Der gute Herr Neubecker in allen Ehren,aber ich weiß nicht ob man die Symbolik so überstrapazieren sollte.
Überstrapazieren sicherlich nicht, aber vielleicht etwas im Hinterkopf behalten.
Und natürlich ist da einige Interpretation bezüglich der Symbolik dabei, aber mir scheint, daß da einige Zitate mißverständlich ankamen: das ist auch nicht weiter schlimm, und ich erlaube mir, einige Erklärungen dazu nachzureichen...
Zunächst eine grundsätzliche Anmerkung: Grundlage der Ausführungen ist die Häufung bzw. das verstärkte Vorkommen der genannten Figuren während des europäischen Mittelalters, welches in einer Übersichtskarte veranschaulicht ist.
Kreuzwappen sind über ganz Europa verbreitet
Ich habe in meinem Beitrag nichts anderes behauptet, und auch
Neubecker tut dies in seinem Buch nicht - im Gegenteil: der Satz
Im Mittelalter kann man das Abendland als mit der Christenheit identisch ansehen.
ist genauso zu verstehen. Daß er - übrigens neben anderen Beispielen, die ich für den kurzen Abriß der Übersichtlichkeit halber nicht wiedergegeben habe - die Wappen im westlichen Mediterran mit ihrem speziellen Kontext anführt, ist
eine exemplarische Erklärung zur im Buch abgebildeten Übersichtskarte.
... Löwenwappen ebenso und nicht nur bei Wappen von Partikularfürsten. Sogar Kaisergeschlechter wie die Staufer führten den Löwen im Wappen.
Auch die englischen bzw. angevinischen Könige der Dynastie
Anjou-Platagnenet führten Leoparden (schreitende hersehende Löwen) im Wappen - um noch ein weiteres zumindest königliches Beispiel zu nennen.
Dabei geht das Stauferwappen mW jedoch auf die schwäbische Herzogswürde zurück; während die englischen Leoparden sich mW darauf zurückführen lassen, daß der englische König aus dem Hause Anjou-Plantagenet zuvorderst auch selbst Lehensträger in Frankreich war (durch Normandie, Poitou, Aquitanien etc.).
Auch mit Adlerwappen verhält es sich so .Auch die sind keineswegs auf den Reichsbezug beschränkt.Das hat eigentlich nur im Bezug auf die Kommunalheraldik der Reichsstädte Gültigkeit, nicht jedoch im Bezug auf Familienwappen.
Jein, denn bzgl. Familienwappen trifft
Neubecker keine direkten Aussagen dazu. Adlerwappen finden sich aber bspw. im Mittelalter gehäuft in Gebieten, welche entweder Marken oder mit dem Reich anderweitig verbundene Territorien (z.B. Deutschordensstaat) sind. Darum geht es in diesem Kontext im Buch...
Für Lilie und Rose (!) gilt ähnliches, wobei erstere zwar im französischen Raum auch als royales Gnadenzeichen in Form einesr Brisur verwendet wird, aber als heraldisches Hauptmotiv keineswegs auf den König und dessen Entourage beschränkt ist.
Natürlich ist die Lilie nicht auf den König beschränkt, denn die Seitenlinien bzw. verwandten Linien der Kapetinger führten es auch.
Neubecker schreibt ja auch:
Die Lilie, das Symbol der Heiligen Maria,... das... auch machtpolitisch weite Verbreitung fand...
Er führt dazu sogar weiterhin aus:
... durch französische Prinzen (gemeint ist das Haus Anjou - Anm. von mir) gelangte es bis nach Ungarn.
Anm.: Zur Rose hatte ich nichts geschrieben, aber an der Stelle bitte ich um Erklärung; denn mW wird die Lilie in seitlicher Ansicht stilisiert und die Rose in Draufsicht...
Die Deutung des Drachen und des Greifen als redendes Symbol der Wenden halte ich schlicht für abenteuerlich.
Da gebe ich Dir Recht, daß dies eigenartig klingt; dazu kann ich nichts weiter sagen.
Fabeltiere und Mischwesen finden sich ebenfalls auf Wappen quer durch Europa.
Neubecker ging es um die Häufung jener Wappen im mittelalterlichen Europa; dabei zeigen sich zwei Schwerpunkte - eben das Baltikum und Wales.
Wenn schon eine gewisse allgemeingültige Symbolik bei gemeinen Figuren in Betracht kommen sollte, dann wohl am besten in Anlehnung an den "Physiologus",denn dieses "populärwissenschaftliche" Werk dürfte vielleicht den einen oder anderen gelehrten Heraldiker oder Wappenträger des Mittelalters bei der Motivwahl beeinflusst haben.
Auf diesen
Physiologus bezieht sich
Neubecker im besagten Kapitel seines Buches übrigens dabei :fs: