Spielfilme angesiedelt im 17.Jhd.

Welcher Film zum Thema ist am gelungensten?

  • Piraten (1986)

    Stimmen: 7 14,0%
  • Stage Beauty (2004)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Die Allee des Königs (1995)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Das Mädchen mit den Perlenohringen (2003)

    Stimmen: 7 14,0%
  • Die vier Halunken der Königin (1974) (Dreiteiler)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Moliére (1978)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Vatel (2000)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Cyrano de Bergerac (1990)

    Stimmen: 5 10,0%
  • Zeit der Sinnlichkeit - Restoration (1995)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Der Kontrakt des Zeichners (1982)

    Stimmen: 6 12,0%
  • The Libertine (2004)

    Stimmen: 3 6,0%
  • Der König tanzt (2000)

    Stimmen: 6 12,0%
  • Der Mann mit der eisernen Maske (1998)

    Stimmen: 5 10,0%
  • Marquise - Die Rolle ihres Lebens (1997)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Der Schlangenkuss (1997)

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    50
Ich habe den Film schon vor einiger Zeit gesehen und war auch nicht sonderlich angetan. Dass er es mit den historischen Fakten nicht so genau nahm, fiel sogar mir auf, obwohl ich mich mit Kristina und generell ihrer Zeit nicht besonders gut auskenne. Insgesamt wirkte der Film auf mich etwas überambitioniert, die Ausstattung konnte mit dem Anspruch nicht mithalten. Inhaltlich wirkte er auf mich auf "eine unabhängige Frau will ihren Weg gehen, und alle anderen missverstehen sie / sind gegen sie / wollen sie ausnutzen / manipulieren" reduziert.
Absolut auch meine Meinung.

Der Film ist ein Paradebeispiel dafür, warum mich gegenwartspolitische Untertöne in historischen Stoffen so kribbelig machen. Christina wird hier zu einer Folie für eine Aussage reduziert. Bloße Gerüchte über eine mögliche Bisexualität werden zum filmbeherrschenden Faktum; verbürgte Liebschaften mit Männern ignoriert.

Ihre Ablehnung der Ehe wird feministisch rezipiert, während die echte Christina der Quellenlage nach deshalb nicht heiraten wollte, weil sie glaubte, als Tochter des großen Gustav Adolph mehr Anrecht auf die Regentschaft zu haben als irgendwer sonst. Was daran so schade ist: 'Girl King' wird Christina nicht gerecht.

Die echte Königin wurde schon zu Lebzeiten, und auch in den ebenso frauenfeindlichen Jahrhunderten danach, immer überaus positiv dargestellt. Die wenigen negativen Stimmen kamen fast ausschließlich von ausgesprochen protestantisch beseelten Autoren, die ihr ihren Abfall vom Protestantismus übelnahmen.

Beispielshalber ein Zitat aus Herders Conversations-Lexicon von vor bald 170 Jahren:

C. war von Natur ein Mannweib¹ und wurde auch nicht weiblich erzogen; sie erwarb sich alle Kenntnisse, die ein Regent nöthig hat, leitete die Politik Schwedens trotz dem erfahrensten Staatsmanne, war entschlossen und kühn wie ihr Vater, dabei Freundin und Kennerin der Kunst und in den schönen Wissenschaften bewanderter als mancher Professor.

¹) Herders Lexikon bietet für 'Mannweib' eine "guthe" und eine "üble" Definition, nämlich die eines "männlich-edlen" Westens einerseits und der körperlichen Androgynie andererseits. Hier ist ganz offensichtlich die "guthe" Definition gemeint.​

Kurzum, die echte Christina muss eine beindruckende Herrscherin gewesen sein. Im Film ist sie ein triebhaftes It-Girl, das mit wenig Weitsicht durch seine eigene Geschichte stolpert. Sehr schade, das.

Und ja, die Ausstattung ist nicht besonders toll. Vielleicht ging mit der Anheuerung des schon in Hollywood berühmten Michael Nyqvist zu viel Budget flöten, wobei auch das den komplett ahistorischen Stil nicht entschuldigen kann. Apropos Nyqvist: das beste an diesem Film. Schade, dass er so früh sterben musste.
 
Dies ist nun einer der spannenden Filmklassiker bei denen nicht nur die Filmkritiken voneinander abweichen, sondern auch praktisch keine mit meinen Beobachtungen irgendwie übereinstimmt. Da ist von hervorragenden schauspielerischen Leistungen und dem ganzen Gegenteil die Rede. Teilweise fragt man sich, ob die Kritiker den selben Film gesehen haben???

"Das vergessene Tal" (James Clavel) 1971

Handlung: Der deutsche Lehrer Vogel (Omar Sharif*) befindet sich in ständiger Flucht vor den Kriegsereignissen. Nachdem er durch Leichenbergen von Pesttoten in einem Wald (????) gekommen ist, landet Vogel in einem Dorf in einem scheinbar vom Krieg verschonten Tal. Doch auch der Hauptmann (Michael Caine) eines bunt zusammengewürfelten Haufens von berittenen Söldnern (erfährt man irgendwo, ob das Dragoner oder Arkebusierreiter sein sollen???) folgt Vogel auf dem Fuße. Der Hauptmann lässt sich von Vogel überzeugen, dass es doch für den Söldnertrupp besser ist über den Winter in dem Dorf zu bleiben und zu versuchen die zahlenmäßig deutlich überlegenen Bewohner des Tals nicht gegen sich aufzubringen. Gegen die Widerstände vor allem der nichtkatholischen Söldner müssen sich nun der Hauptmann und Vogel durchsetzen. Der Hauptmann hat offensichtlich Schwierigkeiten die Moral innerhalb seines Trupps aufrecht zu erhalten. Eine Achillesferse des Söldneranführers ist aber auch, dass er sich in die Geliebte des Großgrundbesitzers Gruber (Nigel Davenport) verliebt, während Vogel die schöne Anna (Madeline Hinde) vor dem Zugriff der Söldner - vor allem aber Hansens (Michael Gothard) - zu bewahren. Hansen versucht in der Folge nicht nur den Hauptmann zu ermorden, sondern führt auch weitere Plünderer ins Tal, welche allerdings im Kampf gegen die Bauern und die dem Hauptmann treu gebliebenen Söldner abgewehrt werden. Im nächsten Frühjahr verlässt der Hauptmann mit allen kampftauglichen Söldnern das Tal, um sich dem Feldherrn Bernhard von Sachsen-Weimar anzuschließen. Gruber, der immer auf eine Gelegenheit wartete die Söldner zu ermorden, wittert nun seine Chance. Angelika (Florinda Blonka), die Geliebte des Hauptmanns, fällt unterdessen als Hexe dem Geistlichen des Dorfes (Per Occarson) in die Hände, der sie foltern und dann verbrennen lässt, wodurch Vater Sebastian aber auch sein eigenes Todesurteil gesprochen hat. Gruber versucht den zurückkehrenden Hauptmann in eine Falle zu locken, was Vogel, der nicht im Tal bleiben will, zu vereiteln sucht ...

Der Film spielt, wenn man die Berichte über die Kriegsereignisse als Richtschnur nimmt im Schwarzwald. Denn es scheint ja nicht sehr weit weg nach Rheinfelden zu sein. Aber die Topographie und Architektur passt einfach nicht in die Gegend. Es wurde auch in Tirol gedreht. Die Bauern sind auch von der Tracht her weder dem Alpenraum noch dem Schwarzwald irgendwie zuzuordnen.

Die Grundidee, dass es ein vom Krieg noch nicht heimgesuchtes Tal gibt, ist eigentlich eine sehr schöne. Manche Gegenden wurden ja auch einfach weniger hart getroffen bzw. waren zu schwer zugänglich. Wir denken da an den Spreewald in den beispielsweise die Bauern aus der Lausitz geflohen sind. Dieses Spannungsfeld zwischen der Bedrohung von außen und dem "friedlichen" Leben im Inneren einer solchen Region ist schon interessant.

Was ich garnicht verstanden habe, ist warum diese Söldner zu einem großen Teil so komisch fantasymäßig daher kommen. Da ist der eine, Geddes, mit diesem nackten Oberkörper und komischen Lederstücken mit Nieten dran und dann dieses nach einem Motorradoutfit aussehende Gewand des Hauptmanns, obwohl dieser in manchen Szenen auch einfach eine Art Lederwams/Lederkoller trägt. Die Bauern erinnern manchmal mit ihren Fellwesten an einen Sandalenfilm oder Italowestern der billigeren Art. Dagegen gibt es auf der anderen Seite immer wieder den Versuch Zeitkolorit etwa auf der Kirmes im Frühjahr hinein zu bringen. Das ganze Konzept habe ich nicht wirklich verstanden.

Die eigenwillige deutsche Synchronfassung, wo einmal von 100 bis 130 marodierenden Gefolgsleuten Hansens die Rede ist, welche v.a. im Anbetracht der zuvor vom Hauptmann vorgebrachten Argumentation keinen Sinn ergibt, hat zu einem etwas wirren Bild beigetragen. Die Handlung will auch nicht recht passen. Mal ist davon die Rede, dass der Sturm auf Magdeburg (1631) 12 Jahre her ist und dann wird wieder der Herzog von Sachsen-Weimar erwähnt, der 1643 bereits tot war. Die Söldner sprechen auch darüber, dass die Freiburger aus Hunger Hunde (oder ich habe da was verwechselt) essen müssten, während die Belagerung von Freiburg 1644 stattfand. Da des Hauptmanns Söldner von der Außenwelt abgeschnitten sind, können sie ja in jedem Fall noch nichts von den Ereignissen in Freiburg wissen, die erst Mitte 1644 stattgefunden haben also nach dem Aufbruch von dem Aufbruch von ihnen aus dem Tal, selbst wenn man jetzt annähme dass der Film anfangs im Herbst 1643 spielen soll. Durch diese Ungereimtheiten ergeben die Dialoge teilweise keinen Sinn. Auch wird nicht klar für welches Regiment die Söldner denn fouragieren. Anfangs scheinen sie Kaiserliche zu sein - das wird ihnen auch einmal vorgeworfen, als sie zum Herzog aufbrechen wollen - dann wieder scheinen sie dem protestantischen Lager anzugehören. Jan von Werth wird als kaiserlicher Heerführer bezeichnet, obwohl er 1644 noch in bayerischen Diensten stand. Wieso der Hauptmann auf einmal für Sachsen-Weimar glüht erfährt man auch nicht. Will sich der Hauptmann einfach den Siegern anschließen? Aber dann wäre ja Mercy der Richtige...

Es ist schade, dass die eigentlich schönen Ideen des Drehbuchs in einem solch unausgegorenen Hin und Her enden. Dass der Hauptmann und auch Vogel als ausgebrannte Kreaturen erscheinen, was für mich absolut nachvollziehbar ist, das ist eines meiner Highlights an dem Film. Die Kameraarbeit ist teilweise wirklich schön.

M.E. ist der Film trotz seines eigenwilligen Mixes aus Reportage, Horror, Drama und Kriegsfilm eher auf der anspruchsvolleren Seite. Leider gibt es auch mit dem Fokus auf den deutschen Kriegsschauplatz garnicht soviele Filme, die man als Vergleich heranziehen könnte.

Daher insgesamt noch 6 von 10 unnötigen Nieten in nem ulkigen Lederwams von meiner Seite.


* Schön, dass es damals schon eine Art von colour-blind-Besetzung gab. Für mich wirkt Sharif nie wie ein deutscher Lehrer. Aber er macht auf alle andere Weise die Sache so gut, dass das ungefähr für mich so verzeihlich ist wie Katharina Thalbach, die als Friedrich II. brillierte.
 
Auf Arte läuft wohl zum 400. Geburtstag von Molière die epische Verfilmung des Lebens dieses berühmten Dramatikers und Schauspielers.
Ich habe erstmal Teil 1 gesehen.

"Molière" F 1978 (Regie: Ariane Mnouchkine) P 1

Handlung: Wir begegnen am Anfang Jean-Baptiste Poquelin (Frédéric Ladonne) als zehnjährigen Jungen wie er als Sohn des Tapetenfabrikanten Jean Poquelin (Armand Delcampe) aufwächst. Seine Freunde sind auch die Straßenkinder in der Nachbarschaft. Das erste einschneidende Erlebnis ist der Tod seiner Mutter (Odile Cointepas). Fortan profitiert es vor allem vom Wohlwollen seines Großvaters (Jean Dasté), der seinen Wunsch unterstützt die Rechte zu studieren. In Orléans wird Jean-Baptiste (Philippe Caubère) mit dem brutalen Durchgreifen der religiösen Fanatiker konfrontiert, welche das Feiern des Faschings durch ein Einsatz von Militär unterbinden. Er lernt aber auch das Theater kennen und lieben. Zurück in Paris schließt er sich einer erfolglosen Theatertruppe an und erhält sogar zähneknirschend finanziellen Zuschuss durch seinen Vater. Auf einer Reise durch Frankreich wird er Zeuge des Hungers und des Elends der Franzosen. Ein Gönner lässt die Truppe fallen. Aber sie treffen andere Schauspieler und schließlich kehren sie nach Paris zurück, wo sie bald darauf die Gunst der engsten Kreise des Hofes gewinnen werden...

Dieser gewaltige Film, der an Aufwand nur so strotzt und an einprägsamen Bildern, die teils wie Gemälde wirken, fast schon überladen ist, ist wohl der akribischste Versuch das Leben des großen Molière widerzuspiegeln. Ariane Mnouchkine ist Theaterregisseurin und dieser Film bezeichnenderweise die einzige Arbeit fürs Kino und das merkt man dem Film im Guten wie im Schlechten an. Da gibt es Szenen, die eher auf eine Theaterbühne zu passen scheinen wie die Schule in die Molière als Kind geht - eine Art Kirche in der Stroh auf dem Boden liegt und die Akteure wie in einem modernen Theaterstück verstreut herum lungern und dem seine Weltanschauung heraus schreienden Geistlichen lauschen. Da sind die Kinder des reichen Unternehmers, die schön theatralisch aus einer riesigen Schüssel Milch in die Näpfe gegossen bekommen, die sie dann ausschlürfen ... bei allem Reichtum hat es scheinbar nicht für Löffel oder Becher gereicht? Da sind auch die Kostüme, die mal sorgsam den Stil des jeweiligen Jahrzehnts aufgreifen und dann wieder nen Kragen wie "Omas Häkeldecke" haben oder die Helme der Lanzenreiter, die vielleicht dem Ritter von der Traurigen Gestalt entliehen wurden. Das Klischeebild vom dreckigen, sumpfigen 17.Jh.=Mittelalter wird widergegeben.
Doch die Schauspieler sind grandios und das betrifft ebenso die Hauptdarsteller wie auch die kleinsten Nebenrollen. Man sieht, dass Mnouchkine ein sicheres Händchen hatte. Man liest trotz dem gewaltigen Aufwand bei der Ausstattung tatsächlich keine Namen berühmter französischer Kinostars der 60er oder 70er im Cast: kein Philippe Noiret oder Jean Rochefort, keine Jeanne Moreau etc. ... Ich frage mich, ob man heute noch jemanden soviel Geld in die Hand geben würde, der darauf verzichtet solche ziehenden Namen zu verpflichten.
Es gäbe noch unzähliges zu den Gebäuden und Details zu sagen, aber ich will mich mal zurück halten.

Mnouchkine liebt offensichtlich das Werk Molières und sie liebt auch die Art wie man damals inszenierte und all diese Liebe und Hingabe merkt man ihrem Opus Magnus an.

8 von 10 Tropfen Hingebung.
 
Ich habe jetzt endlich mal "The witch" gesehen.

"The VVitch" USA, CAN 2015 (Regie: Robert Eggers)

Handlung: Eine Familie wird Anfang des 17.Jh. aus einer Siedlung in Neuengland ausgestoßen, da sich der Familienvater William (Ralph Inneson) nicht den religiösen Normen unterordnen will. Doch William ist kein guter Bauer und seine Versuche eine Farm zu führen scheitern. Als dann auch noch sein jüngster Sohn Sam scheinbar entführt wird, beginnt die Familie zusehends zusammen zu brechen. Die religiöse Fanatismus des Vaters, der offenbar aus diesem Grund auch schon in England ein wohl situiertes Leben aufgegeben hat, tut sein übriges. Bald vermutet jeder in der ältesten Tochter, Thomasin (Anya Taylor-Joy) eine Hexe, insbesondere als auch Caleb (Harvey Scrimshaw), der älteste Sohn der Familie im Wald verloren gegangen ist und völlig verstört und totkrank zurück kehrt. Das Unheil nimmt seinen Lauf ...

Ich würde den Film als einen eher unkonventionellen Horrorfilm einordnen, der sich von vielen Horrorfilmen abhebt indem er sich um eine exzellente Ausstattung bemüht und die Kamera teilweise regelrecht betörende Bilder einzufangen weiß. Mit der Familie und den nur kurz zu erkennenden Hexen sind auch schon so ziemlich alle Charaktere erwähnt und diese werden allesamt überzeugend gespielt.
Da ich normalerweise keine Horrorfilme mag, ist es für mich schwer den Streifen einzuschätzen. Prinzipiell mag ich es nicht, wenn hier die reale Existenz von Hexen angedeutet wird. Das kennen wir ja auch schon aus einer neueren französischen D'Artagnan-Verfilmung. Ich finde es einfach makaber, wenn ein Film in einer Zeit spielt in der wirklich die Scheiterhaufen brannten und unschuldige Männer und Frauen wegen der Anklage der Hexerei gefoltert wurden. Darum hätte ich es schöner gefunden, wenn man diesen Aspekt eher wie in "The Northman" als eine Art Fantasie oder Vorstellungswelt der Charaktere eingebaut hätte. Ich kann schon erkennen, warum Robert Eggers für die künstlerische Qualität des Films so gefeiert wurde und warum der Stern von Anya Taylor-Joy in dem Maße seither aufgestiegen ist - ich fand sie sowohl hier als auch in "The Northman" überragend - was für eine Karriere in so kurzer Zeit!
Trotz der tollen Kostüme, Bauten und Geräte kann ich aber einfach so einen Film nicht so recht genießen. In sich fand ich ihn stimmiger als "The Northman", wenn mir auch das Ende wiederum wie bei dem neuesten Werk von Eggers unnötig und überdehnt schien.

Von mir daher: 8 von 10 Blutstropfen.
 
Da mich nunmal diese Zeit fasziniert, habe ich mir ein sogenanntes Fernsehspiel angeschaut, das in den 1970ern lief.

"Cautio Criminalis oder Der Hexenanwalt" D 1974 (Regie: Hagen Müller-Stahl)

Handlung: Auf einer theatermäßigen Bühne spielen sich sämtliche Szenen ab, die eher dem Muster eines Theaterstückes folgen, das mit der Kamera aufgenommen wurde. Am Anfang erleben wir wie die junge Katharina (Gaby Dohm), welche sich um die Post der Studenten kümmert, verdächtigt wird eine Hexe zu sein. Nur seine hohe Herkunft bewahrt Philipp von Schönborn (Wolfram Weniger) davor für seine Parteinahme für Katharina von der Inquisition zur Rechenschaft gezogen zu werden. Pater Friedrich Spee (Walter Böckmann) gelobt Philipp sich für Katharina einzusetzen. Doch sein Vorgesetzter beim Jesuitenorden Baving (Horst Frank) befiehlt ihm in Peine die Gegenreformation durchzusetzen. In Peine wird Spee von den aufgebrachten Protestanten angegriffen und zusammen geschlagen. Daraufhin erhält er von Baving den Auftrag bei Hexenprozessen den Verurteilten die Beichte abzunehmen wobei Spee mit dem Leiter der Prozesse Dr. Schultheiß (Walter Buschhoff) aneinander gerät. Von Philipp von Schönborn erfährt Spee von Katharinas Tod. Spee hat unterdessen sein Hauptwerk "Cautio Criminalis" verfasst worin er die Richtigkeit in der Führung der Hexenprozesse in Zweifel zieht. Von Schönborn sorgt dafür, dass die Schrift im Druck erscheint. Die Jesuiten wollen Spee zum Widerruf zwingen. Einmal gelingt es ihm diesen aufzuschieben; schließlich muss er sich aber vor dem Kurfürst von Köln (Wolfgang Stumpf) verantworten. Nur der Bischof von Würzburg (Friedrich Maurer) steht auf seiner Seite, da dieser nach der Lektüre von Spees Buch das Vergehen in der Hinrichtung von über 1200 Hexen und Zauberer unter seiner Führung einsieht und um Vergebung bittet. Schließlich kann Spee einer Verurteilung entkommen und geht nach Trier, wo er sich in der Versorgung kranker und verwundeter Söldner aufopfert um dort 1635 zu sterben.

Der Film spielt wie gesagt auf Bühnen mit minimalistischem Bühnenbild. Aber auch die Ausstattung ist minimalistisch und auch das Schauspiel, welches alle großen Gesten offenbar zu vermeiden sucht. Einzig Horst Frank darf manchmal aus sich heraus kommen und selbst das in weit limitierterem Maß als man ihn sonst kennt (z.B. in "Django und die Bande der Gehenkten"). Der Fernsehfilm verzichtet aber auch oft auf Erklärungen. So kann man erstmal damit nichts anfangen, als der Bamberger Bischof in einem Wirtshaus mit dem Vorsingen der von ihm geschaffenen Lieder aus der Reserve locken will, da der Zuschauer erstmal im Film nichts von Spee als Kirchenliederdichter erfahren hat. Der Abgang nach Trier wirkt etwas konstruiert und unglaubwürdig. Bei teilweise ausgezeichneten Schauspielern wie Peter Lühr (als Tilly) und Horst Frank wird wenig aus der dramatischen Story heraus geholt. Spee und auch eventuell seine Schwägerin, die als Hexenkönigin verbrannt wurde, hätten sicher ein besseres Denkmal verdient.

Staubtrockene Unterhaltung mit 3 von 10 vergilbten Seiten.
 
Der Film ist von 1974. Da dürfte die, welche für ihn verantwortlich sind, wahrscheinlich gar nicht gewusst haben, dass Friedrich von Spee eine nahe Verwandte hatte, die als Hexe verfolgt wurde.
 
Der Film ist von 1974. Da dürfte die, welche für ihn verantwortlich sind, wahrscheinlich gar nicht gewusst haben, dass Friedrich von Spee eine nahe Verwandte hatte, die als Hexe verfolgt wurde.
Man konnte ja in dem Film sehen, dass man zu recherchieren vermochte - zumal man so einen Fakt sicherlich auch 1974 im Handumdrehen rausbekommen hätte. Aber auch moderne Dokuformate scheinen ja bisweilen ahnungslos, auch wenn es sowas wie Suchmaschinen etc. 2022 gibt und Recherche heute einfacher denn je sein sollte.
 
Ich bin gestern mal über den Film gestolpert, den ich bestimmt im Nachmittagsprogramm von einem der Dritten Programme mal gesehen habe. Aus der heutigen Perspektive ist er doch auch irgendwie interessant, auch wenn er wohl mehr über die Entstehungszeit aussagt, als über das 17.Jh. bzw. den Dreißigjährigen Krieg.

"Gustav Adolfs Page" D, A 1960 (Regie: Rolf Hansen)

Handlung: König Gustav Adolf (Curd Jürgens) zieht 1632 in Nürnberg ein. Gustl (Liselotte Pulver), die Nichte des Bürgermeisters Leubelfing (Hans Nielsen), ist eine glühende Bewunderin des Königs, da auch ihr Vater unter den Schweden gedient hat und sie im Feldlager aufgewachsen ist. Nachdem sie darauf eingewirkt hat, dass Nürnberg eine große Menge an Proviant stellen muss, wünscht der König durch eine Verwechslung, dass der Sohn des Bürgermeisters (Eddi Arendt) dem König als Page dient, bietet sie sich als Ersatz an. So kommt sie getarnt als junger Mann in die Dienste des Königs und begleitet den Schwedenkönig fortan. Doch der König hat im Herzog von Sachsen-Lauenburg (Helmut Schmid) einen Widersacher im eigenen Lager. Da Gustav Adolf keine Artillerie hat [wo immer diese auch geblieben sein soll] versucht er einer Schlacht aus dem Wege zu gehen. Tatsächlich gelingt es dem König mit Hilfe von Gustls altem Bekannten Roland (Walter Reyer) mit Wallenstein (Axel von Ambesser) einen Waffenstillstand auszuhandeln. Dem Herzog von S.-Lauenburg misslingt es die Pläne des Königs zu durchkreuzen indem er Gustls Identität Piccolomini (Fred Liewehr) und Wallenstein bekannt macht. In einem Handgemenge wird der Herzog von S.-Lauenburg vom König getötet - aber Gustl sucht das Weite. Erst kurz vor der Schlacht bei Lützen begegnen sich der König und Gustl wieder und beide werden von der kaiserlichen Artillerie durch einen Kanonenschuss gemeinsam getötet, ehe sie dem König ihre Hingabe für ihn und ihre Gründe für ihre Entscheidung offenbaren kann.

Der ganze Film hat natürlich mit den historischen Ereignissen nichts zu tun, welche dem Drehbuch offenbar herzlich egal sind. So wird sogar einmal behauptet, dass der Wein vom Jahrgang 1622 besonders gut wäre obwohl das Gegenteil der Fall sein müsste (wir hatten das Thema der Missernte von 22 dieses Jahr auf unserer Veranstaltung). Zu welcher Zeit Gustls Vater denn unter den Schweden gedient haben soll bleibt komplett unerklärlich. Ebenso wird die Schlacht an der Alten Veste NAHE Nürnberg komplett ignoriert. Bedeutende schwedische Feldherren wie der Herzog von Sachsen-Weimar kommen nicht vor - ich habe am Anfang sogar gedacht, dass mit dem Lauenburger Herzog Bernhard gemeint sein soll. Auch passen die Darsteller von praktisch allen Rollen nicht zu ihren Figuren. So ist hier Picollomini, der 1632 erst Anfang 30 war, ein alter Mann. Der Film ist aber von daher interessant, weil man durch ihn deutlich sieht woher solche Produktionen wie der "Maria Theresia"-Fünfteiler herkommen in welchem auch kaum etwas bis auf die Namen der Figuren stimmte. Frapierend ist wie der Dreißigjährige Krieg so wirklich garnicht vorkommt in dem Film. Man sieht keine Plünderungen, ja nichtmal die Waffengattungen dieser Zeit wie Kürisser, Musketiere oder Pikeniere. Es wird nicht exerziert und schlichtweg fast garnichts getan, was typisch für die Zeit wäre. Regelrecht amüsant ist das Kostüm von Curd Jürgens, das immer komplett in Blau gehalten ist - selbst die Stiefel. Dadurch sieht er irgendwie aus wie eine Comicfigur. Man hat sich ganz grob an der Novelle von C.F. Meyer orientiert von der man vor allem die eindeutige Charakterisierung von bösen Figuren wie Lauenburg und seinen Schergen und guten Figuren wie Gustav Adolf übernommen hat ohne irgendwie die Beweggründe nachvollziehbar zu machen. Einzig die Religiösität einiger Figuren scheint glaubhaft.
Am überzeugendsten an dem Film fand ich die schauspielerischen Leistungen, allen voran die von Liselotte Pulver und Eddi Arendt.

4 von 10 verstaubte Hüte. Zum Verständnis des Geschichtsbildes im 20.Jh. vielleicht ganz interessant.
 
Vor ein paar Tagen bin ich auf folgenden Film gestoßen, den ich ganz interessant fand:

"Der Letzte fährt zur Hölle" - Poslední propadne peklu
CSSR 1982 (Regie: Ludvík Ráza)


Magadalena (Michaela Kudlácková) flieht 1611 mit ihren Eltern aus Prag, denn ihr Vater hat räuberischen Söldnern die Geldverstecke seiner Klienten verraten, weshalb er gesucht wird. Ihr Geleitzug, der von Passauer Söldnern unter dem Anführer Hoff (Bruno O'Ya) kommandiert wird, fällt einem Angriff der örtlichen Truppe des Richters (Jan Teplý) zum Opfer. Von ihren Angehörigen abgeschnitten muss sich Magdalena allein durchschlagen und trifft im nahegelegenen Wirtshaus auf den ihrerseits von den Passauern überfallenen Spielmann Matous (Ivan Vyskocil) zusammen. Dieser kommt an das Geld des armen Bartos (Ivan Vyskocil), der durch den Verlust seines Geldbeutels vom Landrichter inhaftiert wird. Doch auch der gewissenlose Hoff will an das Geld kommen, der ursprünglich dieses auf seiner Flucht verloren hat. Mit ein wenig Glück gelingt es Magdalena und Matous sich der wenigen verbliebenen Leute von Hoff zu erwehren, der schließlich allein dasteht. Doch das Geld bringt keinem, der es in seine Gewalt bringt Glück. Glück das erhoffen sich die an Wunderdinge glaubenden Protagonisten auch durch ein kleines Fläschchen, das jedem, der es in seine Gewalt bringt einen Wunsch erfüllen soll. Doch der Haken ist, dass jeder nach dem einen Wunsch das Fläschchen weiter verkaufen muss für den halben Wert des Preises, den man dafür bezahlt hat. Mit ihrem Wunsch ausgestattet würfelt Magdalena im Kerker mit dem Henker um Matous Leben und er wird wieder befreit. Doch da ist noch Hoff, der auch an das Wunderfläschchen kommen will, um sich eine ganze Kompanie Söldner zu wünschen. Aber Magdalena hat es zuletzt für nur 2 Heller kaufen können ...

Der Film ist voller teilweise überraschender Wendungen. Obwohl das Kostümbild teilweise zu wünschen übrig lässt, wirkt doch alles unglaublich stimmig. So habe ich in der Form noch keinen Überfall auf einen Geleitzug gesehen und überhaupt wird die Zeit der Unsicherheit und das Gefühl einer allgemeinen Bedrohung auch durch die Willkür sehr gut widergespiegelt. Der Film lebt neben guten bis sehr guten Schauspielern von den tollen Handlungsorten und einer geschickten Regie. Selten habe ich einen Film erlebt, der in der Zeit spielt, der mich so überzeugen konnte. Die Handlung scheint in der Filmmitte eigentlich nur in einem Wirtshaus zu spielen, das ich in der Inhaltsangabe nicht erwähnt habe, da die Geschichte wirklich zu umfangreich ist. Die Figuren bekommen trotz einer Lauflänge von nur 78 Minuten eine ganz erstaunliche Tiefe und teilweise sogar einen Facettenreichtum, den ich faszinierend fand. Kleine Details wie das Geldversteck in dem Wagen oder auch, dass die Magd des Wirts das Stroh vom Heuboden herunter holte fand ich sehr schön eingebaut. Überhaupt gefiel mir die Stimmung in dem Film.

Ein kleiner schöner Film, der es schafft zwischen Horror-, Abenteuer-, Historien und Märchenfilm eine gute Balance zu finden. M.E. ein bisschen mit "The VVitch" vergleichbar, aber doch für mich deutlich interessanter. 9 von 10 Silbermünzen.
 
Eine weitere mäßig gute Serie.

"Luna Nera" EP 1
I 2020 Francesca Comencini


Handlung: Italien im frühen 17. Jh.. Eine schwangere Adlige bezichtigt Ade Bruno (Antonia Fotaras) eine Hexe zu sein. Worauf sich die beiden Frauen davon machen und die Frau samt dem sodann tot geborenen Kind allein lassen (???). Die junge Frau wird von da an von allen Leuten ignoriert oder sogar angegriffen. Ihre Großmutter wird von den Adligen der Region, die sich als eine Art Waldgeister verkleiden und so ulkig mit Fackeln rumreiten (???), verhaftet und soll auf Betreiben einiger Adliger und der Geistlichkeit verbrannt werden.
Derweil kehrt der Medizinstudent Pietro (Giorgio Belli) aus Rom zurück, wo er gelernt hat, dass alle Krankheiten eine erklärbare Ursache haben. Unterwegs begegnet er Ade und verliebt sich rasch in diese. Doch kann er nicht verhindern, dass Ades Großmutter verbrannt wird, die allerdings tatsächlich eine Hexe zu sein scheint...

Die Krux an der Story ist natürlich, dass wieder einmal die Hexenverfolgung in den Kontext eines real existierenden Vorhandenseins von Frauen mit übernatürlichen Fähigkeiten gesetzt wird. Das wirkt auf mich erstmal abstoßend zumal es den rational argumentierenden Wissenschaftler seiner Rechtfertigung beraubt.
Ähnlich wie in anderen Serien dieser Jahre wird über alles ein Dreck-Mittelalterfilter gelegt. Dass Ades Familie auf dem Land lebt und offensichtlich keine Haustiere hat und man sich fragen kann, wovon diese ulkigen Leute denn überhaupt leben sollen und wozu sich die Adligen als so eine Art Waldschrate verkleiden um die Omma hopps zu nehmen, bleibt auch völlig unerklärlich. Die Rolle der Geistlichen ist recht dubios. Ein Geistlicher scheint bei der Hinrichtung maßgeblich mitzuwirken. Ein anderer im Hintergrund scheint nichts davon wissen zu wollen. Immerhin gibt es ein paar schöne Bauten und das Schauspiel ist deutlich besser als in etwa gleichzeitig erschienenen Netflix-Produktionen.

Da ich das Grundkonzept der Handlung widerlich finde und man auf dem Rücken der damaligen unschuldigen Opfer des Hexenwahns Profit schlagen will, gibts von mir 3 von 10 Omen...
 
Ich hatte jetzt das Vergnügen Alan Rickmans letzte Regiearbeit zu sehen. "A Little Chaos" war Rickmans zweite Kameraarbeit und zu seiner ersten lag ein Abstand von 17 Jahren.

"Die Gärtnerin von Versailles" (A Little Chaos) UK, 2014, Regie: Alan Rickman

Handlung: Der König Louis XIV (Alan Rickman) wünscht sich 1682 einen die ganze Welt beeindruckenden Garten für sein Schloss in Versailles. Der Gartenbaumeister André le Nôtre (Matthias Schoenaerts) sieht sich dieser Aufgabe nicht gewachsen und bittet andere Gartenbaumeister ihn für einzelne Partien zu unterstützen und ihre Entwürfe vorzulegen. Obwohl die Pläne von Sabine de Barra (Kate Winslet) Le Nôtre etwas chaotisch vorkommen (???) . Bekommt er ihr Vertrauen. Doch sieht sie sich bald verschiedenen Schwierigkeiten gegenüber. Die Arbeiter scheinen nicht gut genug und sie ist mit dem Leben am Hof nicht vertraut. Obendrein wird sie von Le Nôtres Gattin (Helen McCrory) beargwöhnt, die in der Gunst der Madame de Montespan (Jennifer Ehle) steht. Doch der Stern dieser Mätresse des Königs scheint zu sinken und immerhin bringt der Duc d'Orléans (Stanley Tucci) ihr sein Interesse entgegen, der offen in einem homosexuellen Verhältnis lebt, welches von seiner Gemahlin (Paula Paul) toleriert wird ...

Der ganze Film scheint von Anfang an vollkommen unausgegoren und sich selbst nicht sicher, was er denn überhaupt sein will. Komödie? Historienepos? Man erlebt nicht den Hof von Versailles, den es 1682 ja schon geben müsste, sondern eine Art Parallelwelt in welcher der König stoisch wie ein Nachrichtensprecher seine Texte aufsagt und viele Figuren außer dem Namen nach fast nichts mit historischen Vorbildern zu tun haben. Wozu Le Nôtre jemanden mit eigenen Plänen sucht, wenn er doch alle Bosquete selber schon entworfen hat, ist ebenso unplausibel wie überhaupt der ganze Charakter der Madame de Barra. Sie schafft in dem Film ein Bosquet, das nach den Maßstäben des 17. Jh. etwas ganz gewöhnliches ist und man versteht als Zuschauer garnicht, was denn dieses angebliche Chaos sein soll. Dann sind auch die Szenenbilder und das Kostümbild vollkommen undurchdacht. Einmal ist Le Nôtre mit dem Herzog und dessen Entourage in einem Wäldchen, wo irgendwelcher Erinnerungsklimbim rumhängt, dass es aussieht wie in einem modernen Tinnefladen. Das Kostümbild ist ein wilder Mix aus modernen Accessoires (wie dem ulkigen Strohhut, den sich Madame de Barra am Anfang kauft) und Zeugs, das nach 17., 18. und 19. Jahrhundert ausschaut. Ich habe auch noch nie eine dermaßen uninspirierte Darstellung der Figur des Sonnenkönigs in einem A-Film gesehen. Man hat den Eindruck, dass Alan Rickman jede andere Darstellung der Figur wie von Didier Sandre (L'Allée du Roi), Benoît Magimel (Le Roi danse) oder Jean-Pierre Kalfon (Saint Cyr) bewusst ignoriert hat um etwas eigenes - irgendwie artifizielles zu schaffen, was aber auf mich einfach nur leblos und wenig ansprechend wirkte. Trotz der irgendwie zu modern wirkenden Rolle konnte mich nur Kate Winslet irgendwie überzeugen in ihrer Rolle als tragische romantische Heldin. Selbst die Handlungsorte sind teilweise unglücklich gewählt wie etwa Le Nôtres offenbar englisches Haus. Vielleicht hätte man sich ja wenigstens die Mühe machen können in Frankreich zu drehen... Was bleibt ist ein misslungener Film mit ein paar wenigen Schauwerten, ein paar wenigen guten Kameraeinstellungen - aber keinerlei Spannung oder Interessantes.

4 von 10 falsch gesetzte Blumenkübel.
 
Eine weitere (und offenbar vollkommen überflüssige) Verfilmung der Drei Musketiere, auf die ich heute zufällig gestoßen bin:
The Three Musketeers (2023) ⭐ 1.7 | Action, Adventure
Das Plakat sieht ja schon mega peinlich aus mit diesen Rüstungsteilen und ulkigen Hüten.

Und dann der Trailer! Feinster wohl europäischer Trash! Die Vogelschauaufnahmen mit den Wäldern zeugen schon davon, dass irgendwo in nem Wald gedreht wurde um Kosten und Mühen zu sparen. Wie halt "Medieval" in der Kiesgrube.
 
Wir haben jetzt mal in eine polnische Serie reingeschaut, die natürlich nationale Epen wie "Potop" persifliert. Es scheint aber so zu sein, dass die Serie auch im Ausland läuft.

" 1670" P 1 "Die Versammlung" (Regie: Maciej Buchwald) P, 2023

Handlung: Der 1670 über seine Verhältnisse lebende dumme wie selbstgerechte Landadelige Jan Paweł Adamczewski (Bartłomiej Topa) ist neidisch auf seinen Rivalen Andrzej (Andrzej Klak), dem mehr als die Hälfte des Dorfes Adamczycha gehört, da Jan Paweł in Geldnöten ihm diesen verkaufen musste. Schließlich muss sich Jan Paweł auf eine Versammlung der Adeligen der Gegend bequemen, auf welcher Andrzej vorschlägt die Abgaben eines jeden Adeligen für den König zu erhöhen um das im Krieg gegen Schweden ruinierte Land wieder aufzubauen und das Heer wieder aufzustellen. Doch Jan Paweł ist ebenso wie seine Familie ein engstirniger Standesgenosse und beschließt alles abzuwiegeln. Wird ihm sein Widerstand in der Versammlung gelingen? ...
In der ersten Folge der Serie wird uns auch die Familie der Szlachta vorgestellt mit den beiden grundverschiedenen Söhnen von Jan Paweł, seiner Tochter Aniela und seiner Frau Zofia. Auch der nichtsnutzige Bruder seiner Frau namens Bogdan kommt vor und einige Leibeigene, welche machen müssen, was ihr Herr will, wenn sie nicht seine Knute spüren wollen.

Anders als "Norsemen" setzt "1670" auf gute bis hervorragende Schauspieler und ist auch vom Humor her weniger flach als die zotige norwegische Serie. Die Serie ist offensichtlich eine Art Persiflage, geht aber eher in Richtung Kabarett und amüsiert sich nicht nur über die Verhaltensweisen in Polen im 17.Jh. sondern auch immer wieder über das 21. Jh., woran v.a. der Praktikant aus dem Ausland oder die rebellische Tochter erinnern. Beachtlich ist der Aufwand an Kostümen, Waffen und übriger Ausstattung. Es wurde in einem Museumsdorf in Polen gedreht, was man der ganzen Ausstrahlung der Szenen anmerkt. Dabei ist die Kameraarbeit aber durchaus sehr professionell.

9 von 10 Säbeln.
 
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