römisches Imperium

...es wirkt recht modern: die Mittel, ein großes spätantikes Heer, welches die Rhein-Donaugrenze zuverlässig schützt, waren vorhanden - aber sie standen für so ein projekt nicht zur Verfügung...
Wofür standen sie dann zur Verfügung?

zur Misswirtschaft allgemein in der Spätantike zählte, dass die schwerreichen Latifundienbesitzer kaum steuerlich zur Kasse gebeten wurden: und es gab Senatorenfamilien, deren Vermögen als durchaus bill-gates-mäßig bezeichnet werden kann. Wenn ich mich richtign erinnere, hat H. Wolfram das ausgerechnet (das Reich und die Germanen).
Das ist keine Misswirtschaft sondern fällt eher in den Bereich der Korruption. Die Frage ist dann, warum war die Oberschicht in der Lage sich der Besteuerung zu entziehen?

vermutlich geriet nach und nach das Steuerwesen in Schieflage, da sich die Vermögenden den Pflichten entzogen - die nächsten darunter wurden prompt so sehr belastet, dass sie das auch nicht mehr leisten konnten (Kurialenproblem, z.B. bei Demandt Spätantike besprochen)
...aber nagel mich da bitte nicht fest: ich erwähne das nur aus vager Erinnerung, und da ich derzeit nicht daheim bin, kann ich es nicht nachlesen.
Die Überbesteuerung der städtischen Magistrate war ja nur eine Folge des Übels und ging dann mit der Zeit auch gewaltig nach hinten los.

auch soll in der Spätphase die Westhälfte nur noch ein Zehntel der Einnahmen der Osthälfte erreicht haben (wobei zu bemerken ist, dass die Senatorengehälter im Ostreich weit niedriger gewesen sein sollen)

Auch hier stellt sich die Frage, waren nur die Steuereinnahmen so niedrig oder die Wirtschaftskraft und wenn ja warum? Ich gehe mal davon aus, diese Zahlen beziehen sich auf die Zeit nachdem Gallien und Africa verloren gingen? davor wären sie mehr als dramatisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
vermutlich geriet nach und nach das Steuerwesen in Schieflage, da sich die Vermögenden den Pflichten entzogen - die nächsten darunter wurden prompt so sehr belastet, dass sie das auch nicht mehr leisten konnten (Kurialenproblem, z.B. bei Demandt Spätantike besprochen)

Folgt man Maier (vgl. S. 76ff) dann ist die Beschreibung von dekumatland weitgehend zutreffend.

Die Verwandlung der Mittelmeerwelt - Franz Georg Maier - Google Books

An diesem Problem, das als Wirkung relevant ist, kristallisieren sich jedoch eine Reihe von Ursachen, die politischen Bereich angesiedelt sind.

Folgt man Maier dann hat eine weitgehende Loslösung der "Potentes" im Rahmen des Machtverhältnisses zwischen staatlichen Autorität bzw. Macht und privater Macht stattgefunden.

Vor diesem Hintergrund konnten sich die "Potentes" eine Machtstellung via Grundbesitz, Steuerimmunität und ihrem Zugang zu den höchsten Staatsämtern erarbeiten, die sie der Judikative und Exekutive nahezu vollständig entzog (S. 89).
 
Das ist keine Misswirtschaft sondern fällt eher in den Bereich der Korruption.
Meistens nicht, da die Steuerbefreiungen meist gesetzlich abgesegnet waren.

Die Frage ist dann, warum war die Oberschicht in der Lage sich der Besteuerung zu entziehen?
Zum einen gab es Familien, die einfach zu mächtig waren, z. B. durch die Aufstellung von Privatarmeen (Bucellarii) oder weil sie zur Umgebung des Kaisers gehörten, und sich so dem staatlichen Zugriff weitgehend entziehen konnten.
Warum zum anderen manchen Reichen Steuerbefreiungen gewährt wurden, weiß ich auch nicht so recht. Ich vermute, der Grund lag darin, dass es im Westen wie im Osten Kaiser gab, die ganz unter dem Einfluss des Hofes mit seiner zahlreichen Beamtenschar und des Klerus standen. Besonders schlimm war das unter den Kaisern Honorius und Valentinianus III. im Westen und Arcadius und Theodosius II. im Osten. Aber angefangen hatte das schon viel früher, schon Constantius II. war sehr unter dem Einfluss seiner intriganten Umgebung gestanden. Ich vermute, dass es den Hofbediensteten so gelang, beim Kaiser für sich und ihre Verwandtschaft Privilegien herauszuholen.

Auch hier stellt sich die Frage, waren nur die Steuereinnahmen so niedrig oder die Wirtschaftskraft und wenn ja warum?
Es war wohl ein Teufelskreislauf: Mit den wirtschaftlichen Problemen und der Inflation gingen die Steuereinnahmen zurück - und das, obwohl man für den ausgebauten spätantiken Beamtenapparat mehr Gelder brauchte. Als Ausgleich wurden die Steuern erhöht bzw. neue eingeführt, was die Wirtschaft erst recht abwürgte. Dass Abhilfe schwierig war, hatte man bei Diokletian gesehen, dessen Höchstpreisedikte nur dazu geführt hatten, dass bestimmte Güter und Dienstleistungen weitgehend vom Markt verschwanden bzw. zum Schwarzmarkt wechselten. Auch später führten staatliche Zwangsmaßnahmen oft in erster Linie dazu, dass sich Personen ihnen möglichst zu entziehen versuchten und zum Teil ganz aus dem geordneten Erwerbsleben ausschieden.
 
Dekumatland schrieb:
wirklich?

...also sorum muss mans auch mal sehen: die waren schon arg geplagt, die Römer - Weibsvolk skalpierende Germanen, schädeldeformierende Hunnen - - dagegn sind sie sieben Plagen ja pille-palle... kein Wunder, dass die Römer Sachen wie z.B. die Hyperboräer etc. für möglich hielten, viel schlimmer können die ja auch nicht sein :rofl::rofl:

Spaß beiseite: gibt es eine Quelle, die glaubwürdig von dieser Skalpierei berichtet? womöglich gar nach der aufgegebenen Rheingrenze?
Warst Du in der Landesausstellung "Imperium Romanum" 2005 in Stuttgart? Dort wurde für die "Endzeit" der römischen Herrschaft im heutigen Baden-Württemberg unter anderem drei Schädeldecken von Frauen gezeigt, welche 233 uZ bzw. um 260 uZ skalpiert worden waren. Wenn ich mich Recht erinnere, war es in der selben Ausstellung, welche auch weibliche Beinknochen zeigte, die Schnitt-/Stichverletzungen an den Innenseiten aufwiesen. Dies wurde von Anthropologen als Nachweis einer Vergewaltigung interpretiert. Leider gibt der Ausstellungskatalog nichts her. Dieser ist sowieso eher eine aktualisierte Auflage des Werkes "Römer in Baden-Württemberg" aus den 80ern und m. E. losgelöst von der damaligen Ausstellung.
 
Ist denn über ein solch barbarisches Verhalten wie Skalpieren irgendetwas bei den römische Autoren überliefert? Die hätten sich doch auf sowas sofort draufgestürzt, alleine um ihren Lesern die hochstehende Kultur der Römer zu verdeutlichen. Die Römer waren zwar auch nicht zimperlich (vae victis), aber Skalpieren mag selbst sie noch schockiert haben.

Wenn nicht, würde ich das mal unter vereinzelte Grausamkeiten aller Art einordnen, wie sie bei Plünderungen vorkamen und es nicht überbewerten.

Richtig ist aber sicher, daß die Pax Romana, aus Sicht des einfachen Mannes einer der (wenigen) großen Vorteile des Imperiums war und somit auch einer seiner Erfolgsfaktoren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben