Rückversicherungsvertrag

Timo17

Mitglied
Hi,

habe mal eine Frage zum Rückversicherungsvertrag und zwar wieso war Caprivis gegen den Rückerversicherungsvertrag und hat ihn abgelehnt?

Wäre nett wenn mir jemand helfen kann.

MfG Timo
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
In der von dir gegnanten Quelle finde ich nur folgendes dazu:

[FONT=Arial,Helvetica,sans-serif]Caprivi überzeugt daher kurz nach seinem Amtsantritt Wilhelm II., den 1887 v
on Bismarck ausgehandelten Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht zu verlängern.

Aber wieso ???
[/FONT]
 
1890 20. März: Kaiser Wilhelm II. ernennt Caprivi zum Nachfolger Otto von Bismarcks als Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten. Bismarck selbst hatte ihn als möglichen Kandidaten für seine Nachfolge ins Auge gefasst und steht ihm zunächst wohlwollend gegenüber. Wilhelm II. glaubt in dem Befehl und Gehorsam gewohnten Berufssoldaten einen geeigneten Ausführungsgehilfen für sein "persönliches Regiment" gefunden zu haben.
Caprivi schlägt in der Außen- und Innenpolitik einen "Neuen Kurs" ein. Das Bismarcksche Bündnissystem mit verdeckten Verträgen nach verschiedenen Seiten hält er für zu riskant und zu unübersichtlich. Caprivi überzeugt daher kurz nach seinem Amtsantritt Wilhelm II., den 1887 von Bismarck ausgehandelten Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht zu verlängern.

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/CapriviLeo/
 
Mercy schrieb:
Nicht sehr erhellend für die gestellte Frage.

Hhmm...also da steht, was unter Bismarcks Nachfolger (Caprivi) für Überlegungen gemacht worden:


Als Teil von Bismarcks System der peripheren Ablenkung war der Vertrag wesentlich von der Person des Reichskanzlers abhängig. Nach der Entlassung Bismarcks sah sich aber das deutsche Auswärtige Amt außerstande, seine Politik erfolgreich fortzusetzen. Denn tatsächlich funktionierte Bismarcks Plan, Russland vom deutschen Wohlwollen in der Bosporusfrage abhängig zu machen, nur solange, wie Russland auf eine russisch-französische Allianz verzichtete. Der Rückversicherungsvertrag schloss eine solche allerdings nicht aus.
Während Deutschland vor einem französischen Angriff nicht geschützt war, gab der Vertrag Russland das Recht, unter Verweis auf seine historischen Rechte auf dem Balkan, Österreich-Ungarn anzugreifen.
Als Russland aufgrund der beschriebenen Vorteile 1890 auf eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags drängte, weigerte sich Deutschland unter Wilhelm II. beharrlich, weil er ihn für unnötig hielt. Die deutsche Führung behielt diese Ansicht auch bei, nachdem Russland bereit gewesen war, auf die für Deutschland problematischen Teile, also das besagte "Zusatzprotokoll", zu verzichten. Ursache für die deutsche Entscheidung war die Annahme, dass ein Abkommen mit Russland in Bezug auf den Balkan die deutsche Glaubwürdigkeit gegenüber den Verbündeten Österreich-Ungarn und Italien unterminiere. Die heutige Forschung vertritt allerdings die These, dass ein Vertrag mit Russland durchaus mit dem Dreibund vereinbar gewesen wäre.

Ich finde, das klärt doch die Frage, oder?
Gut, man muß natürlich wissen, daß Caprivi Bismarcks Nachfolger war.. :(
 
Arne schrieb:
Als Russland aufgrund der beschriebenen Vorteile auf eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags drängte, weigerte sich Deutschland unter
Wilhelm II. beharrlich, weil er ihn für unnötig hielt. Die deutsche Führung behielt diese Ansicht auch bei, nachdem Russland bereit gewesen war, auf die für Deutschland problematischen Teile, also das besagte "Zusatzprotokoll", zu verzichten. Ursache für die deutsche Entscheidung war die Annahme, dass ein Abkommen mit Russland in Bezug auf den Balkan die deutsche Glaubwürdigkeit gegenüber den Verbündeten Österreich-Ungarn und Italien unterminiere.

Dazu ergänzend, da hier die Rolle Wilhelm II. nicht korrekt wiedergegeben ist :

Schon am 23.3. 1890 , noch bevor Bismarck Berlin verließ , gab es eine Besprechung Caprivis mit seinem einflußreichen Berater Fr. v. Holstein und anderen über den Rückversicherungsvertrag, den der russ. Außenminister de Giers gern verlängert sähe. Wilhelm II. , der gegenüber dem russ. Diplomaten Graf Schuwalow bereits die Zusage der Verlängerung hatte ausrichten lassen, widerief seine Zusage, da sich Caprivi von seinen Beratern , vorallem v. Holstein von den Nachteilen und schon oben erwähnten Gründen hat überzeugen lassen. Holstein hatte im Blickfeld für die Zukunft Deutschlands großmachpolit. Ambitionen und
hatte schon Bismarcks Bündnispolitik in diesem Sinn hintertrieben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolai_Karlowitsch_de_Giers

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Holstein
 
Arcimboldo schrieb:
Dazu ergänzend, da hier die Rolle Wilhelm II. nicht korrekt wiedergegeben ist :

Wobei im Wiki-Artikel von "Deutschland unter Kaiser Wilhelm II" die Rede ist und nicht von Kaiser Wilhelm II.
Aber deine Ergänzung zeigt mal wieder, daß der Kaiser oft nicht machen konnte, was er wollte, sondern sich - oftmals entgegen seiner Überzeugung - den Beratern beugte. Im Nachhinein, nicht immer zum Besten... :pfeif:
 
Arne schrieb:
Wobei im Wiki-Artikel von "Deutschland unter Kaiser Wilhelm II" die Rede ist und nicht von Kaiser Wilhelm II.
:

Das lese ich nicht so.

Zitat Wiki "
weigerte sich Deutschland unter Wilhelm II. beharrlich, weil er ihn für unnötig hielt."
Abgesehen davon, daß es schlechtes Deutsch ist, bezieht sich die Aussage des Wiki - Artikels m.E. eben auf Wilhelm II. mit : weil er ihn... mag Korintenkackerei sein, aber es ergibt für mich und vielleicht für andere einen anderen Inhalt. :confused:
 
Zuletzt bearbeitet:
Arcimboldo schrieb:
Das lese ich nicht so.

Zitat Wiki "
weigerte sich Deutschland unter Wilhelm II. beharrlich, weil er ihn für unnötig hielt."
Abgesehen davon, daß es schlechtes Deutsch ist, bezieht sich die Aussage des Wiki - Artikels m.E. eben auf Wilhelm II. mit : weil er ihn... mag Korintenkackerei sein, aber es ergibt für mich und vielleicht für andere einen anderen Inhalt. :confused:

Stimmt. Die Gramatik ist widersprüchlich. Da hat sicher jemand den Text eines anderen geändert - und verpfuscht.
 
Dazu ergänzend, da hier die Rolle Wilhelm II. nicht korrekt wiedergegeben ist :

Schon am 23.3. 1890 , noch bevor Bismarck Berlin verließ , gab es eine Besprechung Caprivis mit seinem einflußreichen Berater Fr. v. Holstein und anderen über den Rückversicherungsvertrag, den der russ. Außenminister de Giers gern verlängert sähe. Wilhelm II. , der gegenüber dem russ. Diplomaten Graf Schuwalow bereits die Zusage der Verlängerung hatte ausrichten lassen, widerief seine Zusage, da sich Caprivi von seinen Beratern , vorallem v. Holstein von den Nachteilen und schon oben erwähnten Gründen hat überzeugen lassen. Holstein hatte im Blickfeld für die Zukunft Deutschlands großmachpolit. Ambitionen und
hatte schon Bismarcks Bündnispolitik in diesem Sinn hintertrieben.

Nikolai Karlowitsch de Giers ? Wikipedia

Friedrich August von Holstein ? Wikipedia


Korrekt. Friedrich von Holstein war die graue Eminenz des Auswärtigen Amtes und hatte eine ausgesprochene tief sitzende Abneigung gegen Russland. Er favorisierte eine Verbindung mit Großbritannien. Niemand war im AA, erst recht nicht Caprivi, der fachlichen Kompetenz Holsteins gewachsen. Merkwürdig, das er als Bismarcks Schüler von seinem Meister so wenig gelernt hatte.

Des Weiteren war Holstein einer der Strippenzieher, die an Bismarcks Sturz gearbeitet hatten.
 
Insgesamt läßt sich aber ganz klar konstatíeren, dass der Rückversicherungsvertrag eine schwere Geburt war. Es bedurfte mehrere, nicht ganz unproblematische, Verhandlungsrunden, um das Vertragswerk unter Dach und Fach zu bringen.

Und hinterher trat trotzdem Ernüchterung ein, denn die massive Pressekampagne in Russland gegen das Deutsche Reich ging weiter. Der Großfürst Nikolaus Michailowitsch widmete am Bord des Dampfers Uruguay Frankreich einen Trinkspruch. Gerüchten zufolge soll er sich sogar über einen gemeinsamen Krieg mit Frankreich gegen das Deutsche Reich geäußert haben.

Der französische Revanchist Dérouléde wurde in Russland auf desse Reise gefeiert und auch von russischen Beamten warm empfangen. Der Höhepunkt war sicher, das einer dieser Beamten, Nekliudow, vom Zaren Alexander mit einen Orden geehrt wurde.

Bismarck war sauer und frustiert und es wurde klar, dass das Abkommen von seinem Wert her wohl doch beschränkt gewesen war. Denn, die entscheidene Frage war doch, wie verhielten sich die Russen, wenn Frankreich das Deutsche Reich angreift, aber die Deutschen die Franzosen zurüschlagen und ihrerseits auf Paris marschieren würden. Da waren wohl Zweifel angebracht. Herbert von Bismarck sagte bei Gelgenheits inngemäß, mit diesem Vertrag würden die Russen sechs Wochen von der Grenze Ostpreußens ferngehalten werden.
 
Holstein hatte im Blickfeld für die Zukunft Deutschlands großmachpolit. Ambitionen und
hatte schon Bismarcks Bündnispolitik in diesem Sinn hintertrieben.

Holstein hätte bereits schon 1886/87 eine ganz andere Mächtekonstellation herbeigeführt. In der großen Ostkrise (Bulgarien) wollte er erreichen, dass Österreich-Ungarn gegenüber Russland wesentlich aggressiver auftritt, notfalls auch vor einem Kriege nicht zurückschreckt.

Zu diesem Zwecke sollte Großbritannien an Österreich-Ungarn herangeführt werden. Holstein plauderte, das war schon, so glaube ich, glatter Landesverrat, diplomatische Geheimnisse in verzerrter Form gegenüber den Vertretern Österreich-Ungarns aus.

So beschrieb er die britische Haltung erheblich optimistischer, für den Fall eines Krieges zwischen Russland und Österreich-Ungarn und meinte auch, der Ballhausplatz solle sich nicht nach Berlin umsehen, dort würde man dann schon folgen.

Holstein muss, das ist irgendwie kaum anders noch zu verstehen, sich wohl nicht darüber im Klaren gewesen sein, was für katastrophale Folgen seine Einflüsterungen hätten haben können, wenn die Männer am Ballhausplatz seinen „Empfehlungen“ gefolgt wären.
 
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