Durch Zufall heute gefunden: nach Ausgrabungen im Hauptort der Civitas Taunensium Nida (bei Frankfurt) in den 1960er Jahren wurde mittels Röntgenfluoreszensanalyse,der Spektralanalyse und der Elektronenstrahlmikroanalyse Silber aus Schmelztiegeln einem damals unbekannten römischen Silberbergwerk bei Bad Ems zugeordnet. In Nida gefundene Blei- und Kupfererze wurden einer Mine in Braubach zugewiesen.
Ein wenig verrückt, dass mehr als sechzig Jahre später das zugehörige Bergwerk gefunden wurde...
Quelle: Fischer, U., Grabungen im römischen vicus von Nida- Heddernheim 1961- 1962. In: Schriften des Museums für Vor- und Frühgeschichte 14, 1998, Seiten 315-316, 324
Ich habe die entsprechenden Seiten (siehe oben) gelesen, das Kapitel der Metallfunde ist umfangreicher, die Messergebnisse sind tabellarisch angehängt. Natürlich ging es nicht um das Silberbergwerk des Curtius Rufius, da gingen mir die Assoziationen durch. Ein Fund wurde wegen einer Scherbe auf Ende des 2.Jhdt. n.Chr. datiert. Entscheidend waren die verschiedenen Analysemethoden, ESMA, SMA und Röntgenfluoreszensanalyse. Mit der Bleisisotopenanalyse kann man (siehe Beitrag 72) nur sehr eingeschränkt Gebiete und Bergwerke ausschließen, nach Angabe der Autoren ist die Methode auch fehleranfällig (allerdings habe ich eben gesehen, dass es neuere Methoden gibt, Kombinationen verschiedener Analysen). Für die Zuordnung zu Bergwerken wurden in den 1960er Jahren sogar Proben von dort geröstet (bei 500°) und eingeschmolzen (1000°).
Zugeordnet wurden die gefundenen Erze aus einigen Tiegeln aus Nida den Abbaugebieten
Friedrichsegen (Bergbaudorf bei Lahnstein)
Grube Friedrichssegen – Wikipedia , ziemlich genau zwischen Braubach und Bad Ems, und der
Grube Merkur/Mercur (Stollen Pfingstwiese)
direkt in Bad Ems.
Die Grube Mercur ist nach Angaben der Autoren des Kapitels eine ertragreiche und sehr hochwertiges Erz liefernde Abbaustelle. Es wurde schon früher vermutet (ich habe keine Kopie gemacht, berichte aus dem Gedächtnis), dass in der römischen Kaiserzeit in/bei Bad Ems Silberbergbau betrieben wurde, so die Autoren 1998.Sie benennen aber nebenbei einen Abbau in Bad Nauhein (!), einen Abbau bei Heftrich/Idstein im ersten Viertel des 1.Jhdts. AD (das Kastell, das ich gestern genannt habe, ist dort!) auf dem Gebiet der Mattiaker, die Alte Kaisergrube
Alte Kaisergrube – Wikipedia und noch andere vermutete Abbaustellen.
Und nebenbei wird eine Studie genannt,
A study of the metal provenance of some silver quinars from southern Germany using metallurgical and lead isotope analyses, Zwicker HU, Stos-Gale ZA, Gale NH (1986), Konferenzbetirag in London: es wurden silberne Quinare aus dem Heidetränkoppidum und dem Dünsbergoppidum untersucht, die Ergebnisse sind jedoch nicht eindeutig, so enthalten die Quinare Gold und Bismuth, das ist im hessischen Silber anscheinend nicht enthalten:
"However, none of the Hessian ores smelted in the experiments contained any measurable amounts of gold and bismuth, while both these elements are prominent in the Quinars. The silver ores of Wiesloch are high in silver and the silver metal obtained in their experimental cupellation contained amounts of gold and bismuth comparable with the quinars. However, because of the high iron content in the ore the smelting process required the addition of some pure lead metal to extract the silver. If the Celtic metallurgists preferred to smelt the Wiesloch silver ore for its high silver content, but used for smelting lead metal from the Hessian deposits, the resulting lead isotope composition of the coins could be very much like the results of analyses of our three Quinars. ".
Es wäre auch zu schön gewesen, wenn meine These von Beitrag 14 "Die römische Prospektion bei Bad Ems konnte auf das Wissen einer mehrhundertjährigen lokalen Erzverarbeitung zurückgreifen" mit dem wissenschaftlichen Beweis der Silberverwendung zur regionalen Münzprägung gekrönt worden wäre...