Spielfilme angesiedelt im 17.Jhd.

Welcher Film zum Thema ist am gelungensten?

  • Piraten (1986)

    Stimmen: 7 14,0%
  • Stage Beauty (2004)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Die Allee des Königs (1995)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Das Mädchen mit den Perlenohringen (2003)

    Stimmen: 7 14,0%
  • Die vier Halunken der Königin (1974) (Dreiteiler)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Moliére (1978)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Vatel (2000)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Cyrano de Bergerac (1990)

    Stimmen: 5 10,0%
  • Zeit der Sinnlichkeit - Restoration (1995)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Der Kontrakt des Zeichners (1982)

    Stimmen: 6 12,0%
  • The Libertine (2004)

    Stimmen: 3 6,0%
  • Der König tanzt (2000)

    Stimmen: 6 12,0%
  • Der Mann mit der eisernen Maske (1998)

    Stimmen: 5 10,0%
  • Marquise - Die Rolle ihres Lebens (1997)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Der Schlangenkuss (1997)

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    50
"The king's whore" (1990)

"The king's whore" Axel Corti 1990

Am Anfang kommt Princesse Jeanne de Luyne (Valeria Golino) nach Italien, wo sie den Grafen di Verrua (Stéphane Freiss) heiratet. Rasch nach ihrer Ankunft verliebt sich der König (Timothy Dalton) in die Gräfin. Lange wird sie von ihm und auch der Familie ihres Gatten bedrängt, dem Verlangen des Königs nachzugeben.
Als sie endlich kapituliert, rächt sie sich an der Familie ihres Gemahls so gut sie nur kann indem sie diese durch ihren Einfluss auf den König vom Hof verbannen lässt. Der König ist völlig von ihr abhängig, trifft Personalentscheidungen nach ihren Wünschen und lässt sich von ihr sogar in der Politik befehlen, was zu tun ist. Selbst gegenüber ausländischen Gesandten wie denen Österreichs (u.a. Friedrich von Thun) mischt sie sich direkt in die Verhandlungen ein. Dies führt zum Krieg mit Frankreich, der katastrophal verläuft. Die Gräfin ist nun zwar auf dem Zenit ihrer Macht, wird aber von den Pocken befallen und vom König, der ihrzurliebe das Kommando seiner Truppen vernachlässigt, gesund gepflegt. Ihr gedemütigter Gatte nimmt als einfacher Soldat, weil ihm der König kein Regiment geben will, am Krieg teil und wird verwundet. Er und die Gräfin finden wieder zusammen. Als ihr Bruder Charles (Robin Renucci) nach Turin kommt, beschließt sie mit ihrem Gatten und ihrem Sohn zu fliehen.
Wer bis hierher geschaut hatte, erlebte eine halbwegs stimmige und nicht arg abwegige Story. Hier aber macht der Film mit den historischen Ereignissen einen extremen Bruch. Der Graf di Verrua wird vom König eingeholt und zu einem Zweikampf gefordert. Da Verrua ein weitaus besserer Fechter als der König ist, besiegt er diesen, kann ihn aber wohl aus Gewissensgründen, nicht töten. Daraufhin ersticht ihn der König hinterrücks, als sich Verrua abwendet. Am Ende kehrt die Gräfin de Verrua zum König zurück, der eben seine Würde an seinen legitimen Sohn abtreten wollte. Aus irgendeinem Grund scheint sie ihm den Mord an ihrem Mann verziehen zu haben und wird dann aber vom König weggeschickt, scheinbar weil er ihre Sicherheit nicht mehr gewährleisten kann, denn der Prinz Vittorio (Leonardo Ruda) hat in ihr die Ursache aller Übel des Königreiches erkannt.

Ein großer Pluspunkt sind die Bauten, Möbel und Kutschen. Das sieht alles sehr stimmig aus.
Ganz anders schaut es schon bei den Kostümen aus wie den ärmellosen Miedern (?) der weiblichen Rollen, die dann keine Hemden oder sowas tragen.
Historisch geht einiges wild durcheinander. Das beginnt schon mit dem Titel: "The King's whore". Als ich das erste Mal Ausschnitte von dem Film sah, konnte ich mir garkeinen Reim darauf machen. Denn durch Biographien zu Karl VI. oder Prinz Eugen von Savoyen war mir der Herrscher Savoyens nur als Herzog bekannt. Tatsächlich wurde er auch erst viele Jahre nach dieser Handlung König von Sizilien (das er später gegen Sardinien mit den Bourbonen vertauschte). Dass Jeanne de Luyne direkt mit den wichtigsten Häusern Frankreichs verbandelt war und Louis XIV selbst Druck ausübte, dass sie sich auf den Herzog einließ, fiel ganz weg. Wahrscheinlich wäre es für manchen Zuschauer nicht verständlich, dass die Tochter eines Herzogs Mätresse bei "nur" einem Herzog wurde...
Wie sooft musste am Ende des Films halt Action her und das obwohl die historischen Geschehnisse um Jeanne de Luyne mit ihrer Flucht nach Frankreich, dem Giftanschlag auf sie und dem frühen Tod ihres Gemahls bei Höchstädt samt ihrer späteren Erlebnisse deutlich spannender gewesen wären, als die fiktive Handlung rund um das Duell.

Paradoxerweise wirkt die Princesse de Luyne als Einzige unter den Hauptfiguren wie eine Italienerin, auch durch ihren italienischen Dialekt in der englischen Fassung des Films, während ihr "italienischer" Gatte wie ein Franzose rüberkommt, was daran liegen mag, dass Freiss ein französischer Schauspieler ist. :rofl: Sehr gut gefiel mir zumindest am Anfang wie Dalton den König rüberbrachte. Machtbewusst, herrisch, eigensinnig. Ob der echte Vittorio Amedeo II. so war, kann ich nicht sagen. Man mag aber kaum glauben, dass ein Mann der so war, wie er, so von seinen Leidenschaften dominiert Savoyen so erheblich vergrößert hätte. Ich glaube, dass der Herzog in vielen Büchern, die ich gelesen habe, als eine undurchsichtige, verschlagene Charaktere geschildert wird - vielleicht bedingt durch seine wechselhafte Allianzpolitik.

Dass Jeanne de Luyne, die aus solchen Kreisen stammt, am Anfang des Films darauf besteht "Jeanne" beim König genannt zu werden und auch ansonsten eher wie die Unschuld vom Lande daher kommt, wirkt enorm unglaubwürdig. Dass die Schauspielerin sehr durchschnittlich aussieht und nach den Maßstäben des 17.Jh. sicher nicht als hübsch geschweige denn als schön gegolten hätte, nimmt dem Film weiteres an einem Zeitkolorit (außer vielleicht das Zeitkolorit der 1980er statt 1680er:rofl:).

Der Film ist vor allem in der ersten Hälfte und mit Abzügen in den ersten 2 Dritteln ein durchschnittlicher Historienfilm mit viel Romanze. Zum Glück langweilt er nicht, wird aber am Ende so unrealistisch, dass er große Abzüge bekommt und doch nur auf 5 von 10 vergossenen Tränen kommt.
 
Hast Du denn keine?:fs:
Ich sage wegen "Befangenheit" erstmal nix ;) (eine Nachbarin hatte tatsächlich geglaubt, meine Urgroßmutter könne zaubern - z.B. Milch durchs Auswringen eines nassen weißen Handtuchs erzeugen und die benachbarten Hühner verhexen, so dass diese keine Eier mehr legen würden).
 
is wohl noch in der Mediathek.
Merci.

Ich habe gestern mal den größten Teil angeschaut.

Die Handlung ist wohl ein recht buntes Durcheinander der Ereignisse am Ende der Regierung Johann Georg II. Fuchs von Dornheim in den späten 1620ern und frühen 1630ern. Die Chronologie der Ereignisse kommt da ziemlich durcheinander - sicher um in etwas mehr als 100 Minuten eine in sich schlüssigere Handlung abzubilden. Auch werden, wie üblich, Geschehnisse, die an unterschiedlichen Orten stattfanden, zusammen gelegt. Ob der Bischof nun tatsächlich ein herumhurender Scheinheiliger war, kann ich nicht sagen. Da müsste man wohl tiefer in der Regionalgeschichte eintauchen.

Was mir auffiel war wieder das übliche:
Die positiven Hauptfiguren tragen eigentlich nie oder fast Kopfbedeckungen (sogar die Tochter des Ratsherrn(Apothekers!). Selbst der Doktor auf seinem Ritt von Wien nach Bamberg nicht.
Die fiesen Schergen des Bischofs bzw. richtiger seines verschlagenen Beraters, Friedrich Förner, laufen rum wie Straßenräuber. Dabei sollen es wohl Stadtknechte oder Büttel oder sowas sein. Mit dem, was ich von solchen Amtsträgern weiß, hat ihr Erscheinungsbild jedenfalls nicht viel zu tun. Dass der fiese Häscher ne Glatze hat (klar mit Hut sähe man das ja nicht), ist freilich heute obligatorisch.
Wer mal in Bamberg war, wird schnell verstehen, warum man in dem Film so wenig von Bamberg sieht. Bamberg heute (die Altstadt) ist eine Stadt des 18. - nicht der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dass sich unzählige Szenen immer am Platz vor dem Dom abspielen, als ob die meisten Protagonisten dort wohnen, verwundert den Kenner der Örtlichkeit sicherlich. Rund um den Dom stehen nicht unzählige Wohnhäuser aus denen Bürger schlüpfen können oder konnten. Denn dort ist die Residenz heute und dort gab es aber auch schon eine Residenz im 17. Jahrhundert. Wenn man sich also unbemerkt vom Bischof oder dessen Leuten treffen will, dann NICHT dort! ;)

Mich hat der Film nicht besonders überzeugt. Da die Räume recht hübsch waren und zumindest die Kinderdarsteller, der des Bischofs (Paulus Manker) und ein paar andere gut gespielt haben, fand ich es nicht so schlimm.
Am besten gefiel mir, dass immer wieder angesprochen wurde, dass man sich nicht in einem rechtsfreien Raum befand und theoretisch der Landesherr, hier der Bischof, trotz aller seiner Befugnisse nicht einfach tun konnte, was er wollte. Zumindest ein wenig wird die höhere gerichtliche Instanz und ihre evtl. segenvolle Wirkung angesprochen: der Reichshofrat. Der Versuch an höheren Reichsgerichten (oder gar in kath. Ländern beim Papst) gegen Hexenverfolgungen zu intervenieren kam ja nicht so selten vor. Freilich brauchte man dafür zum einen gewisse juristische Kenntnisse und zum anderen den finanziellen Atem, ein Verfahren an den Reichsgerichten anzustrengen.

Als Film OK, aber sicher kein Meilenstein.
 
"Mit Dolch und Degen" (2015)

Wenn auch nicht ganz so verwirrend wie der Spielfilm kommt nun die Serie, eine Produktion des span. Fernsehens, artes und von Beta-Film, mit hölzernen Dialogen und einem Madrid daher, wo es scheint, als ob der Staub auf den Straßen aufgesprüht wäre. Nach einer Folge wurde schon protestiert. Lange nicht so eine langweilige "Abenteuer"-Serie gesehen, die eher wie das Werk eines 13-jährigen wirkt, der mal Dumas gelesen hat, fehlen doch sowohl Geist als auch Humor. Von der Ausstattung ungefähr genauso schlecht wie der Spielfilm (z.B. Hemden aus dem Mittelalterbedarf =) ).
Vielleicht kann man diese blutleere Verfilmung am besten mit der Reihe "Sachsens Glanz und Gloria" vergleichen - mit dem Unterschied, dass damals wirklich begabte und motivierte Schauspieler (Rolf Hoppe, Gunter Schoß) mitwirkten und der Anteil an eher lieblos agierenden Mimen deutlich geringer war. Hier wie da gibt es eine Romanverfilmung, die mehr oder minder halt mit dem Zeitgeist der Zeit der Verfilmung abgedreht wurde. So wirken die meisten Figuren einfach wie moderne Menschen von 2015, nicht zuletzt, wenn Alatristes Geliebte halt wie Anno 2015 geschminkt sind.

Mich würde mal interessieren, ob die Handlung in der Romanvorlage auch so unglaubwürdig bzw. naiv ist? Ein Beispiel: Alatriste rettet mal eben das Leben seines Königs, kommt dadurch ins Gefängnis, um am selben Tag oder am nächsten gleich mal den zukünftigen König von England zu überfallen.
 
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Mich würde mal interessieren, ob die Handlung in der Romanvorlage auch so unglaubwürdig bzw. naiv ist? Ein Beispiel: Alatriste rettet mal eben das Leben seines Königs, kommt dadurch ins Gefängnis, um am selben Tag oder am nächsten gleich mal den zukünftigen König von England zu überfallen.

Wird im Film wenigstens so etwas wie ein bißchen Erklärung gegeben, wie er dieses im Zeitlimit geschafft haben könnte.:yes:
 
Wird im Film wenigstens so etwas wie ein bißchen Erklärung gegeben, wie er dieses im Zeitlimit geschafft haben könnte.
Hm, es ergibt sich halt alles, ebenso wie die allerorten "zufällig" oben-ohne rumstehenden Damen im erzkatholischen Spanien des 17.Jh.. :rofl:
Zuerst bekommt Alatriste halt den Auftrag seinen König in ein Bordell zu führen. Der König schnappt einem anderen Freier eine Prosituierte weg. Der ist dann stinkig und holt seine Mordbuben. Alatriste haut seinen König raus. Als er dann 3-4 Strauchdiebe umgelegt hat, die dem zornigen gehörnten Freier folgen, bringt er auch noch unnützerweise besagten Freier um. Dann kommt Alatriste dafür ins Gefängnis. Statt darauf zu warten, dass wahrscheinlich der König oder einer seiner Vertrauten seine Befreiung bewirkt, wird Alatriste von einem Hauptmann der Wache (welcher auch immer) dazu überredet bei einem Coup mitzumachen, wofür ihm die Freiheit angeboten wird. Der Coup besteht darin zusammen mit einem anderen Schlagetot zwei Reisenden - eben Charles I. (hier noch als Prince of Wales) und dem Duke of Buckingham - aufzulauern, die angeblich engl. Spione oder sowas sind. Zum Glück für die Geschichte überlegt es sich Alatriste nochmal anders, sonst hätten die Roundheads keinen König mehr zum köpfen und die Vier Musketiere keinen mehr zu befreien gehabt.

Mit das Beste ist aber, dass die eher negativ ausfallenden Kritiken aus der Presse auch eher ein beredtes Zeugnis der Unkenntnis der hämischen Kritiker über das 17. Jh. sind (z.B. das veralterte Bild vom angeblich unfähigen Louis XIII).
 
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"By the sword divided" (1983) John Hawkesworth

Derzeit schaue ich "By the sword divided" (1983), eine britische Serie, die im Englischen Bürgerkrieg angesiedelt ist. Insgesamt mal wieder 10 Stunden Filmmaterial. Die erste Folge fand ich, die Geschichte mit den Levellers ausgenommen, recht unspannend, v.a. da es keinen rechten Konflikt gab. Die Uniformen und Waffen sehen allerdings sehr gut aus. Die Burg ist sowieso ein Hingucker.:)

Eine Familie kommt nach dem vermeintlichen Ende des Bürgerkrieges auf seine Burg zurück. Mr. Fletcher (Rob Edwards), das Familienoberhaupt, ist in einer Zwickmühle. Er will seinen Besitz erhalten, aber seine Gattin (Sharon Maughan) und seine Schwägerin üben einen starken Druck auf ihn aus seinen Schwager aus der Gefangenschaft zu befreien. Vorerst muss er sich mit einem weiteren Problem, dem anwesenden Militär rumschlagen, das sich in einer Kirche eingenistet hat. Trotz der Reibereien mit dem Colonel des parlamentstreuen Regiments erweisen sich vorerst die Probleme mit den Truppen als das geringere Übel. Eine Meuterei der Levellers wird mit Augenmaß durch den Colonel niedergeschlagen indem der Rädelsführer, ein Corporal, per Würfel entschieden, hingerichtet wird. Doch da kehrt die Verwandtschaft, überzeugte Royalisten, in die Gegend zurück, denn Thomas Lacey ist mit Hilfe eines einheimischen Schmiedes ausgebrochen - eben als das Regiment nach London abgerückt ist...
 
Derzeit schaue ich "By the sword divided" (1983), eine britische Serie, die im Englischen Bürgerkrieg angesiedelt ist. Insgesamt mal wieder 10 Stunden Filmmaterial. Die erste Folge fand ich, die Geschichte mit den Levellers ausgenommen, recht unspannend, v.a. da es keinen rechten Konflikt gab. Die Uniformen und Waffen sehen allerdings sehr gut aus. Die Burg ist sowieso ein Hingucker.
Ich habe jetzt beide Staffeln (1983/85) gesehen. Insgesamt um die 20 Stunden Film! Obwohl es sich um eine Serie handelt, sieht man das abschnittsweise dank Massen englischer Reenactors von Sealed Knot der Produktion garnicht an, insbesondere im Falle der Belagerung der Burg durch die Roundheads. In der zweiten Staffel kommt es nur zu einem kleineren Gefecht, weshalb man scheinbar weniger auf Massen an Statisten angewiesen war.

Die erste Staffel (ab 1640) beschäftigt sich mit der Zeit bis zur Inhaftierung Charles I. (hervorragend Jeremy Clyde!). Sir Martin Lacey verheiratet seine älteste Tochter Anne (Sharon Maughan) an den Anwalt Mr. John Fletcher (Rob Edwards), Sohn des unermesslich reichen Sir Austin (Bert Parnaby). Während Sir Martin bald schon ein Reiterfähnlein für den König mobilisiert, kommt Mr. Fletcher mit dem Auftrag des Parlaments zurück eine Miliz im County für das Parlament auszuheben. Die meisten Bewohner der Burg und des Dorfes sind königstreu - insbesondere Sir Martins Tochter Lucinda (Lucy Aston). Sir Martin kehrt schwer verwundet und dauerhaft gehbehindert aus der Schlacht bei Edgehill zurück, derweil sein Sohn Thomas (Tim Bentinck) in der Armee des Königs Karriere macht. Auch wenn sich Niederlagen häufen, bleiben die Laceys dem König treu und verteidigen ihre Burg trotz mangelhafter Unterstützung aus Oxford gegen die Roundheads, die von einem Colonel Marsh angeführt werden. Mr. Fletchers jämmerlicher Auftritt als Offizier wird rasch beendet, da er sich nichtmal gegen den Stewart der Laceys Mr. Cropper (Andrew MacLachlan) durchsetzen kann. Selbst die Hilfe durch Lucindas frisch geheirateten Gatten, Lord Ferrar (Tom Brierley) kann nichts mehr am Schicksal der Burg ändern, die von den Roundheads gestürmt wird.

Von da an und über die nächste Staffel gibt es immer wieder Versuche von Sir Thomas seinen an die Fletchers verlorenen Besitz zurück zu erobern und nunmehr Charles II. auf den Thron zu verhelfen. Die zweite Staffel endet 1660.

Das Ganze entbehrt trotz der gewaltigen Länge nicht gewisser Spannung. Duelle, schöne Frauen, Paläste, Pferde, Kämpfe, Hexenverfolgung gibt es zu Hauf. Die Ausstattung sieht überwiegend sehr gut aus. Besonders angenehm ist, dass auch die Geschichte der einfachen Bedienten der Burg und des nahen Dorfes nicht zu kurz kommt, auch wenn die Zahl der Protagonisten aus diesen Reihen gegen Ende der Serie durch die Ereignisse zusehends ausgedünnt wird, während bei den Oberschichtscharakteren nach dem Tod von Sir Martin Lacey und Lord Ferrar (der anfangs verwirrend für mich in der 2. Staffel einen anderen Darsteller hat!) neue Rollen wie Lady Frances hinzu kommen. Einzig Cromwell hätte ich mir irgendwie anders gewünscht. Der kommt mir doch arg väterlich nett und nicht irgendwie diabolisch rüber.
Die Handlung spielt überwiegend auf der Burg, manchmal aber auch in London oder Swinford, der nächsten Provinzstadt, wo die Fletchers wohnen. Deswegen wird von den großen Schlachten nur berichtet. Die Burg allein sieht aber schon großartig aus.

Wem der Englische Bürgerkrieg interessant erscheint, kommt an dieser Mamutproduktion nicht vorbei!:fs:
8 mal "God save the King"!
 
"1612 - Angriff der Kreuzritter" Wladimir Kothinenko (Rus. 2007)


Ich habe ja keine große Ahnung von russischer Geschichte. Was genaues weiß man nicht, gilt sicher insbesondere für die Zeit der Smuta. https://de.wikipedia.org/wiki/Smuta

Gestern habe ich erstmalig den kompletten Film gesehen und fand ihn dann doch nicht so schlimm wie ich ihn durch den Trailer in Erinnerung hatte.

Es gibt Schlachten und Gemetzel bei einer überwiegend belanglosen Handlung zu Hauf. Das Interessanteste noch ist die Darstellung der Unsicherheit der Russen. Wem sollen sie denn nun gehorchen? Falschen Zaren oder richtigen, die aber unter polnischem Pantoffel stehen? Sollte man allem mit Apathie gegenüber stehen? Was ich auf die Dauer nervig fand, war die Aneinanderreihung sinnloser Brutalität. Wenn nicht in einem Kampf Gliedmaßen und Köpfe abgetrennt wurden, dann ist das die Seltenheit auch spritzt das Blut ausreichend, oftmals auch völlig unlogisch. Explosionen gibt es auch zu Hauf. Immerhin explodiert es nicht wie in "Mit Feuer und Schwert", wo die Kanonenkugeln einschlagen.
Der Leibeigene, der sich in die Prinzessin (Schwester eines kurzzeitigen Zaren) verliebt, ist ein süßes Märchen. Das immer wieder in Szene gesetzte Einhorn und der Gandalf-Eremit mit dem weisen Buch sind ebenfalls dem Fantasysektor entlehnt - tauchen aber immerhin deutlich erkennbar als Traumsequenzen auf, ebenso wie der Geist des spanischen Söldners Alvar. Am besten hat mir das Musketenfeuer gefallen, als die Burg belagert wurde. Das hatte etwas von zeitgenössischem Feeling, auch wenn die Musketiere mit Stiefeln etwas arg proper daher kamen.

Erstaunlich gut gelungen, v.a. im Vergleich zu "Pakt der Bestien", sind die Dialoge und überhaupt das Drehbuch. Obendrein sind die Darsteller deutlich motivierter und talentierter als die in den meisten zeitgen. russischen Produktionen wie "Alexander der Kreuzritter" (2008) - allen voran Michał Żebrowski als polnischer Hetman, den man schon von "Mit Feuer und Schwert" kennt. Wenn der Film patriotisch werden soll, sind doch die Reden viel zu schwach geraten, um wirklich propagandistisch zu wirken, auch wenn der patriotische Charakter des Films am meisten für Kritik gesorgt hat. Da die meisten Russen überhaupt nicht als Heroen erscheinen, sondern ebenfalls hinterlistig, brutal und manchmal wenig entschlossen sind, wird eine Schwarz-Weißmalerei wie in neueren Propagandafilmen wie "Fetih 1453" eingedämmt.

OK, kann man mal anschauen, auch nicht schlechter als "Alatriste" vom Aufwand her sicher sogar beeindruckender. 6 von 10 Kanonenkugeln.
 
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"Der Tag der Belagerung – September Eleven 1683"

"Der Tag der Belagerung – September Eleven 1683" Renzo Martinelli (2012)

Entgegen dem reißerischen Titel wird in diesem Film das Osmanische Reich, wiewohl als aggressiver Eroberer charakterisiert, doch weniger verteufelt, als man annehmen sollte. Durch Kara Mustafa und seiner Lieblingsfrau sowie seinem Sohn sowie deren ganz menschlichen Schicksalen, Furcht und so weiter erhält der böse Angreifer ein Gesicht, das nichtmal besonders entstellt ist. Mit Enrico Lo Verso wurde geschickt ein bekannter, m.E. auch nicht untalentierter Schauspieler ausgeguckt, der durchaus auch die Unsicherheit des Feldherren ebenso wie seinen vielleicht nur gespielten Zorn transportieren kann.

Die Story ist ziemlich einfach. Als Hauptfigur tritt der Mönch Marco d'Aviano (wie immer glänzend Fahrid Murray Abraham) auf. Zuerst wird er als eine Art Wunderheiler gezeigt. Dann aber sieht er sein Hauptziel in der Einigung der christlichen Herrscher gegen den Angriff der Osmanen. Selbst als die Stadt von den Türken bereits eingeschlossen ist, droht die Allianz am Starrsinn des furchtsamen Kaiser Leopold (Piotr Adamczyk) zu zerbrechen, da er König Jan Sobieski (Jerzy Skolimowski)nicht den Oberbefehl in der bevorstehenden Schlacht zubilligen will. Erstaunlicherweise findet man sogar bereits Prinz Eugen (Matteo Branciamore) bereits mit Stimme im Kriegsrat des Kaisers (historisch gesehen, weiß man über diese Phase seines Lebens recht wenig, nicht mehr als dass er am Kahlenberg in niederem Rang wohl dabei war). Dem Mönch gelingt es die Wogen zu glätten und die Verbündeten wieder auf Kurs zu bringen. Kara Mustafa hingegen hat entgegen der Ratschläge seiner Unterbefehlshaber die Höhen des Kahlenbergs nicht besetzen oder fortifizieren lassen. So trifft ihn wohl zu Recht nach der Schlacht alle Schuld. Am Schluss wird er sodann auch von den Türken stranguliert, wobei sein Sohn und seine Lieblingsfrau zusehen müssen.

Dass Kara Mustafa und d'Aviano einander von früher kennen und ein paar weibliche Figuren noch auftreten, von denen sich bspw. eine Erzherzogin über das Verhalten des Mönches bei Hofe düpiert zeigt, ist wirklich sehr nebensächlich. Im Vordergrund steht der Mönch und sein Ziel sowie die düsteren Visionen Kara Mustafas, dem sein Ende früh prophezeit wird.

Auffällig ist das geradezu umwerfende Staraufgebot, auch wenn westliche Zuschauer nur Fahrid Murray Abraham kennen dürften. Selbst Daniel Olbrychski (brillant in "Potop") tritt in einer Nebenrolle auf. Die Schauspieler sind auch wirklich exquisit und haben mir durch die Bank weg gut gefallen. Deren Können wirkt in einer recht billig animierten TV-Produktion höchst eigenwillig. Wirklich störend sind allerdings die auch teilweise unnötigen billig anmutenden PC-Animationen. Insbesondere in den Szenen in Konstantinopel hätte man darauf ja auch verzichten können. Übertreibungen wie die Rede von 300.000 Belagerern sind ziemlich häufig in dem Film. Manches scheint auch ansonsten historisch im Argen zu liegen. V.a. wurde sich kaum bis nicht um die Wiedergabe des historischen Wiens bemüht (wo sind die zerstörten Vorstädte etc.?). Wäre der fromme Mönch etwas weniger blütenweiß - ja er ist sogar eine Ausgeburt an Toleranz! - würde es dem Film besser zu Gesicht stehen. Ich kenne nur die englische Fassung und kann daher nicht sagen wie es in der deutschen Synchronfassung wirkt.

Insgesamt ist der Film OK, deutlich weniger einseitig als "Feith 1453" und russische Propagandafilme. Ja, die Türken werden nichtmal als Bestien gezeigt, die Kirchen niederbrennen.

Von daher v.a. wegen der schauspielerischen Leistungen 5 von 10 Punkten.
 
Les Amours d'Astrée et de Céladon (2007)

"Les Amours d'Astrée et de Céladon" (2007) Éric Rohmer

Auch wenn der Film eigentlich im 5. Jh. nach u. Z. spielt und nicht im 17.Jh. ist er für das frühe 17.Jh. eher von Interesse. Eingangs des Films erläutert ein typisch für Filme Rohmers gehaltenen Text, der eingeblendet wurde, dass nicht etwa das 5.Jh. gezeigt würde, sondern wie man sich das 5.Jh. wahrscheinlich im 17.Jh. vorstellte. So gibt es entsprechend ein paar Anachronismen. Die mächtige Nymphe Galathée (Véronique Reymond) und ein gallischer Druide Amadas (Serge Renko) leben in Burgen des 16. Jh. und auch ein paar Kostüme die an die ersten Jahrzehnte des 17.Jh. erinnern tauchten bei dem Fest eingangs des Films auf.

In dem über 100 Minuten langen Film wird die Liebesbeziehung der beiden Titelhelden thematisiert. Céladon (Andy Gillet) liebt Astrée (Stéphanie Crayencour), wird aber von ihr aufgrund eines Missverständnisses verstoßen. Er sucht den Selbstmord in einem vorbei rauschenden Fluss, wird aber von der Nymphe Galathée gerettet. Diese macht ihn mehr oder minder zu ihrem Gefangenen, da sie sich in ihn verliebt. Durch die Hilfe von einer der Gespielinnen der Nymphe gelingt Céladon die Flucht. Von nun an will er abgeschieden in einer Hütte leben. Der Druide Admas setzt alles daran Céladon von seiner Trübsal zu befreien indem er ihn eine Art Tempel für die Göttin Astrée bauen lässt, die dort das Gesicht von Céladons Geliebter bekommt. Astrée erkennt derweil ihren Fehler. Durch einen Zufall kommt sie mit ihren Gefährten zum Druiden. Dort wird ihr Céladon, der verkleidet wurde, als Tochter des Druiden vorgestellt. Schließlich finden die Liebenden wieder zueinander.

Éric Rohmer hat in seinem letzten Film versucht die unglaublich lange Story des über 5.000 Seiten umfassenden Romans von Urfé in einen Film zu packen. Auch wenn mir als Zuschauer die Handlung irgendwann zu öde wurde, muss ich sagen, dass das Vorhaben allein schon beachtlich ist. Rohmer gelang in einem ausgefeilten Drehbuch und mit teilweise betörenden Landschaftsaufnahmen die Welt der Schäferromane - die mir auch durch Dichter des 18.Jh. wie Jacobi, Wieland oder Gessner vertraut ist - vor den Augen zu Zuschauers auferstehen zu lassen. Die Handlung an sich, kann man Rohmer gewiss nicht zum Vorwurf machen. Die unterschwellige erotische Komponente, die durch die teilweise beinahe durchsichtigen Kleider der weiblichen Rollen unterstrichen wird, passt sich auch genau in das Bild, welches nicht nur die Worte sondern auch die Illustrationen solcher Schäferromane präsentieren. Man merkt Rohmer seine große Liebe für klassische Werke der Literatur an. Er bemüht sich um eine dem Geiste des Werkes entsprechende Bildsprache wie ihm das schon in "Die Marquise von O" meisterlich geglückt ist. Die Rollen sind durchweg perfekt besetzt. Der Film wurde neulich im französischen Originalton mit deutschen Untertiteln auf arte (wo auch sonst?) ausgestrahlt, was dem Ganzen eine weitere authentische Note verpasste. Die Drehorte sind einfach nur fantastisch, die Ausstattung berückend.

Es ist schwer den Film zu bewerten, auch da ich den Roman nicht gelesen habe und auch vor über 5.000 Seiten zurückschrecke. Wer etwas für anspruchsvolle Filme und hohe Literatur übrig hat, wird wahrscheinlich begeistert sein. Auch wenn mich der Film langweilte, ist es wohl eher meine Schuld, statt seine. Daher 10/10 entblößten Nymphenbrüstchen. :cool:
 
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