Spanischer Bürgerkrieg

Ich habe kürzlich den Film "Pans Labyrinth gesehen, der nach dem spanischen Bürgerkrieg 1944 spielt, und von einem 10jährigen Mädchen handelt, das sich in der Wildnis von Navarra, wo es in einer düsteren Mühle im Wald leben muss.
Der Stiefvater des Mädchens in dem Film ist ein General des Diktators Franko, und im Film wird er als total brutal dargestellt und verfolgt Widerstandskämpfer, die schon im Bürgerkrieg gegen Frankos Soldaten kämpften, im Film gibt es brutale Folterungen, Morde, usw.
Meine Frage: War das wirklich so im Franko Regime, dass nach dem Krieg die Sieger die Verlierer noch so massiv verfolgten, und so brutal mordete?
Gab es wirklich 1944 noch Widerstandskämpfer in den Bergen von Navarra und in anderen Verstecken, die dem Regime weiterhin das Leben schwer machten?
Was den Bürgerkrieg betrifft, da habe ich gegoogelt und da gelesen, dass die Gegner des Frankoregimes von Russland, also von der Stalindiktatur unterstützt wurden im Bürgerkrieg.
Waren Frankos Gegner also nicht, wie im Film "Pans Labyrinth"; die Guten, sondern haben in diesem Bürgerkrieg die rechten Bösen gegen die linken Bösen gekämpft? Wer von Stalin unterstützt wurde, war doch sicher auch nicht gut?
Gibt der Film, der ja teilweise Fantasy ist(die Träume des Mädchens) eher ein verzerrtes Bild der Lage nach dem Bürgerkrieg wieder?
Waren beide Seiten böse?
War dieser Krieg ein Krieg zwischen Rechtsextremisten und Linksextremisten?
Wie weit ging Stalins Unterstützung in diesem Krieg, schickten die Russen Soldaten?
Und waren unter Frankos Gegnern in diesem Krieg (und in Kämpfen nach dem Krieg) mehr Kommunisten, oder doch mehr Demokraten zu finden?
Und war es nach dem Krieg wirklich das Ziel des Franko-Regimes, die Verlierer alle aufzuspüren und zu ermorden, wie es im Film "Pans Labyrinth" dargestellt wurde?
Wurden damals wirklich Generäle mit ihren Soldaten in entlegene Gegenden geschickt, um Widerstandskämpfer aufzuspüren?
Und im Film gab es für jeden Bürger (in der Nähe der Mühle gab es wohl ein Dorf, das man im Film aber nie sieht) nur ein winziges Brot pro Tag zugeteilt?
Hat das Franko-Regime seinen Bürgern die Lebensmittel rationiert? Oder war das nur im Film so?
Und wie lange dauerte es, bis die letzten Widerstandskämpfer aufgaben? Oder wurden die alle aufgespürt und getötet?
Wie viel Wahrheit liegt in diesem Film, oder war alles stark übertrieben, was die Grausamkeit des Generals betrifft?
Im Film tötete er einen Bauern und seinen Sohn, nur weil sie nachts Hasen jagen waren, war das in der Franko Diktatur wirklich so, dass da so willkürlich getötet wurde?
Ich hätte das so nie gedacht, ich wusste bis zu diesem Film kaum etwas über die Franko Diktatur und war geschockt über die Brutalität im Film.
Womöglich war die ja etwas übertrieben dargestellt? Man wurde doch sicherlich nicht gleich ermordet, nur weil man bei der Hasenjagd erwischt wurde?
Und investierte das Regime nach Ende des Kriegs wirklich so viel Energie darin, die Verlierer des Krieges zu verfolgen und zu ermorden?
Oder ist die extreme Brutalität im Film damals wirklich bittere Realität gewesen?
Im Film bezeichnet der General die Widerstandskämpfer als "die Roten" und sie haben alle einen Stern an ihren Jacken, die noch aus dem Bürgerkrieg zu stammen scheinen.
Waren denn wirklich alle die im Krieg gegen Franko kämpften, und nach dem Krieg noch Widerstands leisteten, Kommunisten?
Oder gab es unter den Gegnern Frankos auch anständige Demokraten?
Und der Film spielt ja im Jahr 1944, also fünf Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges.
Versteckten sich da wirklich noch Partisanen in der Wildnis und leisteten Widerstand?
Kann ich mir irgendwie nur schwer vorstellen, dass sich Frankos Gegner 5 Jahre nach Kriegsende noch immer in Höhlen versteckten und Widerstand leisteten.
Oder gab es das wirklich, dass selbst fünf Jahre nach dem Krieg noch Widerstandskämpfer so ein hartes Leben in der Wildnis führten, obwohl der Kampf damals längst keinen Sinn mehr machte, weil der Krieg verloren war?
Und gab es es während des Bürgerkrieges von beiden Seiten Angriffe auf Zivilisten?
Gab es hier kein "Gut" und Böse", sondern nur "Böse und Böse"?
Wenn auch auf Google nach Bildern vom spanischen Bürgerkrieg suche, werden mir fast nur Bilder von irgendwelchen kommunistischen Brigaden angezeigt, Soldaten die Fahnen mit Hammer und Sichel bei sich trugen.
Gabs denn gar keine anständigen Menschen im Kampf gegen Franko, waren auf der Seite seiner Gegner denn nur radikale Kommunisten zu finden? Oder kämpften auch Demokraten mit? Diese ganzen roten Brigaden auf den Fotos erwecken in mir den Eindruck, dass es sich um einen ideologischen Stellvertreterkrieg handelte, liege ich da richtig, oder habe ich da einen falschen Eindruck?
War der Anteil der Kommunisten am größten im Kampf gegen Franko, oder gab es auch viele demokratische Armeen, die den Kampf gegen Franko aufnahmen?

Und gab es im Franko Regime auch den Hitlergruß? Man findet bei Google eine Menge Fotos, auf denen Spanier damals im Krieg den Hitelrgruß machten. Bei Mussolini gab es diesen Gruß ja auch, war er in allen drei Diktaturen im Gebrauch?


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Meine Frage: War das wirklich so im Franko Regime, dass nach dem Krieg die Sieger die Verlierer noch so massiv verfolgten, und so brutal mordete?

Franco rechazó todas las ofertas para llegar a un final de la Guerra Civil y exigió una rendición incondicional. El 1 de abril de 1939 fue, pues, [...] la victoria franquista, pero no de la paz: la dictadura persiguiò a los que habían permanecido leales al Gobierno y reprimió a quienes no demostraron una adhesión incondicional. Al final de la guerra se produjo un éxodo masivo de militares y simpatizantes republicanos, que partieron al exilio (unos 300.000); otros no tuvieron esa posibilidad y lo pagaron con la muerte (entre 50.000 y 200.000) o con penas de cárcel (unos 270.000), trabajos forzados y depuraciones ideológicas.
Aus: Juan Pro/Manuel Rivero: Breve Atalas de Historia de España. Madrid 1999.

Franco wies alle Angebote, den Bürgerkrieg zu beenden zurück und forderte die bedingungslose Kapitulation. Am erste April 1939 war der franquistische Sieg, aber kein Friede. Die Diktatur verfolgte alle, die der Regierung treu geblieben haben und unterdrückte diejenigen, die keine bedingungslose Anhänglichkeit demonstrierten. Am Ende des Krieges ereignete sich ein massiver Exodus republikanischer Militärs und Sympathisanten (einige 300.000), andere hatten diese Möglichkeit nicht und bezahlten dies mit dem Tod (zwischen 50.000 und 200.000), mit Haftstrafen (einige 270.000), Zwangsarbeit und ideologischen Säuberungen.

Gab es wirklich 1944 noch Widerstandskämpfer in den Bergen von Navarra und in anderen Verstecken, die dem Regime weiterhin das Leben schwer machten?
Ja.
1939 gingen 300.000 Leute ins Exil. Einige flohen nach Argentinien oder Mexiko oder andere Länder Lateinamerikas, Einig wenige überlebten im Land - als Franco 1969 eine Generalamnestie aussprach, kamen drei Leute aus ihren Verstecken, am bekanntesten ist Manuel Cortés, der sozialistische Bürgermeister von Mijas, der 30 Jahre lang tagsüber unter der Treppe seines Hauses lebte.
Die meisten Exilanten überquerten die Pyrenäen, wurden tw. von Frankreich in Lager gesteckt, wo sie dann 1940 den Nazis in die Hände fielen. Jorge Semprún behauptet in einem seiner autofiktionalen Bücher, dass die zweite Kommandosprache der Kommunisten in Buchenwald bei der Selbstbefreiung nach deutsch spanisch gewesen sei, weil so viele Angehörige der Internationalen Brigaden unter den Reihen der politischen KZ-Häftlinge waren.

Mit der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 begann im Prinzip die Hochphase des maquis, so der Fachbegriff für diese Guerilla. Die Invasion ins Valle de Arán mit 4.000 Kämpfern war die größte dieser Aktionen.

Was den Bürgerkrieg betrifft, da habe ich gegoogelt und da gelesen, dass die Gegner des Frankoregimes von Russland, also von der Stalindiktatur unterstützt wurden im Bürgerkrieg.
Das stellt sich ein wenig komplizierter dar. Franco wurde von Italien und Deutschland unterstützt, wohingegen Engländer und Franzosen sich an die Vereinbarung (mit Dtld. und Italien) hielten, sich nicht einzumischen. Die SU als international nicht eingebundener Staat ließ sich von der spanischen Regierung ihre Unterstützung teuer bezahlen und die Stalinisten machten gewissermaßen einen Bürgerkrieg im Bürgerkrieg auf, dem vor allem Kämpfer der trotzkistischen POUM zum Opfer fielen. Vorher war die PCE (Kommunistische Partei Spaniens) unbedeutend, die sozialistischen (sozialdemokratischen) und anarchistischen Gruppierungen (UGT (sozialistische Gewerkschaft), PSOE (sozialistische Partei); CNT/FAI (anarchistische Gewerkschaft)) waren bis zum Bürgerkrieg die relevanten linken Gruppierungen in Spanien.

War dieser Krieg ein Krieg zwischen Rechtsextremisten und Linksextremisten?
Sagen wir so, die Nichteinmischung der bürgerlich regierten Mächte (USA, Frankreich und Großbritannien) hat zur Stärkung der Ränder geführt. Klar, es waren Rechtsextremisten, die gegen die moderat links regierte Republik, die zu schwach oder Unwillens war anarchistische Übergriffe auf Rechte oder Vertreter der Kirche putschten, aber letztlich unterstellten sich die anarchistischen Milizen und auch die Kommunisten der republikanischen Regierung - gleichwohl gab es während des Bürgerkriegs Versuche auf dem Land, vor allem von Anarchisten und Trotzkisten zu kollektivieren. Die republiktreuen Militärs (die Marinesoldaten hatten beim Putsch ihr putschwilliges Offizierskorps inhaftiert und blieben großteils republiktreu) und die sozialistischen Gruppen, die sich bei Ausbruch des Bürgerkrieges bewaffnet hatten (teilweise haben sozialistische Offizielle im Juli 1936 in dem Vertrauen darauf, dass der Putsch schnell niedergeschlagen würde, die Bewaffnung ihrer eigenen Kampforganisationen verhindert) waren keine Linksextremisten.

Wie weit ging Stalins Unterstützung in diesem Krieg, schickten die Russen Soldaten?
Und waren unter Frankos Gegnern in diesem Krieg (und in Kämpfen nach dem Krieg) mehr Kommunisten, oder doch mehr Demokraten zu finden?
Am Anfang des Bürgerkriegs spielte die PCE praktisch keine Rolle, anarchistische Land? Und Industriearbeitergewerkschaften und sozialistische (sozialdemokratische) Industriearbeitergewerkschaften spielten eine Rolle und mehr als die PCE eben die dennoch kleine und im Prinzip unbedeutende trotzkistische POUM. Die PCE Erlangte im republikanischen Lager dadurch Macht, dass Stalin quasi der einzige war, der die spanische Republik unterstützte.

Und war es nach dem Krieg wirklich das Ziel des Franko-Regimes, die Verlierer alle aufzuspüren und zu ermorden, wie es im Film "Pans Labyrinth" dargestellt wurde?
Alle zu ermorden sicher nicht. Aber es gab Konzentrationslager, die teilweise von aus Dtld. abgeordneten SS-Leuten eingerichtet wurden. Das waren Arbeits- keine Vernichtungslager, aber auch dort wurde kräftig gestorben.

Und im Film gab es für jeden Bürger (in der Nähe der Mühle gab es wohl ein Dorf, das man im Film aber nie sieht) nur ein winziges Brot pro Tag zugeteilt?
Spanien galt schon vor dem Bürgerkrieg als das Armenhaus Europas, im Bürgerkrieg ist Spanien massiv verwüstet worden, insbesondere auch auf dem Land. Es gab Dörfer, wenn die von den Franquisten erobert wurden, gingen die zum Priester und ließen sich von dem sagen, wer in der anarchistischen Gewerkschaft aktiv gewesen war, die wurden kurzerhand an die Wand gestellt. Eroberte eine anarchistische Einheit ein Dorf, wurden Landbesitzer, Priester und rechte Politiker an die Wand gestellt. Wer bei der Wiedereroberung eines Dorfes durch die Franquisten dann noch lebte, würde an die Wand gestellt, so dass am Ende bei Dörfern die mehrfach erobert wurden, praktisch die gesamte männliche Bevölkerung ermordet war. Es fehlten also vielfach die Nahrungsmittelproduzenten.

Die Armut Spaniens nach dem Bürgerkrieg war im Übrigen auch ein Argument für Franco gegenüber Hitler, sich aus dem WKII herauszuhalten, Hitler versuchte Franco mit der Kontrolle über Gibraltar zu ködern. Franco hingegen wusste, dass er eine Eroberung Gibraltars womöglich mit dem Verlust der Kanaren, die er kaum gegen einen englischen Angriff würde verteidigen können, bezahlen müsste.


Und wie lange dauerte es, bis die letzten Widerstandskämpfer aufgaben? Oder wurden die alle aufgespürt und getötet?
Der Maquis endete 1959. Eine Generalamnestie gab es 1969. Ab 1956 übernahmen immer mehr von Opus Dei geschulte, sehr katholische, aber nicht ideologisch-franquistische Technokraten (insbesondere Ökonomen) Posten im Machtapparat und öffneten Spanien für den Westen.

Die ETA, die baskische Befreiungsorganisation, beendete den bewaffneten Kampf erst vor ca. 20 Jahren. Sie hat noch mit einem spektakulären Autobombenattentat 1973 Francos eben erst vereidigten Regierungschef Luis Carrero Blanco getötet. Auch nach der Demokratisierung Spaniens 1975 bis 1979 machte die ETA noch über 20 Jahre Jagd aus Polizisten, Soldaten und Politiker, die sie hinrichtungsmäßig ermordete. Bei Bombenanschlägen (oft gegen die Tourismuswirtschaft gerichtet) rief sie regelmäßig die Tageszeitungen an, um zivile Opfer zu vermeiden.


Und investierte das Regime nach Ende des Kriegs wirklich so viel Energie darin, die Verlierer des Krieges zu verfolgen und zu ermorden?
Oder ist die extreme Brutalität im Film damals wirklich bittere Realität gewesen?
Durchaus. Wie gesagt 270.000 inhaftierte Regimegegner, 50.000 bis 200.000 ermordete. Vor ca. 20 Jahren hat Generalstaatsanwalt Baltazar Garzón versucht, Morde aufzuklären, ließ Massengräber ausheben: er wurde mit Korruptionsvorwürfen überhäuft. In Spanien ist quasi entmachtet worden und hat danach für die EU gearbeitet.

Im Film bezeichnet der General die Widerstandskämpfer als "die Roten" und sie haben alle einen Stern an ihren Jacken, die noch aus dem Bürgerkrieg zu stammen scheinen.
Los Rojos war in Francospanien die übliche Diktion für linke und linksgelesene Personen, hatte Schimpfwortcharakter.

[edit: Formatierungsfehler behoben]
 
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Ich fand den Film gut und was das Militär betraf durchaus realistisch.

In diesem Bürgerkrieg haben vor allem auf republikanischer Seite mehrere politisch unterschiedliche Gruppen gekämpft, Sozialisten/Sozialdemokraten, teilweise "Liberale", Kommunisten, Anarchisten und auch Separatisten. Letztlich wurden diese Kräfte nur durch den Kampf gegen die Falangisten/Franco/ die "Rechte" geeint.
Die republikanische Armee war deshalb auch recht Heterogen, bezüglich der Kommandostruktur und Befehlsausführung.
Nur weil die Republikaner in erster Linie Panzer und Gerät, Flugzeuge, Ausbilder, Munition und Ausrüstung aus der UdSSR bezogen, bedeutet dies jedoch nicht, das hier die "bösen Linken" gegen die "bösen Rechten" kämpften. Zumindest auf republikanischer Seite ist die Situation eine etwas kompliziertere gewesen. Die UdSSR war als einziger Staat willens der Armee der gewählten Regierung die notwendigen Materialien zu liefern. Wir dürfen hier auch wieder mal nicht die Rolle Frankreichs außer acht lassen. Frankreich wäre als Hauptlieferant dieser Güter durchaus in Frage gekommen, hat jedoch aus politischen Gründen darauf verzichten müßen. Die damalige Volksfrontregierung hatte so schon genug innenpolitische Schwierigkeiten und wurde zudem nur mühsam zusammen gehalten.
Die Truppen von Franco und Mola hingegen wurden aktiv mit Truppen von Italien und Deutschland unterstützt.

Wenn ich mich nicht täusche, müßte es das Buch von Hugh Thomas " Der spanische Bürgerkrieg" ,von, ich glaube 1962, sein, das ich zu diesem Thema als sinnvolles Standartwerk ansehe.
 
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Waren Frankos Gegner also nicht, wie im Film "Pans Labyrinth"; die Guten, sondern haben in diesem Bürgerkrieg die rechten Bösen gegen die linken Bösen gekämpft?
Mit Kategorien wie "gut"/"böse" lässt sich an ein Ereignis wie den Bürgerkrieg natürlich nicht so ohne weiteres herangehen. Letztendlich kann man keine der beiden Bürgerkrigsparteien am Ende darauf reduzieren aus Extremisten bestanden zu haben, gleichzeitig hatten aber beide Parteien durchaus Extremisten in ihren Reihen.

Man kan sie aber nicht darauf reduzieren, das würde der Sache nicht gerecht. Letztendlich waren beide Lager des Bürgerkrieges durchaus sehr heterogen.
Der gesamte spanische Bürgerkrieg hatte in Form der Militärdiktatur Miguel Primo de Riveras und der kurzlebigen zweiten spanischen Republik die immer ein bisschen am Rande des politischen Chaos stand und in der es zu blutigen politisch motivierten Gewaltätigkeiten von beiden Seiten gekommen war, eine komplexe Vorgeschichte, die sich nicht auf einzelne politische Doktrinen reduzieren lässt.

Das wird besonders deutlich wenn man sich das republikanische Lager anschaut. Da fanden sich gemäßigte Sozialdemokraten und Liberale zum Teil genau so wieder wie Anarchisten, Kommunisten verschiedener Strömungen oder auch baskische und katalanische Nationalisten, die alle durchaus verschiedene Ziele verfolgten und politisch/ideologisch eigentlich nicht zusammen passten, sondern deren kleinster gemeinsamer Nenner einfach nur war, dass sie eine Militärdiktatur mit faschistischen und klerikalen Einflüssen nicht wollten.
Das aber mitunter aus verschiedenen Gründen.
Viele katalanische Nationalisten und Konservative, die auf Seiten der Republik kämpften verband ideologisch sicherlich mehr mit den gemäßigten Teilen des Franco-Lagers, als mit Kommunisten. Die hatten nicht vor für irgendeine stalinistische Revolution zu kämpfen, sondern für Autonomierechte ihrer Heimatregion, also ein Projekt, dass sie durch die zentralistischen Tendenzen im Franco-Lager stärker bedroht sah, als bei den Republikanern.

Umgekehrt war auch nicht jeder der sich auf die Seite des Franco-Lagers stellte deswegen gleich automatisch Faschist. Manche Person, die sich im gemäßigt konservativen Lager befand, dürfte sich auch einfach wegen der Gewaltaktionen von Seiten anarchischer oder kommunistischer Akteure während der Republik für das Franco-Lager entschieden haben oder wegen ganz anderer Dinge, die nicht unbedingt eine faschitische/rechtsextreme Ideologie vorraussetzten.
Der Riss konnte da quer durch einzelne soziale Gruppen gehen.

@El Quijote hatte schon angesprochen, dass sich die Marinesoldaten, zu großen Teilen anders verhielten, als die Kader der Landtruppen und auf der Seite der Republik blieben.

Ähliches zeigt sich auch, wenn man sich, was die Landstreitkräfte ansieht, beim Offizierskorps insgesamt. Da stellt man bei näherer Betrachtung fest, dass ein Großteil der alten Generalität und der Spitzenmilitärs durchaus auf der Seite der Republik blieb, während vor allem die mittleren Offiziersdienstgrade und die niederrangigen Generale eine Tendenz dazu hatten zu Franco überzulaufen.

Der Grund hierfür dürfte jedenfalls zum Teil nicht in bestimmten ideologischen Prägungen, sondern einfach in Karrieremöglichkeiten bestanden haben.
Nachdem am Ende des 19. Jahrhunderts das spanische Kolonialreich (Kuba, diverse karibische Inseln, Philippinen) verloren gegangen war musste sukzessive die spanische Armee verkleinert werden, weil es ohne Kolonialreich so großer Streitkräfte nicht mehr bedurfte und weil der Verlust dieser Gebiete auch wirtschaftliche Konsequenzen für den spanischen Staat hatte.
Mit der Verkleinerung des Militärs wurden suzessive aber auch Offiziersstellen gestrichen, so dass sich Karrieren innerhalb des Militärs nur noch sehr langsam oder überhaupt nicht mehr vollzogen, weil es auf einmal zu viele Anwärter für zu wenige Stellen gab.
Nun war aber das Militär (neben der Katholischen Kirche, die allerdings auch zunehmend in Schwierigkeiten geriet) nicht nur Instrument der Landesvertidigung, sondern es hatte eben über Jahrhunderte auch die soziale Funktion gehabt Versorgungsposten für die nachgeborenen Söhne der landbesitzenden Oberschichten in Form von hohen Offiziersstellen bereit zu stellen, so dass eben auch die jüngeren Söhne der gesellschaftlichen Eliten hier zu standesgemäßem Ansehen und zu finanziell einigermaßen befriedigenden Verhältnissen kommen konnte.

Nur das war entfallen, so dass sich vor allem in den mittleren Rängen Offiziere sammlten, die aus den alten grundbesitzenden Eliten kamen und ein entsprechendes Bewusstsein als Teil der Oberschichten an den Tag legten, dem ihr Rang in der Armee und die damit verbundene Besoldung aber nicht entsprach und die sich dementsprechend auch dadurch, dass sie einfach nicht vorran kamen zurückgesetzt fühlten.

Viele dieser Leute dürften sich Franco auch einfach deswegen angeschlossen haben, weil sie sich von der neueren Entwicklung und dem Umstand, dass sie karrieristisch in der Sackgasse steckten einfach sozial deklassiert sahen und hofften den Aufstieg dann eben unter den Putschisten zu machen, wenn die republiktreuen Leute aussortiert und deren Plätze frei würden.


Die Motivationen dafür auf welche Seite sich einzelne Personen oder Gruppen schlugen konnte sehr heterogen sein und musste nicht unbedingt im engeren Sinne mit extremistischen Ideologien korrspondieren.
 
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Wer von Stalin unterstützt wurde, war doch sicher auch nicht gut?
Noch kurz hierzu, auch wenn @El Quijote ja bereits darauf eingegangen war, dass Stalin, respektive die Sowjetuinion durchaus nicht alle Gruppen im republikanischen Lager unterstützte und manche, wie die POUM auch sehr aktiv bekämpfte:

Die Vorstellung, dass von den diktatorischen Regimes Unterstützung stets nach ideologischen Kriterien verteilt worden wäre und taktische Aspekte da eher keine Rolle gespielt hätten die ist zu simpel und haut nicht hin.
Ebenso ist der daraus resultierende Schluss, dass es sich bei von diesen Personen unterstützten Parteien dann also folglich um Gesinnungsgenossen dieser Diktatoren handeln müsse und diese mehr oder weniger in einen Topf zu werfen seien unzutreffend.

Wenn man das an Stalin festmachen möchte:

Stalin und sein damaliger Außenminister Maxim Litvinov haben sich z.B. in den 1930er Jahren sehr darum bemüht die Tschechoslowakei gegen Expansionsansprüche Hitler-Deutschlands zu schützen (auch der Umstand, dass die CSR damals mit Polen wegen Teschen über Kreuz lag dürfte der Sowjetunion da außenpolitisch ins Konzept gepasst haben) und 1935 mit der Tschechsolowakei einen Bündnis-/Beistandsvertrag abgschlossen.

Als im Herbst 1938 Hitler nach dem Sudentenland und später nach dem Rest der Tschechsolowakei griff, war sowjetischen Eingreifen nicht möglich, da militärische Hilfe für die CSR, die damals keine gemeinsame Grenze mit der Sowjetunion hatten vorrausgesetzt hätte das sowjetische Truppen entweder durch Teile Polens oder Rumäniens hätten durchmarschieren dürfen, was aber beide Länder verweigerten.

Die damalige sowjetische Außenpolitik der "kollektiven Sicherheit" war aber klar auf Stabilisierung Zentraleuropas gegen Deutschland ausgerichtet, nicht auf ideologisch-extremistische Zielsetzungen, denn dafür wäre die CSR der falsche Partner gewesen.
Die war nämlich damals keinesfalls kommunistisch, sondern es handelte sich mehr oder weniger um die einzige noch einigermaßen funktionierende bürgerliche Demokratie Zentral- und Mittelosteuropas, die die Sowjetunion da gegen das Hitlerreich zu schützen gedachte.

Hier geht die Gleichung "Wenn Stalin das unterstützte können die Leute oder das Syste nicht "gut" gewesen sein", so überhaupt nicht auf. Gemessen an den Maßstäben von Demokratie und bürgerlicher Freiheit war die Tschechoslowakei damals nämlich weit besser als so ziemlich alles andere drumm herum.


Auch wenn man nach Asien schaut, war Stalins Politik über weite Strecken bemerkenswert unideologisch, insofern er in China (und gegen Japan) lange die nationalistische Guomindang-Partei/Bwegung unterstützte und zwar zum Teil explizit gegen die chinesischen Kommunisten, beziehungsweise den Kommunisten in China zeitweise explizit empfahl sich der GMD unterzuordnen.

Nun kann man sicherlich befinden dass auch Typen wie General Chiang Kai Shek keine besonders angenehmen Zeitgenossen waren aber das war eben alles andere als ein ideologisch motiviertes Bündnis, sondern eine taktische Zusammenarbeit, die sich gegen Japan richtete.


Ähnlich wird man auch den spanischen Bürgerkrieg betrachten können.

Ein Großteil der Leute, die für die Republik waren, waren ideologisch durchaus nicht Stalins Freunde, aber sie standen eben einem rechtsgrichteten Putsch im Weg, dessen konservative bis rechtsextreme Protagonisten im Kommunismus und damit in der Sowjetunion einen potentiellen Todfeind sahen.
Möglicherweise mag das sowjetische Engagement in Spanien auch mit der innenpolitischen Situation Frankreichs korrespondiert haben.
Frankreich stand Mitte der 1930er Jahre nämlich vor einer ganz ähnlichen gesellschaftlichen Spaltung wie Spanien, von der die Zeitgenossen teilweise erwarten oder befürchteten, dass auch die in einen Bürgerkrieg führen könnte, bei dem Spanien dann möglicherweise eine unterstützende Rolle hätte spielen können.

Wichtiger dürfte aber sein, dass die französische Militärmacht und ihre Handlungsfähigkeit wichtig dafür war die Expansionsgelüste Deutschlands und Italiens in Mitteleuropa und im Bereich des Balkans im Zaum zu halten (was passierte, als das nicht mehr gegeben war, zeigte sich 1938 und folgend).
Deswegen und vor dem Hintergrund der innenpolitischen Situation in Frankreich darf man Moskau sicherlich auch unsterstellen ein Interesse daran gehabt zu haben ein Übergreifen des Bürgerkriegs auf Frankreich oder dessen weitere Destabilisierung zu verhindern.
Möglicherweise mag das zur Entscheidung beigetragen haben, die Republikaner zu unterstützen um einen potentiellen westeuropäischen Brandherd auszutreten, bevor der zum Flächenbrand würde und NS-Deutschland durch Lähmung Frankreichs den Weg bereitete.


Außerdem war es sicherlich auch schlicht einfach eine Gelegenheit die nuere Waffentechnik, die sich seit dem Ersten Weltkrieg erheblich weiterentwickelt hatte mal auszuprobieren.
 
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Die war nämlich damals keinesfalls kommunistisch, sondern es handelte sich mehr oder weniger um die einzige noch einigermaßen funktionierende bürgerliche Demokratie Zentral- und Mittelosteuropas, die die Sowjetunion da gegen das Hitlerreich zu schützen gedachte.

In Spanien war es tatsächlich ähnlich. Die UdSSR unterstützt im Bürgerkrieg explizit die (bürgerliche) Republik, und lehnte eine Revolution, wie sie va die Anarchisten im Sinn hatten, zu diesem Zeitpunkt ab. Daher wurden die sich als revolutionär verstehenden Akteure bekämpft, va die CNT/FAI, aber auch kleinere Gruppen wie die POUM.
 
In Spanien war es tatsächlich ähnlich. Die UdSSR unterstützt im Bürgerkrieg explizit die (bürgerliche) Republik, und lehnte eine Revolution, wie sie va die Anarchisten im Sinn hatten, zu diesem Zeitpunkt ab.
Mit der Betonung auf "zu diesem Zeitpunkt". Denn es wurde ja von sowjetischer Seite schon einiges getan um den vorher eher unbedeutenden PCE zu stärken und mit POUM die Konkurrenten im kommunistischen Spektrum auszuschalten.
Was in dieser Form, wenn die Republik überlebt hätte durchaus die Auswirkung gehabt hätte das politische Gefüge zu verändern und eine einigermaßen starke kommunistische Partei stalinistischer Prägung zu implementieren.

CNT/FAI und POUM wurden letztendlich weniger bekämpft, weil sie Revolution machen wollten, sondern weil sie Revolution zum falschen Zeitpunkt machen wollten oder aber die falsche Revolution.

Und da sehe ich zur Causa der CSR durchaus nochmal einen ganz massiven Unterschied, weil die in Aussicht gestellten Garantien für die CSR nicht in dieser Form mit drart massiver Einflussnahme auf die innenpolitischen Verhältnisse in der CSR korrespondierten, wie das in Spanien der Fall war.
Jedenfalls nach meinem Kenntnisstand (ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, wenn das unzutreffend sein sollte).
 
Zunächst einmal gab es einen Putsch, gegen eine rechtmäßige Regierung. Und dieser Putsch wurde von bürgerlichen Kräften, den Landbesitzern und dem Klerus aktiv unterstützt.

Es gab eine brutale Auslöschung der Leute, die die spanische Republik unterstützt hatten. Es war ohne Zweifel eine Verschwörung der klerikalen und bürgerlichen Kräfte zum Mord.

Mich hatte das Buch von Georges Bernanos "Les Grands Cimetières sous la Lune" beeindruckt, in dem der Autor als zeitgenössischer und zufälliger Beobachter die Ermordung von Landarbeitern auf Mallorca schildert.

Die Reaktion der republikanischen Seite war brutal. Wikipedia nennt fast 87.000 Opfer republikanischer Gewalt:

Noch bevor ich das erste Mal nach Spanien kam, war in unserer phantastisch gut sortierten Bücherei das absolut lesenswerte Standardwerk von Hugh Thomas zu lesen, von 1962(!):

Und, dort auch Hans Magnus Enzensbergers "Der kurze Sommer der Anarchie" von 1972, das ich dann nach dem Urlaub lesen konnte:

Die Ermordung von nicht-kommunistischen Gegnern des Putsches durch die Kommunisten selber war selbst schon im Mittelstufenunterricht meiner Schule angesprochen worden, mit Vorstellung von George Orwells "Mein Katalonien":

Auf dem Innenhof einer kirchlichen Schule, neben einer ausgebrannten Kirche, waren 1972 in Blanes, dem damaligen Fischer- und Industrieort im Süden der Costa brava, weit ab von der Front, noch die Einschusslöcher in der Mauer zu sehen, von der Ermordung der Geistlichen.
 
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In Spanien war es tatsächlich ähnlich. Die UdSSR unterstützt im Bürgerkrieg explizit die (bürgerliche) Republik, und lehnte eine Revolution, wie sie va die Anarchisten im Sinn hatten, zu diesem Zeitpunkt ab. Daher wurden die sich als revolutionär verstehenden Akteure bekämpft, va die CNT/FAI, aber auch kleinere Gruppen wie die POUM.
Es waren halt die falschen Revolutionäre. Die Anarchisten (CNT/FAI) hatte die SU schon zu Lebzeiten Lenins bekämpft, etwa die anarchistische Machnowbewegung in der Ukraine, die Trotzki blutig niedergeschlagen hatte. Und die Trotzkisten (POUM) - Trotzki war ja seit 1929 im Exil - eben auch.



Der gesamte spanische Bürgerkrieg hatte in Form der Militärdiktatur Miguel Primo de Riveras und der kurzlebigen zweiten spanischen Republik die immer ein bisschen am Rande des politischen Chaos stand und in der es zu blutigen politisch motivierten Gewaltätigkeiten von beiden Seiten gekommen war, eine komplexe Vorgeschichte, die sich nicht auf einzelne politische Doktrinen reduzieren lässt.
Richtig, darauf wollte ich heute ein wenig eingehen.
Es gibt ein Theaterstück, Electra, von Benito Pérez Galdós, das gewissermaßen als Initialzündung für die Entfremdung weiter Teil der Bevölkerung von der Kirche gilt. Historiker sprechen von den dos Españas von den zwei Spanien, dem nationalkatholischen Spanien und dem antiklerikalen Spanien. Der britische Historiker Paul Preston hat daraus dann die drei Spanien von 1936 gemacht (Las tres Españas del '36), gemeint die bürgerliche Mitte, die zwischen Rechten und Linken zerrieben wurde.
Alfonso XIII. hatte Primo de Rivera die Diktatur angeboten (zunächst hatte er sie Francesc Cambó angeboten, aber der lehnte sie u.a. deswegen ab, weil der König seine katalanistischen Bestrebungen nicht ernst nahm, bis dahin waren Cambó und der König befreundet gewesen, aber Cambó beendete dann die Freundschaft mit dem König), Primo de Rivera trat 1930 von seinem Diktatorenam zurück (in Spanien spricht man von der dictablanda - als Gegensatz zur dictadura, ein Wortspiel aus dur@ 'hart' und bland@ 'weich') und nachdem in den Kommunalwahlen 1931 die Antimonarchisten einen überwältigenden Sieg davon getragen hatten, trat der König zurück, der Weg war frei für die Zweite Spanische Republik. Diese wurde zunächst links regiert, aber nach den Wahlen 1933 kam nach einer Kabinettsumbildung 1934 eine in Teilen rechte Regierung an die Macht. José María Gil Robles der Kriegsminister dieser Regierung von der rechtsradikalen CEDA (einer Partei, die sowohl christdemokratische als auch faschistische Elemente hatte, Gil Robles hatte während seiner Flitterwochen den Reichsparteitag in Nürnberg besucht). Nach der Regierungsumbildung 1934 kam es zu Arbeiteraufständen, da die CEDA eine Partei war, welche die demokratische Verfassung mittelfristig abschaffen wollte und Gil Robles ließ diese Arbeiteraufstände (im Prinzip Streiks) zusammenschießen. Als dann 1936 die linke Volksfront (Frente Popular) in den Wahlen gewann, rächte man sich gewissermaßen am Klerus, es wurden Priester angegriffen und Kirchen in Brand gesetzt.
34 Geistliche und Ordensleute sollen 1934 während des Arbeiteraufstandes ermordet worden sei, 50 bis 70 Geistliche und Ordensleute zwischen dem linken Wahlsieg und dem Putsch im Juli 1936. Wie valide diese Zahlen sind, weiß ich nicht, das Problem ist hier, das die Zahlen womöglich von interessierter Seite aufgebauscht oder auch heruntergerechnet sind bzw. dass Aktion/Reaktion teilweise nicht mehr klar zu trennen sind.

Im Bürgerkrieg selbst wurden in den republikanischen Städten die Kirchen und Klöster geplündert und die Priester und Ordensleute zusammengetrieben und tw. ermordet. Das Morden begann aber in Cádiz und Sevilla, die bereits in den ersten Tagen des Putsches in den Händen der Putschisten waren, hier wurden unter dem Kommando des Generals Queipo de Llano reihenweise Arbeiter unter dem bloßen Verdacht, dass sie Sozialisten oder Anarchisten sein könnten, zu hunderten erschossen.
 
Es waren halt die falschen Revolutionäre. Die Anarchisten (CNT/FAI) hatte die SU schon zu Lebzeiten Lenins bekämpft, etwa die anarchistische Machnowbewegung in der Ukraine, die Trotzki blutig niedergeschlagen hatte. Und die Trotzkisten (POUM) - Trotzki war ja seit 1929 im Exil - eben auch.
Das eigentlich überraschend ist nicht die Bekämpfung der Anarchisten, sondern ie explizite Unterstützung eines bürgerlichen Staates, und die Ablehnung auch einer kommunistischen Revolution, zumindest zu diesem Zeitpunkt.
 
Das eigentlich überraschend ist nicht die Bekämpfung der Anarchisten, sondern ie explizite Unterstützung eines bürgerlichen Staates, und die Ablehnung auch einer kommunistischen Revolution, zumindest zu diesem Zeitpunkt.

Weiß ich nicht. Ein Teil des Konfliktes zwischen Stalin und Trotzki bestand ja darin, dass Trotzki die leninistische Idee von der Weltrevolution vertrat, von der Stalin abgekehrt war. Insofern ist das durchaus folgerichtig in der stalin'schen Programmatik. (Außerdem sackte Stalin die 510 t Gold ein, welche die republikanische Regierung in die SU zur Verwahrung gab. Die sowjetischen Waffenlieferungen waren also gedeckt.)
 
Das eigentlich überraschend ist nicht die Bekämpfung der Anarchisten, sondern ie explizite Unterstützung eines bürgerlichen Staates, und die Ablehnung auch einer kommunistischen Revolution, zumindest zu diesem Zeitpunkt.
Nicht zwingend, zumindest deckt sich die Unterstützung der spanischen Republikaner mit dem "Versuch" Stalins eine Ausbreitung antikommunistischer totalitärer Regime in Europa zu verhindern, da er hierin wohl eher eine direkte Bedrohung der UdSSR sah, anders als in den westlichen Demokratien.
 
Eine Ikone des Spanischen Bürgerkrieges war wohl zweifelsohne Dolores Ibárruri Gómez
(* 09.12.1895/Dorf Gallarta/Baskenland - † 12.11.1989/Madrid).

In Glasgow, der drittgrößten Stadt des vereinigten Königreichs von Großbritanien, hat man ihr sogar eine überlebensgroße Statue geschaffen. Eine stehende Statue von Dolores Ibarruri aus Fiberglas mit gen Himmel gestreckten Armen.
Gleichzeitig erinnert diese Statue an die 2.100 Freiwilligen des Königreiches die für die Freiheit Spaniens von der Franko Diktatur kämpften.

Auf dem Sockel steht:

„DIE STADT GLASGOW UND DIE BRITISCHE ARBEITERBEWEGUNG zollen dem Mut jener Männer und Frauen Tribut, die nach Spanien gingen, um den Faschismus zu bekämpfen 1936-1939 2.100 FREIWILLIGE GINGEN AUS GROSSBRITANNIEN; 534 WURDEN GETÖTET, VON DENEN 65 AUS GLASGOW KAMEN."
Und steht da eine Aussage von ihr:
"LIEBER AUF DEN FÜSSEN ZU STERBEN, ALS EWIG AUF DEN KNIEN ZU LEBEN"
Dolores Ibarruri (La Pasionaria).

Sie gilt ja auch gemeinsam mit Santiago Carrillo Solares als Gründerin des Eurokommunismus.

Bekanntermaßen ist ja der Eurokommunismus in den Zeiten des Kalten Krieges eine Abgrenzung vom Sozialismus/Kommunismus sowjetischer Prägung. Er ist ja in westeurpäischen Ländern zu Hause.

Der große Ernest Hemingway, er war selbst Spanienkämpfer, setzte ihr mit Figur der Partisanin Pilar (Pilar die Frau von den Anführer einer Parisanengruppe) ein literarisches Denkmal. Siehe hierzu seinen Spanien-Roman „Wem die Stunde schlägt“.

Dolores Ibárruri wurde ja auch genannt -> La Pasionaria.
Und dazu meine Frage „La Pasionaria“; ist bekannt warum sie mit einer Passoinsblume verglichen wurde?
 
Danke an alle, dass ihr meine Fragen so ausführlich beantwortet habt, das hat mir sehr weitergeholfen.
Und die Buchtipps, die einige hier gegeben haben, werde ich mir in der Bücherei besorgen.
Eine Frage hätte ich noch:
Im Film "Pans Labyrinth" und auf vielen alten Fotos sieht man vor allem bewaffnete Männer im Gebirge und keine Frauen.
Kämpften da vor allem die Männer in der Maquis?
Und wo waren die Frauen und Kinder dieser Widerstandskämpfer?
Lebten die auch irgendwo hoch oben in den Bergen, oder sonst irgendwo in der Wildnis, im Wald beispielsweise, wo das Franco-Regime keinen Zugriff auf sie hatte?
Oder lebten die fernab ihrer Männer und Väter in den Städten und Dörfern?
Im Film "Pans Labyrinth bekamen die Männer häufiger von der Schwester eines der Partisanen Briefe und Lebensmittel gebracht, war das in der Realität auch so?
Oder lebten auch ganze Familien in den Bergen, und nur die Männer kämpften?
Den Gedanken, dass da ganze Familien auf Jahrzehnte getrennt wurden, finde ich doch sehr erschreckend.
Im Film lebten nur Männer in einer Höhle in den Bergen, und die Frauen und Kinder von diesen vermutlich in den Dörfern und Städten der Umgebung
Und wurden vom Franko Regime auch mal Frauen und Kinder der Partisanen ermordet, wenn das Regime wusste, wer da in den Bergen bei den Partisanen war?
 
Nun, mit einer Familie, vor allem Kindern, wird man in den "Bergen" nicht allzulange leben können. Meist dürften es ledige Männer gewesen sein, die noch kämpften, sicherlich haben auch einige Frauen mitgekämpft. Häufig waren die Familien der Männer auch schon ermordet worden. Aber grundsätzlich muß man hier praktisch jeden Kämpfer einzeln betrachten.

Den Gedanken der Familientrennung, ja, was soll man dazu sagen? Nur zu Info, im Bürgerkrieg wurden wenige länger lebende Gefangene gemacht, viele Gefangene erwartete ein anders Schicksal!
 
In erster Linie waren Männer Kämpfer und es wurden Männer ermordet. Gleichwohl gab es während des Bürgerkriegs auch Frauenbridgaden, aber die wurden mit der zunehmenden Stalinisierung der republikanischen Seite teilweise gewaltsam aufgelöst.

Ich hatte das Bsp. von Manuel Cortes, dem Bürgermeister von Mijas (heute Mijas Pueblo, zur Unterscheidung von dem Retortenort an der Küste, Mijas Costa) gebracht. Der war 1936 zum Bürgermeister seines Dorfes gewählt worden, als dann fünf Monate später der Bürgerkrieg ausbrach, schloss er sich der sozialistischen Miliz an. Als 1939 dann der Brügerkrieg beendet wurde, schlug er sich nach Hause durch und verbrachte die nächsten 30 Jahre tagsüber unter der Treppe seines Hauses und nachts ging er spazieren oder schlief bei seiner Frau. Als seine Töchter erwachsen wurden und junge Männer mit nach Hause brachten, mussten die mittelfristig mit eingebunden werden in das Familiengeheimnis. Als er dann 1969 von der Generalamnestie hörte, wartete er noch ein paar Tage ab, bevor er aus seinem Versteck kam, weil er sicher gehen wollte, dass diese Generalamnestie keine Falle des Regimes sei.
Nach seinem Verlassen des Verstecks behaupteten manche der Bewohner MIjas' sie hätten die ganze Zeit oder schon lange gewusst, dass er wieder nach Hause gekehrt sei, sie hätten ihn bei seinen nächtlichen Spaziergängen gesehen oder bei Besuchen bei seiner Familie verdächtige Geräusche gehört...

Warum erzähle ich das: Es war bekannt, dass Manuel der sozialistische Bürgermeister des Dorfes war, aber seiner Frau und seinen Töchtern ist nach dem Bürgerkrieg nie ein Haar gekrümmt worden. Das mag in Gegenden, wo der maquis aktiv war, anders gewesen sein, und wenn man jemanden erwischte.
 
In erster Linie waren Männer Kämpfer und es wurden Männer ermordet. Gleichwohl gab es während des Bürgerkriegs auch Frauenbridgaden, aber die wurden mit der zunehmenden Stalinisierung der republikanischen Seite teilweise gewaltsam aufgelöst.

Ich hatte das Bsp. von Manuel Cortes, dem Bürgermeister von Mijas (heute Mijas Pueblo, zur Unterscheidung von dem Retortenort an der Küste, Mijas Costa) gebracht. Der war 1936 zum Bürgermeister seines Dorfes gewählt worden, als dann fünf Monate später der Bürgerkrieg ausbrach, schloss er sich der sozialistischen Miliz an. Als 1939 dann der Brügerkrieg beendet wurde, schlug er scih nach Hause durch und verbrachte die nächsten 30 Jahre tagsüber unter der Treppe seines Hauses und nachts ging er spazieren oder schlief bei seiner Frau. Als seine Töchter erwachsen wurden und junge Männer mit nach Hause brachten, mussten die mittelfristig mit eingebunden werden in das Familiengeheimnis. Als er dann 1969 von der Generalamnestie hörte, wartete er noch ein paar Tage ab, bevor er aus seinem Versteck kam, weil er sicher gehen wollte, dass diese Generalamnestie keine Falle des Regimes sei.
Nach seinem Verlassen des Verstecks behaupteten manche der Bewohner MIjas' sie hätten die ganze Zeit oder schon lange gewusst, dass er wieder nach Hause gekehrt sei, sie hätten ihn bei seinen nächtlichen Spaziergängen gesehen oder bei Besuchen bei seiner Familie verdächtige Geräusche gehört...

Warum erzähle ich das: Es war bekannt, dass Manuel der sozialistische Bürgermeister des Dorfes war, aber seiner Frau und seinen Töchtern ist nach dem Bürgerkrieg nie ein Haar gekrümmt worden. Das mag in Gegenden, wo der maquis aktiv war, anders gewesen sein, und wenn man jemanden erwischte.
Eine sehr interessante, berührende Geschichte. Ich stelle mir das sehr hart vor, 30 Jahre lang unter der Treppe des eigenen Hauses leben zu müssen, und nur nachts raus zu dürfen. Unter einer Treppe ist ja nicht viel Platz, da stelle ich mir automatisch so einen kleinen Verschlag vor, in dem Harry Potter im ersten Buch und Film unter der Treppe der Dursleys hausen musste. Immerhin konnte er noch nachts spazierengehen und bei seiner Frau schlafen, aber 30 Jahre lang kein Sonnenlicht zu sehen, stelle ich mir verdammt hart vor. Auf jeden Fall eine sehr beeindruckende Geschichte, diese 30 Jahre würde nicht jeder durchstehen. Und das stelle ich mir hart vor, keine Familienausflüge im Sonnenschein, keine schönen Sommertage mit Grillen im Garten. Die Generalamnestie muss für ihn der Himmel auf Erden gewesen sein nach diesen harten 30 Jahren.
 
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