Rolle Polens 1871

M

Mischa

Gast
Moinsen,

bin grad dabei meine Facharbeit zu gliedern, zu recherchieren usw. Soweit komm ich auch eigentlich ganz gut klar, nur fehlt mir für den komplizierten geschichtlichen Gesamtüberblick die Position Polens im 1871 gegründeten deutschen Reiches. Ich hab einen Quelltext von einer polnischen Fraktion im Reichstag gefunden, kann daraus jedoch auch keine Schlüsse ziehen. Habs in nem Buch von meinem Vadder gefunden, deswegen kann ichs nich posten...

Die polnische Fraktion scheint unzufrieden mit dem nationalen, deutschen Einigungsbestreben durch die neue Verfassung zu sein. Sie sprechen von dem Wunsch nach "unseren gerechten nationalen Forderungen" und von einer in der Wiener Kongressakte versprochene nationale Sonderstellung und davon das ihnen diese sowie auf Grund internationaler Abkommen zustehende Rechte durch die Reichsgründung verkannt werden.

Ich rall dat einfach nich. Polen is doch nach dem Wiener Kongress mehr oder weniger zerissen worden und ein Teil ging dann ja auch an Preußen. Aber warum stört sich die polnische Fraktion an der Verfassung?

Bitte, helft mir!

Gruß, Mischa
 
1815 gab es Polen in diesem Sinne nicht ; das ehemalige Königreich war zwischen Rußland, Österreich und Preußen aufgeteilt. Eine Bestrebung war die Wiederherstellung nationaler Souveränität. In Preußen waren die Polen eine Minderheit, die es als Katholiken gegenüber dem mehrheiltlich protestantischen Land ausgesprochen schwer hatte. Zur gleichen Zeit setzte ja auch der Kulturkampf ein, der sich ja explizit gegen die Katholiken richtete. die zentralisierenden und nationalen Elemente der deutschen Reichsverfassung stehen im Widerspruch zu den Wünschen der Polen.
 
Hab jetzt noch heruasgefunden, dass die Polen sich nie mit der Teilung zufrieden gegeben haben. Es gab infolgedessen regelmäßige Aufstände in den drei polnischen Provinzen. In der Quelle die ich gefunden haben, nehmen die Polen in Preußen bestimmte Rechte in Anspruch: "... mit der Neugestaltung des deutschen Reiches auf nationalem Gebiete auch unsere gerechten nationalen Forderungen, namentlich die uns Deutschland gegenüber durch die Wiener Kongressakte feierlich geewährleistete nationale Sonderstellung, wieder zur Geltung gelangen werden [...]. Wir können uns daher unmöglich mit einem Verfassungsvorwurf zufrieden erklären, welcher das Werk der nationalen Konstituierung Deutschlands damit beginnt, dass er den Polen die ihnen auf Grund internationaler Verträge unbestritten zustehenden Rechte verkennt."

Was für Rechte meine die Polen und welche Befürchtungen haben sie? Das versteh ich leider immer noch nich...

btw: hab mich mal hier im forum umgeguckt. reschpekt, euer forum gefällt mir sehr und is interessant

gruß, mischa
 
Auf Anhieb bin ich auch etwas überfragt, aber eine Rolle spielt bei nationalen Minderheiten immer die Sprache ; eine Forderung wird sicher die gewesen sein, daß die dort eingesetzten Beamten Polnisch sprechen können.
 
Leider ist es relativ schwer den deutschen Wortlaut der Wiener Schluß- bzw. Kongressakte im Internet zu finden. Deshalb die frz. Version von dieser Seite hier:

http://pcombal.club.fr/congresvienne.html

Wichtig ist dieser Teil: "Les Polonais, sujets respectifs de la Russie, de l'Autriche et de la Prusse, obtiendront une représentation et des institutions nationales, réglées d'après le mode d'existence politique, que chacun des gouvernements auxquels ils appartiennent jugera utile et convenable de leur accorder."

Die dt. Übersetzung lautet ungefähr: "Die Polen, jeweils Untertanen Russlands, Österreichs und Preußens, werden eine Repräsentation und nationale Institutionen erhalten, welche den gegebenen politischen Umständen (bes: Regeln) ensprechen, die jede einzelne Regierung, der sie jeweils angehören, ihnen als nützlich und angemessen gewähren wird."

In diesem Zusammenhang ist die Garantieerklärung bzw. das Manifest (1815) Friedrich Wilhelm des III. sehr wichtig. Er formulierte ein Manifest an die Bevölkerung des Großherzogtums Posen in dem er die Bekennung zur eigenen Nationalität ausdrücklich zugesteht, sowie Religionsfreiheit bzw. Bekennung zur eigenen Religion und Freiheit in der Benutzung der Sprache bzw. Gleichstellung der Sprache in öffentlichen Ämtern.
Insgesamt liberal, auch wenn Wilhelm betont, dass das Großherzogtum nun zu seiner Monarchie gehört. Dennoch mit allen genannten Punkten eine klare, aufgeschlossene Linie, die er da vertritt.
Dafür habe ich leider keine Quelle, mein Gedächtnis musste da herhalten.

Ich denke aber, dass in Kombination mit dem, was Tannhaeuser erwähnte, die Erregung der poln. Fraktion klar wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf Anhieb bin ich auch etwas überfragt, aber eine Rolle spielt bei nationalen Minderheiten immer die Sprache ; eine Forderung wird sicher die gewesen sein, daß die dort eingesetzten Beamten Polnisch sprechen können.
...und daß die Kinder in den Volksschulen nicht gezwungen werden, deutsch zu sprechen. Vergleiche hierzu auch die Probleme in der damals neuen Reichsprovinz Elsaß-Lothringen..
Probleme gab es auch im Ruhrgebiet, weil die zahlreichen polnischen Arbeiter im Bergbau die Arbeitsschutzbestimmungen und Bedienungsanweisungen für die Maschinen auf deutsch nicht lesen konnten, weshalb die "polnische Fraktion" im RT für zweisprachige Anschläge kämpfte. Aber das bezog sich natürlich nicht auf Rechte, die den Polen aufgrund der Karlsbader Beschlüsse zugesichert wurden. Da bin ich leider auch überfragt.
 
Teilung Polens

Welche Ursachen gibt es für die 3 polnischen Teilungen??
 
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