Status von Pommern vs. Elsaß und Niederlande nach westfälischem Frieden

rrttdd

Mitglied
Hallo,

ich hätte mal eine Frage wegen dem Status dieser Gebiete nach dem Westfälischen Frieden!

Nach meinem Kenntnisstand war es so:

-Das Elsaß wurde offenbar komplett an Frankreich abgetreten
-Holland wurde unabhängig

Pommern kam an Schweden, ABER es schien wohl doch noch zum HRR zu gehören, und plötzlich mischte der schwedische König in diversen Institutionen des HRR mit, und unterwarf sich damit für Pommern auch Einrichtungen wie den Reichskammergerichten des HRR...

Ich dachte immer, Schweden wäre eine der großen Siegermächte des 30-jährigen Krieges. Warum haben sie Pommern nicht "komplett" aus dem HRR gelöst wie das Elsaß oder die Niederlande? Zumal das HRR mit dem Kaiser und diversen Königen und Kurfürsten ja ein ziemlicher Chaotenhaufen war...:D
 
Hallo,

ich hätte mal eine Frage wegen dem Status dieser Gebiete nach dem Westfälischen Frieden!

Nach meinem Kenntnisstand war es so:

-Das Elsaß wurde offenbar komplett an Frankreich abgetreten
-Holland wurde unabhängig

Pommern kam an Schweden, ABER es schien wohl doch noch zum HRR zu gehören, und plötzlich mischte der schwedische König in diversen Institutionen des HRR mit, und unterwarf sich damit für Pommern auch Einrichtungen wie den Reichskammergerichten des HRR...

Ich dachte immer, Schweden wäre eine der großen Siegermächte des 30-jährigen Krieges. Warum haben sie Pommern nicht "komplett" aus dem HRR gelöst wie das Elsaß oder die Niederlande? Zumal das HRR mit dem Kaiser und diversen Königen und Kurfürsten ja ein ziemlicher Chaotenhaufen war...
Das Elsass wurde auch nicht komplett aus dem HRR gelöst. Hier wurden dem König von Frankreich in Teilen des Landes Landvogteirechte eingeräumt.
Die Reichsstädte fielen erst mit der Zeit an Frankreich. Das berühmteste Beispiel dürfte die Besetzung Straßburgs sein.
Dass dies alles formaljuristisch nicht ganz sauber war, gab auch später noch manchen Reichsständen die Argumente in die Hand, eine Rückholung des Elsass zum Reich zu fordern.
http://www.geschichtsforum.de/588422-post11.html
aus: http://www.geschichtsforum.de/f16/der-weg-nach-valmy-1791-1792-a-38730/

Später konnte der schwedische König über den Besitz Schwedisch-Pommerns auch ein wenig Einfluss auf den Reichstag in Regensburg gewinnen. Recht berühmt sind bspw. die schwedischen Einwendungen gegen die Niederlegung der Krone durch Kaiser Franz II..
 
Aber hätte Schweden nicht noch "mehr" rausholen können aus dem westfälischen Frieden?

Nach dem Motto: Entweder wir gliedern Pommern in unser Mutterland ein oder wir machen weiterhin verschiedene Ländereien im HRR dem Erdboden gleich? Schweden saß doch an einem sehr langen Hebel.

Und hat gewonnen...

Und muss sich dann am Ende trotzdem mit irgendwelchen Provinz-Hegemonen des HRR rumschlagen..? Was wäre passiert, wenn Schweden Pommern komplett für sich gefordert hätte?
 
Aber hätte Schweden nicht noch "mehr" rausholen können aus dem westfälischen Frieden?

Nach dem Motto: Entweder wir gliedern Pommern in unser Mutterland ein oder wir machen weiterhin verschiedene Ländereien im HRR dem Erdboden gleich? Schweden saß doch an einem sehr langen Hebel.

Und hat gewonnen...

Und muss sich dann am Ende trotzdem mit irgendwelchen Provinz-Hegemonen des HRR rumschlagen..? Was wäre passiert, wenn Schweden Pommern komplett für sich gefordert hätte?
Schweden war ja nach Nördlingen ziemlich im Eimer und verdankte, dass der Krieg überhaupt weiter gehen konnte, offensichtlich der französischen Hilfe.
Ich habe mich leider noch nicht so intensiv mit den Verhandlungen in Münster und Osnabrück beschäftigt, auch wenn ich selber schonmal dort war.
Im Falle der Niederlande, akzeptierte der Kaiser ja quasi nur ein Faktum, was schon seit Jahrzehnten im Grunde Tatsache geworden war.
Man müsste freilich die Korrespondenz zwischen dem schwedischen Kanzler und den Vertretern Oxenstierna (Sohn des Kanzlers) und Salvius in Münster erfahren.
Ich sehe es aber so, dass der Kaiser im Grunde nichtmal bereit war dauerhaft Pommern heraus zu geben, ihn dann aber die Kriegslage 1648 umstimmte.
 
Aber hätte Schweden nicht noch "mehr" rausholen können aus dem westfälischen Frieden?

Nach dem Motto: Entweder wir gliedern Pommern in unser Mutterland ein oder wir machen weiterhin verschiedene Ländereien im HRR dem Erdboden gleich? Schweden saß doch an einem sehr langen Hebel.

Und hat gewonnen...

Und muss sich dann am Ende trotzdem mit irgendwelchen Provinz-Hegemonen des HRR rumschlagen..? Was wäre passiert, wenn Schweden Pommern komplett für sich gefordert hätte?
Du scheinst die Rechtsposition eines Gebiets im HRR zu unterschätzen. Schweden war in Pommern in fast allen Dingen autonom, es durfte (offiziell) nur keine Politik gegen den Kaiser gemacht werden. Dazu war Pommern aber auch zu klein. Und wer hätte in einem Konflikt nachweisen wollen, dass schwedische Truppen mit Geld aus Pommern bezahlt werden? Und ein pommersches Regiment hätte man halt gegen Polen oder Russland in Reserve gehalten.

Umgekehrt war Schweden so aber auch in die Politik im HRR eingebunden und konnte mitreden (nicht viel, aber immerhin).

Diese Beschreibung sähe natürlich anders aus, wenn Schweden einem modernen Staat geglichen hätte. Aber die Verwaltung war bei weiten nicht so umfassend wie heute und in vielen Teilen des Landes waren zwar der König und das Reich eine Klammer, im Detail gab es aber viele Unterschiede.

Im Gegensatz dazu versuchte Frankreich schon früher und auch erfolgreicher sich zentralistisch zu gestalten. In Verbindung mit der doch insgesamt viel größeren militärischen Stärke waren Abtretungen eher möglich und auch sinnvoll.

Solwac
 
Danke! :)

Diese Beschreibung sähe natürlich anders aus, wenn Schweden einem modernen Staat geglichen hätte. Aber die Verwaltung war bei weiten nicht so umfassend wie heute und in vielen Teilen des Landes waren zwar der König und das Reich eine Klammer, im Detail gab es aber viele Unterschiede.

Im Gegensatz dazu versuchte Frankreich schon früher und auch erfolgreicher sich zentralistisch zu gestalten. In Verbindung mit der doch insgesamt viel größeren militärischen Stärke waren Abtretungen eher möglich und auch sinnvoll.

Solwac

Aber: Wenn man sich den Wikipedia-Artikel zur Geschichte Schwedens mal anschaut:
Geschichte Schwedens ? Wikipedia

Dann scheint Schweden governancemäßig doch nicht ganz so rückständig gewesen zu sein wie du es beschreibst. Vergleiche vor allem die Zeit Gustav Wasas mit seinen Reformen 1523 - 1611. Oder die Innenpolitik Gustav II Adolfs 1611 bis zum Eintritt in den 30jährigen Krieg.

Mir fällt jedenfalls gerade auf, dass beim 30jährigen Krieg Schweden zwar sehr wichtig war -- aber betreffend der Hintergründe, Schwedische Innenpolitik ist nicht soviel allgemein bekannt wie bei Frankreich oder Holland. Kann ddas sein? Holland dagegen war vorher noch im HRR dabei, und Frankreich wird bei der deutschen Geschichte eh immer mitbetrachtet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir fällt jedenfalls gerade auf, dass beim 30jährigen Krieg Schweden zwar sehr wichtig war -- aber betreffend der Hintergründe, Schwedische Innenpolitik ist nicht soviel allgemein bekannt wie bei Frankreich oder Holland. Kann ddas sein? Holland dagegen war vorher noch im HRR dabei, und Frankreich wird bei der deutschen Geschichte eh immer mitbetrachtet.
Wohlmöglich braucht man dafür einfach schwedische Literatur.

Nicht zu unterschätzen dürfte die charismatische Figur von Gustav Adolf sein. Aber auch er musste erstmal den schwedischen Reichstag überzeugen. In Schweden spielte dieser ja noch viel stärker eine Rolle, als in Frankreich die Ständeopposition.

Einschub, vergleichend zu Frankreich:
Die Institution der Generalstände in Frankreich schlief seit dem letzten Zusammentreten 1614 ein. Zwar haben wir noch zur Zeit der Unmündigkeit von Louis XIV den Konflikt mit der Fronde. Nachdem dieser aber "beigelegt" war, vermochte es Louis XIV zusehends die Adelsopposition ruhig zu stellen. Das gelang der Monarchie dann bis zum Tode des Sonnenkönigs 1715.

Zum anderen darf man, bei allen militärischen Erfolgen Schwedens noch in der zweiten Hälfte des 17.Jh. nicht übersehen, dass Schweden zur Großmacht schlicht und ergreifend die personellen Ressourcen fehlten. Ohne die tatkräftige Unterstützung Frankreichs, wäre da sicherlich der Status als baltische Großmacht sonst nicht bis in den Nordischen Krieg hinein zu halten gewesen.
Neben dem Krieg in Deutschland musste Schweden bereits während des 30-jährigen Krieges auch Kräfte für den immer wieder aufflammenden Gegensatz mit Dänemark und die Interessen, welche Polen gegenüber standen, frei bekommen.
Zwar hatte Frankreich auch gegen eine Vielzahl an Feinden, man denke nur an den Spanischen Erbfolgekrieg, durchzuhalten. Aber da waren die Mittel doch auch ganz andere.

Zugegeben ist der Fokus im dt. Geschichtsbild eher auf die Rivalität mit Frankreich am Rhein ausgerichtet - damals wie heute.
Nur die Involvierung Kurbrandenburgs unter dem Großen Kurfürst in die Kriege im Ostseeraum, verschafften auch Schweden ein bisschen Platz in den deutschen Geschichtsbüchern:
1.) Zweiter Nordischer Krieg Friedrich Wilhelm (Brandenburg) ? Wikipedia
2.) Schwedisch-Brandenburgischer Krieg Friedrich Wilhelm (Brandenburg) ? Wikipedia

Das Buch von Richard Brzezinski "Die Armee Gustav Adolfs: Infanterie und Kavallerie" offenbarte mir reicht anschaulich, wie schwer schon der 30-jährige Krieg an den Ressourcen Schwedens an Mensch, Material und Geld nagte.*
Man kann auch sagen, dass sich Schweden mit dem ausgedehnten Krieg in Deutschland zusammengenommen mit all den anderen militärisch ausgetragenen Konflikten selbst überforderte. Das ist freilich ein Aspekt, der einem im deutschen Geschichtsunterricht z.B. nicht so deutlich gemacht wird oder ganz hinten runter fällt. Für das Schweden dieser Zeit, muss es aber schon eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben.

Schweden setzte dann ja, nach dem Ausbluten der im Kern aus Schweden, Finnen usw. bestehenden Armee, die noch 1630/31 agiert hatte, im weiteren Kriegsverlauf noch stärker auf deutsche und andere Söldner, da es mit den eigenen Leuten eben nicht zu schaffen gewesen wäre, die Erfolge zu behaupten - gerade in Anbetracht der allianzpolitisch wechselhaften deutschen Verbündeten (Kurbrandenburg und Kursachsen z.B.).

* Richard Brzezinski "Die Armee Gustav Adolfs: Infanterie und Kavallerie" Siegler-Verlag, 2006
 
Die Frage wäre für mich, was denn die Alternative für Schweden gewesen wäre. Hätte Schweden wegen einer formalen Loslösung Pommerns aus dem Reich weiterkämpfen sollen?
Weiterkämpfen auch ohne den Verbündeten Frankreich, das seine Ziele mit dem Frieden im Oktober erreicht hatte?
Wie hätte das ausgehen sollen?

Ich denke da an den Vorstoß von Mansfeld nach Ungarn 1626, der dann in Kroatien zugrunde gegangen war. Peter Ernst II. von Mansfeld ? Wikipedia

Wie hätte sich die Versorgung der Armeen, die so weit vorstießen, bewerkstelligen lassen? Mehrfach war man in Böhmen oder Schlesien eingefallen, Schweden und Verbündete. Man siegte, aber erschöpfte sich auch zusehends.

Also ich denke, dass Schweden den Frieden wie auch die anderen Mächte bitter nötig hatte. Die Kriegsentschädigung von 5 Million Taler, die auch im Westfälischen Frieden verankert wurde, waren bestimmt reizvoll und willkommen für das gebeutelte Schweden.
In der Situation war sicherlich das Eingehen auf die Vertragsbestandteile aus eigenem Interesse nicht dumm.
 
Aber: Wenn man sich den Wikipedia-Artikel zur Geschichte Schwedens mal anschaut:
Geschichte Schwedens ? Wikipedia

Dann scheint Schweden governancemäßig doch nicht ganz so rückständig gewesen zu sein wie du es beschreibst. Vergleiche vor allem die Zeit Gustav Wasas mit seinen Reformen 1523 - 1611. Oder die Innenpolitik Gustav II Adolfs 1611 bis zum Eintritt in den 30jährigen Krieg.
Rückständig höchstens aus heutiger Zeit. ;)

Brissotin hat ja schon auf die begrenzten Ressourcen Schwedens hingewiesen, dafür hat Schweden eine große Machtposition erreicht. Aber die Möglichkeiten waren trotzdem kleiner als die Frankreichs.

Der schwedische König hatte einfach "nur" die Position des Herzogs von Pommern übernommen. Weder die Bewohner des Landes noch die anderen Mächte des Westfälischen Friedens hätten eine Ausweitung der Macht so einfach akzeptiert.

Solwac
 
Der schwedische König hatte einfach "nur" die Position des Herzogs von Pommern übernommen. Weder die Bewohner des Landes noch die anderen Mächte des Westfälischen Friedens hätten eine Ausweitung der Macht so einfach akzeptiert.
Und selbst das bisschen Pommern (übertrieben gesagt), war ja vorerst nicht alles, da die Schweden auch nach 1648 vertragswidrig noch einige Gebiete besetzt hielten, welche eigentlich Kurbrandenburg zustanden und sich erst allmählich auf das vertraglich garantierte Territorium zurück zogen. Brandenburg war zu dem Zeitpunkt allerdings militärisch - noch vor dem systematischen Aufrüsten unter dem Großen Kurfürst - zu schwach, um den Ansprüchen mit Waffengewalt Nachdruck zu verleihen oder auch nur Schweden einzuschüchtern.
Man denke nur an die Zeit, als Georg Wilhelm (Kurfürst bis 1640) so militärisch machtlos war, nichtmal Schweden irgendwie am Durchzug zu hindern und dann von Gustav Adolf dazu gezwungen werden konnte, dessen Verbündeter zu werden (nach dem Motto: wer nicht für mich ist, ist gegen mich).
 
Der schwedische König hatte einfach "nur" die Position des Herzogs von Pommern übernommen. Weder die Bewohner des Landes noch die anderen Mächte des Westfälischen Friedens hätten eine Ausweitung der Macht so einfach akzeptiert.

..wobei ja auch viele andere Teilnehmer des westfälischen Friedens wenig Ressourcen hatten und durch den Krieg gebeutelt waren...

Aber vielleicht wollten auch alle Beteiligten auf Nummer Sicher gehen und endlich Frieden, und auch Schweden hat es vermieden, hoch zu pokern - könnte das so hinkommen?
 
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..wobei ja auch viele andere Teilnehmer des westfälischen Friedens wenig Ressourcen hatten und durch den Krieg gebeutelt waren...
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Aber vielleicht wollten auch alle Beteiligten auf Nummer Sicher gehen und endlich Frieden, und auch Schweden hat es vermieden, hoch zu pokern - könnte das so hinkommen?
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Das schon. Aber der Kaiser hätte gegen Schweden nicht allein gestanden. Bayern war ja auch noch da.
Und Schweden hätte leicht als Störenfried hingestellt werden können.

Sachsen war ja mit dem Gewinn der Lausitzen schon seit dem Frieden von Prag eigentlich zufrieden gestellt.

2.
Ohne Details zu kennen: ich denke, ja. :winke:
 
Wenn ich meinen Ranke da gerade richtig interpretiere, dann war es doch so, das Brandenburg mit Pommern eine Erbverbrüderung geschlossen hatte, d.h. das Pommern nach dem Erlöschen der pommerschen Herrscherfamilie an den Kurfürsten fallen sollte,
Ich stelle es mir in Verhandlungen leichter vor, jemandem das versprochene Erbe des Großonkels "abzuschwatzen" als ihm etwa das eigene Haus wegzunehmen...
Außerdem war es damals noch üblich, sich mit bestimmten rechtlichen Einschränkungen zufrieden zu geben, wenn man nur das Land an sich bekam/behielt - so war etwa der Kurfürst von Brandenburg als Herzog von Preußen bis 1657 Lehnsmann des polnischen Königs...
 
..wobei ja auch viele andere Teilnehmer des westfälischen Friedens wenig Ressourcen hatten und durch den Krieg gebeutelt waren...

Aber vielleicht wollten auch alle Beteiligten auf Nummer Sicher gehen und endlich Frieden, und auch Schweden hat es vermieden, hoch zu pokern - könnte das so hinkommen?
Der Westfälische Frieden ist natürlich deshalb zustande gekommen, weil ALLE beteiligten Parteien kriegsmüde waren.

Aber warum sollte Schweden überhaupt etwas ändern wollen? Sie bekamen 1648 die Bestätigung für die Politik der Vorjahre. Und wer sich gegen den Kaiser ins Unrecht setzte musste mit Aktion aller anderen Reichsstände rechnen. Es hätte schon reichlich Verbündete gebraucht um dies realistisch zu wagen.

Solwac
 
Wenn ich meinen Ranke da gerade richtig interpretiere, dann war es doch so, das Brandenburg mit Pommern eine Erbverbrüderung geschlossen hatte, d.h. das Pommern nach dem Erlöschen der pommerschen Herrscherfamilie an den Kurfürsten fallen sollte,.

Im Grimnitzer Vertrag von 1529 konnte Pommern gegenüber Brandenburg seine Reichsunmittelbarkeit durchsetzen, wofür es Brandenburg beim Aussterben des Herzogshauses im Mannesstamm uneingeschränktes Erbrecht zusicherte. Der Vertrag war also keine Erbverbrüderung auf Gegenseitigkeit.

Als der letzte Pommernherzog Bogislaw XIV. 1637 starb, wandte sich Schweden gegen alle Versuche Brandenburgs, das im Grimnitzer Vertrag fixierte Erbrecht durchzusetzen. Im Westfälischen Frieden 1648 kamen dann Hinterpommern und das Bistum Kammin an Brandenburg-Preußen, während Schweden Vorpommern erhielt. Das war insofern ein guter Kompromiss, als Brandenburg zumindest die Hälfte Pommerns erhielt, denn die bestimmende Hegemonialmacht im Norden war Schweden und gegen dessen Macht konnte Brandenburg wenig ausrichten. So musste es mit Hinterpommern zufrieden sein, konnte aber schon 1720 einen Teil Schwedisch-Vorpommerns okkupieren und verleibte sich nach dem Wiener Kongress 1815 auch das restliche Pommern ein.
 
Und wer sich gegen den Kaiser ins Unrecht setzte musste mit Aktion aller anderen Reichsstände rechnen. Es hätte schon reichlich Verbündete gebraucht um dies realistisch zu wagen.

Naja, die Niederländer haben das ja im 80-jährigen Krieg auch alleine hinbekommen. Wobei ihnen natürlich der 30 jährige Krieg und Europas Zustand an dessen Ende entgegenkamen...
 
Die Niederlande haben davon profitiert, das Spanien gegen Frankreich arg alt aussah. Die führten da noch Krieg gegen einander. Und Spanien war wohl auch finanziell angeschlagen war, so das sie sich nicht noch einen teuren Krieg leisten konnten.
Seit der Abdankung von Kaiser Karl V. Unterstanden die Niederlande dem Erben der Burgundischen Länder, damit Philip II., dem König von Spanien. Sie sollten damit eigentlich schon aus dem HRRdN ausgeschieden sein, also fast schon 100 Jahre früher.

Apvar
 
Zu Beginn des niederländischen Aufstandes gegen Spanien (1568) sah eher Frankreich gegenüber Spanien alt aus. Frankreich schied nach dem Frieden von Cateau-Cambrésis (1559) de facto 40 Jahre aus der großen Politik aus.
1610 wollte Frankreich wieder auf der europäischen Bühne mitspielen (Jülicher Erbfolgekrieg), aber die Ermordung Heinrichs IV. verhinderte dies. Erst unter Ludwig XIII. konnte Frankreich wieder wie eine Großmacht agieren (ab 1635).
Spanien hatte bis dahin seine Kräfte überstrapaziert; ab 1640 kamen noch der Abfall Portugals und damit verbundene Kampfhandlungen hinzu.
Frankreich hat Spanien frühestens 1643 (Schlacht bei Rocroi) und spätestens 1659 (Pyrenäenfrieden) überrundet, aber die längste Zeit des 80jährigen Krieges mitnichten.

Aus dem Reich schieden die Niederlande rechtlich keineswegs infolge des Burgundischen Vertrages von 1548 aus. Das war auch nicht die Intention von Karl V. Vielmehr hatte das Reich für den Schutz der Niederlande mit zu sorgen.
 
Schweden in Deutschland

@Niederlande: Sie führten eigentlich ihren Befreiungskampf nicht gegen Reich und Kaiser, sondern gegen die spanischen Könige, die durch Erbschaft in den Besitz der diversen Herrschaftsbezirke in den Niederlanden gekommen waren. Nur solange der König von Spanien auch Kaiser des HRR war, lässt sich die Trennung nicht gut aufrecht erhalten. Auch so strahlte durch verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Kaiser und spanischem König der niederländische Konflikt auch in das restliche HRR über. Die Grafen von Nassau-Dillenburg als Reichsstand etwa griffen entscheidend in den Konflikt zugunsten der Niederländer ein (Oranier). Das Herauslösen der Niederlande aus dem HRR nach 1648 haben wohl die Briten noch heute nicht kapiert, denn sie nennen die Niederländer „Dutch“, womit die Holländer das sprachlich eigentliche englische Wort für „Deutsch“ geerbt haben^^

@Schwedische Beute des 30jährigen Krieges: Nicht nur Pommern kam an sie unter eigenen Statthaltern, sondern weitere deutsche Gebiete. (Eigentlich nur Vorpommern! Restpommern-HInterpommern kam an Brandenburg) Interessanter Link hier:
Schwedisch Deutschland - timediver®

@Herauslösen aus dem HRR und Schaffung eines einheitlichen Schwedischen Großreiches:
Warum hätte Schweden dies tun sollen? Die deutsche Identität ihrer Festlandsbesitzungen war sehr stark verwurzelt. In feudalistischen Herrschaftsgebilden ist es doch egal ob ein Herrscher nun über Bremen oder Stettin nun als König von Schweden herrscht oder als Herzog von Bremen etc.! Außerdem vermindert es innenpolitische Spannungen und auch Spannungen mit dem HRR, da ja nach Notwendigkeit die Formen der Herrschaft angepasst werden konnten, was dem damaligen Standessystem entsprach.
Titulatur und Wappen (Deutsche Kaiser nach 1873) ? Wikipedia
Hätte etwa der schwedische Adel im Reichstag von Stockholm ihre „deutschen Kollegen“ gerne empfangen? Im Gegenteil hatten die schwedischen Könige Vorteile davon, dass sie von nun an gleichzeitig auch deutsche Reichsfürsten waren. Sie hatten Mitspracherecht, auch Stimme und Chancen im Konzert der deutschen Fürsten über den Reichstag. Konnten somit indirekt und direkt leicht in deutsche Verhältnisse intervenieren, ohne mit dem Ruch des Reichsfeindes und Eroberers auftreten zu müssen. Man war ja Großmacht!
Immerwährender Reichstag ? Wikipedia
Man bedenke nur die propagandistischen Verrenkungen die notwendig waren, damit Gustav II. Adolf im 30jährigen Krieg hatte eingreifen können und wie schwach eigentlich seine Legitimation für die Intervention gewesen waren. Nur der reißende Erfolg und die fast schon heilsgeschichtliche Propaganda im Sinne der „teutschen Libertät“ und „Protestantischen Errettung“ hatten die Folgen der Aggression in großen Teilen Deutschland vergessen lassen.
Ständische Libertät ? Wikipedia
Sehr interessant dazu auch unten stehender Link, welche Gustavs Maßnahmen und Schwierigkeiten aufzeigen. Eigentlich verstieß der Schwede (der Deutsch als wörtliche Muttersprache schon immer sprach) von Anfang an gegen die Prinzipien der „teutschen Libertät“ indem er sich ohne Rechtsgrundlagen wie der Kaiser in Wien gebärdete: Kaiserliche Regalien dauerhaft veränderte (etwa Zollrechte) und Reichsstände (d.h. „Staaten innerhalb des HRR“) aufhob oder neu vergab. Etwa das mächtige Bistum Würzburg in ein Herzogtum Franken umwandelte und es seinem verdienten General Bernhard von Sachsen-Weimar versprach. Oder das der geborene Schwedengeneral Gustav Horn mit der Deutschordensenklave Stockheim beschenkt wurde. Nach dem Schlachtentod des Schwedenkönigs ließ sich Bernhard tatsächlich in Frankfurt durch den schwedischen Reichskanzler mit dem Herzogtum Franken belehen! Dabei waren die Schweden mit dem Anspruch angetreten, die „teutsche Libertät“ gegen einen anmaßenden Kaiser zu schützen. Ihm warf man unter anderem vor, die Herzöge von Mecklenburg, die gegen den Kaiser im Krieg unterlegen waren, vertrieben zu haben und dann den verdienten kaiserlichen General Wallenstein zum Herzog von Mecklenburg erhoben zu haben: Das wurde von deutschen Reichsfürsten auch im katholischen Lager als sehr anmaßend beurteilt!

Dabei war das HRR, erst Recht nach dem Westfälischen Frieden zu, einer inhomogenen Gemeinschaft autonomer Stände, Staaten und Städten unter nomineller Lehens- & Oberhoheit des Kaisers geworden. Ein König von Schweden konnte hier eigentlich keine Rechte geltend machen als das Recht eines Siegers. Indem diese Könige nun auch deutsche Reichsfürsten wurden, war das leichter!
Internet-Portal "Westfälische Geschichte" / : 1648: Krieg und Frieden in Europa,
 
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