stellt sich, ob dies wie am Eisenberg in der Nordpfalz in Kooperation mit der einheimischen Bevölkerung geschieht. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.

*(Auf der Universitätsseite ist die gesamte Dissertation auch als PDF herunterladbar).
 
Beim Nachlesen: Das Bergbaugebiet und das römische Kleinkastell liegen auf dem Blöskopf, gegenüber dem größeren Militärlager "Auf dem Ehrlich", auf der anderen Flußseite

Und, wie gesagt, außerhalb des Limes, der damals hier auch noch nicht bestand.



Ist in dem Artikel auch die Rede vom Bleiabbau bei Brilon und der Bleiumschmelzung in Haltern durch die XIX. Legion?

Zu Waldgirmes: Es war ja vor, während und nach der römischen Besiedlung ein bedeutendes Bergbaugebiet.

Das finde ich doch sehr überraschend, der Abbau setzt doch sehr früh ein, und die Frage stellt sich, ob dies wie am Eisenberg in der Nordpfalz in Kooperation mit der einheimischen Bevölkerung geschieht. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.

Das ist doch sehr naheliegend. Es gab doch keltische oder germanische Techniker in Bergbau und Metallverarbeitung, die ja vermutlich auch mobil waren oder umgesiedelt werden konnten.
 
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Beim Nachlesen: Das Bergbaugebiet und das römische Kleinkastell liegen auf dem Blöskopf, gegenüber dem größeren Militärlager "Auf dem Ehrlich", auf der anderen Flußseite

Und, wie gesagt, außerhalb des Limes, der damals hier auch noch nicht bestand.
Hm, stimmt der Limes wird später gebaut. Bad Ems selbst liegt mit seinem Kastell ein Kilometer hinter dem Limes, der östlich die Lahn überquert, und dann etwa über Kemmenau und Arzbach verläuft, und nördlich von Kadenbach und nordöstlich von Hillscheid Richtung Höhr-Grenzhausen verläuft. Die beiden Fundstätten waren innerhalb des späteren Limes. Da er damals jedoch noch nicht bestand, ist es auch nicht wichtig.
Ist in dem Artikel auch die Rede vom Bleiabbau bei Brilon und der Bleiumschmelzung in Haltern durch die XIX. Legion?

Zu Waldgirmes: Es war ja vor, während und nach der römischen Besiedlung ein bedeutendes Bergbaugebiet.
Zu Brilon und Sauerland habe ich in der Blieisotopenstudie nichts gefunden - erstaunlich, war das Blei nur für den Fernhandel?
Das ist doch sehr naheliegend. Es gab doch keltische oder germanische Techniker in Bergbau und Metallverarbeitung, die ja vermutlich auch mobil waren oder umgesiedelt werden konnten.
Ja, ich habe versucht mehr im Internet zu finden, die drei genannten Bleierzbergwerke erwähnt Kuhnen ebenfalls, den ich vor kurzem zitiert habe,
erstaunlich ist der Unterschied zwischen Eisen - und Bleiproduktion - Blei setzt praktisch "nahtlos" mit der Okkupation ein, Eisen Stand bei Kuhnen eher im 2. und 3.Jhdt n.Chr. Und wer? So ganz sicher bin ich mir nicht zu welcher Civitas die drei genannten Bleierzbergbaue gehören, Bleialf bei Prüm tendiere ich zu Civitas Treverorum, Willerscheid/Glücksthal bin ich untentschieden, möglicherweise auch Cvitias Ubiorum. Silberberg habe ich noch nicht gefunden, oder ist diese Villa Rustica gemeint? Römervilla von Bad Neuenahr-Ahrweiler – Wikipedia
 
Ich habe einen Hinweis ohne Quellenangabe gefunden, dass die Bleierzbergwerke der Nordeifel in der Hand privater Unternehmer waren. Möglicherweise ist dies eine Parallele zum Sauerland: kaiserlicher Bergwerkbesitz, der verpachtet wurde. Bekannt sind aus dem rechtsrheinischen Germanien ein Pudens, ein unbekannter Zusammenschluss von Unternehmern und ein Lucius Flavius Verucla, alle von Stempeln auf Bleibarren.
Zitat aus Römische Bleigewinnung im Raum Brilon und der Bleitransport nach Rom, von Norbert Hanel und Peter Rothenhöfer, 2007 : "Unzweifelhaft handelt es sich bei diesen Barren um Blei aus dem römischen Germanien. Und auch hier ging der Warenbezeichnung der Name des Produzenten (im Genitivus possessivus) voraus: Augusti Caesaris. Damit ist zweifelsfrei Augustus gemeint. Dass heisst wiederum, dass Augustus in Germanien über Bergwerksbesitz verfügte, den er selbst ausbeuten ließ. Daneben wurde kaiserlicher Bergwerksbesitz in Germanien auch an Unternehmer gegen eine vertraglich vereinbarte Gewinnbeteiligung verpachtet. Dies belegen die Barren aus der Produktion des Lucius Flavius Verucla. Denn der letzte von mehreren Stempeln, die auf den Bleibarren des Schiffswracks St. Maries-de-la-Mer angebracht sind, markiert sie als Eigentum des Kaisers: Imp(eratoris) Caes(aris) = Besitz des Kaisers. Sehr unwahrscheinlich ist, dass der Kaiser dieses Blei aufkaufen ließ, um es nach Süden transportieren zu lassen. Vielmehr wird es sich um den Produktionsanteil handeln, den L. Flavius Verucla an den Verpächter abzuführen hatte."

Bild der gestempelten Bleibarren mit Besitzernamen aus dem o.g. Artikel (Soester Beiträge zur Archäologie 8,2007)

Screenshot 2025-11-25 at 11-25-01 Bleibergbau und Bleiverarbeitung während der römischen Kaise...png
 
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Pudens-Bleibarren fanden sich in Schiffswracks im Mittelmeer.
Bei dem berühmten Bleibarren aus Haltern steht auf der Erläuterung des LWL, dass er aus Bleibergbau im Bergischen Land stammt:


Es gibt natürlich auch den bekannten einführenden Artikel von Grögler et alii:
Isotopenuntersuchungen zur Bestimmung der Herkunft römischer Bleirohre und Bleibarren
June 2014, Zeitschrift fur Naturforschung A 21(7)
DOI:10.1515/zna-1966-0744

Wenn, wie in diesem o.g. Artikel, das Siegerland als Produktionsstätte genannt wird, kann ich mir das nur als Herkunftsort mit ausschließlicher Vermarktung über die mittlere Lahn vorstellen. Der Verhüttungsplatz Wetzlar-Dalheim ist ja an der Einmündung der Dill in die Lahn gelegen, Waldgirmes am Fuß des Dünsbergs.

 
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Ja, ich habe versucht mehr im Internet zu finden, die drei genannten Bleierzbergwerke erwähnt Kuhnen ebenfalls, den ich vor kurzem zitiert habe,
erstaunlich ist der Unterschied zwischen Eisen - und Bleiproduktion - Blei setzt praktisch "nahtlos" mit der Okkupation ein, Eisen Stand bei Kuhnen eher im 2. und 3.Jhdt n.Chr. Und wer? So ganz sicher bin ich mir nicht zu welcher Civitas die drei genannten Bleierzbergbaue gehören, Bleialf bei Prüm tendiere ich zu Civitas Treverorum, Willerscheid/Glücksthal bin ich untentschieden, möglicherweise auch Cvitias Ubiorum. Silberberg habe ich noch nicht gefunden, oder ist diese Villa Rustica gemeint? Römervilla von Bad Neuenahr-Ahrweiler – Wikipedia
Nachtrag: Silberberg habe ich im Mineralatlas gefunden, 6 km westlich von Blankenheim: Bitte warten ... / Please wait ...
Das ist wahrscheinlich in der Germania inferior, nächster bekannter römischer Ort an der Via Agrippa (Strecke Trier-Köln) ist Marcomagus Marcomagus – Wikipedia
Bei den Ausgrabungen in Marcomagus fand man spätantike (3./4.Jhdt. AD) Eisenverhüttungsareale.
In einem Beitrag zur römischen Landnutzung in der Eifel, Tagung von 2011, schreibt Salvatore Ortisi:"Im Mittelpunkt der zukünftigen Forschungen werden die Fragen nach dem Umfang und der Organisation der römischen Eisenproduktion im oberen Urfttal stehen. Spuren von Eisenerzabbau und -verhüttung meist unbekannter Zeitstellung sind im Umland von Nettersheim zahlreich nachgewiesen. In welcher Form die hier anstehenden Erzvorkommen in römischer Zeit ausgebeutet wurden, bleibt noch zu klären. Eisenschlacken aus kleineren Trümmerstellen in der näheren Umgebung deuten darauf hin, dass auch in den villae rusticae, vermutlich als Nebenerwerb, Erz verhüttet wurde. Ohne weitere Untersuchungen ist der chronologische Rahmen der Eisenerzeugung nicht zu rekonstruieren. Man wird als Hypothese davon ausgehen können, dass der Erzabbau bereits in der frühen Kaiserzeit mit der Erschließung der Region durch die Fernstraße Köln-Trier einsetzte. Dabei könnten die Erzvorkommen durchaus einer der Gründe für die vergleichsweise intensive römische Aufsiedlung der Gegend gewesen sein. Ob die Eisenproduktion zunächst von den villae rusticae betrieben wurde und erst in der Spätantike in die unmittelbare Nachbarschaft des teilweise wohl ruinösen vicus und des kleinen Straßenkastells rückte, bleibt ebenfalls noch zu klären."
Der vicus bei Nettersheim (Kr. Euskirchen) und die römische Besiedlung des oberen Urfttals


Schade, zu Blei kein Wort. Obwohl die Grube Silberberg nur wenige Kilometer entfernt ist.
 
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In den eingestellten Links sind ja weitaus mehr Schürfstätten genannt.

Interessant ist die Aussage, dass sich (aufgrund gleicher geologischer Genese) das Blei im rheinischen Schiefergebirge nicht weiter unterscheiden lässt in der Isotopenanalyse.

Also ist, zumindest laut den Berichten von 2007/2014, Blei aus Brilon im Sauerland nicht von Blei aus Mechernich im linksrheinischen Kreis Euskirchen zu unterscheiden.
(Zitatangabe aus Wikipedia)
Michael Bode: Archäometallurgische Untersuchungen zur Blei-/Silbergewinnung im Germanien der frühen Römischen Kaiserzeit. Münster, 2008 (online; PDF-Datei; 13,6 MB)

Das Bergbaumuseum in Bochum hatte sich aber bei dem berühmten Bleibarren aus Haltern (der mit Ritzung der XIX. Legion) festgelegt, dass das Blei aus der Lagerstätte in Bensberg auf dem Lüderich kommt.
 
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@Pardela_cenicienta , du hattest ja die Schweizer Studie zu römischen Bleifunden in der Schweiz eingestellt, sie tun sich schwer die Funde einzelnen Abbaugebieten zuzuweisen. Unten Bleiisotopenwerte aus der Schweizer Studie: nur der Baseler Barren wird dem Bleierzbergbau aus Wiesloch klar zugeordnet. Daher bin ich doch über die klare Zuordnung zu bestimmten Bergwerken überrascht, die in der Frankfurter Studie gemacht wird. "Das Pb207/Pb20C-Verhältnis des Bleibarrens von Basel unterscheidet sich recht stark von denen der anderen schweizerischen Funde. Ein derartig niedriges Verhältnis ist in europäischen Lagerstätten bisher nur selten gefunden worden.Aus diesem Grunde kann die Herkunft des Basler Bleibarrens relativ scharf eingegrenzt werden. Auf Grund der Isotopenverhältnisse käme tatsächlich die Lagerstätte von Wiesloch bei Heidelberg in Frage, die auch schon von den Römern abgebaut wurde." Isotopenuntersuchungen zur Bestimmung der Herkunft römischer Bleirohre und Bleibarren, 2014
Screenshot 2025-11-26 at 00-17-43 (PDF) Isotopenuntersuchungen zur Bestimmung der Herkunft röm...png
 
Wir sind ja alle mehr oder minder fachfremd. Um so eher profitieren wir von den Artikeln in denen die Möglichkeiten, vor allem aber auch die Einschränkungen einer naturwissenschaftlichen Methodik vorgestellt werden.

Sehr interessant waren die Hinweise dass in augusteischen bzw. tiberischen Proben das Material z.T. sehr homogen war, aufgrund der zentralen Vorratshaltung und Belieferung der Legionen, mit großen Bleibarren, "minenfrisch auf Euren Tisch!", wie wir sie aus den Schiffsfunden im Mittelmeer kennen.

Etwas ganz anderes ist der metallurgische Fingerabdruck im umgeschmolzenen (d.h. recycleten) Buntmetallbestand einer Legion.

Ich staune angesichts des methodischen Aufwands in den metallurgischen Untersuchungen, wo Proben aus Jahrhunderte alten Sammlungen mit neuerer Analytik befundet werden. Welch eine Leistung!

Oder auch hier:
In Nida gefundene Blei- und Kupfererze wurden einer Mine in Braubach zugewiesen.
Ein wenig verrückt, dass mehr als sechzig Jahre später das zugehörige Bergwerk gefunden wurde...
Quelle: Fischer, U., Grabungen im römischen vicus von Nida- Heddernheim 1961- 1962. In: Schriften des Museums für Vor- und Frühgeschichte 14, 1998, Seiten 315-316, 324

Und während ich hier im Urlaub auf den Kanaren die Berichte über die römische Purpurmanufaktur auf der vor Fuerteventura gelegenen Isla de Los Lobos lese, erhellt das die Problematik, dass der Bleirest einer Siedepfanne aus einem damals frischen Bleibarren gegossen sein mag, den ich einer Bergbauregion zuordnen kann, nicht aber ob er aus punischer oder römischer Zeit stammt.

Hätte aber der dorthin strafversetzte Legionär Flavius Hypotheticus Tunixgut einen Teil seiner (mehrfach umgeschmolzenen) Buntmetallbeschläge verloren, könnten wir sagen, dass er wohl zuvor in Dangstetten seinen Getreidebrei gelöffelt hat.
 
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Abbruch des Abbaus im Lahn-Dill und Siegerland im 1./2.Jahrhundert n.Chr. : eine gute Erkärung habe ich nicht. Die Reviere wurde in die Provinzialiserung nicht mehr einbezogen, lagen außerhalb des Limes. Bad Ems und Braubach noch innerhalb. Es gibt neuere LiDAR Scans, durch die überraschenderweise ein "neues" Bergbaurevier/Verhüttungssspuren im westlichen Taunus entdeckt wurde. Ich habe den Artikel leider nicht gefunden (Veröffentlichung meine ich vor 2-3 Jahren). Soweit ich mich erinnere innerhalb des Limes. Parallel etwa zur heutigen Autobahn A3. Natürlich war das keltische Wirtschaftssystem zusammengebrochen - Gallien blühte jedoch als römische Provinz ökonomisch auf, die "Keramikindustrie" ist ein gutes Beispiel. Ausgeschlossen ist es nicht, dass das Eisenerz im römischen Reich einen Absatzmarkt z.B. in den Nordwestrprovinzen gefunden hätte. Holzmangel, eine Energiekrise? Überzeugt mich nicht, ehrlich gesagt.
Nachtrag zum Vehüttungsrevier Hintertaunus: Ausgangspunkt der Entdeckungen war sicher auch der Einsatz von LiDAR-Sonar im Waldgebiet. Es wurde die spätlatènezeitliche Befestigung "Herrenwäldchen" von 10 ha entdeckt, bei Villmar-Haintchen. Im Umfeld dann 750 Schlackefundstellen und Verhüttungsplätze mit eisenzeitlichen Rennfeueröfen (Stand 2022). Im LiDAR-Scan waren mehrere Pingenfelder erkennbar. Abgebaut wurden um 200 v. Chr. Limonite, Brauneisenerze und eisenhaltige schiefrige Tone, oft oberflächennah "ausbeißend", weiterhin gibt es dort Hämatite, Kupfererze, Bleisilber, die ohne tiefreichende Schachtanlagen abbaubar waren.

Das Revier ist außerhalb des späteren Limes. Er ist (bei Idstein) mit Numeruskastell Alteburg ca 15 km entfernt.

Leider habe ich nur eine Veröffentlichung im Internet zum Fund eines neuen Rennfeuerofentyps 2022 (siehe unten) gefunden, obwohl es einige Veröffentlichungen gibt, ich zähle daher für Interessierte einige Artikel auf:
Schade-Lindig, 2017 Das "Herrenwäldchen" im östlichen Hintertaunus. Eine neue Ringwallanlage der jüngeren Eisenzeit. Hessen-Arch. Sonderbd. 5
Schade-Lindig: Neue Erkenntnisse zum Montanrevier Hintertaunus, in Früher Bergbau im Bergischen Land und den deutschen Mittelgebirgen, 2022
Berichte der Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen e.V. / Berichte der Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen e.V. 2018/2019 / Symposium zum Umgang mit montanarchäologischen Relikten durch die hessische Bodendenkmalpflege

 
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Durch Zufall heute gefunden: nach Ausgrabungen im Hauptort der Civitas Taunensium Nida (bei Frankfurt) in den 1960er Jahren wurde mittels Röntgenfluoreszensanalyse,der Spektralanalyse und der Elektronenstrahlmikroanalyse Silber aus Schmelztiegeln einem damals unbekannten römischen Silberbergwerk bei Bad Ems zugeordnet. In Nida gefundene Blei- und Kupfererze wurden einer Mine in Braubach zugewiesen.
Ein wenig verrückt, dass mehr als sechzig Jahre später das zugehörige Bergwerk gefunden wurde...
Quelle: Fischer, U., Grabungen im römischen vicus von Nida- Heddernheim 1961- 1962. In: Schriften des Museums für Vor- und Frühgeschichte 14, 1998, Seiten 315-316, 324
Ich habe die entsprechenden Seiten (siehe oben) gelesen, das Kapitel der Metallfunde ist umfangreicher, die Messergebnisse sind tabellarisch angehängt. Natürlich ging es nicht um das Silberbergwerk des Curtius Rufius, da gingen mir die Assoziationen durch. Ein Fund wurde wegen einer Scherbe auf Ende des 2.Jhdt. n.Chr. datiert. Entscheidend waren die verschiedenen Analysemethoden, ESMA, SMA und Röntgenfluoreszensanalyse. Mit der Bleisisotopenanalyse kann man (siehe Beitrag 72) nur sehr eingeschränkt Gebiete und Bergwerke ausschließen, nach Angabe der Autoren ist die Methode auch fehleranfällig (allerdings habe ich eben gesehen, dass es neuere Methoden gibt, Kombinationen verschiedener Analysen). Für die Zuordnung zu Bergwerken wurden in den 1960er Jahren sogar Proben von dort geröstet (bei 500°) und eingeschmolzen (1000°).
Zugeordnet wurden die gefundenen Erze aus einigen Tiegeln aus Nida den Abbaugebieten Friedrichsegen (Bergbaudorf bei Lahnstein) Grube Friedrichssegen – Wikipedia , ziemlich genau zwischen Braubach und Bad Ems, und der Grube Merkur/Mercur (Stollen Pfingstwiese) direkt in Bad Ems.

Die Grube Mercur ist nach Angaben der Autoren des Kapitels eine ertragreiche und sehr hochwertiges Erz liefernde Abbaustelle. Es wurde schon früher vermutet (ich habe keine Kopie gemacht, berichte aus dem Gedächtnis), dass in der römischen Kaiserzeit in/bei Bad Ems Silberbergbau betrieben wurde, so die Autoren 1998.Sie benennen aber nebenbei einen Abbau in Bad Nauhein (!), einen Abbau bei Heftrich/Idstein im ersten Viertel des 1.Jhdts. AD (das Kastell, das ich gestern genannt habe, ist dort!) auf dem Gebiet der Mattiaker, die Alte Kaisergrube Alte Kaisergrube – Wikipedia und noch andere vermutete Abbaustellen.

Und nebenbei wird eine Studie genannt, A study of the metal provenance of some silver quinars from southern Germany using metallurgical and lead isotope analyses, Zwicker HU, Stos-Gale ZA, Gale NH (1986), Konferenzbetirag in London: es wurden silberne Quinare aus dem Heidetränkoppidum und dem Dünsbergoppidum untersucht, die Ergebnisse sind jedoch nicht eindeutig, so enthalten die Quinare Gold und Bismuth, das ist im hessischen Silber anscheinend nicht enthalten: "However, none of the Hessian ores smelted in the experiments contained any measurable amounts of gold and bismuth, while both these elements are prominent in the Quinars. The silver ores of Wiesloch are high in silver and the silver metal obtained in their experimental cupellation contained amounts of gold and bismuth comparable with the quinars. However, because of the high iron content in the ore the smelting process required the addition of some pure lead metal to extract the silver. If the Celtic metallurgists preferred to smelt the Wiesloch silver ore for its high silver content, but used for smelting lead metal from the Hessian deposits, the resulting lead isotope composition of the coins could be very much like the results of analyses of our three Quinars. ".

Es wäre auch zu schön gewesen, wenn meine These von Beitrag 14 "Die römische Prospektion bei Bad Ems konnte auf das Wissen einer mehrhundertjährigen lokalen Erzverarbeitung zurückgreifen" mit dem wissenschaftlichen Beweis der Silberverwendung zur regionalen Münzprägung gekrönt worden wäre...
 
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Die Grube Mercur ist nach Angaben der Autoren des Kapitels eine ertragreiche und sehr hochwertiges Erz liefernde Abbaustelle. Es wurde schon früher vermutet (ich habe keine Kopie gemacht, berichte aus dem Gedächtnis), dass in der römischen Kaiserzeit in/bei Bad Ems Silberbergbau betrieben wurde, so die Autoren 1998.

Sie benennen aber nebenbei einen Abbau in Bad Nauhein (!),
Und das ist besonders interessant: Salz wurde ja auch mit Hilfe von Blei gewonnen, und auch in größerem Umfang wurden Gefäße (Pfannen, Tiegel) aus Blei eingesetzt.

Ähnlich wie in Soest gibt es damit einen Verbindungspunkt von Blei- und Salzproduktion, und damit auch eine Verbindung zu latènezeitlichem oder germanischem Hüttenwesen und Erzabbau.
 
Und das ist besonders interessant: Salz wurde ja auch mit Hilfe von Blei gewonnen, und auch in größerem Umfang wurden Gefäße (Pfannen, Tiegel) aus Blei eingesetzt.

Ähnlich wie in Soest gibt es damit einen Verbindungspunkt von Blei- und Salzproduktion, und damit auch eine Verbindung zu latènezeitlichem oder germanischem Hüttenwesen und Erzabbau.
Ich habe mich ungenau ausgedrückt, es war allgemein von Erzabbau bei bad Nauheim die Rede, nicht spezifisch von Blei. Möglicherweise ist diese Grube gemeint: Grube Silbersegen – Wikipedia

Die latènezeitliche Saline in Bad Nauheim wurde ohne Bleipfannen betrieben. Ich kann noch einmal nachschauen, ob es Bleifunde gab, die Reduktion der Sole auf den Öfen fand in Tiegeln aus Ton statt. Ähnlich unten.

reise-zikaden.de-Johann-Hoffmann-Deutschland-Hessen-Wetterau-Keltenwelt-am-Glauberg-Modell-Sal...jpg
 
(mir geht es in diesem Faden so, wie es einigen vielleicht in meinen Festungsfäden geht: ich kann manchem nicht folgen, kenne mich kaum im Thema aus, kann also nicht produktiv mitreden, aber finde es sehr interessant und lese fleißig mit - - macht weiter so! Klasse Faden!!)
 
Ich bin in einer Bergbauregion aufgewachsen, und beim Fahrradfahren im Wald oder beim Betrachten des LIDAR (TIM online, Höhenmodelle / Schummerung) sehe ich die Spuren des latènezeitlichen wie auch des neuzeitlichen Bergbaus, direkt vor der Haustüre.
Aber, immer wieder Respekt vor den Freizeitforschern oder beruflich Interessierten früherer Jahrhunderte, die neben ihrer Brotarbeit Erkenntnisse gewonnen und unser Wissen vermehrt haben.

Und im Urlaub jetzt, auf den kanarischen Inseln, sehe ich die Spuren einer Zivilisation (mit Schrift!), die Metalle kannte und nach der Umsiedelung auf die Kanaren (keine Metallvorkommen dort) wieder umständehalber auf Steinzeitniveau zurückgeworfen war.

Wenn Mineralogen und Metallurgen ihre Methodik in die Archäologie einbringen, finde ich das toll.

Noch ein Häppchen: Die Batteriefirma Hoppecke hat das Bergbaumuseum in Bochum unterstützt, und so kamen weitere Arbeiten zustande:
 
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