Lungos schrieb:
Ich habe davon geredet, dass Turkvölker und Mongolen gemeinsame sprachliche Ursprünge haben. Die Sprachen sind engstens miteinander verwandt und man kann nicht sagen, welche Sprache aus welcher entstanden ist.
Auch das ist nicht richtig.
Richtig ist, daß in den 1940er bis 1960er Jahren eine Theorie etabliert wurde, wonach die türkischen, mongolischen und tungusischen Sprachen eine gemeinsame Sprachfamilie, die sogenannte "altaische" Familie bilden. D. h. Türkisch ist weder aus Mongolisch entstanden noch Mongolisch aus Türkisch, sondern beide Sprachgruppen hätten sich in grauer Vorzeit aus der altaischen Grundsprache entwickelt.
Von "engster" Verwandtschaft kann überhaupt keine Rede sein, bestenfalls (!) reden wir hier von Verwandtschaftsverhältnissen wie zwischen Deutsch und Paschtunisch.
Nun gibt es sogar Fachleute, die mit guten Gründen die Auffassung vertreten, die türkischen und mongolischen Sprachen seien überhaupt nicht verwandt. Diese Auffassung hat in den letzten Jahrzehnten wieder verstärkt Raum gewonnen.
Unterm Strich heißt das also: Ob Türkisch und Mongolisch miteinander verwandt sind, ist umstritten.
Lungos schrieb:
(P.S.: vergleicht mal z.B. Schwedisch und Deutsch!).
Gerne, nehmen wir doch mal die Zahlen 1, 2, 3:
Deutsch: "eins - zwei - drei"
Schwedisch: "en - två - tre"
Das wäre ein Beispiel für eine sehr enge Verwandtschaft.
Und nun ein Beispiel für eine entferntere Verwandtschaft, nehmen wir mal Paschtunisch, das in Afghanistan gesprochen wird: "yaw - dwa - dre"
Die Verwandtschaft ist immer noch klar zu erkennen.
Nun mal Beispiele für zwei relativ entfernt verwandte Turksprachen:
Osmanli ("Türkeitürkisch"): "bir - iki - üç"
Tschuwaschisch: "pêr - ik - viś"
Auch hier ist der Fall klar.
Und nun zum Vergleich Klassisches Mongolisch: "nigen - qoyar - ghurban."
Da ist genausowenig Verwandtschaft erkennbar wie zwischen Deutsch und Türkisch...
Lungos schrieb:
Falsch ist es zu sagen, dass Türken auch in der Mongolei wohnen. In der Mongolei gibt es einfach keine Türken. Es gibt nur Turkvölker in der Mongolei. Türken sind nur ferne Verwandte dieser mongolischen Turkvölker!
Das ist eine etwas merkwürdige Auffassung. Schon vor 1500 Jahren lebten in der Mongolei Türken, die sich auch als Türken ("Türküt") bezeichneten - in Anatolien gab es damals noch keine Türken.
Das Mißverständnis, daß wir mit "Türken" nicht nur Staatsbürger der Türkei bezeichnen. ebenso wie wir mit "Mongolen" nicht nur Staatsbürger der Mongolei bezeichnen, sollte doch nun endlich einmal behoben sein.
Lungos schrieb:
Nachtrag:
Oft wird Mongole gleichgesetzt mit Mongoloid. Das ist eigentlich falsch. Mongoloid bedeutet "mongolisch aussehend". Der klassische Mongoloid aus europäischer Sicht ist daher der Chinese. Der Ursprung der "Mongoloiden" ist daher mit Sicherheit nicht der Mongole, sondern eher der Chinese.
Das richtige Wort lautet "mongolid". "Mongoloid" war einmal die medizinische Bezeichnung für einen Gen-Defekt; heute sagt man üblicherweise "Down-Syndrom" dazu.
Es ist zwar egal, ob man Menschen mit bestimmten äußerlichen Merkmalen (Lidfalte, hohe Backenknochen etc.) als "chinesoid", "vietnamesoid", "eskimoid" bezeichnet, aber es hat sich nun mal die Bezeichnung "mongolid" eingebürgert.
Und die Mongolen sind im Großen und Ganzen eben genauso mongolid wie die Chinesen oder die Eskimos oder die Philippinos. daher ist es auch völlig in Ordnung, von "Mongoliden" zu sprechen.
Nur sollte man nicht vergessen, daß diese wenigen äußerlichen Merkmale über die genetische Verwandtschaft der Völker untereinander wenig bis gar nichts besagen.
Totaler Unfug ist es also, von mongoliden, mongolischen, türkischen oder chinesischen "Rassen" oder "Mischrassen" zu sprechen.
Nachtrag:
Lungos schrieb:
Und die Völker dazwischen sind überwiegend Turkvölker (die Kirgisen mal ausgenommen).
Die Kirgisen sind natürlich auch Türken.