Schicksal der Griechen Kleinasiens?

Ohje, ich weiß mehr, habe aber noch zahlreiche offene Baustellen hier im Forum... :)

Ich habe auch einige Dokumente gepostet, die einiges behandeln, im Nachbarbereich: Osm. Reich, wohin dieser Thread auch gehört, da du ja wissen willst, was mit den Griechen unter osmanischer Herrschaft geschah. Oder?

Oder bezeichnest du das osmanische Reich weiterhin als Byzantinisches Reich? So wie die Sultane, sich als Kaiser von Rum titulierten? ;)

Nach der Eroberung Konstantinopels flüchteten etliche der letzten verblieben Bewohner im Zuge der Plünderungen ins Umland. Etliche wurden im Zuge der Plünderungen auch gefangen genommen.
In Edirne gab es einen großen Sklavenmarkt, und da Sultan Mehmet Konstantinopel zur Hauptstadt machen wollte, kaufte er dort zahlreiche Sklaven und Kriegsgefangene frei, und schickte sie wieder in ihre Häuser in Konstantinopel. Auch aktive Besiedelungspolitik, z.B. neben Anwerbungen auch Zwangsumsiedlungen ganzer Volksgruppen (Stadtteilsnamen Istanbuls zeugen davon), sorgten neben dem Aufblühen der Wirtschaft in einer Pax Osmanica dafür, dass schon wenige Jahrzehnte nach der Eroberung, Konstantinopel wieder auf 50000 Meschen angewachsen ist und in der Folgezeit sogar wieder zur größten Stadt der Welt wurde.

Was ich eigentlich in einem anderen Thread schreiben wollte, gebe ich hier mal wieder:
Es wird immer gesagt, dass das OR islamisch sei. Das ist richtig, der Sultan war es, wie auch viele andere. Aber es gab neben den Muslimen eben auch noch zahlreiche Christen und auch Juden. Nicht nur beim einfachen Volk, sondern auch bis in höchste Ämter. Z.T. wie schon in anderen Threads oft geschrieben auch nach einer Islamisierung zwecks "Karriereaufstiegschancen".
(Inwieweit diese Konvertierung nun aus tiefsten Herzen oder nicht war, ist individuell verschieden und möchte ich hier nicht diskutieren. Es sei nur daran erinnert, dass es Gesetze gab, die es verbaten, vor Eintritt ins Erwachsenenalter zum Islam zu konvertieren, und selbst dann es vor der Konvertierung einem christlichen Priester gestattet war, dem Konvertiten in letzter Minute noch umzustimmen. Das Theorie und Praxis unter dem einen oder anderen Sultan auseinanderlagen, ist mir bewusst! Aber als ein Beispiel von Vielen konvertierte der spätere Großadmiral Kilic Ali Pascha (16. Jh.) im reifen Alter von 34 und hinterließ eine Moschee in Istanbul, die verdächtig den Geist einer Kirche atmet.)

Osmanische Volkszählungen auf dem Balkan (inkl. heutiges Griechenland) der Jahre 1520-30 besagen zum Beispiel, dass nur 19% der Bevölkerung muslimisch sei, der Rest Christen und ein paar Juden. (Unter den Bosniern/Bosniaken waren zu der Zeit 45% Muslime). Noch im 20. Jh. bestand mehr als die Hälfte der Bevölkerung Istanbuls aus Nichtmuslimen, mehrheitlich Griechen, also Urururenkel der Byzantiner.


Konvertierung nach S. Faroqhi: Geschichte d. OR:
"
Vor allem kamen im Gegensatz zu den europäischen Staaten
jener Epoche, in denen Vertreibungen und Hinrichtungen religiöse
Konformität erzwangen, unfreiwillige Bekehrungen zum
Islam nur relativ selten vor. Selbst manche Sklaven konnten
dem Druck, die Religion zu wechseln, widerstehen. Allerdings
hatte die Mehrheit der Sklaven, sowie die durch die Knabenlese
für den Dienst des Sultans eingezogenen jungen Männer, in
dieser Sache kaum eine Wahl. Es kam auch vor, daß Leuten, die
für die osmanische Verwaltung „Ruhestörer“ darstellten, nur
die Wahl zwischen einer schweren Strafe und der Annahme des
Islams blieb.
Die überwältigende Mehrheit aller Bekehrungen dürfte jedoch
auf freiwilliger Basis erfolgt sein. Dafür gab es etliche
Gründe. Zunächst einmal dürften die nicht enden wollenden
Religionsstreitigkeiten zwischen Orthodoxen, Katholiken und
Protestanten auf manche Südosteuropäer so abstoßend gewirkt
haben, daß sie nicht mehr bereit waren, an eine göttliche Sendung
der christlichen Kirchen zu glauben. Für weniger nachdenkliche
Menschen gab es natürlich „weltlichere“ Gründe.
Von der cizye [Anm. von mir: Kopfsteuer für Nichtmuslime, dafür brauchten sie nicht zur Armee] einmal abgesehen, öffnete die Annahme des Islam
Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs, etwa als Diener eines
Gouverneurs. Auch mögen manche Menschen es einfach
vorgezogen haben, als Untertanen „erster“ und nicht „zweiter“
Klasse zu leben. Bisweilen gab es auch Bekehrungen ganzer
Dörfer oder Familien, deren Gründe wegen Quellenmangels
meist nicht mehr nachzuvollziehen sind. Aber schon die Bedeutung
der cizye als staatlicher Einnahmequelle dürfte osmanische Provinzgouverneure und Kadis davon abgehalten haben,
die Bekehrung der „Ungläubigen“ mit allzuviel Nachdruck zu
betreiben."

Dazu das bekannte christl. Sprichwort aus der Zeit: Lieber unter dem Turban des Sultans, als unter der Mitra (?) des Kaisers. Oder wie der Satz nun noch genau ging...
naja, dieser spruch is mir nur von notaras den sekretär des letzten kaisers bekannt und der ging eher " lieber den turban des sultans, als die mitra des papstes". wobei er diesen satz später wohl zutiefst bereut haben muss, wenn man von seinem weiteren schicksal erfährt.
ansonsten glaub ich nicht dass dieser spruch unter der christlichen bevölkerung des osmanischen reiches überhaupt verbreitet war. ich halte das eher für ein ammenmärchen der westlichen presse, die dieses zitat immer wieder gerne bringt und aus den zusammenhang reißt.
Interessant ist ein starkes Bevölkerungswachstum seit dem 16. auf dem Balkan, ein Indiz für einigen Wohlstand und relative Ruhe.
ja man könnte diese zeit auch als pax ottomana bezeichnen, obwohl es auch damals zahlreiche blutig niedergeschlagene aufstände gab.
dabei sollte man auch anmerkenen das vor der entgültigen eroberung des balkans und anatoliens durch die osmanen, dort über 200 jahre zustände herrschten die selbst schlimmer waren als der von den deutschen gern beweinte 30jährige krieg, was verheerung und epidemien betrifft.
Dann gebe ich auch mal zu bedenken, dass die Nationalitäten des Balkans, die so gern vom "Joch der Türken" sprechen (was es temporär und regional auch gab), überhaupt heute nur davon sprechen können, weil es eben die Osmanen waren, die sie erobert haben. Wären es andere Mächte gewesen, und hätten sie als orthodoxe Ketzer betrachtet, dann wären sie vielleicht ebenso in die Bedeutungslosigkeit verschwunden, wie heute die Indianer in den USA, oder ganz verschwunden, wie die Araber in Spanien, Süditalien und Sizilien nach der Eroberung durch die christl. Reiche. Oder zahlreiche andere Völker, die von den christl. Reichen vernichtet und/oder vertrieben wurden.
schade, da schreibst du bis jetzt so einen guten beitrag um dann mit so einen völlig zusammenhanglosen mist zu kommen. dir müsste schon bekannt sein dass es sich bei den ortodoxen um christen handelt und nicht um muslime wie in spanien oder "heidnische" indianer wie in den usa. das kann man doch beim besten willen nicht vergleichen, das sind doch ganz andere historische zusammenhänge. und mir ist nicht bekannt das die griechische bzw. orthodoxe bevölkerung unter fränkischer bzw. katholischer herrschaft ausgelöscht wurde oder gar solche pläne existierten.
es hätte höchsten eine konfessionsänderungen von teilen der bevölkerung gegeben, wie bei der unierten kirche der ukraine, den arberesh und griechen in süditalien oder einigen katholiken bei den kykladen-inseln. ich empfehle dir in diesem zusammmenhang eine reise nach korfu, kreta oder zypern.
Im OR ist ebensowenig alles schlecht, wie ebensowenig alles eitel Sonnenschein, was glücklicherweise beginnend mit den Unis langsam auch auf dem Balkan Verbreitung findet, wobei Griechenland mit 10 Jahren in Vorsprung liegt. Das gleiche gilt auch für die türkischen Historiker, die wiederum zwei drei Jahrzehnte Vorsprung haben, ausser Exiltürken, die manchmal Vorreiter der Historiographie waren, neben westl. Forschern.

Die Lage auf dem Balkan vor der Eroberung nach Faroqhi. a.a.O.:
"
Überdies ist zu bedenken, daß im 14. Jahrhundert Anatolien
von zahlreichen Nomadenstämmen bewohnt wurde, die auf
der Suche nach Weideland bereit waren, auf die Balkanhalbinsel
überzusetzen. Allerdings wurde bei Nomaden, die sich
in Rumeli angesiedelt hatten, die Stammesstruktur sehr bald
durch eine rein militärische ersetzt. Über die Art, in der dies
vonstatten ging, wissen wir wenig. Doch könnte die Militarisierung
der rumelischen Nomaden darauf hinweisen, daß der
osmanische Staat die Einwanderung dieser muslimischen Untertanen
in die Balkanprovinzen zwar förderte, aber auch zu
kontrollieren suchte. Angesichts der zahlreichen von Nomadenstämmen
gegründeten anatolischen Fürstentümer dürften
die osmanischen Sultane Garantien gegen künftige Aufstände
und Staatsgründungen gesucht haben.
Für die Landnahme türkischer Nomaden auf dem Balkan
fließen die Quellen recht spärlich. Dieser Mangel hat die Austragung
heftiger Debatten über die Bevölkerungsdichte des
Balkans vor dem Beginn der osmanischen Eroberung und die
kriegsbedingten Bevölkerungsverluste begünstigt. Weiß man
doch nicht, in welchem Ausmaß die Pestepidemien des späten
14. Jahrhunderts die Bevölkerung, ganz unabhängig von den
Kriegsereignissen, dezimiert haben. Immerhin bildeten herumziehende
Armeen ein ideales Vehikel für die Pest. Historiker
auf der Balkaninsel gehen – oft mit nationalistischem Interesse
– von einer sehr hohen Bevölkerungszahl auf dem Balkan
vor der osmanischen Eroberung aus. Türkische Historiker dagegen
(und viele Osmanisten) schätzen die Zahlen weitaus
niedriger ein. Zu mehr als begründeten Vermutungen reichen
die Quellen jedoch auf keinen Fall."

EDIT:
Achja, da fiel mir gerade noch ein, dass beim Bevölkerungsaustausch in einem konkretem Fall, der vielleicht exemplarisch ist, keine Ahnung, die Familien jeweils im Austausch die Häuser der anderen Seite erhielten, die in etwa vergleichbar sein sollten. Ich habe sowohl in Griechenland und der Türkei oft Urlaub gemacht, auch deshalb, weil ich griechische und türkische Freunde habe. So berichtete mir ein türkischer Freund (ein gebildeter aufgeklärter atheistischer "Europäer" und Istanbuler, kein Proll, wie leider viele Türken hier bei uns... ;) ) davon, dass seine Großeltern aus Westthrakien (GR), bei Xanthi/Kavala/Drama als Jugendliche im Zuge des Austausches nach Istanbul kamen, in Westthrakien im Tabakwesen tätig waren. (Distribution, Qualitätskontrolle, ich glaube einige Felder haben die auch verpachtet.)
In der Nähe von Istanbul, nun, durch das Bevölkerungswachstum von 2,8 Millionen auf 15,5 Millionen gewachsene Istanbul zu der Stadt gehörende Städtchen Maltepe, erhielten sie ein kleines Haus, nebst den Grundstücken, die der Fläche der Grundstücke bei Xanthi entsprachen. Allerdings war ihr türkisches Haus in Griechenland schöner und teurer, aber der Unterschied war wohl nicht soooo groß. Ausserdem reiste der Urgroßvater meines Freundes extra nach Maltepe (Istanbul), um den Boden zu begutachten, ob der auch für Tabakanbau geeignet war, und wie die Örtlichkeiten waren. Ich nehme mal an, dass der Grieche aus Maltepe auch nach Xanthi gereist ist, weiß es aber nicht. Dann erfolgte der Umzug. Später dann ist eine Zigarettenmarke namens Maltepe in der Türkei recht populär geworden, vor der Übernahme des Marktes durch die Amis seit den siebziger und achtziger Jahren.
Dann berichtete er mir, dass seine Großeltern mal in den siebziger Jahren nach Griechenland gefahren seien, mit seinen Eltern, um ihr altes Haus mal anzuschauen, und die jetzigen Besitzer mal zu besuchen, die sie nur als Jugendliche kurz kennengelernt haben. Leider war das Haus nicht mehr in so tollem Zustand, ob sie die ehemaligen Griechen aus Maltepe getroffen haben, weiss ich nicht mehr.
Aber jedenfalls gibt es seit mindestens eineinhalb Jahrzehnten einen regen Austausch mit den Orten rund um Kavala in Griechenland, und den Bewohnern aus Maltepe, denn im Zuge des Bevölkerungsaustausches kamen 1500 Türken aus Thessaloniki, Yanthi, Kavala und Drama allein nach Maltepe/Istanbul. Und nun organisieren diese Türken und ihre Kinder, und Enkel Busfahrten nach Griechenland, um die Erde ihrer Vorfahren zu besuchen, und den Bürgermeister zu besuchen, einem großen Empfang ihnen zu ehren beizuwohnen, Wimpel auszutauchen, selbstgemalte griechische und türkische Flaggen auf der Busfahrt zu schwenken, Geschenke dort zu verteilen, z.B. wertvolles Kunsthandwerk aus Glas und Porzellan (gibts als Ramsch auch bei Ikea... ;) ) zu verschenken, und so weiter.
Hört sich so gar nicht nach der Erbfeindschaft an, die ich in Deutschland immer so oft höre - in Griechenland von den Einheimischen und in der Türkei von den Einheimischen aber nur höchst selten gehört habe. Würden die Griechen nicht griechisch, und die Türken nicht türkisch reden, könnte ich bei vielen (nicht allen) nicht sagen, wer nun wer ist, so ähneln sich die beiden Völker in ihrer Art, Alltagskultur, ihrem Temperament, usw. wie man es halt so mitkriegt als Aussenstehender mit Einblicken ins Innere durch Freunde.
Ob die Griechen aus Kavala, Xanthi etc, auch nach Maltepe fahren, weiß ich nicht. Vielleicht sind sie zu arm zum reisen? Oder schon in die größeren Städte vor Jahrzehnten gezogen? Ich werde ihn mal fragen, wenn ich ihn treffe und Interesse an realen Auswirkungen der Geschichte besteht.

Hier mal einige Bilder von Maltepe gegenüber den Prinzeninseln am Rande von Istanbul (45 Min. zur Galata-Brücke)
http://www.wowturkey.com/forum/viewtopic.php?t=4388

So, das soll's erstmal sein.

Irgendwann vielleicht mehr.

Arrividerci, LG, lynxxx

ansonsten möchte ich noch anmerken, dass sich der threadersteller bei seiner fragestellung auf die griechen anatoliens bezog und nicht auf die bevölkerung des balkans. trotz alledem schöner beitrag.:friends:
 
Zuletzt bearbeitet:
schade, da schreibst du bis jetzt so einen guten beitrag um dann mit so einen völlig zusammenhanglosen mist zu kommen. dir müsste schon bekannt sein dass es sich bei den ortodoxen um christen handelt und nicht um muslime wie in spanien oder "heidnische" indianer wie in den usa. das kann man doch beim besten willen nicht vergleichen, das sind doch ganz andere historische zusammenhänge. und mir ist nicht bekannt das die griechische bzw. orthodoxe bevölkerung unter fränkischer bzw. katholischer herrschaft ausgelöscht wurde oder gar solche pläne existierten....trotz alledem schöner beitrag.:friends:

Hi, danke schön. :)

Mir ist bewußt, dass es gewagt ist, die Vertreibung und Vernichtung von Völkern der christl. Reiche und dem Umgang mit der unterworfenen Völker durch die islamischen Reiche zu vergleichen.
Darum ging es mir in erster Linie, durchaus überzeichnet formuliert.
Das die christl. Reiche (meistens) nicht die Christen (Orthodoxe, etc.) ausgelöscht oder vertrieben haben ist mir bewußt. Anders verhielt es sich mit Ungläubigen, z.B. in Amerika und ehemals islamischen Gebieten. Und das ist eben (vereinfachend gesagt) der Unterschied zu den islamischen Reichen, die die Ungläubigen (Christen, etc.) eben in ein Rechtssystem integriert haben, welches ihnen durch die Religion vorgegeben wurde. Selbst Religionen, die nicht explizit im Koran erwähnt waren, (also Christen und Juden wurden ja im Koran erwähnt), wie z.B. Zoroastrier wurden pragmatischerweise im Nachhinein als "Buchbesitzer" deklariert und konnten somit bis in heutige Zeit überleben, statt zwangsbekehrt, vernichtet oder vertrieben zu werden.

(Wie immer gab es auch dunkle Kapitel bei islamischen Herrschern, und lichte Kapitel bei christl. Herrschern, die Grundtendenz ist aber zu erkennen)

Letztlich geht es mir darauf hinzuweisen, dass man die "Greueltaten" der Historie immer im Kontext betrachten muss, um sie korrekt einordnen zu können. Wenn man die Greuel des Islams an den Minderheiten betrachtet, und sie mit denen des Christentums der gleichen Zeit vergleicht, stellt sich eben heraus, dass es im Islam weite Phasen der relativen Toleranz gegeben hat. Relativ zu anderen Teilen der damaligen Welt.
In heutiger Wertung ist die damalige Behandlung der christl. Minderheiten natürlich als diskriminierend bis verwerflich anzusehen, und keinesfalls als Modell für heute zu betrachten. Im historischen Kontext aber relativ milde. Und dies ist eben der Grund, warum es christl. Minderheiten bis heute im islamischen Gebieten gibt, und islamische Minderheiten in ehemals islamischen Gebieten (z.B. Spanien, Sizilien, etc.) nicht mehr erhalten haben, ganz zu schweigen von anderen Ungläubigen in anderen Teilen der durch christl. Herrscher kolonisierten Welt. Dieses wollte ich deutlich machen. :)

Zu den anderen beiden Themen (Bosnien, Battuta) komme ich noch.

Ciao und LG, lynxxx
 
Die Griechen und Armenier wurden noch in den 14.- und 15. Jahrhunderten fast komplett islamisiert und sind dadurch zum 'Türken' geworden.
verallgemeinerst du hier nicht etwas, dass ein grossteil der christlichen bevölkerung im laufe der seldschuken- und osmanenherrschaft vorallem in anatolien islamisiert wurde, ok. aber von einer kompletten islamisierung zu sprechen, obwohl am ende des 19.jahrhunderts noch etwa 1/3 der bevölkerung christlich war ist doch mehr als abwegig.
Im Osmanischen Reich war ja der Islam die Staatsreligion und ohne einen moslemischen Namen eine gute Position zu besetzen oder gar Karriere zu machen, war so gut wie unmöglich gewesen. Ausserdem wurde man als Nicht-moslem zweitklassig behandelt und mußte extra eine Christensteuer bezahlen.

Die Söhne der christlichen Familien (Griechen, Bosniaken/Serben, Albanern, Armeniern etc.) wurden jahrhundertelang in die berühmte Expansionsarmee der Janischaren aufgenommen und dort wurden sie islamisch umerzogen. Sie bekamen dort moslemische Namen (Achmet, Machmud, Mustafa, Hassan usw.) und wurden selbstverständlich beschnitten. Die besonders intelligente und talentierte Jugendliche wurden zum Pascha (Hoher Beamter oder General) gefördert. Die Kinder und Enkelkinder haben davon kaum gewußt, daß der Opa aus dem christlichen Hause stammt.

Nach dieser Islamisierungsmethode wurden mehr als 80 % der Bosnier, Albaner, Griechen und Armenier zwangskonvertiert. Außerdem gab es noch die moslemischen Sekten, die für den Islam geworben haben.
Die Sprache der Moslems war Türkisch. Die Albaner und Bosniaken konnten durch die moslemische Namen hohe Positionen im Serail (Hof) erreichen.
Es gab aber auch von den Seldschukentürken welche, die in den 13.-15. Jahrhundeten (meistens in Kappadokien) durch das Zusammenleben mit den Griechen freiwillig zum Christen geworden sind. Sie wurden 'Karamanli' genannt.
Sie haben bis 1924 in Kappadokien gelebt, türkisch gesprochen aber mit griechischem Alphabet geschrieben. Sie mußten aber auch 1924 bei der großen Deportation , Kleinasien Richtung Athen verlassen, weil sie keine moslemischen Namen hatten.

Etwa die Hälfte der heutigen griechischen Bevölkerung stammt dadurch aus Kleinasien und die andere Hälfte ist zu einem erheblichen Teil womöglich albanischstämmig gewesen. (griechisch assimilierte Südalbaner).
wie groß der anteil der anatolischstämigen griechen im heutigen griechenland ist kann man beim besten willen nicht sagen, da sie sich mit den vorher hier ansässigen griechischen bevölkerung in den letzten 100 jahren vermischt hat. aber von der hälfte zu sprechen ohne nähere angaben zu machen und dies als tatsache hin zu stellen ist doch ein schlechter witz. genau wie aus den restlichen griechen albanischstämmige zu machen, obwohl der arvanitische siedlungsraum sich nur auf teile des epirus beschränkt und in etwa auf die umgebung von attika.
 
Ich denke, bei unseren Meinungsunterschieden geht es um die Zahlen.. besser gesagt, nicht um die Frage 'ob' und 'wie' die byzantinische Bevölkerung während der Osmanenzeit von ca. 700 Jahren islamisiert wurde, sondern 'wieviel' .. Also nicht um die Qualität sondern um die Quantität :) ..

Nehmen wir zuerst das Beispiel der Bosniaken: der Lebensraum der Bosniaken war gerade in der Grenzregion des West- und Oströmischen Reiches und die arme Bosniaken konnten sich im 14.-15. Jahrhunderten sich weder dem katholischen Papst in Rom noch dem orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel recht machen, sie wurden von beiden Seiten als zu wenig treu gesehen und als Bogomilensekte exkomuniziert und höchstwahrscheinlich deshalb haben sie die moslemische Eroberer als Retter herzlichst empfangen und noch im 16. Jh. komplett zum Islam übergerteten.
Aus diesem Punkt betrachtet kann es nicht sein, daß die Bosnier nur zu 45% islamisiert waren. Sie waren zu 100% islamisiert.
Die nicht islamisierte Bosnier wurden sowieso als 'Serben' genannt, wenn sie orthodox-christlich bleieben und als 'Kroaten' genannt, wenn sie katholisch-christlich blieben..
also, wenn die restliche bosnischer bevölkerung "serben", "kroaten" christlich blieb, wie kannst du dann von einer 100% islamisierung der bosnier sprechen. gehört es zu deinem diskussionstil dich selbst zu widersprechen?

Bei den Albanern verlief die Islamisierung zuerst ganz zögerlich (im 16.Jh). Sie haben sich stärker zu der katholischen Kirche gehalten und galten als besonders aufsessig gegen Istanbul.

Aber nach langen und zermürbenden Druckmitteln von Istanbul, ließen auch die Albaner nach. Im 17-18. Jahrhunderten waren mehr als 70% der Albaner schon islamisiert. Dadurch haben sie die hohen Positionen in der Hohen Pforte ergattert.
Die meisten Sultansmütter im Harem waren bosnische und albanische Herkunft.

Jetzt kommen wir zu den Griechen un Armeniern:

Der Lebensraum der Griechen und vor allem der Armenier lag, geographisch gesehen, wesentlich östlicher als die Albaner und Bosnier.
Sie waren noch als christliches Volk, wesentlich orientalischer gewesen.

Die Armenier sind ja mit den Iranern stark verwandt und sehen äußerlich auch orientalischer, dunkelhaariger, dunkelhäutiger etc. aus. Sie waren von den Arabern äußerlich nicht so sehr zu unterschieden gewesen.

D.h. sie hatten damit noch weniger Chancen, um sich gegen die Islamisierung widerzusetzen. Sie wurden als aller Erstes islamisiert und zwar noch in den 13.- 14. Jahrhunderten.
soll das heissen, dass das aussehen den grad der islamisierung beinflußt? soll das ein witz sein?
Die Armenier und Griechen konnten ihre kulturelle Identität und Sprache im Gegensatz zu Bosniern und Albanern auch nicht erhalten und sind dadurch auf dem schnellsten Weg, direkt zum 'Türken' geworden.


Damit möchte ich sagen: wenn die Bosnier und Albaner, die auf der europäischen Seite von Konstantinopel (fast im Mitteleuropa) lebten und fast zu 100% islamisiert wurden, was bliebe den Griechen und den noch orientalischeren Armeniern übrig, als sich fast komplett islamisieren zu lassen..
die fast vollständige assimilierung der muslimischen griechen und armenier hat vielmehr mit der gründung der heutigen türkei und deren erbfeindschaft mit griechenland und den armeniern zu tun. ein muslimischer grieche oder armenier wird sicher nicht auf seine eigenständige identität pochen wenn er von klein auf durch die staatliche propaganda eingetrichtert bekommt er sei türke und alles in diesem zusammenhang wäre das gute, während alles schlechte den griechen und armenier angelastet wird. wobei du dich nicht wundern darfst, wenn du bei deinem aufenthalt in der türkei plötzlich auf griechisch- und armenischsprachige menschen triffts. es wird sich dabei eventuell um giritli, hamschenen oder muslimische pontier handeln.
desweiteren würde es wohl anders um die kulturelle identität und sprache der bosnier und albaner bestellt sein, wenn ihre gebiete das "glück" gehabt hätten teil der heutigen türkei zu sein.
Außerdem hat jedes Volk das Andere und jede einzelne Peson jede Andere animiert, Moslem zu werden. Das muß wie ein Schneeballsystem funktioniert haben.

Die Frage, wie groß die Gesamteinwohnerzahl des Oströmischen Reiches und die Zahl der vom Osten einwandernden seldschuckischen Moslems war ist auch offen:

Die Zahlen, die ich habe: Byzanz im 11.Jh. Gesamteinwohnerzahl: 7 Millionen, die Gesamtzahl der vom Osten eingewanderten Moslems: ca. 2 Millionen

Die Gewißheit fehlt auch über die prozentulelle Anteile von den eingewanderten Moslems, ob sie turkmenische Nomaden oder Araber oder Perser waren.

Dadurch ist die Türkei von heute, genetisch und ethnisch gesehen eins der undursichtigsten Ländern der Welt...

In der heutigen Türkei leben viel mehr griechisch und armenischstämmige, als im heutigen Griechenland und heutigen Armenien.

Aber sie heißen 'Türken' weil ihre Ur-Ur-Großeltern, moslemische Umerziehung bekamen.

Danke für die Aufmerksemkeit und Gruß
sie nennen sich türken nicht weil sie eine religiöse umerziehung bekommen haben sondern eine ideologisch, nationalistische. das hat nur indirekt mit ihrem muslimischen glauben zu tun.
 
Genaugenommen geht es um die Unmoral der Bevölkerung von Laodikea und Umgebung...
Wenn man es ganz genau nimmt besteht nicht die Unmoral in der Sklaverei, schließlich hat Ibn Battuta selber Sex Sklaven gehalten und noch dazu ist Sklaverei legitim im Islam sowie im Judentum und im Christentum wird es toleriert . Es geht darum das laut islamischer Tradition Geld das man durch Prostitution bekommt als Haram verboten gilt, daher als unlegitim.Daher Ibn Battutas moralisches entsetzen ….
Bedauerlicherweise spukt die Idee noch in den Köpfen von manch einem Islamist umher das man ungläubige Frauen als Sex Sklaven halten kann. Wie im allgemeinen in der Männer Welt Frauen als Kriegsbeute betrachtet werden unabhängig der Religion und der Erziehung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit den 45% islamisierte Bosniaken kannste ruhig glauben, denn es gibt Erfassungen aus genau dieser Zeit, die du dir in Istanbul in den Archiven anschauen kannst, wenn du das nicht glaubst. Das ist natürlich nur ne Momentaufnahme dieses Jahrzehnts. Aber es ist mehr ein Faktum, als eine heutige vage Schätzung, deren Grundlage nicht immer ersichtlich ist, oder Motive hat.

Weitere Zahlen:
Volkszählungen der Jahre 1520-1530:
19% des gesamten Balkan war muslimisch.
Sofia hatte 64% Muslime, während im ländlichen Umland von Sofia nur 6% Muslime waren.
Edirne hatte 84% Muslime, während in den ländlichen Distrikten um Edirne 74% Muslime waren.

Wie ich schon anführte, findest du im Bereich Osm. Reich im Forum näheres und in den Thread "interessante Artikel, ebooks, etc." weiterführende Untersuchungen zum Thema.
ausserdem folgendes Buch für den Balkan: P. F. Sugar: Southheastern Europe under Ottoman Rule. Seattle 1977.

Mich würden mal deine Quellen interessieren? Woher du deine Zahlen beziehst.

Versteh ich dich richtig, je mehr jemand wie ein Araber aussieht, desto eher muss er zum Islam übertreten? Kannste das nochmal näher erläutern?


Ja, es geht um Quantität, nicht so sehr um Qualität. :) Jedoch hat es in der Geschichte des OR etliche gegeben, die dem Druck der Islamisierung selbst in hohen Positionen widerstanden haben, wie timotheus schon ausführte. Deshalb ist es nicht angebracht, so absolut zu sein, wie es bei dir sich anhört. Dabei ist die Islamisierung von hohen Würdenträgern mal mehr, mal weniger freiwillig abgelaufen, je nach Epoche und anderen Umständen. Auch nicht pauschal freiwillig, wie Timo schrieb.
abgesehen davon ist die Wikipedia in diesem Thema leider kein guter Ratgeber, denn 1. werden 500 Jahre osm. Reich in einem Absatz abgehandelt, so lang, wie allein für Fallmerayerr geschrieben wird, 2. ist es unenzyklopädisch tendenziös geschrieben.
das ist leider nicht nur in der wikipedia so, wobei ich zu diesem thema wenn schon die englische version empfehlen würde, sondern allgemein in der geschichtsschreibung über griechenland. während es eine fülle an literatur zum antiken griechenland gibt ist sie im bezug zu byzanz schon relativ mikrig, während sie zum osmansichen reich kaum vorhanden ist. dies bezieht sich natürlich vorallem auf aussergriechische literatur und speziell auf die deutsche.
 
Die Zahlen, die ich nenne sind von 1911-1912, als Bosnien und Albanien noch von Istanbul verwaltet wurden (als Rumelien). Bosnien kam ja erst 1914 an Wien und nach der Niederlage von Wien im Ersten Weltkrieg, 1918 an Belgrad.

Albanien konnte seine Unabhängigkeit vor Istanbul, Belgrad und Athen sehr schwer erlangen.

1912 hatten Bosnien und Albanien noch nicht die heutigen Grenzen und Strukturen.
Istanbul hat nur die islamisierten Südslawen als Bosniak und die anderen als Serbe, Kroate oder Roma gennant.
Daß es im Raum Sarajewo und Travnik, fast komplett moslemisch war wird übrigens auch von Ivo Andric ausführlich erzählt.

Das heutige Griechanland entstand 1821 als kleines Protektorat von Großbritannien. Peloponnes und Athen wurden nach ca. 1500 Jahren von Konstantinopel's Verwaltung getrennt.
Bis 1946 konnte Athen sein Verwaltungsgebiet auf ca. 10-fache (auf Kosten Konstantinopel's) vergrößern. 1821 lebten im jungen Griechischen Königreich ca. 1,5 millionen Einwohner.
weder gab es 1821 ein griechisches königreich, es wurde erst 1831 ausgerufen, noch lebten auf dessen gebiet soviele menschen. die zahl beläuft sich eher auf unter 1 millionen, sowohl 1821 als auch 1831.
Als die ersten britische und französische Kolonialoffiziere in Athen antrafen, konnten sie ihren Augen nicht glauben..

Athen war ein kleines Provinzstädchen, im Akropolis gab es zahlreiche Moscheen.

Die Bevölkerung hat unter sich mehr türkisch als griechisch gesprochen und die Männer haben sich gegenseitig 'Effendi' genannt und alles sah in Athen sehr orientalisch aus. Die moslemische Jahrhunderte hatten deutliche Spuren hinterlassen. Das paßte den neuen Kolonialherren natürlich nicht.

Epiros kam von Istanbul an Athen erst 1878 nach der russisch-osmanischen Krieg. In Epiros lebten vorher meistens orthodox-christliche Albaner.
mal davon abgesehen das es auf der akropolis nur eine moschee gab, stammt das wort effendi aus dem griechischen aphentis, was "herr" bedeutet.
mir ist auch nicht bekannt dass griechenland je eine britische oder französische kolonie war.
desweiteren war der epirus keine von albanern dominierte region, sondern eine griechischsprachige region mit starken aromunischen und albanischen bevölkerungsteilen. wie sie auch heute nich in südalbanien anzutreffen ist.
 
Stimmt nicht ganz.
Zitat Ibn Battuta "the same applies to the whole population of these regions".
trifft auf die gesamte Bevölkerung dieser Region zu.

Es ist die rede von einer Stadt in Kleinasien " Laodikeia am Lykos" jetzt Denizli also geht es Zwangsläufig um die dort ansässige besiegte griechische Bevölkerung.

Genaurer Angaben
http://www.sfusd.k12.ca.us/schwww/sch618/Ibn_Battuta/Slavery.html
Prostitution: Ibn Battuta is critical of this. In speaking of the inhabitants of Ladhiq, a city in Anatolia (Turkey):

"[They] make no effort to stamp out immorality - indeed, the same applies to the whole population of these regions. They buy beautiful Greek slave-girls and put them out to prostitution, and each girl has to pay a regular due to her master. I heard it said there that the girls go into the bath-houses along with the men, and anyone who wishes to indulge in depravity does so in the bath-house and nobody tries to stop him." [Gibb, p. 425]
wie schon hyokkose sagt geht es um das unmoralische verhalten der bevölkerung sich sklavinen als prostituierte zu halten. desweiteren ist aus deiner wikipediaquelle zu entnehmen das die berichte von battuta stark angezweifelt werden.
 
Hi, danke schön. :)

Mir ist bewußt, dass es gewagt ist, die Vertreibung und Vernichtung von Völkern der christl. Reiche und dem Umgang mit der unterworfenen Völker durch die islamischen Reiche zu vergleichen.
Darum ging es mir in erster Linie, durchaus überzeichnet formuliert.
Das die christl. Reiche (meistens) nicht die Christen (Orthodoxe, etc.) ausgelöscht oder vertrieben haben ist mir bewußt. Anders verhielt es sich mit Ungläubigen, z.B. in Amerika und ehemals islamischen Gebieten. Und das ist eben (vereinfachend gesagt) der Unterschied zu den islamischen Reichen, die die Ungläubigen (Christen, etc.) eben in ein Rechtssystem integriert haben, welches ihnen durch die Religion vorgegeben wurde. Selbst Religionen, die nicht explizit im Koran erwähnt waren, (also Christen und Juden wurden ja im Koran erwähnt), wie z.B. Zoroastrier wurden pragmatischerweise im Nachhinein als "Buchbesitzer" deklariert und konnten somit bis in heutige Zeit überleben, statt zwangsbekehrt, vernichtet oder vertrieben zu werden.

(Wie immer gab es auch dunkle Kapitel bei islamischen Herrschern, und lichte Kapitel bei christl. Herrschern, die Grundtendenz ist aber zu erkennen)

Letztlich geht es mir darauf hinzuweisen, dass man die "Greueltaten" der Historie immer im Kontext betrachten muss, um sie korrekt einordnen zu können. Wenn man die Greuel des Islams an den Minderheiten betrachtet, und sie mit denen des Christentums der gleichen Zeit vergleicht, stellt sich eben heraus, dass es im Islam weite Phasen der relativen Toleranz gegeben hat. Relativ zu anderen Teilen der damaligen Welt.
In heutiger Wertung ist die damalige Behandlung der christl. Minderheiten natürlich als diskriminierend bis verwerflich anzusehen, und keinesfalls als Modell für heute zu betrachten. Im historischen Kontext aber relativ milde. Und dies ist eben der Grund, warum es christl. Minderheiten bis heute im islamischen Gebieten gibt, und islamische Minderheiten in ehemals islamischen Gebieten (z.B. Spanien, Sizilien, etc.) nicht mehr erhalten haben, ganz zu schweigen von anderen Ungläubigen in anderen Teilen der durch christl. Herrscher kolonisierten Welt. Dieses wollte ich deutlich machen. :)

Zu den anderen beiden Themen (Bosnien, Battuta) komme ich noch.

Ciao und LG, lynxxx
ok, so macht es auch für mich jetzt einen sinn.
danke für die schnelle antwort.
 
naja, dieser spruch is mir nur von notaras den sekretär des letzten kaisers bekannt und der ging eher " lieber den turban des sultans, als die mitra des papstes". wobei er diesen satz später wohl zutiefst bereut haben muss, wenn man von seinem weiteren schicksal erfährt. ansonsten glaub ich nicht dass dieser spruch unter der christlichen bevölkerung des osmanischen reiches überhaupt verbreitet war. ich halte das eher für ein ammenmärchen der westlichen presse, die dieses zitat immer wieder gerne bringt und aus den zusammenhang reißt.
Und ich denke, dass es sich eher um eine Legende orientalischer Provinienz handelt, so legen zahlreiche arabische Chronisten dem sevillanischen König al-Mu'tamid ibn 'Abbad gegenüber seinem ihn warnenden Sohn den Satz in den Mund: "Lieber Kamele hüten im Maghreb, als Schweine in Kastilien."
 
Lieber den Turban des Sultans als die Tiara des Papstes war eine Parole des belagerten Konstantinopels.
Siehe hier:
Renaissance der Religion auf dem Balkan
S. 756 bzw. S. 4
endlich "Wissen ist Kenntnis durch Beweis" ... ;)

Ansonsten ist ein Vergleich, "lieber ... als ... " sicherlich ein üblicher Vergleich, der gern gebraucht wurde und deshalb so ähnlich überall vorkommt.

Noch ein Zitat aus dem PDF-Dokument:

"Überhaupt kann von religiöser oder kultureller Unterdrückung seitens der Osmanen - eine gebetsmühlenhafte und gerade heute wieder aufgewärmte Stereotype des serbischen, bulgarischen und griechischen Geschichtsbildes - der historischen Quellenlage zufolge keine Rede sein."

(Es war aber auch kein typisches Multikulti, wie es heute in unseren Städten ist, oder wünschenswert wäre)

und:
"Die von den Osmanen militärisch und politisch unterworfenen slawischen Balkanvölker, Serben und Bulgaren, waren jedenfalls zusätzlich einer kulturellen Unterwerfung, aber nicht etwa von Seiten der Osmanen, sondern der ebenso „rechtgläubigen" christlichen Griechen, ausgesetzt. Generell gilt: Die Orthodoxie auf dem Balkan lebt auch nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 innerhalb des Osmanischen Reiches ungebrochen weiter, ja sie erfährt gerade in dieser Zeit eine gewisse Blüte und wird zum alleinigen, alle gesellschaftlichen Bereiche erfassenden Bezugsrahmen für die unterworfenen Balkanvölker. Und mit Hilfe der bis ins 18. Jahrhundert noch stabilen osmanischen Schutzmacht vermag die Orthodoxie den mächtigen Unionsbestrebungen der Westkirche zu widerstehen und - quasi mit türkischer Hilfe - ihre „Rechtgläubigkeit" gegenüber den „lateinischen Häretikern" zu bewahren!"

und @ A.D.M.:
Danke für deine Ausführungen zu Byzantin Travel, einiges habe ich ja schon geschrieben, z.B. sein Widerspruch, usw., haste wahrscheinlich überlesen - und bei anderen seiner Themen habe ich auf den Bereich "Osmanisches Reich" verwiesen, da dort schon etliches behandelt wurde und sich hier bei Byzantin Travel wiederholte.
Trotzdem gut, hier deine Entgegnungen zu lesen.
Also doppelt gemoppelt hält besser... ;)

Bis nachher, LG, lynxxx
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,
na gut Byzantin T., nachdem du nicht in den ähnlichen Threads im Osmanischen Reich-Bereich diskutieren möchtest, hier nun meine Anmerkungen:
Sie waren von Istanbul aus wegen ihrer blondes Aussehen und körperliche Größe (sie gelten als gröstes Volk im Durchschnitt) immer sehr bekannt und beliebt gewesen.
Quelle?
Man kann durchaus sagen, daß die Bosnier zusammen mit den Albanern ab dem 16. Jahrhundert in Konstantinopel regiert haben. ... Europäische (Balkan) Seite hat in Istanbul die ´Macht an sich gerissen.
Mit Verlaub, das ist "nationalistischer" Quatsch. Die eigene Identität wurde damals noch nicht primär nach der Nation ausgerichtet, dieses kam erst langsam im 19. Jh. mit Beginn des Nationalismus auf.
Ebenso wenig, wie heute ein amerikanischer Präsident als "deutscher", "englischer", "irischer" Präsident vereinnahmt werden kann, gilt das auch für das Osmanische Reich zu der Zeit. Ebenso sicher, wie der deutsche Maler Albrecht Dürer (obwohl ungarischen Ursprungs) im Selbstverständnis kein Ungar war, ebenso sicher sahen sich die Elite der Osmanen als Osmanlis.
Mehr will ich hier nicht ausführen, dazu gibt es andere Threads im Forum.

Nach dem Mehmet II gab es sowieso keinen einzigen Sultan oder hohen Beamten, der seldchukisch/turkmenischer Herkunft war.
Richtig ist, dass genetisch durch ständiges nichttürkisches "Blut" der Mütter der Sultane die Söhne immer weniger türkisches Blut in ihren Adern hatten. Ebenso richtig und bedeutend wichtiger ist, dass sie sich natürlich allesamt als osmanische Sultane, türkische Khane, Kaiser von Rum und Kalifen der Muslime sahen. Weiteres siehe oben und anderswo im Forum.
Heute noch bilden fast immer die bosnischstämmigen, das Team der nationalen Basketballmanschaft der Türkei.
Quelle?
Denn die islamisierten Serben wurden eher als 'Sandchak' genannt und nicht als Bosnier.
Wieder was falsches: Der Sandschak (Sancak) war eine Verwaltungseinheit (Provinzeinheit), also eine Untergliederung des Eyalet (Großprovinz).

Also wirklich, so langsam solltest du mal deine Quellen preisgeben, diese ganzen Fehlinformationen können doch nicht alle in Ivo Andric's Buch stehen? Hat dir das alles deine Oma erzählt, oder woher? Komm rück's raus. ;)

So langsam weiß ich aber auch, worauf du hinaus willst, bezüglich der Islamisierung der Bosniaken und den Volkszählungen. Du meinst, dass eben die Leute gefragt wurden, als was sie sich bezeichnen, und welcher Konfession sie angehörten? Also ich geh von allen Volkszählungen davon aus, dass sie so gemacht wurden, wie heute auch, man nimmt eine Provinz und zählt die Leute darin, und dann macht man ne Statistik bezogen auf die Provinz, in der gezählt wurde.

Ich habe inzwischen auch schon was im Netz gefunden, was dich interessieren könnte. Leider ist die engl. Wiki nicht seriös zu gebrauchen, dort wird heftigst diskutiert, und wenig kommt dabei heraus; ich hab aufgegeben dort die Diskussion weiterzulesen.

Hier gibt es aber demographische Daten des osmanischen Reiches bis ins Jahr 1810 in etlichen Provinzen:
http://www.populstat.info/Asia/turkeyop.htm
leider keine Angaben über Muslim, oder nicht.

Dieses gibt es für das Jahr 1895 in der Catholic Encyclopedia von 1917 (Achtung, diese ist natürlich veraltet, vielleicht stimmen die Zahlen nicht)
http://newadvent.org/cathen/02694a.htm

in einem Arbeitspapier ( Die Muslime in Bosnien-Herzegowina )fand ich folgende Aufstellung ohne weitere Quellenangabe:
Im Jahre 1879, also unmittelbar nach der Okkupation von Bosnien Herzegowina durch Österreich-Ungarns, wurde in einer Volkszaehlung folgende Verteilung der Bevoelkerung festgestellt: 496.485 Serben, d.h. Serbisch-Orthodoxe (42,88%); 448.613 Muslime (38,75%); 219.391 Kroaten, d.h. Roemisch-Katholische (18,08%); Uebrige 3.675 (0,31%). Eine 1885 durchgefuhrte Volkszaehlung ergab folgendes Bevoelkerungszusammensetzung: 571.250 Serben, d.h. Serbisch-Orthodoxe (42,75%); 492.710 Muslime (36,88%); 265.788 Kroaten, d.h. Roemisch-Katholische (19,89%); 5.805 Israeliten (0,44%) Ebenfalls nach der Volkszaehlung 1885 machten die Muslime mit 51,18% die Mehrheit der Stadtbevoelkerung Sarajevos aus, und auch in anderen groesseren Stadten wie Travnik, Tuzla oder Bihac' stellten sie einen sehr hohen Bevoelkerungsanteil.

Wenn du dich sehr dafür interessierst, kannste ja mal dieses Buch für 10$ kaufen oder ausleihen:
POPULATION OF BOSNIA IN THE OTTOMAN PERIOD, A HISTORICAL OVERVIEW, 1994

Weiterhin ist für dich und andere auch folgendes interessant,
den ersten Post berücksichtigend:


TWENTY-FIVE LECTURES ON MODERN BALKAN HISTORY
hier auch als deutsches vollständiges Buch
z.B. daraus:
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]The geography and ethnic geography of the Balkans to 1500[/FONT]
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]The principles of Ottoman rule in the Balkans[/FONT]
oder
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]Greek nationalism, the "Megale Idea" and Venizelism to 1923


Noch interessanter und zuverlässiger sind folgende Infos:

Greek and Turkish refugees and deportees 1912-1924
Kopie: http://www.let.leidenuniv.nl/tcimo/tulp/Research/ejz18.pdf

Greek-Orthodox, Ottoman Greeks or just Greeks?
Theories of Coexistence in the Aftermath of the Young Turk Revolution.

[/FONT]
From Trauma to Self-Reflection: Greek Historiography meets the Young Turks ‘Bizarre’ Revolution
Kopie: http://www.let.leidenuniv.nl/tcimo/tulp/Research/vk.pdf

alles von diesen sehr guten Working Papers Achiven:
http://www.let.leidenuniv.nl/tcimo/tulp/Research.htm
und aktuellere:
http://tulp.leidenuniv.nl/index.php3?m=11&c=44&garb=0.6327315104447501&session=

daraus auch diese interessante Studien zu den bedeutenden Dragomanen Dynastie:

Dragomans' Careers: Change of Status in Some Families Connected with the British and Dutch Embassies at Istanbul 1785-1829
Kopie: http://www.let.leidenuniv.nl/tcimo/tulp/Research/ahdg3.pdf

und

Die Levantinischen Dragomanen. Einheimische Und Fremde Im Eigenen Land. Kultur - Und Sprachgrenzen Zwischen Ost Und West (1453-1914)
Kopie: http://www.let.leidenuniv.nl/tcimo/tulp/Research/ahdg1.pdf


Sehr gut ist auch die Linkliste der Universität Leiden:

http://tulp.leidenuniv.nl/index.php3?m=9&c=24&garb=0.07199407762107846&session=
daraus z.B. die History
und daraus z.B. Greek West Thrace Minority Home Page und daraus z.B.
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif] Balkan States and Muslim Communities[/FONT] aus der Oxford Encyclopedia of the Islamic World

weitere Links sind auch sehr gut, zB. die Seite mit einer Auflistung von Biographien einiger osmanischer Chronisten/Historiker:
http://www.ottomanhistorians.com/database/indexDate.htm
kannte ich noch nicht.



So, dass war's erstmal wieder.
Ahoi, LG, lynxxx

PS: Gibt's jetzt mal so langsam nen Grünen Stern von dir Saint-Just, oder wolltest du das gar nicht wissen, und nur Leben in die Bude bringen? ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben