Spielfilme angesiedelt im Mittelalter

Vor kurzem ist ja der britische Schauspieler Ray Stevenson gestorben. Sein letzter Auftritt in einem europäischen Film ist der ungarische Historienstreifen "1242: Gateway to the West". Dort spielt er einen Kardinal zur Zeit der Mongolischen Invasion. Ein deutscher Kinostart ist offenbar noch nicht bekannt.
1242: Gateway to the West (2023) - IMDb
 
Wenn ich in der Besetzungsliste Eric Roberts und Michael Ironside lese, klingt das für mich nach einem dieser Filme, für die man sich ein paar ehemalige internationale Stars, die mittlerweile für eine Handvoll Dollar alles drehen, einkauft, um sie mit ein paar bekannten Namen vermarkten zu können. Solche Filme taugen erfahrungsgemäß meist leider nicht allzu viel.

"Irati" wiederum schwimmt anscheinend auf der heutigen "Mittelalter"-Film-Welle mit finsteren Typen in Fellen und dem beliebten Konflikt gutes Heidentum vs. böses Christentum bzw. böse Kirche.
 
Wenn ich in der Besetzungsliste Eric Roberts und Michael Ironside lese, klingt das für mich nach einem dieser Filme, für die man sich ein paar ehemalige internationale Stars, die mittlerweile für eine Handvoll Dollar alles drehen, einkauft, um sie mit ein paar bekannten Namen vermarkten zu können. Solche Filme taugen erfahrungsgemäß meist leider nicht allzu viel.
Vielen Dank für die Einschätzung. Die Fotos, die ich bisher gefunden habe waren ja immerhin so hell, dass man bunte Kleidung erkennen konnte. Schonmal etwas. :)
Ausreichend viel Kunstblut und Fokus auf Grausamkeit wie abgehackter Kopf auf einem Teaserbild ist erkennbar.
 
"Irati" wiederum schwimmt anscheinend auf der heutigen "Mittelalter"-Film-Welle mit finsteren Typen in Fellen und dem beliebten Konflikt gutes Heidentum vs. böses Christentum bzw. böse Kirche.
Immerhin scheint diese Gut-Böse-Einteilung bzgl. Katholiken und Heiden in dem ungarischen Film (wo übrigens zunächst Kevin Spacey den Kardinal hätte spielen sollen) quasi umgekehrt verteilt zu sein. ;)
 
Besonders lustig war es in der einen Artus-Umsetzung mit dem hl. Germanus als Bösem. Ein Teil der Sage scheint ja darauf zurückzugehen, dass der Bischof selbst die Schlacht lenkte, was später nicht mehr opportun war und Artus angedichtet wurde. Und in der Aremorica hat er sich für die Bevölkerung eingesetzt, da in dem Gebiet Bagauden die Verwaltung und Verteidigung übernommen hatten. Spätere Regelungen zeigen, dass Germanus Bittgesuch in Ravenna, wo er starb, einen gewissen Erfolg gehabt haben muss.

Eigentlich wäre Germanus von Auxerre also der typische Holliwood-Held. Nach einer in der Regel angenommenen Position als Befehlshaber des tractus Aremoricae* von der Welt zurückgezogen, angeblich Lehrer von St. Patrick, muss Bischof werden und in Britannien, wo er sich um die Pelagianer kümmern soll, wieder zum Schwert greifen. Und er setzt sich für die geschlagenen Bagauden ein.
 
Alle Jahre wieder kommt "Der Löwe im Winter" im Öffentlich Rechtlichen. Bis heute ist/war der Film noch in der arte-Mediathek. Ich hatte Neugier wie er ist und muss sagen, dass ich beeindruckt war.

"The Lion in Winter" UK 1968 (R: Anthony Harvey)

Handlung: Wie jedes Jahr holt König Henry (Peter O'Toole) seine Gemahlin Eleonore (Katharine Hepburn) aus dem Kerker in England zu sich an den Hof über Weihnachten. Auch sein intriganter Sohn Geoffrey (John Castle), sein machtbesessener Sohn Richard (Anthony Hopkins) und sein Lieblingssohn, der buckelige John (Nigel Terry) kommen nach Chinon. Der Hintergrund ist, dass König Philippe Auguste von Frankreich (Timothy Dalton) die vertraglich vereinbarte Vermählung seiner Schwester Alais (Jane Merrow) mit Richard einfordert, da er andernfalls die Brautgabe in Form der Grafschaft Vexin zurückfordert. Doch ist Alais unterdessen Henrys Geliebte geworden und streubt sich gegen eine Ehe, die auch Henry nicht mehr wünscht, da er John die Königskrone geben will und unter Vorwänden und Finten versucht Katharine dazu zu bewegen formal ihr Herzogtum Aquitanien Richard zu nehmen und ihm zu überlassen. Die nächtliche Hochzeit platzt, da sich Richard weigert als er davon erfährt dafür Aquitanien hergeben zu müssen. Sodann spinnt allen voran der undurchsichtige Geoffrey ein Komplott um Henry zu stürzen bis alle Prinzen im Gemach des französischen Königs von Henry überrascht werden, der zu Recht Verrat wittert und alle drei Söhne einsperren lässt. Nun will er die Scheidung von Eleonore und Alais heiraten um mit ihr Thronanwärter zu zeugen. Alais warnt den König von England, da sie ganz richtig vermutet, dass Henry sterben würde bevor sein etwaiger männlicher Nachfolger erwachsen wäre und sie nicht mitansehen will wie die Brüder ihren Sohn ermorden. Doch wie wird sich Henry entscheiden und was beabsichtigt Eleonore mit dem Ring, den sie einer Wache gibt? Will sie sich befreien oder ihn dingen den König zu töten?

Dieser Film ist die Verfilmung eines Theaterstückes, was man dem Film auch deutlich anmerkt. Was unter freiem Himmel spielt ist oftmals ohne Dialog. So bleibt der Sinn eines Gefechtes am Strand, wobei am Anfang Geoffrey Ritter aus einem Hinterhalt eine Marschkolonne angreifen lässt, dem Zuschauer verborgen. Wahrscheinlich geht es vorrangig darum in 3 Szenen die 3 Brüder zu charakterisieren. John als schwächlich, Geoffrey als gerissen und Richard als stark, aber auch dumm und aufbrausend. Es ist rasch offensichtlich, dass keiner der Söhne als Nachfolger taugt. Richard wird rasch mit Argumenten besiegt und durchschaut den Rivalen Philippe nicht, von dem er sich ständig durch die Bitte nach Truppen abhängig macht. John ist zu einfältig und willensschwach. Geoffrey würde alles verkaufen nur um an sein Ziel zu kommen. Der einzige Nutznießer wäre [und war ja auch historisch] der junge Philippe, der hoch intelligent erscheint und die ganze Familie gegeneinander auszuspielen versteht.
Das Negative aber vor dem großen Lob. Nach den Ritterfilmen mit Robert Taylor setzte im Mittelalterbild im Kino der Umschwung zum dreckigen Mittelalter ein, der schon 1968 offenbar vollzogen ist. Das heißt, dass König Henry in einer Art irgendwie zusammengeschnürten Kartoffelsack rumläuft. Das grobe Kostüm sollte offenbar kaschieren, dass Peter O'Toole eine schmächtige Gestalt hatte und neben Anthony Hopkins oder den anderen Darstellern nicht gerade gefährlich sondern eher gebrechlich gewirkt hätte. Desweiteren liegt in der ganzen Burg Stroh rum ohne dass man sehen könnte wozu, da das Gefolge bspw. garnicht in der großen Halle schläft. Der Weihnachtsbaum und die an Weihnachten zu verschenkenden Kostüme sind weitere Anachronismen. Selbst für 1968 mutet aber das Duell/Turnier Richards ulkig ein. Er trägt einen verrosteten Gestechhelm im Stil um 1500, der offenbar nicht an dem nicht vorhandenen Brustharnisch zu befestigen ist und will dann im Zorn seinen Kontrahenten töten ohne dass man erfährt warum. Man erfährt garnicht, was der Kampf darstellen soll, weil es anders als bei einem Turnier keine Zuschauer gibt und anders als bei einem gerichtlichen Zweikampf keine Richter oder dergleichen.
Nun aber zum Positiven und das sind die brillanten Dialoge und das exzellente Schauspiel. Jeder der Söhne ist hervorragend besetzt und wenn ich auch früher dachte, dass "Was vom Tage übrig blieb" die beste Leistung von Hopkins war, so war er hier auch ganz hervorragend als aufbrausender Wirrkopf. Ich würde sogar sagen, dass hier Timothy Dalton mit 21 die beste Performance seiner Karriere ablieferte. Katharine Hepburn hat hier als gekränkte, hochintelligente Herrscherin eine Paraderolle; aber Peter O'Toole hat sicherlich ebenso wie sie den Oscar verdient und es ist eine Schande, dass er diesen nie bekommen hat.

Trotz der zahlreichen Anachronismen noch immer sehenswert. 8 von 10 Dolchen.
 
Hier eine recht neue Independent-Produktion aus Tschechien: ZBOJNÍK

Inhalt
Der Film folgt der Lebensreise der Hauptfigur Oldřich von Roupov, dem Sohn eines Fürsten, der sich nach seiner Rückkehr vom Neunten Kreuzzug in einem verwüsteten Land wiederfindet. König Ottokar II. Přemysl fiel auf dem Mährischen Feld und es kamen schlimme Jahre über das Böhmische Königreich. Oldřich und sein Freund Jetřich finden Zuflucht im Wald Sukořínský lapký. Die Ereignisse in der Region werden Oldřich aus Roupov bald dazu veranlassen, sich mit dem Adligen Děpolt aus Rýzmberk zu verfeinden und zum Anführer einer Räuberbande zu werden. (ČSFD)
Zbojník (2023) | ČSFD.cz
 
Hm ... das Mittelalter scheint gerade in Mode zu sein! ;)
Jeanne de Belleville
Jeanne de Belleville - Teaser | Un film historique sur la première femme pirate tourné en Bretagne par des bénévoles d'associations historiques ⚔️ et des professionnels du cinéma !... | By Film - Jeanne de Belleville | Facebook
Jeanne de Belleville (Short 2022) | Short, Adventure, History
(spielt Mitte des 14. Jahrhunderts und scheint von den Kostümen und der Ausrüstung her überdurchschnittlich zu sein). Ist allerdings "nur" ein Kurzfilm mit 19 Minuten.
 
Vor kurzem ist ja der britische Schauspieler Ray Stevenson gestorben. Sein letzter Auftritt in einem europäischen Film ist der ungarische Historienstreifen "1242: Gateway to the West". Dort spielt er einen Kardinal zur Zeit der Mongolischen Invasion. Ein deutscher Kinostart ist offenbar noch nicht bekannt.
1242: Gateway to the West (2023) - IMDb
Jetzt ist vor einigen Tagen auch für diesen Film ein Trailer erschienen. Zu finden auf der verbotenen Seite.
 
Eine offenbar recht billige Produktion aus GB zum heutigen Internationalen Frauentag: ;)

Der Trailer ist doch großartig. Der absolut hilflose Robin stolpert offenbar nur orientierungslos durch den Film. Hier ist mal der Mann die "Jungfrau in Nöten". Das sieht man gerne.

Interessant auch, dass man auch bei Männern von "Jungfrauen" spricht.

Ich habe vor 2 Wochen einen Kurs im Kreativen Schreiben gegeben. Alle Teilnehmenden waren weiblich. Nach meiner Aufforderung, den Text an den jeweiligen Nebenmann weiterzugeben, kam natürlich gleich der Einwand: "Nebenfrau". Leider war ich in dem Moment nicht gewitzt genug, auf die bereits bestehende Bedeutung von "Nebenfrau" und "Hauptfrau" einzugehen.
 
Das sieht wirklich nach Billigstproduktion aus. Zwei Dutzend Leute in Kostümen im Wald - viel mehr Aufwand gab es anscheinend nicht.
 
Der TV Sender TELE 5 sendet heute ab 20:15 Uhr den franz. Spielfilm "Johanna von Orleans" aus dem Jahr 1999.
Link: Johanna von Orleans (1999) – Wikipedia

Nach der 1948er Verfilmung mit der ikonischen Ingrid Bergman als Johanna sicher die beste Neuverfilmung, die überhaupt möglich war.
Vielleicht ja auch etwas für euch.

Gruß zum Wochenende

Micha
 
Danke Ravenik,
das war mir leider nicht bekannt, eine Schande, dieses Meisterwerk von Luc Besson zu zerschnippeln...

Micha
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ja, es gibt ein paar Szenen, wie die Schändung der Leiche von Johannas Schwester, die man durchaus weglassen könnte, ohne dass der Film darunter leidet. Aber ich stimme zu, die Verfilmung ist wirklich gut, auch wenn die Last auf Milla Jovovichs Schultern manchmal etwas zu groß scheint. Dennoch ist der Film bis in die Nebenrollen großartig besetzt. Die Ausstattung ist hervorragend (einer der wenigen Filme mit authentischen und prachtvollen Kostümen), und mir gefällt die Interpretation von Johanna als gequälter Seele.
 
Zurück
Oben