Sie machten sich einen Namen

Dieses Thema im Forum "Sonstiges im Mittelalter" wurde erstellt von Joinville, 7. Juni 2006.

  1. muck

    muck Aktives Mitglied

    Diese Herleitung hat mich stets ein wenig verwundert, sie scheint nicht intuitiv. Die Mitgliedschaft im Drachenorden war kein Alleinstellungsmerkmal des zweiten Vlad, weder in der Region noch in der Geschichte der Wallachei; und hätte sein Sohn sich nicht selber 'Dracul' nennen wollen, nachdem er in den Orden aufgenommen worden war? Aber vielleicht denke ich um zu viele Ecken.
     
  2. Baiuware

    Baiuware Neues Mitglied

    EUSTACHE [II] de Boulogne bzw damals Eustachius de Bolonia "Gernobadatus", Sohn von Eustache de Boulogne und Mathilde de Louvain

    Verheiratet in erster Ehe mit Goda –Schwester des Angelsächsischen Königs Eduard „der Bekenner“. (1161 heiliggesprochen ;) daher der Name)

    Eustache wurde schon zu Lebzeiten wegen seines außergewöhnlichen Bartes als Gernobadatus (mit dem großen Bart) bezeichnet (ist auch auf dem Teppich von Bayeux als einziger unter den Franzosen (Franci) mit Bart dargestellt. (ansonsten tragen nur die Angelsachsen Bart auf dem Teppich).
     
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  3. van Kessel

    van Kessel Mitglied

    Prinz Wilhelm I gen. der 'Schweiger' 1533(Dillenburg)-1584(Delft) von Oranien. Er war sowohl Lutheraner, Katholik als auch Calvinist. Er hatte mit seinen vier Frauen 16 Kinder (insgesamt mit den 'Fehltritten', waren es 20 Kinder). Seine Ehe mit Anna von Sachsen (welche ihm seine immer leere 'Kriegskasse' deftig aufpolsterte) war eine Tragödie und der grausame Tod* seiner von ihm verstoßenen Frau, lässt den großen Wilhelm, als ziemlichen Schurken erkennen. Sein Schicksal vollendete sich auch wohl deshalb mit drei Pistolenschüssen eines fanatischen Katholiken, welcher später 'geviertelt' wurde.

    Seine von ihm nicht anerkannte Tochter (war nach seiner 'Lesart' das Ergebnis einer Untreue seiner Frau Anna v. Sachsen mit dem Advokaten Rubens [des Vaters von Peter Paul Rubens]). Dieses wurde unter der peinlichen Befragung 'ermittelt'.

    So konnte dieser historische Schelm, eine neue Liebe eingehen. Er war charakterlich ein arger Lump, auch wenn jetzt die Niederländer ihn als 'Vater des Vaterlands' besingen und sein "deutsches Blut' in ihrer Nationalhymne hervorheben.

    Nun ist seltsamerweise, seine Tochter Christine (welche er als 'von Diez' benannte) das wohl einzige Kind, welches von all seinen Kindern die größte Ähnlichkeit mit ihm hatte. (siehe eingefügtes Bild von Wilhelm und seiner Tochter in etwa gleichem Alter. Nase, Augen und Kinn verraten die Vaterschaft, deucht mich.

    Ach ja, seinen Nicknamen hat er nicht etwa durch seine Einsilbigkeit, sondern durch eine von ihm angeforderte Positionsbestimmung, erhalten. Er sagte nichts zu den Taten der Spanien in den Niederlanden.

    *er ließ sie von ihren eigenen Verwandten zurück nach Sachsen expedieren, dort wurde sie in einem Verlies eingemauert und erhielt nur durch ein kleines Loch Nahrung. Er hat sich von ihr scheiden lassen, (mit o.e. Schuldzuweisung des Ehebruchs) damit er nicht die massive Morgengabe, welche Anna in die Ehe mitbrachte, zurückzahlen musste.
     

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  4. muck

    muck Aktives Mitglied

    Eine kleine Anmerkung, die trotz der geraumen Zeitspanne zwischen diesen Beiträgen vielleicht noch nützlich sein kann:
    Im campe’schen Wörterbuch ist die Begriffsgeschichte der "Einfalt" wunderbar nachgezeichnet. Demnach ist das Wort erst ab dem 18. Jahrhundert eher negativ konnotiert. Davor hatte es als Begriff Karriere gemacht, der eine Eigenschaft bezeichnete, die Zeitgenossen als tendenziell positiv galt (wenn auch nicht dem antiklerikal eingestellten Campe einige hundert Jahre später).
    Demnach war ein Mensch einfältig, der mit sich selbst im Reinen war, keine Zweifel an den Lehren der Kirche hegte und keine ihn beherrschenden Charakterzüge wie Ehrgeiz, Jähzorn usw. besaß.

    Eigentlich schade, dass solch schöne Begriffe aus der Mode geraten sind. Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich die Losung "Vielfalt statt Einfalt" höre, auch wenn sie gewiss in guter Absicht geäußert wird.
     
  5. muck

    muck Aktives Mitglied

    • Heinrich V. Hal, König von England (†1422): Während die rebellische Jugend dieses Königs von der Nachwelt wahrscheinlich stark übertrieben wurde, ist überliefert, dass während seiner Kriege in Frankreich die Angehörigen seiner Streitmacht Heinrich mit dem umgangssprachlichen Spitznamen Hal für Henry anredeten, als Zeichen ihrer Wertschätzung, und dies von Heinrich durchaus auch so verstanden und geduldet wurde.
    • Alfons XI. der Rächer, König von Kastilien (†1350): Nach einer Deutung, weil er das Königtum stärken und einige seit geraumer Zeit schwelende Konflikte und Fehden beenden konnte. Rächer ist hier im Sinne des "rächenden Gottes" zu verstehen, nicht im Sinne blinder Rache.
    • Anund Jakob der Köhler, König von Schweden (†1050): Nach der schwedischen Legende, weil dieser König eine Vorliebe dafür besessen habe, den gesamten Besitz von Gesetzesbrechern niederzubrennen.
    • Selim II. der Trunkenbold, Sultan des Osmanischen Reiches (†1574): Vielleicht von seinen Feinden in die Welt gesetzt. Immerhin zeigen Darstellungen jedoch stets einen Menschen mit ungesundem Lebenswandel.
    • Ludwig V. qui nihil fecit ("der nichts tat"), König von Frankreich (†987): Während frührere Historiker den Namen teils sogar als "Faulpelz" eindeutschten, nimmt man heute an, dass Ludwig in seiner kurzen Regierungszeit nicht die Gelegenheit hatte, irgendetwas zu bewerkstelligen.
    • Basarab IV. der kleine Pfähler, Herrscher der Wallachei (†1482): Nach einer Deutung, weil er einem gewissen berühmten Verwandten ähnlich gesehen habe; nach einer anderen, weil er die angebliche Vorliebe desselben geteilt habe, Menschen zu pfählen.
     
  6. muck

    muck Aktives Mitglied

    Ein (verspäteter) Gedanke hierzu…

    Es steht natürlich außer Frage, dass das Mittelalter das weibliche Geschlecht aus heutiger Perspektive ganz erheblich benachteiligte; ich würde diese Beobachtung jedoch nicht an der hervorgehobenen Bemerkung festmachen.

    Es gibt erstaunlich viele Beispiele für "machtbewusste", "selbstbestimmte" Frauen, die den Konventionen jener Zeit trotzten und weniger Widerstände erfuhren, als man in der Rückschau erwarten würde, ja, sogar bewundert wurden.

    Unter ihnen sind geschickte Politikerinnen wie Jolanthe von Aragonien, Grundbesitzerinnen wie Eleonore von Aquitanien und sogar manche Kämpferin. Einige wurden in diesem Themenstrang bereits genannt, etwa die wahrhaft beeindruckende Caterina Sforza.

    Johanna von Belleville, die als "bretonische Tigerin" Berühmtheit erlangte, wurde am Hofe Eduards des Dritten ehrenvoll empfangen und führte ihren Kampf gegen Frankreich mit dessen Geld und Segen fort.

    Eleonore von Arborea erkämpfte sich mit der Waffe in der Hand in der sardischen Folklore einen Ehrenplatz, der fast an die Rolle heranreicht, die Johanna von Orleans in Frankreich einnimmt.

    Sogar im frühsten Frühmittelalter treten Frauen wie Ethelfled von Mercien auf, die ganz selbstverständlich an der Spitze ihres Heeres gegen die Dänen in die Schlacht zog.

    Zu bedenken ist hier, dass die gesellschaftliche Ordnung der Zeit als gottgewollt angesehen war. Sich gegen diese Ordnung aufzulehnen, hieß, Gott selbst zu trotzen. Wenn es aber einer Frau vergönnt war, nach Recht und Sitte der Zeit in eine Machtposition aufzusteigen, lehnte sie sich gerade nicht auf.

    Manche Herrscherin aus eigenem Recht unterstrich diese Tatsache, indem sie mit dem generischen Maskulinum titulierte, aber es lässt sich zum Beispiel auch fragen: Wer hätte der mächtigen Caterina Sforza verbieten können, ein Schwert zu führen, abgesehen von ihrem rechtmäßigen Gemahl?

    An den oben genannten "Wölfinnen" ist in meinen Augen weniger auf ihr Geschlecht als auf ein anderes Merkmal abzustellen: ihre Herkunft. Sie waren angeheiratet, und zwar regelmäßig aus rivalisierenden Reichen.

    So verwundert es kaum, dass etwa bei den Anhängern der Plantagenet die Alarmglocken schrillten, als eine Kapetingerin den zweiten Eduard in den Kerker werfen ließ und gemeinsam mit ihrem Geliebten die Macht übernahm.

    Übrigens finden sich nicht wenige angeheiratete Mitherrscher oder Herrscher de jure uxoris, denen das gleiche Misstrauen entgegenschlug. Insbesondere wenn es ihnen an einer eigenen Hausmacht fehlte, hatten sie so manchen Spießrutenlauf zu überstehen, so der junge Maximilian zu Beginn seiner Ehe mit der Burgunderin Maria.

    Dynastische Bündnisse schloss man nun einmal in der Hauptsache mit rivalisierenden oder sogar feindseligen Adelshäusern. Eigentlich ganz erstaunlich, dass in manchen dieser kaltschnäuzig geschlossenen Zweckehen tatsächlich eine Liebe erblühte…
     
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  7. muck

    muck Aktives Mitglied

    Mein absoluter neuer Favorit:

    Archambaud I. (fl. 992), Stammvater des Hauses Comborn (Zweig der Grafen von Toulouse, sie hielten Turenne, Limoges und andere Grafschaften). Von seinen Feinden wegen seiner kriegerischen Natur Macellarius genannt – Metzger –, ging er letztlich unter dem Namen Camba Putrida in die Geschichte ein, was "morsches Bein" bedeutet. Diesen erhielt er, weil er sich bei der Einnahme der Burg Turenne das Bein brach, als er es in einen Türspalt steckte, damit die Verteidiger die Tür nicht verriegeln konnten.
     
  8. Eumolp

    Eumolp Aktives Mitglied

    Metzger - da fällt mir ein: Kaiser Leo I, der Metzger, weil er seinen Heermeister Aspar erschlug.
    Oder Theoderich der Schieler, Anführer der Ostgoten (nicht zu verwechseln mit Theoderisch dem Amaler)
    Julian der Abtrünnige war sicher schon dran; eigentlich ein Ehrentitel.
    Johannes der Bucklige, magister militum praesentalis unter Anastasius I, byz. Kaiser.
    (Oder sind hier nur Leute aus dem Mittelalter zugelassen?)
     
    Zuletzt bearbeitet: 28. November 2023 um 14:57 Uhr
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