Soziale Kontrolle

...die Lektüre von Rita Voltmer...
... kann ich auch empfehlen in Gestalt ihres letzten Buches Hexen: Was stimmt? Die wichtigsten ... - Google Buchsuche.

Es ist sicher wichtig, zwischen dem Inquisitionsverfahren/-prozess (als Untersuchungsmethode) und der Inquisition als Institution (in landesherrlich-staatlichem, bischöflichem, päpstlichem Auftrag) zu unterscheiden. Letzteres hängt wiederum zusammen mit territorialen Besonderheiten, beteiligten Personen, Stand der Rechtsentwicklung usw.

Aber, wie eben auch Voltmer bestätigt, es waren leibhaftige Theologen (bis hinauf zum Papst), die die Hexenverfolgung "erfunden" und für deren "höchste Legitimation" - einschließlich der angewandten Methoden - gesorgt haben. Dass die Kirche nicht als Monolith anzusehen war, schrieb ich bereits.

Auch bezüglich der Geschlechterverteilung sehe ich ich mich mit "vorzugsweise weiblichen Geschlechts" in guter Gesellschaft; es ist aber offenbar schwierig (und womöglich auch nicht erforderlich), dafür einheitliche Relationen anzugeben.

Schön, dass so viel Übereinstimmung in zentralen Fragen besteht - oder ist das eher verdächtig?:grübel:
 
Aber, wie eben auch Voltmer bestätigt, es waren leibhaftige Theologen (bis hinauf zum Papst), die die Hexenverfolgung "erfunden" und für deren "höchste Legitimation" - einschließlich der angewandten Methoden - gesorgt haben. Dass die Kirche nicht als Monolith anzusehen war, schrieb ich bereits.
Ich möchte diesem mal ganz profan widersprechen. Es waren eben nicht Theologen, welche die Hexenverfolgung erfanden. Dann müssten es ja Katholiken sein, die das besonders mit Nachdruck verfolgten. Die Protestanten bemühten sich ebenfalls, und das nicht gerade milde, den Hexen den Garaus zu machen. Die Kirche an sich hat keine Hexen verfolgt, sondern die Gemeinden. Da spielt der lokale Aspekt eine übergroße Rolle.
Für mich ist die Hexenverfolgung kein theologisches Problem, sondern ein rein menschliches. Die Theologie war nur ein Viehekel, die dem Ganzen eine mobile Plattform gab.
 
Ich möchte diesem mal ganz profan widersprechen. Es waren eben nicht Theologen, welche die Hexenverfolgung erfanden. Dann müssten es ja Katholiken sein, die das besonders mit Nachdruck verfolgten. Die Protestanten bemühten sich ebenfalls, und das nicht gerade milde, den Hexen den Garaus zu machen. Die Kirche an sich hat keine Hexen verfolgt, sondern die Gemeinden. Da spielt der lokale Aspekt eine übergroße Rolle.
Für mich ist die Hexenverfolgung kein theologisches Problem, sondern ein rein menschliches. Die Theologie war nur ein Viehekel, die dem Ganzen eine mobile Plattform gab.

Hallo Rurik, da du dich so explizit noch einmal äußerst, möchte ich mich ich dazu kurz Stellung nehmen, da ich mich mithilfe einer Einführung in die Thematik ein wenig eingelesen habe. Bei der kleinen Einführung handelt es sich um den - wie soll es bei mir anders sein - letztes Jahr im Beltz-Verlag erschienenen Hexen-Band von Wolfgang Behringer. Ich war überrascht zu lesen, daß ein gewisser Hexenglaube durchaus anthropologisch belegt zu sein scheint, deren kulturübergreifenden Strukturmerkmale einer monokausal angelegten Erklärung wie Entwicklung bestimmter Vorstellungen im Christentum, Rechtspraxen und deren Folgen nicht gerecht werden. Der eher anthropologische Ansatz erkennt hier ein Phänomen, daß zwar mögliche Hexenattributionen erkennen läßt, aber nicht unbedingt zur Eliminierung einer "Hexe" im Konflikt führen muß.
Entsprechend werden dann im historischen Abriß durchaus Argumentationen und viele Details geliefert, die das spezifisch europäische Ausmaß der massiven Hexenverfolgung deutlich werden lassen.
Welche Auffassung man hier immer auch einnehmen mag, die Tatsache, daß anscheinend soziale Mechanismen (Gruppendynamiken) eine Rolle spielen, verweist meiner Ansicht nach durchaus auf das Phänomen, was man als "soziale Kontrolle" bezeichnen kann.
 
Von Soldan-Heppe "Hexenprozesse" über den Hexenhammer und regionale Veröffentlichungen habe ich eine Zeitlang alles über die Hexenverfolgung gelesen, was mir zwischen die Finger kam.
Von meinem Urgroßvater, der an Hexen glaubte und auch "welche kannte", bekam ich schon als Kind ein Interesse für dieses Thema (irgendwie ist mir auch immer noch mulmig, wenn ich glaube, das jemand den bösen Blick hat). Ich habe mir da also über die Zeit hinweg einen ziemlich festen Blickwinkel angeeignet, der natürlich stark subjektiv und auch eher volkstümlich ist. Deshalb will ich das mit den verschiedenen Interpretationen, wie auch der sozialen Kontrolle, nicht absolut in Abrede stellen. Man sollte es eben nur nicht verallgemeinern.
Wenn man die hier und da noch vorhandenen Akten der Prozesse liest, dann ist dort die ganze Bandbreite menschlicher Niedertracht enthalten.
 
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