Schloss-Wiederaufbau - ein deutscher Trendsport?

Wer gibt vor, was zerstört werden muß, was der gegenwärtigen Regierung nicht in den Kram passt.
Ohne die Ostzone in Schutz nehmen zu wollen, werden deren Bauten nun ebenfalls zerstört.

Wie ich schon sagte, ist hier ein Zerstören und Aufbauen und Zerstören und Aufbauen im Gange, daß von der jeweilgen Regierung oder Regierungsform die Vergangenheit gelöscht wird, weil es dem Neuen nicht passt.
Ist für mich unverständlich.
...ganz meine Meinung

Gruss Pelzer


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Lieber Repo

Ich habe eine städtebauliche Frage gestellt. Und du antwortest mit persönlichen Anwürfen...

Mich befremdet, dass historische Bauten neu gebaut werden. Das verfälscht die Geschichte. Man spiegelt der Bevölkerung Originale vor, wo in Wirklichkeit bloss Kopien sind. Das ist unredlich. (Schon in wenigen Jahren wird man die Dresdner Frauenkirche für ein Original halten).
Über die Amerikaner, die Venedig im Spielkasino rekonstruieren, lächeln wir. In Deutschland geschieht zur Zeit mancherorts das gleiche. Und erstaunt stelle ich fest, dass man auch nicht davor zurückschreckt, im Stadtschloss ein Einkaufszentrum und eine Tiefgarage unterzubringen. Und du nennst das "historisches Erbe"!!!


Nix persönlich, ich schrieb lediglich Du hast keine Ahnung. (was ja kein Charakterfehler ist) Wozu ich auch jetzt stehe.

Es geht doch nicht zuletzt um die Raumwirkung. Beispiel Karlsruhe, die Stadt ist ohne Schloss nichts.
In Stuttgart im Neuen Schloss sitzt Finanz- und Kultusministerium in modernen Büroräumen.
Die Wirkung des Schlossplatzes ohne Schloss? Unvorstellbar.
Was wäre aus den Suttgarter Schlossgärten (gehen bis zum Neckar) geworden, ohne Schloss?
Bauland das Milliardenwerte darstellt? Längst betoniert und asphaltiert.

An die Schlossruine kann ich mich noch recht gut erinnern, das war auch kein "Wiederaufbau" das war ein Neubau.

OK, was solls, Du lebst halt in der unzerstörten Schweiz
 
Mich befremdet, dass historische Bauten neu gebaut werden. Das verfälscht die Geschichte. Man spiegelt der Bevölkerung Originale vor, wo in Wirklichkeit bloss Kopien sind. Das ist unredlich. (Schon in wenigen Jahren wird man die Dresdner Frauenkirche für ein Original halten).

r

Warst Du schon mal in Schaffhausen? Ja genau, am Rheinfall.
Hat aber außerdem eine wunderschöne historische Altstadt.

Und an so manchem Haus hängt das Hinweisschild vom Wiederaufbau.

Wer irgendwann die Dresdner Frauenkirche für ein Original hält ist doch selbst schuld. (Wenn sich einer ne Gummipuppe kauft, ist das doch auch ausschließlich seine Problemlösung)

Ach, der Campanile am Markusplatz ist auch ein Fake. Hätte man den der historizität der Ereignisse zuliebe in Trümmern liegen lassen sollen?
 
Ich habe einen heute morgen einen neuen Artikel über den Wiederaufbau des Stadtschlosses gelesen, finde aber leider keinen Link, deshalb tippe ich ihn einfach schnell ab.

Quelle: dpa

Das neue alte Stadtschloss könnte auch ganz anders aussehen

Berlin: Backsteinmauern, Glasfenster, ein italienischer Kirchturm - für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses stand die ganze Palette der Architektur zur Verfügung.
Ob mit Kuppel oder ohne, zeitgenössisch oder traditionell, um die Entscheidung, wer das Hohenzollernschloss wieder aufbauen sollte, habe man in der Jury gerungen, meint Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am Dienstag, als er die 30 Entwürfe aus der letzten Wettbewerbsrunde präsentierte. Dass der Italiener Franco Stella und nicht einer der renommierten deutschen Architekten siegte, ist eine handfeste Überraschung. Bis zum 21. Dezember sind im Kronprinzenpalais Unter den Linden die Zeichnungen und Modelle zu sehen. Sie zeigen Möglichkeiten für die Gestaltung der historischen Mitte Berlins.
Deutlich wird, dass sich die Jury für den Entwurf entschieden hat, der sich am strengsten an die Vorgaben des Bundestages für den Originalwiederaufbau von drei der vier Barockfassaden hielt. Vom Konservativen Hans Kollhoff bis zum Avantgarde-Büro Kuehn Malvezzi: Das Stadtschloss könnte auch ganz anders aussehen.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/kultur/detail_dpa_19717950.php
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Zerstörung des Schlosses war ein (ich kanns nicht anders nennen) dummer und nutzloser Kraftakt eines autoritären Regimes, durch nichts zu rechtfertigen - das Schloss war ja bei weitem nicht so durch den Krieg beeinträchtigt.
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Frage in diesem Zusammenhang, haben die Kommunisten nicht etliches an Schlössern in ihrem damaligen Machtbereich hochgejagt?
Oder bin ich da falsch informiert?

So Krieg den Palästen!
 
Wer gibt vor, was zerstört werden muß,

Das ist eine gute Frage.

Ein Dom wird niemals fertig. Einer sagte mal, wenn der Kölner Dom fertig wird, geht die Welt unter. Es wird immer dran gebaut.

Nun müsste man noch über Historität streiten.
In hundert Jahren sagt man, warum haben die Ochsen erst das Stadtschloss gesprengt und dann einen Palast der Republik aufgebaut und den dann wieder abzureissen, um eine Fassade des alten Palastes wieder hinzustellen? Meine Urenkel werden sich da wundern.
 
Wer gibt vor, was zerstört werden muß,

Ich habe genau zu diesem Thema mal eine Doku gesehen, da ging es um den Wiederaufbau der Städte in der direkten Nachkriegszeit. Da haben viele Architekten ihre visionären (und manchmal auch weniger visionäre) Idee bei den Stadträten immer wieder durchgedrückt. Oft mit dem Argument, dass man die modernsten Innenstädte Europas schaffen wollte. Teilweise ist das auch gelungen (zumindest im Geschmack der Zeit) und teilweise wurden auch sinnvolle Verkehrsprojekte umgesetzt. Unentschuldbar finde ich in diesem Zusammenhang aber die Zerstörung weitestgehend unzerstörter Gebäude bzw. Gebäude deren Sanierung mit wenig Aufwand möglich gewesen wäre. Aber man wollte eben etwas Visionäres, Neues schaffen und nicht die alten Städte wiedererstehen lassen.

Womit manche Städteplaner aber sicher recht haben und hatten ist die Tatsache, dass die mittelalterlichen (Innen-)Städte wenig geeignet sind, um den Wohn- und Verkehrsanforderungen des 21. Jh. zu genügen. Hier stellt sich also die Frage der Nutzbarkeit, der Erhaltung Historischem und der wunderschönen Fassaden. Ein gutes Beispiel, wie man zumindest letzteres einigermaßen schaffen kann, bietet die Stadt Münster. Dort liegt aber der Fokus mehr auf der Schaffung eines Gesamtbildes bzw. Ensembles als auf der Erhaltung oder originalgetreuen Rekonstruktion.
 
Ach, wenn wir schon dabei sind. Was ist mit den Gebäuden und Kirchenhäusern, die die Nazis gesprengt haben, z.B. 1938?

Ich bin der Meinung, daß gerade so eine Stadt wie Berlin, alle ihre Epochen behalten muß. Niemand hat das Recht, etwas zu zerstören, weil es nicht in das politische Konzept passt.
Wir bauen daß alte Stadtschloß auf, indem wir historische Gebäude aus der DDR Zeit abreißen. Damit verleugnen wir auch unsere Vergangenheit.

Wenn wir so demokratisch und liberal sind, stehen wir zu dem, was unsere Architekturgeschichte hergibt. Zerstören wir Gebäude, die aus Zeiten stammen, an die niemand erinnert werden möchte, stellen wir uns auf die selbe Stufe, und löschen Vergangeheit aus.

Gebäude die im Zuge der geschichtlichen Ereignisse zerstört wurden, sollten m.E. nicht wieder erichtet werden.
 
Warst Du schon mal in Schaffhausen? Ja genau, am Rheinfall.
Hat aber außerdem eine wunderschöne historische Altstadt.

Und an so manchem Haus hängt das Hinweisschild vom Wiederaufbau.

Wer irgendwann die Dresdner Frauenkirche für ein Original hält ist doch selbst schuld. (Wenn sich einer ne Gummipuppe kauft, ist das doch auch ausschließlich seine Problemlösung)

Ach, der Campanile am Markusplatz ist auch ein Fake. Hätte man den der historizität der Ereignisse zuliebe in Trümmern liegen lassen sollen?
Lieber Repo

Das von dir erwähnte Schaffhausen ist ein schönes Beispiel. Der berühmte Munot (das Wahrzeichen der Stadt) ist eben auch eine Rekonstruktion.
Die Anlage war im 19. Jahrhundert zerfallen und diente als Steinbruch. Der Munot wurde dann um 1835 neu gebaut, rekonstruiert. Und die Leute (und auch Repo) meinen nun eine Stadtbefestigung aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Und die Leute scheinen mit der Kopie zufrieden zu sein. Ich habe halt keine Ahnung und hätte lieber das Origunal...

In der Schweiz hatte wir, wie ich früher schon schrieb, diesen Rekonstruktionen-Wahn auch schon mal, im Historismus des 19. Jahrhunderts. Da war keine Ruine vor dem Wiederaufbau sicher.

Gruss Pelzer


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Zuletzt bearbeitet:
Lieber Repo

Das von dir erwähnte Schaffhausen ist ein schönes Beispiel. Der berühmte Munot (das Wahrzeichen der Stadt) ist eben auch eine Rekonstruktion.
Die Anlage war im 19. Jahrhundert zerfallen und diente als Steinbruch. Der Munot wurde dann um 1835 neu gebaut, rekonstruiert. Und die Leute (und auch Repo) meinen nun eine Stadtbefestigung aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Und die Leute scheinen mit der Kopie zufrieden zu sein. Ich habe halt keine Ahnung und hätte lieber das Origunal...


Gruss Pelzer


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Das der Munot restauriert wurde steht aber auch überall.

Munot Schaffhausen

Munotverein Schaffhausen

Munot ? Wikipedia

Schaffhouse Schaffhausen : Le chateau Munot schloss Munot
 
Hoi Ursi

Nicht restauriert, er wurde neu gebaut...
Und das steht eben nicht ünberall!

Gruss Pelzer

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Ich zitiere:

Munotverein schrieb:
Johann Jakob Beck (1786-1868) war Zeichenlehrer an der Kantonsschule, Lebenskünstler und Munotvater. Auf seine Initiative hin wurde 1826 mit der Restaurierung des vom Einsturz bedrohten Munots begonnen, der damals auch als Steinbruch diente. 1839 war es soweit: Mit Reden, Musik, Gesang und 615 Böllerschüssen wurde der renovierte Munot eingeweiht. Am 30. Oktober 1839 gründete man folgerichtig den Munotverein, dessen erster Präsident und Munotvater Johann Jakob Beck wurde.

Neugebaut heisst für mich, da war nix mehr da und das scheint mir war nicht der Fall. Es war wohl eine Ruine aber es standen doch sicher noch die Grundmauern und ähnliches.

Ach es steht zumindest auf den Seiten von Schaffhausen, vom Munotverein, von Wiki, ich kann mir ja mal ein Reiseführer von Schaffhausen besorgen, steht vermutlich auch drin. Wer sich interessiert und was über die Geschichte eines Gebäudes erfahren möchte, der erfährt es. Wen es nicht interessiert, den eben nicht.

Das ist aber bei allen historischen Gebäuden so.
 
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Ich zitiere:
Neugebaut heisst für mich, da war nix mehr da und das scheint mir war nicht der Fall. Es war wohl eine Ruine aber es standen doch sicher noch die Grundmauern und ähnliches.

Ach es steht zumindest auf den Seiten von Schaffhausen, vom Munotverein, von Wiki, ich kann mir ja mal ein Reiseführer von Schaffhausen besorgen, steht vermutlich auch drin. Wer sich interessiert und was über die Geschichte eines Gebäudes erfahren möchte, der erfährt es. Wen es nicht interessiert, den eben nicht.

Das ist aber bei allen historischen Gebäuden so.
Hoi Ursi

Beim Munot war schon noch einige originale Substanz vorhanden. Diese wurde aber bei den unzähligen Renovationen Stück für Stück ersetzt. Anders wurde abgetragen und neu aufgebaut, oft aus Beton rekonstruiert. Heute ist eigentlich kaum mehr etwas original, vielleicht 10% der sichtbaren Bautteile.
Siehe mal hier: Munot.

Gruss Pelzer

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Zuletzt bearbeitet:
Ich zitiere:



Neugebaut heisst für mich, da war nix mehr da und das scheint mir war nicht der Fall. Es war wohl eine Ruine aber es standen doch sicher noch die Grundmauern und ähnliches.

Ach es steht zumindest auf den Seiten von Schaffhausen, vom Munotverein, von Wiki, ich kann mir ja mal ein Reiseführer von Schaffhausen besorgen, steht vermutlich auch drin. Wer sich interessiert und was über die Geschichte eines Gebäudes erfahren möchte, der erfährt es. Wen es nicht interessiert, den eben nicht.

Das ist aber bei allen historischen Gebäuden so.


So kenne ich das auch bei der Munot. Und im Reiseführer steht es natürlich auch so.

Da stellt sich aber doch die Frage was überhaupt historisch ist.
Wenn ich den Blick 3 cm über meinen Bildschirm hebe, sehe ich einen Aussichtsturm erbaut 1899 vom damaligen Verschönerungsverein, in den 50ern wegen Baufälligkeit gesperrt, grundlegend renoviert 1960, in den 90ern wiederum baufällig und wieder grundlegend renoviert, so viele Steine aus dem Jahr 1899 werden da auch nicht mehr vorhanden sein.
Bei uns gibt es reichlich Erdbeben mit zum Teil erheblichen Schäden und zwischen dem Turm und dem Atlantik ist soviel auch nicht, da nagt der Zahn der Zeit eben.
Und wenn ich um den Hohenzoller herum laufe, irgendeine Baufirma ist da immer am Werk.
Also was soll denn das?
 
So kenne ich das auch bei der Munot. Und im Reiseführer steht es natürlich auch so.

Da stellt sich aber doch die Frage was überhaupt historisch ist.
Wenn ich den Blick 3 cm über meinen Bildschirm hebe, sehe ich einen Aussichtsturm erbaut 1899 vom damaligen Verschönerungsverein, in den 50ern wegen Baufälligkeit gesperrt, grundlegend renoviert 1960, in den 90ern wiederum baufällig und wieder grundlegend renoviert, so viele Steine aus dem Jahr 1899 werden da auch nicht mehr vorhanden sein.
Bei uns gibt es reichlich Erdbeben mit zum Teil erheblichen Schäden und zwischen dem Turm und dem Atlantik ist soviel auch nicht, da nagt der Zahn der Zeit eben.
Und wenn ich um den Hohenzoller herum laufe, irgendeine Baufirma ist da immer am Werk.
Also was soll denn das?

Das findet man überall. Bei uns wird gerade das Vindonissa-Amphietheater restauriert. Wenn man da durchgeht, sieht man überall Beton aus früherer restaurationen.


:ironie:
Man kann natürlich auch alles verfallen lassen und abtragen. Die Ruinen überhaupt nicht mehr aufbauen gleich wegdamit. Gibt Platz für neue moderne Bauten. Was will man denn noch mit diesem alten Kram.
 
Was will man denn noch mit diesem alten Kram.
Dieser Gedanke ist nicht neu. Der hat eine lange Tradition...
Und er hat einen aktuellen Bezug, die Bautern der DDR. In Deutschland ist man sich da einig - weg damit.

Gruss Pelzer

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Das ist doch Quatsch dass die Bauten der DDR einfach verschwinden. Man denke nur an das Staatsratsgebäude am gleichen Platz - restauriert und adaptiert als Ministerium (welches ist da schnell drin?). Es wird ja - um beim Berliner Beispiel zu bleiben - nicht die ganze Mitte "rückgeführt". In der Stadtmitte entsteht durch das rekonstruierte Schloss etwas neues altes - na und? Ich denke das wird schön sein und ein tolles Ensemble bilden.

Dresden hat durch die Rekonstruktion der Fraunkirche gewonnen, freu mich schon wenn ich diesen Bau endlich mit eigenen Augen sehen kann. Und auch Berlin wird gewinnen wenn die Mitte der Stadt wieder von einem Schloss markiert wird. Die Trauer um Erichs Lampenladen hält sich ohnehin in Grenzen.
 
Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass man historische Bauten nicht erhalten soll (ich verdiene ja meinen Lebensunterhalt damit). Aber die Sache ist halt nicht so einfach.

Und ich stimme natürlich Rovere zu. Das neue Berliner Stadtschloss ergibt bestimmt ein schönes Ensemble - aber halt bloss eine schöne Kulisse. Und es wird künftig für eine ganz bestimmet Phase der deutschen Stadtentwicklung stehen. Einer Art Neo-Historismus.
Und irgendwann wird man dann das neue rekonstruierte Stadtschloss (mit Museum statt Adel im Innern) wieder abbrechen und einen neuen „Palast der Republik“ rekonstruieren. Vielleicht mit einem Museum über die Geschichte der DDR im Inneren... :devil:

Gruss Pelzer

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Und was macht das aus? Gar nix!
Ich hab auch kein Problem mit "Neo-Historismus", den gibt´s seit Anbeginn der Architektur.
 
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