Römisches Straßen- und Verkehrsystem

Hallo Tiberius Gabinius,
was meinst du mit Nichtkombatanden?
Zu einer Legion gehörten doch vor allem auch viele Kombatanten, also Hilfstruppen?
Dadurch erhöhte sich die Zahl von 6000 Soldaten doch oft zum Teil erheblich.
 
Ich glaube Paul, du verwechselst da etwas.
Die 6000 Mann sind ein "Rundungswert" und gehen von der Sollstärke einer Legion aus. Berechnet wird dies anhand folgender Zahlen:
8-10 Mann pro Contubernia (Zeltgemeinschaft). 10 Contubernia pro Centuria + Stab, 6 Centuriae je Cohors, 9 Cohortes je Legion.
Dazu die 1. Cohors mit Doppelzenturien (also doppelt so stark), 120 Mann Legionsreiterei und Stab.
Somit kommst du auf eine Zahl irgendwo zwischen 5600 und 6700. Wie du siehst ist dabei kein Platz eingerechnet für Nichtkombatanten ("Nicht Kämpfende") wie Waschweiber, Calones (Tierführer und Sklaven), Troßbegleiter wie Lupae (Dirnen) usw. usf.
Zwar wird auch ein Teil der Soldaten Aufgaben wie Schriftführer nachgekommen sein, die Titel dafür sind überliefert, aber wie gesagt, diese Zahl ist verschwindend gering.
Allerdings ist 6000 Sollstärke, es wird stark angezweifelt, ob sie von den Legionen eingehalten wurde. Vermutlich lagen sie meistens ein gutes Stück darunter, und die auftrenden Ausfälle während des Marsches und des Feldzuges werden ihr übriges getan haben, auf dem Schlachtfeld niemals diese Sollstärke erscheinen zu lassen.
Frage umfassend beantwortet? Falls nicht, bitte ein neues Thema aufmachen, damit wir dieses zivile Thema nicht wieder mit militärischem überfluten, das zudem Offtopic ist.

Ach ja, Hilfstruppen, so übersetzt man normalerweise "Auxiliare".
Diese sind keineswegs "nonkombatant" sondern das genaue Gegenteil. Vermutlich haben die Legionen auf sie einen großen Teil des Kampfes abgelastet um sich selbst zu schonen.
Auxiliare waren auch die am Rhein meisteingesetzte "Grenzschutztruppe", die Kavallerie der Römer bestand fast ausschließlich aus Fremdvölkern.
 
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Meilensteine (Bsp. http://www.altmuehltal.de/walting/meilenstein.htm )
Die Meilensteile sind im Normalfall zwischen 2 und 3 Meter hoch (ein nicht unbeträchtlicher Teil stellt natürlich den im Boden befindlichen Sockel) und rund.
Darauf verzeichnet sind die Erbauer, falls dieser nicht der Kaiser ist folgt dessen Name, und dann die Entfernung zur nächsten Stadt bzw. dem Ausgangspunkt der Strasse.
Bsp.: Camb(Odunum) M(ilia) P(assum) XI (von Kempten 11 Meilen). Das Beispiel stammt aus Rosmaries Einführung in die Alte Geschichte.
In Gallien/Germanien konnte ab den Zeiten Hadrians auch Leugen anstelle von Meilen die Entfernung bezeichnen.
 
Salve,

nach längerer Pause erst mal ein fettes Danke für alle Informationen.

Jetzt aber doch tatsächlich mal was aus der eigenen Recherche.;)

In Rom soll seit Caesar tagsüber ein Fahrverbot für Warentransporte mit Wagen bestanden haben um die engen Straßen vor Verstopfung zu schützen (ähnlich unserem Nacht- und Sonntagsfahrverbot für Lkw). Habe unterschiedliche Angaben über die genauen Zeiten gefunden, mehrheitlich lag es jedoch zwischen 6 Uhr morgens und 20 Uhr abends.
Dann wird es nachts ja wohl mächtig gerappelt haben auf dem Pflaster, war aber aus Sicht der Ordnungsmacht wohl das kleinere Übel. Jedenfalls liegt die Erfindung von Oropax durch die Römer ja regelrecht auf der Hand.:rofl:

Es soll auch Sondergenehmigungen gegeben haben für besonders dringlicheTransporte, und die Reisekutschen der Nobilität unterlagen wohl auch nicht dieser Regel.

Darüberhinaus gab es auch Einbahnstraßen, was ja auch ein dementsprechendes Hinweisschild nahezu bedingt.

Weitere Verkehrsregeln scheinen also naheliegend, denn warum sollte der antike Römer die rush-hour als weniger lästig empfunden haben als unsereins, bzw. sich nicht ähnlich flegelhaft benommen haben wie so mancher Zeitgenosse.
Ein Vogelzeigen oder Stinkefinger dürfte damals vielleicht auch schon ein paar Ass gekostet haben.=)

Für andere Metropolen des Imperiums scheint nichts Vergleichbares belegt, doch es erscheint plausibel, dass Rom auch diesbezüglich als Vorbild gedient haben dürfte.

Angeblich lässt sich auch die Spurbreite unserer Stahlrösser von 1,435 m auf die gängige Spurbreite der römischen Wagen zurückführen, da sie von den britischen Post- und Reisekutschen, die vielfach noch auf Römerstrassen verkehrten, kurzerhand auf die Schiene übertragen wurde. Es gibt viele Relikte römischer Straßen, die enorm tiefe Spurrillen in genau dieser Breite aufweisen (v.a. im Gebirge, wo die Strassen mitunter in den nackten Fels geschlagen wurden).
Allerdings liegt der Ursprung des römischen Wagenbaus eher in Gallien, da die römischen Wagen den gallischen nachempfunden sein sollen. Vielleicht war es ja schlicht der römische Pragmatismus, denn die Römer haben zwar beeindruckende Straßen gebaut, doch sie dürften nicht die ersten gewesen sein, die Fahrwege angelegt haben.

Mir stellt sich bei den Spurrillen die Frage, ob sie eine reine Abnutzungserscheinung der Jahrhunderte sind oder eventuell bewusst angelegt wurden, um gerade auf abschüssigen Strecken die Sicherheit zu erhöhen. Dann wäre eine einheitliche Spurbreite nahezu zwingend beim Bau der Wagen gewesen. Weiß da jemand was drüber?
 
Lukullus schrieb:
In Rom soll seit Caesar tagsüber ein Fahrverbot für Warentransporte mit Wagen bestanden haben um die engen Straßen vor Verstopfung zu schützen (ähnlich unserem Nacht- und Sonntagsfahrverbot für Lkw). Habe unterschiedliche Angaben über die genauen Zeiten gefunden, mehrheitlich lag es jedoch zwischen 6 Uhr morgens und 20 Uhr abends.
Dann wird es nachts ja wohl mächtig gerappelt haben auf dem Pflaster, war aber aus Sicht der Ordnungsmacht wohl das kleinere Übel. Jedenfalls liegt die Erfindung von Oropax durch die Römer ja regelrecht auf der Hand.:rofl:
Die unterschiedlichen Angaben sind völlig logisch. Für den Tagesablauf der Römer war ein Faktor entscheidend: die Sonne. So endet der Tag im Winter logischerweise früher, im Sommer später. Dementsprechend richtete man sich ein, und erlaubte nach der Beendigung des Tagesgeschäftes den Wagenverkehr in der Stadt selbst. Da Nachts kein gutes fahren ist und damals umso mehr, dürfte spätestens bei kompletter Abdunklung auch dieser Betrieb größtenteils wieder beendet gewesen sein. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass zu Caesars Zeiten Rom keineswegs in seiner ganzen Größe von hervorragenden Strassen durchzogen waren. Ein großer Teil römischer Stadtwege war nicht für Fuhrwerke geeignet.

Grund für die Spekulationen um "nächtlichen Betrieb" geben Iuvenals Satiren. Wie nah dran oder wie übertrieben sie nun sind kann man nicht mehr nachvollziehen. Außerdem datiert Iuvenal wesentlich später als Caesar.
Es soll auch Sondergenehmigungen gegeben haben für besonders dringlicheTransporte, und die Reisekutschen der Nobilität unterlagen wohl auch nicht dieser Regel.
Reisekutschen sind genau das, Kutschen um eine Reise anzutreten. Kurze Wege konnten auch von der Nobilität zu Fuß oder in der Sänfte erledigt werden.

Darüberhinaus gab es auch Einbahnstraßen, was ja auch ein dementsprechendes Hinweisschild nahezu bedingt.

Weitere Verkehrsregeln scheinen also naheliegend, denn warum sollte der antike Römer die rush-hour als weniger lästig empfunden haben als unsereins, bzw. sich nicht ähnlich flegelhaft benommen haben wie so mancher Zeitgenosse.
Nicht zuviel der Organisation annehmen. So gab es z.B. auch keine "Adressen". Man beschrieb seinen Wohnsitz mit Auffälligkeiten.
Wer sollte zudem solche Regeln durchsetzen? Prätoren, Vigilien und Lictoren hatten bei weitem bessers zu tun, als Politesse zu spielen.

Für andere Metropolen des Imperiums scheint nichts Vergleichbares belegt, doch es erscheint plausibel, dass Rom auch diesbezüglich als Vorbild gedient haben dürfte.
Ohne nachgelesen zu haben bilde ich mir ein, dass im Laufe des 1. Jh. die Fahrerlaubnis in den anderen römischen Ortschaften ebenfalls eingeschränkt wurden.

Ob und wie die Spurbreite sich auf die heutige auswirkt kann ich dir nicht verraten. Ebensoweng ist mir eine Abstammungsgeschichte der römischen Wagen geläufig, aber das Bild hier spricht schon einige Bände: http://www.geocities.com/sallustiusde/pompej.jpg (auch die Seite an sich ist interessant).
Die Steine zur Strassenüberquerung durch Fußgänger zwingen eine bestimmte "Spur" regelrecht auf. Sozusagen gilt beides.
Hoffe trotzdem geholfen zu haben.
 
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