Sehenswertes in Brüssel?

Wie gesagt, ist Brüssel mir nicht vertraut, bei meinen Besuchen in Belgien hatte ich in Brabant und Flandern den Eindruck, dass die Zweisprachigkeit durch eine starke Dominanz des Flämischen gegenüber Französisch verdrängt wird. In Ypern sind Straßennamen rein Flämisch, und auch in Behörden und in den meisten Schulen wird in Westflandern Flämisch gesprochen. Wer von Ypern die 20 km nach Lille weiterreisen möchte, muss sich an Hinweisschildern nach "Rjissel" orientieren.

Flandern ist niederländischsprachig. Französische Hinweisschilder sind meiner Erinnerung nach eigentlich nicht zu finden. Im französischsprachigen Wallonien ist es genau umgekehrt. Lediglich Brüssel ist zweisprachig. Es gibt da immer wieder Probleme in einzelnen Gemeinden, die im Speckgürtel von Brüssel liegen, die durch den Zuzug von frankophonen Belgiern immer mehr "französisiert" werden.

Der niederländische Name von Lille ist Rijsel* und auch als solcher auch auf den Autobahnen ausgeschildert. Das fand ich auch schon mal auf dem Weg durch Flandern in den Frankreichurlaub etwas verwirrend:confused:. Um die Verwirrung noch zu steigern: es gibt übrigens auch noch ein Lille in Flandern, das sowohl im Niederländischen als auch im Französischen den gleichen Namen Lille trägt. Um solche Verwirrungen zu vermeiden, fahre ich lieber die südliche Route durch das wallonische Belgien über Lüttich nach Valenciennes.

Auf den Autobahnen muß man auch aufpassen, weil je nach Landesteil die Städtenamen in bis zu drei verschiedenen Varianten auftauchen können. In den deutschsprachigen Kantonen muß man z. B. nach Lüttich Ausschau halten, in den französischsprachigen nach Liège und in den niederländischsprachigen nach Luik. Antwerpen wiederum heißt im Französischen Anvers, Mons andererseits Bergen, Charleroi hat keine niederländischsprachige Namensvariante:rofl:. Brüssel heißt entweder Brussel oder Bruxelles. Übrigens unterscheidet sich die französische Aussprache noch in eine französische und eine wallonische Variante. Welcher von beiden die frankophonen Schweizer oder Kanadier sich anschließen, ist mir nicht bekannt.:grübel:

Also alles nicht so einfach:devil:.


* ij ist im Niederländischen eine Ligatur: IJ ? Wikipedia, also bitte nicht verdrehen:nono:
 
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Hallo Foristen,

ich muss demnächst für drei Tage nach Brüssel, Stadt die mir bisher völlig unbekannt ist.

Wer kann mir empfehlen, was man aus historischer und kultureller Sicht dort gesehen haben müsste/sollte/könnte?

Und schon dort gewesen? Dürfen wir uns auf einen bebilderten Reisebericht freuen?:D
 
Und schon dort gewesen? Dürfen wir uns auf einen bebilderten Reisebericht freuen?:D

Es ist nun schon fast zwei Monate her, also möchte ich meiner Schuld mal begleichen.

Vorab einen Rat: Wenn jemand nach Brüssel will, erst einmal darauf achten, wo das Hotel liegt! Es gibt wirklich hässliche Ecken in der Stadt. (Isleifson lag gar nicht so falsch damit).

Wir sind mit dem Flugzeug angekommen und dann mit der Bahn bis zu dem Südbahnhof gefahren. An der Bahnstrecke viele heruntergekommene und baufällige Häuser und Fabriken dazwischen immer wieder ganz neue einzelne Gebäude.

Als wir aus den Bahnhof herauskamen, ein erster, sehr schlechter Eindruck. Schmutz, Schutt, Brachen mit toten Tauben, Bauruinen und heruntergekommene Gebäude, dazwischen wieder einzelne hochmoderne Hochhäuser...und das Büro von Casterman :anbetung:

Wir sind zu Fuß zum Hotel, es war noch relativ früh am Vormittag...abends hätten wir wohl auf der Stelle kehrt gemacht. Das Hotel machte von aussen auch keinen guten Eindruck. Um jedoch nicht mit dem ganzen Gepäck uns auf die Suche machen zu müssen, sind wir dann doch geblieben, und haben festgestellt, dass es innen ganz ordentlich, sauber und gemütlich war.

Die Überraschung war dann, dass da die Hotelbetreiber sich bewusst waren, dass sie in einer ziemlich miesen Gegend sind (das Hotel ist bereits sehr alt, die Gegend ist aber sichlich in den letzten Jahren heruntegekommen), sie ein Schuttleservice ins Zentrum und zum Bahnhof eingerichtet haben, der sehr gut funktionierte.

(Ich höre ja immer wieder Beschwerden von Besuchern vor allem aus Südwestdeutschland, die Berlin für das Dreckloch schlechthin und das absolute Sündenbabel halten. Beim nächsten mal schicke ich diese Leute nach Brüssel, damit sie sehen was eine dreckige Stadt ist!)

Nach dem Einchecken sind wir dann in Richtung Mitte getigert, dass gar nicht so weit weg war. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einen der alten Stadtore aus dem 19. Jahrhundert vorbei. In einem ist ein Zugang zu der Kanalisation und ein kleines Museum. In den Portalen lagerte aber eine komplette Sintifamilie, die den Vorplatz als ihr Wohnzimmer behandelte. Die restliche (sichtbare) Bevölkerung der Gegend hauptsächlich Araber und Afrikaner. Marokkanische Imbisse und Gemüseläden so wie Internetbuden dominierten das Strassenbild. Viele Häuser leer bzw. verrammelt, dazwischen einzelne architektonische Perlen aus dem Jugendstil. Bemerkenswert erstaunlich viel Überwachungskameras, dagegen wenig physische Präsenz der Polizei.

Etwas weiter lichtete sich etwas das Panorama, das Stadbildt wurde gepflegter es tauchten Strassencaffes und die ersten mit Comics verzierten Wände auf, schliesslich die Münze (ein Theater) und der große Markt.

Auf den Bildern die Situation am Bahnhof, der Blick vom Hotelfenster und Richtung Zentrum. Jugendstilhaus nahe am Hotel (man bemerke Überwachungskamera an der Fassade, rechte Seite)
 

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Das historische Zentrum ist sehr sehenswert, auch wenn natürlich stark turistisch.

Der Große Markt mit seinen historischen Häusern und dem Rathaus, in der Nähe eine sehr schöne Ladenpassage mit einem beeindruckenden Glasdach (Galerie Royale Saint Hubert).

Am Vormittag war das Alles noch recht leer, am Nachmittag und vor allem am Abend wimmelte es dann vor Leuten.

An einem der Ausgänge der Gallerie haben wir ein nettes Restaurant gefunden und sehr gut gegessen. Dabei habe ich angefangen mich durch die örtlichen Biere durchzuprobieren.
 

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Dahinter kommt dann das Regierungs- und Bankenviertel. Mitten drin zwischen den gepflegten neuen Gebäuden, ein völlig heruntergekommenes Hochhaus.:confused:
 

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Und mitten im Bankenviertel, ein Denkmal für den Unbekannten Volkswirt, der die Europäische Wirtschaft unbeirrt durch die Wirren der Krise führt.
 

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Am Abend dann in der Nähe des Großen Markts ein Restaurant gesucht. Es gibt dort eine Gegend mit engen Gassen und sehr vielen Restaurants, eines neben dem Anderen, mit lästigen und erstaunlich polyglotten Kellnern, die versuchen die Passanten zum eintreten zu nötigen.

Leider haben wir eine schlechte Wahl getroffen, das Essen im Vergleich zum Mittagessen enttäuschend und überteuert, der Wein (denn ich unvorsichtigerweise statt Bier bestellte) war mies, die Bedienung unfreundlich.
 

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Und mitten im Bankenviertel, ein Denkmal für den Unbekannten Volkswirt, der die Europäische Wirtschaft unbeirrt durch die Wirren der Krise führt.

Das ist Gaston Lagaffe, fiktiver "Büro-Chaot" des real existierenden Dupuis-Verlages. Die Alten und Grauhaarigen unter uns kennen ihn vielleicht noch unter dem Namen "Jo Jo", unter dem er in der Comicreihe "Fix & Foxi" auftrat.

Ansonsten bestätigt Bdaian meine eigenen Brüssel-Erfahrungen. Mein letzter Besuch dort liegt schon fast 10 Jahre zurück, aber anscheinend hat sich dort nicht viel geändert.
 
Das ist Gaston Lagaffe, fiktiver "Büro-Chaot" des real existierenden Dupuis-Verlages. Die Alten und Grauhaarigen unter uns kennen ihn vielleicht noch unter dem Namen "Jo Jo", unter dem er in der Comicreihe "Fix & Foxi" auftrat.
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Als er noch in jungen Jahren in einem Verlag arbeitete, hat er nicht so viel Unheil angerichtet wie in seinem jetzigen Job bei der EZB.
 
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