Römisches Straßen- und Verkehrsystem

Lukullus

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Ave!

Ich suche Fakten über das römische Straßen- und Verkehrswesen, als einer sehr beeindruckenden "Ausdrucksform" des römischen Organisationstalents und einem wesentlichen Baustein zur Verwaltung des Reiches.
Die eine oder andere Information, z.B. die Existenz von Meilensteinen und Gasthäusern, Hinweise über die Konstruktionsweise oder das Vorhandensein eines Postsystems auf diesen Straßen, ist mir in groben Ansätzen schon begegnet, doch ich suche nach Detaillierterem.

Wer kennt sich da aus? Zur Veranschaulichung ein paar meiner Fragen zu diesem Thema:

- In wessen Verantwortungsbereich fiel die Anlage und die Unterhaltung der Straßen, von einer Hauptverkehrsader bis hin zur kleinen Provinzstraße?

- Wer hat die Gasthäuser betrieben? War das so was wie heute das Raststätten-Pachtsystem an Autobahnen?

- Gab es eine Verkehrspolizei und Verkehrsregeln, wie etwa rechts vor links, oder so? War Alkohol am Steuer ein Kavaliersdelikt?

- Existierten öffentliche Verkehrsmittel?

Diese Fragen sind, wie gesagt, nur zur Veranschaulichung. Ich erachte alles rund um die Pflastersteine für spannend, auch den innerstädtischen Bereich.

Falls eine zeitliche Spezifizierung und Unterteilung von Nöten sein sollte, bitte ich die Wissenden dies kundzutun.
 
Straßen

Lukullus schrieb:
- In wessen Verantwortungsbereich fiel die Anlage und die Unterhaltung der Straßen, von einer Hauptverkehrsader bis hin zur kleinen Provinzstraße?
- Gab es eine Verkehrspolizei und Verkehrsregeln.
- Während er Republik unterstanden die Straßen der Aufsicht der Ädilen. Im Jahre 20 v. Chr. wurde dem Kaiser die Aufsicht über die Straßen übertragen, unter dessen Aufsicht die curatores viarum (ehemalige Prätoren) sich dieser Aufgabe annahmen. Zuständig für den Unterhalt waren die Anwohner.
- Eine Verkehrspolizei gab es nicht direkt, aber Augustus ließ "Polizeistationen" entlang den Straßen errichten, um dem Räuberwesen einhalt zu gebieten.
 
So viel ich weiss, waren die sog. Beneficarier sowohl für den Unterhalt, als auch für die Sicherung der Strassen verantwortlich. Diese militärische Einheiten waren vor allem an strategisch wichtigen Punkten der Strassen stationiert worden und bestanden überwiegend aus Veteranen, die bereits in regulären Truppeneinheiten ihren Dienst abgeleistet hatten und nun auf einen etwas einfacheren und sicheren Job aus waren.

Zu den anderen Fragen: Hier kann ich dir auch nicht mehr sagen. Ich glaube aber nicht, dass es so was wie eine 'Postkutsche' gegeben hat. Reisen war weitestgehend Privatsache, es sei denn, man war in öffentlicher Mission unterwegs. Auch die Gasthäuser vermute ich eher in privater Hand. Bin mir aber da nicht so sicher.
 
Germanicus schrieb:
- Während er Republik unterstanden die Straßen der Aufsicht der Ädilen. Im Jahre 20 v. Chr. wurde dem Kaiser die Aufsicht über die Straßen übertragen, unter dessen Aufsicht die curatores viarum (ehemalige Prätoren) sich dieser Aufgabe annahmen.
Bezog sich die Aufsichtspflicht der Ädilen und später der curatores viarum nur auf die großen Verkehrsadern á la Via Claudia Augusta oder auch auf die kleineren Straßen?
Gab es eine Einteilung in räumliche Bereiche (z.B. orientiert an den Provinzen)?

Germanicus schrieb:
- Zuständig für den Unterhalt waren die Anwohner.
Musste ein Straßenanreiner also damit rechnen, dass irgendwann ein curator viarum anklopfte und ein paar Denari einforderte für die Ausbesserung des Pflasters?

@ Frodo:
Weißt Du mehr über die Beneficarier? Ich hab bei einer Schnellsuche gerade nicht mehr gefunden, als das von dir angegebene.
 
Salve Lukullus,
wie du aus meiner derzeit geringen Beitragszahl ersehen kannst, habe ich wenig Zeit, sonst würde ich dir mehr Informationen hier reinschreiben. Wenn ich wieder mehr Luft habe fülle ich die bis dahin noch vorhandenen Lücken aus.

Frodo schrieb:
So viel ich weiss, waren die sog. Beneficarier sowohl für den Unterhalt, als auch für die Sicherung der Strassen verantwortlich. Diese militärische Einheiten waren vor allem an strategisch wichtigen Punkten der Strassen stationiert worden und bestanden überwiegend aus Veteranen, die bereits in regulären Truppeneinheiten ihren Dienst abgeleistet hatten und nun auf einen etwas einfacheren und sicheren Job aus waren.

Zu den anderen Fragen: Hier kann ich dir auch nicht mehr sagen. Ich glaube aber nicht, dass es so was wie eine 'Postkutsche' gegeben hat. Reisen war weitestgehend Privatsache, es sei denn, man war in öffentlicher Mission unterwegs. Auch die Gasthäuser vermute ich eher in privater Hand. Bin mir aber da nicht so sicher.
Da ist viel wahres und viel falsches dran.
Kurz die Definition: Beneficiarius (plural -i)
Abgestellte Soldaten einer Legion, die unterschiedlichen, hochrangigen Personen zugeteilt werden konnten. Zu ihren Aufgaben gehörte u. a. die Sicherheit auf den Strassen. Vom Rang her gehörten die Beneficiarii zu den Unteroffizieren.

Ursprünglich waren dies Soldaten, die das beneficium (die Wohltat) genießen durften, ähnlich den immunes waren sie vom Schanzen und Wachdienst befreit, vermutlich auf der Basis des Freundschaftsdienstes höherer Dienstgrade oder Bestechung, ggf. auch der Leistung.
Diese Soldaten übernahmen also auch polizeiliche Aufgaben. Sie wurden weiterhin in der Truppenliste ihrer "Stammlegion" geführt. Zur Strassenwacht wurden sie vermutlich eher an den "Überlandstrassen" und größeren Städten eingesetzt. Allerdings zeichnen sie sich auch für Post- und Meldewesen zuständig.
Sie werden unterteilt, je nach Aufgabenbereich. So war der dem Legat zugeteilte als "beneficarius legati" tituliert.
Ob sie Veteranen im Sinne erprobter Soldaten oder einfacher Dienstjahre waren läßt sich kaum nachvollziehen. Auf jeden Fall gehört ihre Aufgabe nicht zu den Leichteren, zur Ruhe kamen sie schon gar nicht.
In der Spätantike wurden dann teilberittene oder reine Kavallerieeinheiten ins Hinterland verlegt, um durchgebrochene Gegner, Aufständische und Banden zu stellen.

Soviel in Kürze, "mehr wenn ihr mich wiederseht" (falls jemand die Serie noch kennt ;) )
 
Tib. Gabinius schrieb:
Soviel in Kürze, "mehr wenn ihr mich wiederseht" (falls jemand die Serie noch kennt ;) )
Ist das was für "Insider"? Oder darf man mehr erfahren, damit man schauen kann wie's weitergeht und sich der Smileys-Orgie anschließen darf? :confused:
 
Zuletzt bearbeitet:
Die haben wir uns in der 8. Klasse noch im Geschichtsunterricht angesehen.

Es gibt eine Folge mit einem römischem Baumeister (Weißbart).
 
Straßen

Lukullus schrieb:
Bezog sich die Aufsichtspflicht der Ädilen und später der curatores viarum nur auf die großen Verkehrsadern á la Via Claudia Augusta oder auch auf die kleineren Straßen?
Gab es eine Einteilung in räumliche Bereiche (z.B. orientiert an den Provinzen)?
Musste ein Straßenanreiner also damit rechnen, dass irgendwann ein curator viarum anklopfte und ein paar Denari einforderte für die Ausbesserung des Pflasters?
Den curatores viarum oblag die Aufsicht über die von Rom ausgehenden großen Fernstraßen. Für die Sicherung von Ruhe und Ordnung in den Straßen der Stadt Rom selbst waren die aedils (irue dicundo) zuständig. Jetzt muss ich mutmaßen: Für die jeweiligen Straßen in den Provinzen waren wohl die Provinzstädte verantwortlich, dort die "Stadträte", die aus den wohlhabendsten Bürgern der Städte bestanden. Die ärmeren wurden wohl zu Ausbesserungsarbeiten, wenn notwendig, herangezogen. Als der Reichtum der Städte sank, verfielen auch die Straßen mit der Zeit.
 
Ich grüße alle curatores viarum,

und danke für die bisherigen Informationen sowie den Tip für das Abspannschmankerl.:rofl:

Aber natürlich wieder mal ein paar Fragen?

Irgendwo in diesem Forum hab ich vor Zeiten mal gelesen, es habe eine Links- oder Rechtsverkehrsregel exisitiert. Kann mir jemand das bestätigen?

Germanicus schrieb:
Den curatores viarum oblag die Aufsicht über die von Rom ausgehenden großen Fernstraßen. Für die Sicherung von Ruhe und Ordnung in den Straßen der Stadt Rom selbst waren die aedils (irue dicundo) zuständig. Jetzt muss ich mutmaßen: Für die jeweiligen Straßen in den Provinzen waren wohl die Provinzstädte verantwortlich, dort die "Stadträte", die aus den wohlhabendsten Bürgern der Städte bestanden. Die ärmeren wurden wohl zu Ausbesserungsarbeiten, wenn notwendig, herangezogen. Als der Reichtum der Städte sank, verfielen auch die Straßen mit der Zeit.
Leuchtet ein. Gibt es Informationen, wieviele der curatores viarum es denn gleichzeitig gab und wie die sich die Zuständigkeiten geteilt haben? Curatore viarum via appia, Curatore viarum via claudia augusta etc.?

Falls übrigens jemand einen brauchbaren Literaturtip hat, ich bin auch gerne bereit mir was anzulesen um hier nicht nur unentwegt Fragen reinzuschmeißen.:p
 
Straßen

Lukullus schrieb:
Leuchtet ein. Gibt es Informationen, wieviele der curatores viarum es denn gleichzeitig gab und wie die sich die Zuständigkeiten geteilt haben?
Soweit ich weiß gab es seit Augustus vier. In der Republik waren es sechs, denen die Aufsicht über die Straßen oblag.
Hier noch ein Link zum Thema römische Staßen - vielleicht hilft er dir ;)
 
Hallo Lukull'

Lukullus schrieb:
... Falls übrigens jemand einen brauchbaren Literaturtip hat, ich bin auch gerne bereit mir was anzulesen um hier nicht nur unentwegt Fragen reinzuschmeißen.:p
... aber gern; das Standardwerk müßte wohl sein: miles 'ubi via, ibi roma. Heeres- und Handelspfade unter genagelter Sandale.' 3 Bde. Münster, 2007 :)

M.a.W., ich kann auch nur Gemeinplätze beitragen.

Lukullus schrieb:
... Du erachte(st) alles rund um die Pflastersteine für spannend ...
Mir fällt zunächst ein, daß die erhaltenen Reste römischer Straßen noch sehr solide sind - damit verglichen, dürften neuzeitliche Straßen nach einem zehntel der Zeit bereits völlig zernagt sein. Was die Römer auf die Beine stellten, taten sie ersichtlich mit einem gewissen Hang zur Qualität, ein Charakterzug, der sich auch in erhaltenen Brücken und Aquaedukten bestaunen läßt.

Die Funktion der röm. Straßen scheint mir eine Menge mit dem Autobahnsystem, wie es im 20. Jh. entstand, zu tun zu haben: Heeres- und Handelswege. Ich meine mich zu erinnern, daß Teilstücke in Vorbereitung von und während Kampagnen angelegt wurden. Ein Erfolgsrezept röm. Kriegsführung war ja oft die unglaubliche Beweglichkeit, mit der Heeresteile manövrierten.

Straßenbau war wohl Sklavenarbeit. Stell' ich mir ziemlich gruselig vor, da mitzutun. Geleeren- oder Berwerksklave zu sein, dürfte noch schlimmer gewesen sein, aber mir wäre der Job eines Hauslehrers angenehmer, wenn ich mir ein Sklavendasein aussuchen müßte. Auch denke ich, daß durch das verbreitete Garnisonswesen der Straßenbau in den Provinzen (soweits Oberaufsicht und Planung angeht) strikt Sache der Römer war. Straßenbausteuern - gar von Anliegern - hat's da wohl im eigentlichen Sinne eher nicht gegeben.

Was natürlich in der Folge zwei Seiten hatte, wie die EB 2005 schreibt:

The Roman road system made possible Roman conquest and administration and later provided highways for the great migrations into the empire and a means for the diffusion of Christianity. Despite deterioration from neglect, it continued to serve Europe throughout the Middle Ages, and many fragments of the system survive today.

Dort findet sich auch zur Beschaffenheit der viae:

The Roman roads were notable for their straightness, solid foundations, cambered surfaces facilitating drainage, and use of concrete made from pozzolana (volcanic ash) and lime. Though adapting their technique to materials locally available, the Roman engineers followed basically the same principles in building abroad as they had in Italy.


miles, nachträglich noch schön für den Wetterbericht dankend

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noch zwei Nachträge:

Die EB beginnt den Eintrag über's römische Straßensystem:

network of the ancient Mediterranean world, extending from Britain to the Tigris-Euphratesriver system and from the Danube River to Spain and northern Africa. In all, the Romans built 50,000 miles (80,000 km) of hard-surfacedhighway, primarily for military reasons.
The first of the great Roman roads, the Via Appia ( Appian Way), begun by the censor Appius Claudius Caecus in 312 BC, ...

und dann noch zu Deiner Rechts- Links Problematik,

ich glaub' das nicht, daß es da straßenbenutzungsmäßig eigens Regeln gab; vielmehr halte ich Gepflogenheiten wie in der Schiffahrt für wahrscheinlicher, also, daß der Verkehrsteilnehmer mit der größeren Gravitas Vorrang hat. Ich kann mir nicht denken, daß jmd, der hinter 'nem Dutzend Liktoren dahinschlenderte groß auf irgendeine formale Straßenverkehrsordnung verpflichtet war, sowenig, wie sich eine Marschkolonne drum gekümmert haben dürfte. Auch gab's Kreuzungen bei Überlandstrecken wohl nicht so häufig.

m.
 
Zuletzt bearbeitet:
Straßenbau war wohl Sklavenarbeit. Stell' ich mir ziemlich gruselig vor, da mitzutun. Geleeren- oder Berwerksklave zu sein, dürfte noch schlimmer gewesen sein, aber mir wäre der Job eines Hauslehrers angenehmer, wenn ich mir ein Sklavendasein aussuchen müßte. Auch denke ich, daß durch das verbreitete Garnisonswesen der Straßenbau in den Provinzen (soweits Oberaufsicht und Planung angeht) strikt Sache der Römer war. Straßenbausteuern - gar von Anliegern - hat's da wohl im eigentlichen Sinne eher nicht gegeben.
Meines Wissens nach war Straßenbau Soldatenhandwerk und wurde selbst von den Ruhmreichsten Legionen getätigt, da diese es auch Teil des Soldatenseins verstanden.
Tiberius Gabinius hat sowas in einem anderen Beitrag schon mal angedeutet...
 
Wulfnoth schrieb:
Meines Wissens nach war Straßenbau Soldatenhandwerk [...]
Tiberius Gabinius hat sowas in einem anderen Beitrag schon mal angedeutet...
Ja? Da hätt' ich aber gern einen Beleg gesehen.


miles, scepticus

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also, damit das klar ist, ich bezweifele nicht, daß Soldaten Schanz- und andere Arbeiten leisteten, wenn's anlag, aber daß die zigtausend Meilen auf Soldatenwerk zurückgehen bezweifele ich - bis auf weiteres - entschieden.

m.
 
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noch'n Auszug aus'm EB 2005 Artikel, diesmal zur via appia:

The Appian Way was celebrated by Horace and Statius, who called it longarum regina viarum, or “queen of long-distance roads.” As the main highway to the seaports of southeastern Italy, and thus to Greece and the eastern Mediterranean, the Appian Way was so important that during the empire it was administered by a curator of praetorian rank. The road averaged 20 feet (6 m) in width and was slightly convex in surface in order to facilitate good drainage. The road's foundation was of heavy stone blocks cemented together with line mortar; over these were laid polygonal blocks of lava that were smoothly and expertly fitted together. The lava blocks formed a good traveling surface, and one that proved to have extraordinary durability over the centuries. The first few miles of the Appian Way outsideRome are flanked by a striking series of monuments, and there are also milestones and other inscriptions along the remains of the road.


miles, seiner EB unausgesetzt kleine Elektronen verfütternd
 
Wäre deine Art freundlicher, würde ich dies mit einem "gerne" abtun. So stelle ich die Frage: auf welcher Grundlage baust du eine derartige Skepsis auf?
So bin ich letztlich nur dazu geneigt, Lukullus vor falscher Infoarmation zu schützen.

Fernstrassen, via publicae, entstanden im Normalfall aus den durch Pioniere angelegte Wegen und Strassen zur Versorgung der Truppe bzw. neu gegründeter oder eingegliederter Ortschaften. Dies ist z.B. auf den verschiedenen Siegessäulen und Bögen dargestellt, besonders anschaulich auf der Trajanssäule. Selbst Vegetius, der sonst wenig über das Alltagsleben des gewöhnlichen Legionärs verrät, erwähnt die Bautätigkeit der Legion.
Der Legionsstempel auf verschiedenen Schindeln ist letztlich dazu geneigt, Archäologen über spezialisierte Bautrupps mutmaßen zu lassen, die innerhalb der Legionen als Vexillationes ausgetauscht wurden.

Die Bautätigkeit der Legion ist mehr als gut belegt. Schließlich gibt es sogar einen Praefectus fabrum, Kommandant aller Werkleute. Diverse Autoren erwähnen, wie wichtig die Legion für den Bau ist.


Mal ein paar Daten des Limesmuseums Aalen zu dem Thema.
Pro römische Meile (das sind aufgerundete 1,500 m) kostete der Strassenbau 500.000 Sesterzen.
Ortsverbindungen (via vicinales) und Privatstrassen (via privatae) mußten von den Anwohnern und Gemeinden getragen werden und wurden nicht immer mit der Hilfe der Legion erbaut.
In der mittleren Kaiserzeit blickte Rom auf 80.000 km Strasse, allerdings nur geschätzt.

Via publicae bestanden in der Regel aus Bruchsteinen, gedeckt mit Steinplatten (Italien und Frankreich) oder Schotter/ Kies (Obergermanien und Ratien). Die Strassen weisen oft eine konvexe Wölbung auf, die ein abfließen des Wassers in die Gräben erleichterte.
Die schon angesprochenen Mansiones, also staatliche Rasthäuser waren oftmals gepaart mit Wechselstationen (mutationes) . Diese dienten dem cursus publicus, dem augusteischen Kurierdienst. Man mußte bestimmte diploma mit sich führen um sie zu nutzen und ein Mißbrauch war strafbar.
Der durschnittliche Abstand lag bei 10-15 km solcher Stationen, Raststationen dagegen schon 35 km.
Man kann also davon ausgehen, dass auf römischen Strassen eine brandeilige Nachricht mit ca. 120 -160 km pro Tag befördert wurde.
Privatpersonen wie Händler fanden meist auch private Raststationen, dies natürlich damals wie heute in der Umgebung von Ortschaften. Diese waren in Itineraria aufgelistet, die auch als Routenplaner dienen konnten.

Strassen wiesen Meilen- oder Leugensteine auf, die den Namen und die Entfernung (in römischen Meilen oder gallischen Leugen) des nächsten Ortes angaben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tib. Gabinius schrieb:
Wäre deine Art freundlicher, würde ich dies mit einem "gerne" abtun. So stelle ich die Frage: auf welcher Grundlage baust du eine derartige Skepsis auf?
...zu 'meiner Art': suum cuique ... zur Frage, nach meiner Skepsis, zunächst mal eigenes Denken - daß Soldaten einer Menge (auch Bau-)arbeiten nachgingen, schrieb ich bereits.

Pioniere machen Gelände durch-, Gewässer überquerbar. Steinekloppen oder dergleichen dürften Heeresführer tunlichst anderen aufgebürdet haben. Den Kohorten standen ja auch 'ne Menge (war'n das i.d.R. nicht 1:3?) Nichtkombatanten zu, Leute, die Zeuchs mit sich rumschleppten und für den allgemeinen Service sorgten. Schließlich ist Straßenbau in der geschilderten Qualität zeitaufwendig.


miles, da doch nich' für
 
Interessante Information zum Thema Verkehrswege:
Wichtig waren natürlich auch Flüsse wie der Rhein. Und auch hier spielt das Militär eine bedeutende Rolle in der Infrastruktur.
So transportierte 160 n. Chr. die Classis Germanica Steine aus den Brüchen am Drachenfels nach Xante, also der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana. Möglicherweise organisierten sich die privaten Schiffer zu Gilden.

Unter Kaiser Claudius beginnt im Rheinland ein offizielles Strassenbauprogramm auf den Schultern der dort liegenden Legionen. An diesen Strassen gab es zumeist auch Posten aus benificarii consulares.


Auch interessant, im RGM findet man eine Rekonstruktion eines römischen Reisewagens.

In Pompei hingegen sieht man die Rillen in den Pflastersteinen. Mal sehen ob ich dazu einen Link auftreibe, wie gesagt, die Zeit drängt.
 
miles schrieb:
Pioniere machen Gelände durch-, Gewässer überquerbar. Steinekloppen oder dergleichen dürften Heeresführer tunlichst anderen aufgebürdet haben. Den Kohorten standen ja auch 'ne Menge (war'n das i.d.R. nicht 1:3?) Nichtkombatanten zu, Leute, die Zeuchs mit sich rumschleppten und für den allgemeinen Service sorgten. Schließlich ist Straßenbau in der geschilderten Qualität zeitaufwendig.
Nein, auch Steinbrucharbeiten konnten und wurden der Legion aufgebürdet, wie auch Kalkbrennen usw. usf.
Selbst die Alpenwege wurden von Legionen gebaut und in die Berge geschlagen. Verluste dabei wurden in Kauf genommen.

6000 Mann ideal-nominelle Stärke einer Legion beinhalten zu vernachläßigende Zahlen Nichtkombatanten. Der Troß wird in einem gesonderten Thema in diesem Forum behandelt.
Jeder Soldat trug seine Ausrüstung selbst, ebenso seine Verpflegung für die nächsten Tage. Das Zelt für 8 Mann trug ein Maultier.

Die Aufgaben der Legion war extrem breit gefächert und vermischt sich aufs äußerte mit sozialen und kulturellen Aufgaben.
Man mußte erstmal Immunes werden, um nicht für JEDE Art von Arbeit zur Verfügung zu stehen.

Da du mir eh nicht glaubst und bevor wir weitere Stunden hier schreiben:
-Die römische Armee, Peter Connolly (Kinderbuch, idealer Einstieg)
-Die Römer in NRW, Heinz Günther Horn (Hrsg)
-Am Rande des Imperiums, Limesmuseum Aalen
-Rom und sein Weltreich, Peter Cunliff
-Die Römer in Germanien, Reinhard Wolters
-Greece and Roman at War, Peter Connolly

In all diesen Büchern kannst du die Angaben nachlesen. Sie sind frei und überall erhältlich.
Ansonsten empfiehlt sich ein Blick in die HZ, Archäologie in Dtl. o. NRW der frühen 80er bis heute, und die Bonner Jahrbücher.
 
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